Das Fachhandwerk sieht sich als Garant für mehr Energieeffizienz und fordert ein stärkeres politisches Engagement für energiesparendes Sanieren. Das ist nötig, denn das überaus stromorientierte Energiekonzept der Bundesregierung mit seinen Visionen bis ins Jahr 2050 weist dem Einsparpotenzial im Gebäudebereich und speziell dem Wärmemarkt lediglich eine Nische zu. Dagegen sieht der ZVSHK die wichtige Aufgabe, den politischen Entscheidern in Berlin Möglichkeiten aufzuzeigen, wie das Fachhandwerk jetzt tätig werden kann, um den ambitionierten Klimaschutzzielen näher zu kommen. ZVSHK-Präsident Manfred Stather verwies in seiner Rede auf die zahlreichen Dienstleistungen, die sowohl von den SHK- als auch den Elektro- und Informationstechnischen Handwerken erbracht werden. Beide Handwerksverbände hatten sich in Vorbereitung auf den Kongress abgestimmt, um ihren gemeinsamen Anliegen mit einer Stimme Nachdruck zu verleihen.
Sanierungsrate kommt nur schleppend voran
Der Handlungsbedarf rund um die Modernisierung von Gebäuden gibt keine Rätsel auf. Längst liegen die Fakten auf dem Tisch, was alles getan werden kann und muss, damit die aus dem Gebäudesektor resultierenden klimaschädlichen Gase weniger werden. Es geschieht jedoch zu wenig. Die Sanierungsrate bei veralteten Heizsystemen und mangelhaft gedämmten Häusern liegt derzeit bei etwa 2 % pro Jahr. Wenn dies so weiter läuft, würde es statistisch gesehen mehr als 70 Jahre benötigen, um drei Viertel des gesamten Gebäudebestandes so zu sanieren, bis der Stand der Energieeinsparverordnung EnEV von 2009 erreicht ist.
Drei Viertel aller Häuser in Deutschland stehen bereits seit 1979 – damals trat die erste Wärmeschutzverordnung in Kraft. Vor allem die Häuser des Wiederaufbaus aus den 50er- bis 70er-Jahren weisen jetzt einen riesigen Sanierungsbedarf auf. Wundert es da, dass auf den Gebäudebereich etwa 40 % der in Deutschland verbrauchten Gesamtenergie und ein Drittel der CO2-Emissionen entfallen? An hochgesteckten Zielen mangelt es nicht: So strebt die Bundesregierung beispielsweise an, dass der Wärmeenergiebedarf bis zum Jahr 2020 um 20 % reduziert wird.
Bei Neubauten ist die Sache aussichtsreich: In der Gebäudetechnik gelten Grenzwerte für das Niedrig- oder Nullenergiehaus längst als erfüllbar. Bereits das Plusenergiehaus ist bei innovativen Architekten und Planern machbar.
Warum wird so wenig modernisiert?
Bleibt der Altbau. Noch erscheint es fraglich, wie sich der Modernisierungsstau auflösen lässt. Wo aber liegen die Steine im Weg? Allein der Wärmebereich mag als Beispiel dienen: Laut Statistik der Heizungsindustrie sind 77 % der insgesamt 17,8 Millionen Heizungsanlagen nicht effizient. Für 23 % trifft dies zu, wobei 13 % sogar regenerative Energiequellen nutzen. Das Kuriose: Laut einer Emnid-Umfrage sind etwa drei Viertel der Bürger der Meinung, dass ihre Heizungsanlage dem aktuellen Stand der Technik entspricht. Allein dieses Missverhältnis sagt viel über den gelähmten Fortschritt.
Kosten sparen – ein wirksames Argument
Bedarf es mehr Aufklärung, damit der Handlungsbedarf zugunsten der Umwelt steigt? Auch dazu bringt eine Umfrage ernüchternde Ergebnisse: Die CO2-Minderung liefert für nur sehr wenige Menschen das entscheidende Argument zum Handeln. Motivation ist eben häufig schlichter gestrickt: Erfahrungsgemäß sind es finanzielle Anreize, die den Endverbraucher schneller aktiv werden lassen.
Das bestätigt zumindest die Entwicklung des Marktanreizprogramms MAP. Denn die Chance, vom Staat zusätzlich Geld zu bekommen, kurbelt oft eine rege Nachfrage an. Jeder Förder-Euro löste darüber hinaus rund weitere sieben Euro an Investitionen aus – bis das MAP auf Eis gelegt wurde. Branchen-Experten sind sich sicher: Die unberechenbare Förderpolitik hat viele Investoren abgeschreckt, die energetische Sanierung ihrer Gebäude in absehbarer Zeit in Angriff zu nehmen. Für viele lautet seitdem das Motto: Abwarten.
Politik soll Signal setzen
Wo aber bleiben nun die Anreize für den Bürger, in Sachen Klimaschutz aktiv zu werden? ZVSHK-Präsident Manfred Stather forderte auf dem Kongress, dass endlich ein wirksames Signal von politischer Seite kommen muss. „Es ist für mich völlig unverständlich, warum das wegweisende Potenzial der Gebäudetechnik in Deutschland nach wie vor ein politisches Schattendasein fristet“, sagte Stather. Es fehle sowohl an einer nachhaltigen Förderung der energetischen Gebäudesanierung als auch an der grundsätzlichen Identifikation der politischen Entscheidungsträger mit dieser zukunftsweisenden Thematik.
Fachhandwerk bietet umfangreiche Lösungen
Gut gerüstet sieht er hingegen das Fachhandwerk mit seinem direkten Draht zum Kunden. Hier sind die kompetenten Köpfe, die die vorhandenen Einsparpotenziale erkennen und Endverbrauchern zu einer effizienten und wirtschaftlich interessanten Anlagenplanung in Wohngebäuden verhelfen.
Alternativen zum Stop and Go einer Förderung
Fest steht: Die Haushaltsmittel des Bundes werden immer knapper. Gesucht sind also Finanzierungsmöglichkeiten, die eine Alternative zur bisherigen Förderpolitik aus öffentlicher Hand bieten können. Wie sich auf dem Kongress zeigte, haben zwei verschiedene Strategien die Chance, in Zukunft das Investitionsklima für mehr Energieeffizienz zu verbessern:
- Das ist zum einen der Effizienzfonds des ZVSHK. Er sieht vor, sanierungswilligen Hausbesitzern ein Effizienzdarlehen zu gewähren. Hierbei ist auch die Finanzwirtschaft gefordert, weil eine Anschubfinanzierung gebraucht wird. Ähnlich dem Bafög-Modell wären die Modernisierer verpflichtet, einen Teil der eingesparten Energiekosten über einen festzulegenden Zeitraum an den Fonds zurückzuzahlen. Die haushaltsabhängige Förderung der öffentlichen Hand würde sich damit erübrigen.
- Die zweite Möglichkeit liegt in der Entwicklung eines Modells für die steuerliche Abschreibung. Investoren hätten auf diesem Weg einen verlässlichen Anreiz, für Maßnahmen zur Effizienzsteigerung bzw. CO<sub>2</sub>-Minimierung eine Vergütung zu bekommen.
In einer Podiumsdiskussion mit Parlamentariern mehrerer Parteien zeigte sich auf dem Kongress, dass diese Finanzierungsmöglichkeiten in den politischen Gremien in nächster Zeit weiter diskutiert werden. Vor dem nächsten Frühjahr wird eine solche Steuerreform allerdings nicht spruchreif sein. Dieser Zeitpunkt liegt jedoch nahe genug, damit die Regierung endlich wirksame Signale setzen kann, um in den nächsten Jahren auf breiter Spur Investitionen in Energieeffizienz anzukurbeln.
TD