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Tagung in Berlin

Dauerbrenner Barrierefrei

Inhalt

Die 30000 SHK-Innungsbetriebe haben im Jahr 2012 rund 480000 Bäder saniert, davon ein Drittel altersgerecht. Dem Bad kommt eine Schlüsselstellung zu, wenn es um das selbstständige Wohnen im Alter in den eigenen vier Wänden geht. Damit angesichts der zunehmenden Überalterung der Gesellschaft genug geeigneter Wohnraum zur Verfügung steht, muss die Sanierung in diesem Tempo vorangehen. Denn das Bundesbauministerium hat den Bedarf ausgerechnet: Jährlich müssen über 175000 barrierefreie Wohnungen geschaffen werden, damit bis zum Jahr 2030 die zusätzlich benötigten drei Millionen Wohnungen zusammenkommen.

Wie lässt sich diese Kraftanstrengung Jahr für Jahr meistern? Steht genügend Geld für diese Investitionen zur Verfügung? Wer kann mit finanzieller Unterstützung bzw. mit zinsgünstigen Krediten rechnen? Darüber wurde auch in der Podiumsdiskussion mit Vertretern des Bundestages und der Sanitärwirtschaft mit Heidrun Bluhm (Die Linke), Ulrike Gottschalck (SPD), Volkmar Vogel (CDU), Eberhard Bürgel (SHK), Jens Wischmann (VDS) und Sebastian Körber (FDP) diskutiert. Aber nicht nur diesen Fragen ging das Berliner Branchensymposium „Bauliche Herausforderungen des demografischen Wandels in der Sanitärwirtschaft“ nach. ZVSHK und die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) haben am 25. Juni wichtige Gesprächspartner zusammengebracht, die an der Realisierung rund ums altersgerechte Bad beteiligt sind. „Die Gespräche mit den Vertretern der Bundestagsfraktionen lassen uns hoffen, dass die Zuschussvariante ‚Altersgerecht Umbauen’ in der nächsten Wahlperiode wieder aufgesetzt wird“, äußerte sich ZVSHK-Hauptgeschäftsführer Elmar Esser zuversichtlich.

Förderung muss attraktiver werden

Wie sich auf der Tagung zeigte, macht sich auch die KfW erneut für das Kreditprogramm „Altersgerechtes Umbauen“ stark. In der Vergangenheit kam diese Art der finanziellen Unterstützung bei Modernisierern gut an – bis der Sparhaushalt der Bundesregierung 2011 dieser attraktiven Förderung ein Ende bereitete. Es gab keinen finanziellen Zuschuss mehr vom Staat. Was geblieben ist, ist ein zinsgünstiges Finanzierungsprogramm der KfW, das theoretisch jedermann in Anspruch nehmen kann, um seine vier Wände energetisch zu sanieren und barrierearm zu gestalten. Doch wie die Praxis zeigt, können Senioren oft nicht davon profitieren, weil sie aufgrund ihres Alters keine Kredite bewilligt bekommen.

Fachbetrieb hat Vertrauen des Kunden

Ein weiterer Punkt: Wer als Investor einer Immobilie über Modernisierungsmaßnahmen nachdenkt, hat zumeist nur die energetische Sanierung im Fokus. Eberhard Bürgel, SHK-Unternehmer aus Nienburg und stellvertretender Landesinnungsmeister in Niedersachsen, weiß um die hohen Investitionen, die oftmals erforderlich sind. „Die jungen Alten, die jetzt über Geld verfügen und die eigenen vier Wände modernisieren wollen, machen sich zunächst keine Gedanken über barrierefreie Planung.“ Deshalb ist die kompetente Beratung für den Sanitärprofi das A und O. Vor allem der private Hausbesitzer sieht den Sanitär-Fachbetrieb als Ansprechpartner Nr.1 und etwa 3000 Handwerksunternehmer haben sich bereits für das Thema Barrierefreies Bad schulen lassen (Infos beim jeweiligen Landesverband).

Bürgel und SHK-Unternehmer Jürgen Klein, Obermeister der SHK-Innung Münster, machten deutlich, dass gut durchdachte Technik und ansprechendes Design heute das barrierefreie Bad geschickt gestalten können – ohne dass der Eindruck von „behindertengerecht“ aufkommt. Den Akut-Fall, in dem binnen weniger Tage eine Wohnung barrierefrei umgebaut werden soll, weiß Bürgel ebenfalls zu stemmen. Er unterscheidet strikt zwischen der längerfristigen Modernisierung der eigenen vier Wände, die auch eine Barrierefreiheit gleich mit in die Tat umsetzt, und einem Notfall, bei dem keine Zeit mehr bleibt für Formalitäten, Gutachten oder finanzielle Bewilligungen – hier geht es um einen Kunden in einer Notlage, der erwartet, dass ihm möglichst schnell jemand hilft. „In solchen Fällen wird kompetenten SHK-Betrieben derzeit zu wenig Entscheidungsspielraum für die nötigen technischen Maßnahmen zugestanden“, prangerte Bürgel an. Weil es an einer offiziellen Zulassung durch die Krankenkassen mangele, bewege sich der SHK-Betrieb bei seinem Engagement in einer Grauzone. Denn er wisse nicht, ob die baulichen Maßnahmen letztlich als notwendig anerkannt und Zahlungen bewilligt werden.

Architekt und Handwerker

Geht es um Modernisierungen von Mietwohnungen in großen Liegenschaften, ist die Ausgangslage anders. Weil meist zahlreiche Wohnungen gleichzeitig barrierefrei umgebaut werden sollen und auch die energetische Sanierung ansteht, sucht sich die Wohnungswirtschaft in der Regel einen Architekten als Ansprechpartner. Zwar setzen Sanitärprofis die Baumaßnahmen um, doch sind sie oft gar nicht oder erst spät in die Planungsphase eingebunden. Wie die Diskussion auf der Tagung zeigte, könnten Architekten und kompetente SHK-Fachbetriebe vieles besser machen, wenn sie mehr von- und miteinander lernen würden.

„Die baulichen Herausforderungen können wir nur gemeinsam lösen“, sagte Elmar Esser in seinem Resümee und unterstrich die Bedeutung, die das Thema demografischer Wandel für die SHK-Berufsorganisation hat. So gab es auf der diesjährigen ISH die Premiere des Produkt-Awards „Badkomfort für Generationen“, mit dem demografische Produkte ausgezeichnet wurden. Der Wettbewerb wird auch 2015 an den Start gehen. Mehr noch: Der ZVSHK startet das Forschungsprojekt „Bäder der Zukunft – Generationswechsel“ in Kooperation mit der Wissenschaft und der Industrie. Die Ergebnisse sollen zur ISH 2015 präsent sein.