SBZ: Herr Müller, ein fertiges Merkblatt liest sich leicht. Woran lag es, dass die Einigung mit den Herstellern so viele Jahre gedauert hat?
Müller: Die harten Verhandlungen zeigen, wie weit auseinander SHK-Handwerk und Hersteller mit ihren Positionen lagen. Der BDH hat sehr lange gebraucht, die unterschiedlichen Angaben seiner Mitglieder zum Thema Steinbildung zu harmonisieren. Umso glücklicher sind wir, jetzt ein Ergebnis erreicht zu haben, das unseren Mitgliedern hilft. Der bisherige Zustand mit der vielschichtigen VDI 2035 Teil 1 stellte für das SHK-Handwerk keine praktikable Lösung dar, insbesondere weil es ergänzend hierzu noch unterschiedliche Produktvorgaben seitens der Hersteller gab.
SBZ: Haben die Gespräche für das neue Merkblatt gezeigt, dass es bundesweit gesehen eher der Ausnahmefall ist, wenn besondere Füllwässer nötig sind?
Müller: Was heißt Ausnahmefall? Nach unseren Erfahrungen der letzten Jahre ist das Problem mit der Zunahme von Heizgeräten mit niedrigem spezifischem Wasserinhalt kleiner 0,3 Liter pro Kilowatt eher größer geworden. Technisch bedeutet dies, dass die Geräte bei einer Nennwärmeleistung von z.B. 20 kW gerade einmal 6 Liter Heizwasservolumen haben dürfen.
SBZ: ...was für den Heizungsbauer die Rahmenbedingungen nicht vereinfacht...
Müller: Die Heizgeräte sind von ihrer Werkstoffbeschaffenheit und durch konstruktive Maßnahmen derart technisch hoch gezüchtet, dass eben offensichtlich nicht mehr in jedem Fall gewöhnliches Trinkwasser ohne Probleme aus der häuslichen Wasserinstallation eingefüllt werden kann. Das Motto „Trinken ja, aber in das Heizgerät einfüllen nicht in jedem Fall!“ ist doch dem Betreiber nicht mehr zu vermitteln!
SBZ: Haben sich die hartnäckigen Verhandlungen zwischen der Berufsorganisation und den Herstellern ausgezahlt?
Müller: Ich meine schon! Der Vorteil für unsere Mitglieder besteht darin, dass sich der SHK-Fachbetrieb gegenüber dem Hersteller schadlos halten kann, wenn er den Nachweis erbringt, dass er die vereinbarten Kriterien bei der Produktauswahl berücksichtigt hat. Damit kann er sich jetzt einfacher technisch entlasten, als es bisher der Fall war.
SBZ: Konstruktive Veränderungen an den Heizgeräten sind erst bei der nächsten Gerätegeneration möglich. Rechnen Sie damit, dass die Hersteller langfristig umdenken? Oder wird es weiterhin besondere Füll- oder Ergänzungswässer für eine komplizierte Hochleistungstechnik geben?
Müller: Wenn die Hersteller weiterhin spezielles Füll- und Ergänzungswasser sowie eine Wasseraufbereitungstechnik benötigen, dann gehören selbstverständlich auch die Fakten dieser Zusatz- und Folgekosten auf den Tisch. Ich glaube nicht, dass der Betreiber akzeptiert, wenn Energiekosteneinsparungen aufgrund einer höheren Energieeffizienz einerseits durch Kostensteigerung bei der Wasseraufbereitung andererseits zunichte gemacht werden. Insofern brauchen wir hocheffiziente Heizgerätekonstruktionen, die für möglichst viele Wasserqualitäten geeignet sind!
SBZ: Vielen Dank für das Gespräch!