Untersuchungen haben ergeben, dass der elektronisch verfügbare Artikelstamm für SHK-Betriebe einen Umfang von mehr als einer Million Datensätze umfassen kann. Diese hohen Datenmengen zeigen, dass sich die SHK-Handwerksunternehmen immer stärker zu Full-Service-Anbietern entwickeln. Schließlich ist die Forderung im Markt klar: Leistungen aus einer Hand! Entsprechend ist die Artikel- und Angebotsvielfalt in der SHK-Welt gestiegen. Die Grundlage dafür, um diese Vielfalt an Produktinformationen insbesondere im dreistufigen Vertriebsweg meistern zu können, sind hochwertig aufbereitete und eindeutig identifizierbare Produktinformationen vom Fachgroßhandel und vom Hersteller.
Um aufzuzeigen, welche Datenqualität von den Fachgroßhändlern bisher bereits erbracht wird, hat der ZVSHK eine Analyse von ausgewählten Großhandelsstammdaten im Juli/August 2008 vorgenommen. Dazu wurde in einem ersten Schritt eine Stichprobe aus Artikelstammdaten von führenden SHK-Herstellern und SHK-Fachgroßhändlern untersucht. Die folgenden Beispiele können bei der Vielzahl von Händlern und Herstellern jedoch nur einen kleinen Ausschnitt darstellen. Die aufgezeigten Datenqualitäten sind nicht ohne weiteres auf jede Händler/Hersteller-Kombination übertragbar, aber dennoch häufig anzutreffen.
Chaos der Artikelnummern
Die Analyse bestätigt erneut, dass die SHK-Unternehmer unter einem erheblichen Artikelnummern-Chaos im Geschäftsverkehr mit dem Großhandel zu leiden haben. In der Stichprobe ersetzt fast jeder Großhändler die EAN- sowie Hersteller-Nummern durch eigene Artikel-Nummern für ein und das selbe Produkt. Dem Handwerker werden zum größten Teil keine EAN-Nummern geliefert. Die Forderung des ZVSHK in der aktuellen Datenqualitätsrichtlinie (Stand: 2005) zum Austausch von elektronischen Artikelstammdaten zwischen Großhandel und Handwerk wird somit nicht erfüllt. Die aktuelle Datenqualitätsrichtlinie steht zum Download unter https://www.wasserwaermeluft.de/ bereit.
Diese Untersuchung zeigt deutlich, dass die Herstellertexte systematisch verändert werden. Wie die Tabelle 2 anschaulich macht, ändern die Großhändler der untersuchten Stichprobe Texte soweit ab, dass Handwerksbetriebe diese nicht mehr eindeutig einem Hersteller zuordnen können.
Auch kann man aus der Tabelle 2 ersehen, dass die bisher geltende Datenqualitätsrichtlinie vom Jahr 2005 für den elektronischen Austausch von Artikelstammdaten nicht durchgängig eingehalten wird. Die Angabe des Herstellers im Kurztext (voll ausgeschrieben oder als Abkürzung) wird von vielen Großhändlern nicht realisiert. Die in der Richtlinie geforderte Text-Attribut-Reihenfolge: Hersteller, Warengruppe, Serie, Modell und Modellnummer, Eigenschaft und Maße stimmt nicht immer überein. Die Artikel der Hersteller sind im Kurztext der Großhändler deshalb nicht eindeutig identifizierbar.
Bezogen auf die aktuelle Datenqualitätsrichtlinie muss der Langtext für den Handwerkskunden verständlich sein. Dies bedeutet, dass der Großhandel dem Handwerker gewährleistet, eine für den Endverwender lesbare und leicht verständliche Beschreibung des Artikels als Marketingunterstützung zu liefern – ohne dass es einer Überarbeitung durch den Handwerker bedarf. Nach Angaben unserer Handwerker möchte der Endkunde in seinem Angebot detailliert wissen, was er für den Angebotspreis auch genau bekommt. Dies fordert die aktuelle Datenrichtlinie und wird in weiteren Untersuchungen noch näher beleuchtet werden.
Statt Optimierung mangelnde Transparenz
Die Tabelle 3 zeigt, dass einige führende Großhändler andere Produktbezeichnungen einführen und der Herstellerbezeichnung nicht folgen. Geht man davon aus, dass fast jeder Großhändler dies tut, so hat das SHK-Handwerk neben dem Artikelnummern-Chaos auch unter einem Chaos mit diversen Artikelbezeichnungen zu leiden. Diese fehlende Artikeltransparenz führt zur Verwirrung in der betrieblichen Sachbearbeitung und hat nichts mit Prozessoptimierung in der SHK-Branche zu tun.
Richtlinie wird nicht eingehalten
Diese erste Kurzanalyse des ZVSHK zeigt, dass der größte Teil der gewählten Händler-Stichprobe die vom Hersteller gelieferten Produktinformationen durch eigene Artikelnummern sowie eigene Bezeichnungen verändert. Die geltende Datenqualitätsrichtlinie zwischen Großhandel und Handwerk wird zudem nicht durchgehend eingehalten. Die Handwerksunternehmer bzw. die entsprechenden Sachbearbeiter sind nicht immer in der Lage, den Hersteller des Produktes genau zu identifizieren und eine Rückverfolgung zu realisieren. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen: Nach dem Produkthaftungsgesetz haftet jeder Lieferant als QuasiHersteller, wenn der eigentliche Hersteller des Produktes nicht festgestellt werden kann.
Eindeutige und einheitliche Artikelnummern (EAN-Nummern) und Artikeltexte von jedem Großhändler sind notwendig. Wenn sie zur Verfügung stehen würden, ließen sich in den Handwerksbetrieben diverse Prozesse optimieren. Beispielsweise ließe sich eine einheitliche Lagerlogistik mit eindeutiger Bezeichnung der Waren implementieren, unabhängig, bei welchem Großhändler gekauft wurde.
Die Handwerker hätten zudem eine einheitliche Beschriftung im Lager und könnten eindeutig Preise anfragen, bestellen und somit auch ihre Fehlbestellungen minimieren. Auch wäre eine einfachere Wareneingangskontrolle im Lager und auf der Baustelle realisierbar, weil Kurztexte und EAN-Nummern auf den Lieferscheinen, bei der Rechnungsprüfung und Abrechnung eindeutige Rückschlüsse ermöglichen.
Zudem verbessern aktuell und vollständig gehaltene Artikelinformationen die Beratungskompetenz des Unternehmers gegenüber dem anspruchsvollen Endkunden erheblich. Insbesondere für Endkunden gehe es nach Aussagen von SHK-Handwerkern darum, Informationen möglichst allgemein verständlich präsentiert zu bekommen.
Bericht über Datenqualität folgt
Basierend auf dieser ersten Analyse wird der ZVSHK zur ISH 2009 einen umfangreichen Datenqualitätsbericht vorlegen. Die Bewertung der Großhandelsdaten wird anhand der Kriterien in der aktuellen Datenqualitätsrichtlinie über den elektronischen Austausch von Artikelstammdaten zwischen Großhandel und Handwerk erfolgen. Nebenstehende Bewertungsmatrix wird von Bedeutung sein. Sie dient zukünftig als Orientierung für den Handwerksbetrieb, welcher Großhändler handwerksgerechte Stammdaten liefert.
Diese Situationsanalyse soll bestehende Schwachstellen in der Nutzung der Artikelstammdaten zwischen Großhandel und Handwerk aufzuzeigen. Gemeinsam mit seinen strategischen Marktpartnern, dem Deutschen Großhandelsverband Haustechnik und der ARGE Neue Medien, wird der ZVSHK zukünftig versuchen, diese Schwachstellen zu beheben. Ziel ist es, die Datenqualität für den Handwerker in den nächsten Jahren wirkungsvoll zu verbessern.
Fragen zum Thema?
Der Verfasser dieses Beitrags ist mit den Details zur Datenqualitätsrichtlinie zwischen Großhandel und SHK-Handwerk vertraut und steht für Rückfragen und Anregungen zur Verfügung.
Matthias Thiel
Referent für Betriebswirtschaft im ZVSHK
Am Neuen Markt 11
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