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ZVSHK-Mitgliederversammlung

Große Koalition mit kleinen Schritten

Die Koalitionsverhandlungen wurden erst wenige Stunden zuvor abgeschlossen, als ZVSHK-Präsident Manfred Stather die Mitgliederversammlung eröffnete. Angesichts der Eckpunkte wie Mütterrente, Renteneintrittsalter und Mindestlohn zeigte er sich skeptisch: „Diese Vereinbarungen werden viel Geld kosten. Geld, das vor allem die Leistungsträger aus dem Mittelstand werden aufbringen müssen. Viele Punkte, die für unsere Handwerke von Bedeutung sind, stehen dagegen unter dem Vorbehalt der Finanzierbarkeit.“

ZVSHK-Hauptgeschäftsführer Elmar Esser brachte Beispiele, mit welcher Taktik trotz strittiger Punkte eine Einigung zustande kommen konnte. Statt konkreter Ziele gebe es jetzt allgemein gehaltene Erklärungen oder es seien Passagen gestrichen worden. „Zwar wird Energieeffizienz in der Koalitionsvereinbarung erstmalig genannt, doch sollte ursprünglich die energetische Gebäudesanierung gefördert werden. Diese Formulierung ist raus.“ Esser waren schwammige Formulierungen aufgefallen, dass z.B. das Marktanreizprogramm verstetigt werden soll, doch von Zahlen sei nichts mehr zu sehen. Auch sei kein konkreter Sanierungsfahrplan genannt. Das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz solle weiterentwickelt und mit der Energieeinsparverordnung harmonisiert werden.

Keine Anreize durch steuerliche Abschreibung

Das Fehlen der steuerlichen Abschreibung auf Maßnahmen der energetischen Gebäudesanierung ist aus Sicht des SHK-Handwerks eine Enttäuschung. Nach Einschätzung von Stather nutze es da auch nichts, dass der Koalitionsvertrag „Effizienz als zweite Säule ­einer nachhaltigen Energiewende“ ausweise. Angesichts einer solchen Formulierung prognostizierte der ZV-Präsident: „Wo keine konkreten Anreize gesetzt werden, bleibt der Markt weiter sich selbst überlassen.“

Die SHK-Betriebe befinden sich dank bester Auftragslage allerdings in einer guten Position. „Das SHK-Handwerk ist stark genug, um sich am Markt auch ohne politische Rückendeckung zu behaupten. Energie und Demografie – diese beiden Themenfelder werden ohnehin nur durch den Einsatz und das Engagement unseres Handwerks zu einer politischen Erfolgsgeschichte werden“, zeigte sich Stather überzeugt:

Förderbonus für altersgerechten Umbau

Von einem wichtigen Punkt in der Koalitionsvereinbarung werden SHK-Betriebe allerdings profitieren, wenn sie sich für das Geschäftsfeld „Barrierefrei“ qualifiziert haben. Das KfW-Förderprogramm für den altersgerechten Umbau, vor etwa anderthalb Jahren komplett gestrichen, wird erneut aufgelegt.

Das ist dringend nötig, denn viele Senioren können oft keine herkömmlichen KfW-Sanierungsprogramme in Anspruch nehmen, weil sie aufgrund ihres Alters keine Kredite bewilligt bekommen. Das Bundesbauministerium hat den Bedarf ausgerechnet: Jährlich müssen über 175000 barrierefreie Wohnungen geschaffen werden, damit bis zum Jahr 2030 die zusätzlich benötigten drei Millionen Wohnungen zusammenkommen. Hier haben viele Gespräche der SHK-Verbandsorganisa­tion mit Bundestagsabgeordneten offenbar Früchte getragen.

Aktuelle Projekte

  • Bei der Handwerkermarke gibt es jetzt für fast alle Regionen in der Republik Botschafter, die den Mitgliedsbetrieben die Vorteile des Markenbündnisses erläutern können und für Fragen zur Verfügung stehen.
  • Die Überarbeitung der Ausbildungsverordnung für den Anlagenmechaniker SHK steht an. Wie schon in der neuen Ausbildungsverordnung des Klempners soll auch beim Anlagenmechaniker eine gestreckte Gesellenprüfung eingeführt werden. Dies soll die Motivation der Auszubildenden erhöhen und bessere Ausbildungsabschlüsse erzielen.
  • Vier von fünf SHK-Betrieben präsentieren sich mittlerweile im Internet. Der ZVSHK unterstützt seine Mitgliedsbetriebe sowohl mit einfachen Tools als auch mit aktuellen Meldungen, die automatisiert für den eigenen Webauftritt übernommen werden können.
  • Zum Branchenforum &bdquo;Online-PR, das der ZVSHK am 21. November in Frankfurt/M. veranstaltete, gibt es interessante Beiträge im Netz. Unter <a href="http://www.zvshk.de" target="_blank">http://www.zvshk.de</a> (Quicklink QL92216526) findet man Vorträge und Statements sowie einen Film zur Veranstaltung.
  • Mit dem SHK-Lotsen hat der ZVSHK eine App geschaffen, damit Ehrenamtsträger besser auf das Extranet zugreifen können und eine gute Übersicht zum Leistungsangebot der Verbandsorganisation erhalten.
  • Für die europäischen Berufsmeisterschaften Euroskills im französischen Lille (2. bis 4. Oktober 2014) kann die Berufsorganisa­tion zwei Anlagenmechaniker SHK an den Start bringen. Trainiert wird wiederum im Leistungszentrum der Innung Schweinfurt.
  • Der finanzielle Rahmen ist jetzt gesichert, damit ab Herbst 2014 die neue Studienrichtung Gebäudehülle im Studiengang Energie- und Gebäudetechnologie an der Hochschule Rosenheim eingerichtet werden kann.
  • Eine ZVSHK-Arbeitsgruppe soll sich zu den Themen Verbrennungsverbote sowie Anschlusszwänge an Nahwärmenetze mit Fakten und Entwicklungen auseinandersetzen. Möglichst zeitnah sollen Strategien ausgearbeitet werden, die den Mitgliedsbetrieben Hilfestellung geben können.
  • Der Produktkatalog &bdquo;Barrierefreies Bad und WC&ldquo; sowie die Online-Datenbank <a href="http://www.shk-barrierefrei.de" target="_blank">http://www.shk-barrierefrei.de</a> wird von den Mitgliedsbetrieben gut angenommen.
  • Unter dem Titel &bdquo;Wie wir den Verbraucher besser verstehen können&ldquo; gab Melanie Sommer (RSG Marketing Research, Düsseldorf) Einblicke in die Psychologie rund um das Verkaufsgespräch. &bdquo;Nachhaltigkeit allein verkauft sich nicht&ldquo;, war dabei eine ihrer Thesen.
  • Die EU gibt vor, dass zur Energieverbrauchskennzeichnung ab 2015 ein neues Label kommen wird. Dabei geht es z.B. bei Heizgeräten nicht nur um komplette Systeme, sondern auch um Komponenten, die der Fachbetrieb zusammenstellt und mit einem Installateur-Label zu versehen hat. Die SHK-Organisation bereitet dazu entsprechende Tools vor.

Bauwirtschaftstag 2013

800 Teilnehmer demonstrierten Präsenz

Die Tinte unter dem Koalitionsvertrag war gerade getrocknet, da erwarteten 800 Teilnehmer am 28. November auf dem jährlich stattfindenden Bauwirtschaftstag von der Politik klare Botschaften. Die in der Bundesvereinigung Bauwirtschaft (BVB) organisierten zwölf Handwerke wollten von namhaften Politikern der großen Koalition wissen, wie in Berlin die Weichen für die Zukunft gestellt werden. Neben bekannten Positionsbestimmungen blieb ein Pro und Contra leider aus – dazu waren keine Kontrahenten aufgeboten.

Unmissverständlich formulierte BVB-Präsident Karl-Heinz Schneider seine Enttäuschung über mangelnde Anreize, die der Baubranche helfen würden: „Die große Koalition verzichtet darauf, durch eine steuerliche Abschreibungsmöglichkeit energetischer Sanierungsmaßnahmen privates Kapital in Milliardenhöhe zu aktivieren. Dies hätte zur energetischen Ertüchtigung des Gebäudebestandes beigetragen und gleichzeitig für weitere Einnahmen des Staates gesorgt.“

Sowohl CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe als auch der CDU-Abgeordnete Steffen Bilger, der Mitglied der Koalitionsverhandlungs-Gruppe Verkehr, Bau und Infrastruktur war, beteuerten, dass bei der Findung eines Kompromisses für die Anliegen der Bauhandwerke nicht mehr möglich gewesen sei.

Auch Energie-Kommissar Günther Oettinger – der extra aus Brüssel angereist war – fand verbindliche Worte und Verständnis für die Baubranche, jedoch nichts, was man nicht schon mal gehört hätte. Er zeigte sich nach wie vor davon überzeugt, dass ­eine dreiprozentige Sanierungsrate für öffentliche Gebäude an­gemessen wäre und unterstützte die Forderung des Handwerks: „Wir kommen nicht voran, wenn keine steuerliche Abschreibung kommt.“

Mit dem Bauwirtschaftstag in Berlin haben die Bau- und Ausbaugewerke deutlich Präsenz gezeigt. Die Erwartung, um die es dabei geht, ist längst an die Politik adressiert. Weder Energiewende noch Modernisierung im Wärmemarkt sind bislang auf Erfolgskurs. Um ambitionierte Klimaziele zu erreichen und eine Vorreiterrolle einzunehmen, ist aus Sicht des Handwerks von Seiten der Regierung enttäuschend wenig gekommen.