Vor mehr als 120 Personen aus Industrie, Handwerk, Handel und Softwarehäusern entwickelte sich im Bonner Wissenschaftszentrum ein intensiver Wettstreit der besten Argumente und Systeme zur Effizienzsteigerung im Vertriebsprozess der SHK-Wirtschaft.
Die Anhörung mit sachkundigen Vorträgen zum aktuellen Stand der elektronischen Datenkommunikation in der SHK-Wirtschaft und zahlreichen Statements der anwesenden Sachverständigen machte aus Sicht des ZVSHK deutlich, dass eine Vereinheitlichung der Datenstandards und deren durchgehende Anwendung im dreistufigen Vertriebsweg allein schon aufgrund der Gesetzmäßigkeiten des Marktes realisiert werden wird. „Die alleinige Frage ist, wann beendet der Großhandel seinen Widerstand gegen die verbindliche Einführung der europäischen Artikelnummer EAN?“, brachte Hauptgeschäftsführer Michael von Bock und Polach die Diskussion auf den Punkt.
EAN macht nur durchgängig Sinn
In der Anhörung mochte Heinz Wippich, Chef der Wilhelm Gienger KG in München und Sprecher der GC-Gruppe nicht für den gesamten Fachgroßhandel sprechen, sondern beschränkte sich in seinen Ausführungen auf seine Gruppe: „Wenn wir die EAN einsetzen, dann macht die EAN nur dann Sinn, wenn sie durchgängig angewendet wird, also vom Hersteller über den Großhandel zum Handwerk.“
Er sehe momentan aber deshalb keine Notwendigkeit, mit der Weitergabe der EAN zu starten, weil seinen eigenen Recherchen zufolge zu wenige Hersteller und nur sehr wenige Handwerksbetriebe, allenfalls diejenigen mit großer Lagerhaltung, mit der EAN arbeiten würden. Zu diesem Punkt kam Frank Kleinert, stellvertretender Obermeister der SHK-Innung Berlin, mit gegenteiligen Erfahrungen zu Wort. In seinem Zwei-Mann-Betrieb sehe er sich immer wieder mit Handicaps konfrontiert, weil er die Transparenz der EAN in mühevoller, aber lohnenswerter Kleinarbeit selbst realisiere (siehe Bericht in SBZ 10/ 2007, ab Seite 18).
Beispiele wie dieses wertet der ZVSHK als Fehlentwicklung mit alarmierender Tendenz: Auf der Suche nach einer möglichst rationellen Auftragsabwicklung besorge sich der Fachhandwerker – am Großhandel vorbei – die jeweiligen EANs einschließlich der Scanner-fähigen Aufkleber mit den Barcodes. Es könne nicht sein, dass der Weg in diese Zweistufigkeit gewählt werde, um so nicht unerhebliche Kosten einsparen zu können.
70 % der Produkte mit EAN versehen
Im Verlauf der Anhörung wurde der Sachverhalt der geringen EAN-Nachfrage im SHK-Fachhandwerk von verschiedenen Experten damit begründet, dass entsprechend dem Henne-Ei-Prinzip nur dann mit einer spürbaren Nachfrage der EAN gerechnet werden könne, wenn auch das entsprechende Angebot gemacht werde. 70 % der Produkte im SHK-Bereich würden derzeit von den Herstellern mit der EAN versehen, die dann jedoch in den meisten Großhandelshäusern durch eigene Nummern ersetzt werden.
ZVSHK-Hauptgeschäftsführer Michael von Bock und Polach fasste es in moderate Worte: „Wir engagieren uns im Interesse aller Marktpartner für eine Rationalisierung und Optimierung des dreistufigen Vertriebsweges.“ Das SHK-Handwerk sei ein modernes Handwerk, das in den nächsten Jahren die Aufgabe bewältigen müsse, die Forderungen der Politik nach Effizienzsteigerung und CO2-Minimierung in der Haus- und Gebäudetechnik zu realisieren. „Hier entsteht gerade ein gewaltiger Markt, der von Industrie, Handwerk und Großhandel gemeinsam bearbeitet werden muss; und dies mit den modernsten Instrumenten, die uns heute zur Verfügung stehen.“
Vergleichbarkeit der Preise verhindern
Als weiteren, für ihn sehr wichtigen Punkt, der momentan gegen die Einbindung der EAN in den Datenverkehr spreche, führte Heinz Wippich an, dass die Preisvergleichbarkeit der SHK-Artikel ein Szenario des Missbrauchs hervorrufen könne. Noch gebe es keine Antwort darauf, wie ein Preisdumping verhindern werden könne. Durch einfache Recherchen per EAN und ein wachsendes Produkt-Angebote im Internet könnte sich ein Druck auf die jetzt noch bestehenden Margen ergeben, die sicher niemand in der Branche wolle. „Wenn wir darauf eine Lösung finden, sieht unsere Position zu dieser Öffnung ganz anders aus.“ Hans Schramm, Mitglied des IT-Ausschusses im ZVSHK, äußerte Verständnis für diese Bedenken. Er machte jedoch deutlich, dass Preisdumping und graue Märkte im Internet bereits heute eine unbequeme Rolle spielten. Durch die vielfältigen Möglichkeiten der Suchmaschinen sei dafür eine EAN aber ohnehin nicht erforderlich.
Front gerät ins Wanken
Nach Abschluss der Anhörung zeigte sich ZVSHK-Hauptgeschäftsführer Michael von Bock und Polach zuversichtlich, dass innerhalb des Großhandels kurz- bis mittelfristig die Ablehnungsfront ins Wanken geraten werde. „Wenn der Großhandel es mit seiner auch auf unserer Anhörung vorgetragenen Versicherung ernst meint, sich in seiner Geschäftspolitik konsequent an den Wünschen und Bedürfnissen seiner Kunden zu orientieren, wird sich die Frage nach Einführung der EAN im Interesse des Fachhandwerks von selbst regeln.“ Der ZVSHK werde weiter das Gespräch mit dem Großhandel suchen, um durch Kooperation und nicht durch Konfrontation die bestmögliche Optimierung der elektronischen Produktkommunikation zu erreichen.
„Wie unsere Anhörung gezeigt hat, sind die von Handwerk, Industrie und Großhandel gemeinsam entwickelten Standards BMEcat und GAEB doch gar nicht mehr strittig. Fehlt noch die Einigung in Sachen EAN; und die werden wir im Interesse einer effizienteren Marktbearbeitung mit positiven Konsequenzen für alle Marktpartner der Branche im nächsten Jahr, spätestens aber 2009 erzielen können.“