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Interview

“Noch attraktiver“

Inhalt

SBZ: Zurzeit kommen etwa 300 meist junge Menschen zu Ihnen, um sich zu einer Fachkraft ausbilden zu lassen. Welchen Handlungsbedarf sehen Sie da auf der Führungsebene?

Jörg Wermes: Mir geht es darum, kompetente Menschen im Team zu haben. Darunter dürfen neben den Meistern auch andere Qualifikationen wie Ingenieure sein, die ihr umfangreiches technisches Wissen gut rüberbringen können – zum einen bei den jungen Menschen, zum anderen bei der Weiterentwicklung unserer technischen Möglichkeiten. Bestes Beispiel ist da die neue Abwasserwand.

SBZ: Sind die Lehrlinge im Jahr 2018 eigentlich anders als die vor zehn Jahren?

Wermes: Das ist offensichtlich. Große Veränderungen zeigen sich allein darin, wie Jugendliche miteinander umgehen, wie man in der Gruppe agiert, Interesse zeigt, sich selbst motivieren kann.

SBZ: Die soziale Kompetenz – lässt sie zu wünschen übrig?

Wermes: Aber gewaltig! Was ich allerdings beobachte, ist die positive Veränderung, die bereits entsteht, wenn nur ein Mädel mit im Klassenverband ist.

SBZ: Was könnte aus Ihrer Sicht in der Ausbildung besser laufen?

Wermes: Die Auslastung der Betriebe ist gut und viele Fachunternehmer spüren, dass ihnen Fachkräfte fehlen. Deshalb ist die Bereitschaft allgemein vorhanden, eine oder gleich mehrere Lehrstellen einzurichten. Doch die Suche nach den Richtigen dauert mitunter länger – und die schulische Vorbildung bei den Jugendlichen zeigt teilweise erhebliche Schwächen, das ist nicht gut.

SBZ: Erklärt dies, warum viele Jugendliche ihre Ausbildung nicht abschließen?

Wermes: Die Abbrecherquote ist leider zum großen Thema geworden. Etwa 30 Prozent der Lehrlinge bekommen bereits in der Probezeit Probleme. Doch da lässt sich oft noch korrigieren. Innerhalb der Innung bieten sich meist Möglichkeiten, auch einen anderen Ausbildungsbetrieb zu finden …

SBZ: … warum ist es dann ein großes Thema?

Wermes: Es geht um weitere 30 Prozent. So groß ist nämlich der Anteil der jungen Menschen, die ihre Ausbildung zwar abschließen, der SHK-Branche aber verloren gehen. Die Gründe sind vielfältig. Tatsache ist, dass es dann nach mindestens drei Jahren Ausbildung nicht gelungen ist, diesen wertvollen Menschen in der SHK-Branche zu halten.

SBZ: Sehen Sie Möglichkeiten, wie man diesem Trend entgegenwirken kann?

Wermes: Einen wichtigen Ansatz sehe ich darin, dass die Ausbildung dazu führen muss, dass sich der junge Mensch mit seinen erlernten Fähigkeiten für seinen Beruf begeistert. Da steht der Handwerksunternehmer in der Verantwortung, in der Fürsorge, den Ausbildungsplatz attraktiv zu gestalten.

SBZ: Geschieht da aus Ihrer Sicht in der Mitarbeiterführung zu wenig?

Wermes: Es lässt sich doch für einen gestandenen Unternehmer leicht herausfinden, ob der Lehrling für seinen Beruf, für seine Firma brennt. Ist das nicht der Fall, gibt es Gründe, um die man sich kümmern könnte – auch in einer Zeit, in der Gleichgültigkeit stark zugenommen hat. Aber ich will das nicht als Schuldzuweisung verstanden wissen.

SBZ: Warum nicht?

Wermes: Ich würde es mir zu leicht machen, wenn ich nur auf andere zeigen würde. Seien es die Betriebe, seien es die Berufsschulen, die mehr bieten könnten, wenn sie die Unterstützung erhalten würden, die von der Politik zugesagt wurde. Lieber konzentriere ich mich da auf meinen eigenen Bereich und sorge dafür, dass die überbetriebliche Ausbildung möglichst attraktiv gestaltet wird.

SBZ: Die neue Ausbildungsverordnung sieht jetzt eine Zwischenprüfung vor, die in der Bewertung bedeutender geworden ist. Bringt dies eine Verbesserung?

Wermes: Wie sich diese neue Situation auswirken wird, lässt sich jetzt noch nicht präzise beschreiben, denn wir befinden uns erst in der Übergangsphase von der alten zur neuen Verordnung. Weil sich neuerdings bis zu 30 % der möglichen Prüfungspunkte in der Zwischenprüfung erreichen lassen, setzt das Benotungssystem und damit auch die Anspannung früher ein. Zu einer Beurteilung, wie weit der Lehrling in seiner Qualifikation gekommen ist, trägt die aufgewertete Zwischenprüfung sicher bei.

SBZ: Zu welchem Ausbildungsjahr passt denn die neue Abwasserwand, damit der Jugendliche die Zusammenhänge in der Sanitärtechnik verstehen lernt?

Wermes: Zwei Lehrjahre braucht man schon, damit man die Technik und das physikalische Zusammenspiel nachvollziehen kann.

SBZ: Sehen Sie bereits ein nächstes Projekt, das im Kompetenzzentrum umgesetzt werden könnte?

Wermes: Für den Bereich der Visualisierung der Heizungshydraulik setzen wir eine Technik ein, die teilweise bereits 20 Jahre alt ist. Deshalb besteht Modernisierungsbedarf. Im Team überlegen wir jetzt, wie wir digitale Komponenten für die Visualisierung der Heizungshydraulik einbauen können, die unsere Schulungen noch attraktiver machen.

SBZ: Besten Dank für das Gespräch.