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BADGESTALTUNG

Halböffentliche WCs schön gestalten: Zurück zur Natur

  • Am Anfang steht die Feststellung: Die WC-Anlagen des Personals können mehr sein als bloß zweckmäßig.
  • Was wollen die Nutzer? Das Personal wurde bei den Planungen miteinbezogen.
  • Ein Designthema festgelegt: Die Räume erhalten alle einen Bezug zur Natur, unterstrichen durch das Spiel mit direktem und indirektem Licht.
  • Die Raumaufteilung bestimmte die Lage der WC-Kabinen, Urinale und des Waschplatzes.
  • Auch im halböffentlichen Bereich wichtig: Stauraum für persönliche Gegenstände am Waschplatz.
  • Drinnen wie draußen: Den Bezug zur Natur stellen bedruckte Vliestapeten und Werkstoffe aus Holz oder in Holzoptik her.
  • Die englische Bezeichnung „Restrooms“ bringt es auf den Punkt. Gerade in großen Bürogebäuden werden WC-Anlagen auch aufgesucht, um dem hektischen Alltag kurzzeitig zu entfliehen, durchzuatmen und sich frisch zu machen. Die Atmosphäre sollte hier eine friedliche sein – gerne mit Bezug zur Natur –, um die fünf Minuten Auszeit genießen zu können. Ein großes Versicherungsgebäude ist diesem Konzept gefolgt, als im Zuge von diversen Maßnahmen auch die WCs für die Mitarbeiter erneuert werden sollten. Davon handelt dieses Planungsbeispiel. Im Gegensatz zu den modernen, geradlinigen, architektonisch ansprechenden (aber eben bisweilen auch kühlen) Kunden-WCs im Gebäude sollte hier bewusst anders agiert werden. Die Coronapandemie ermöglichte es, sieben Stockwerke in einem Zuge zu sanieren.

    Auf das Nutzerverhalten zugeschnitten

    Im Vorfeld hatte man sich eingehend Gedanken gemacht, wie die Mitarbeiter von heute die Räume nutzen. Einer Gruppe von Auserwählten wurde zudem der Konzeptvorschlag unterbreitet, um zu erfahren, wie die zukünftigen Nutzer die Neugestaltung empfinden und welche Wünsche noch offen sind. Um die zur Verfügung gestellten Raumzuschnitte großzügig wirken lassen zu können, verzichtete man bei den Damen beim Umbau aufs dritte WC. Zum Thema Waschplatz wurde entschieden, eine großzügige Lösung anzustreben, in der nur ein Wasseraustritt vorhanden ist, aber zusätzlich eine großzügige Ablagefläche. Generell wird auf die schwer zu bedienende und immer im Weg stehende Zwischentür von Waschplatz und WC-Anlagen verzichtet. Um auch die Arbeitsstättenrichtlinien bedienen zu können, wird eine – in Wandfarbe gestrichene – Schiebetür angepasst, die bei Bedarf für zusätzliche Intimität sorgt.

    Mächtig Eindruck hinterlassen die wandflächig in den Kabinen aufgebrachten Vliestapeten mit Bezug zu Naturlandschaften.

    Bilder: Andrea Stark-Niehaus

    Mächtig Eindruck hinterlassen die wandflächig in den Kabinen aufgebrachten Vliestapeten mit Bezug zu Naturlandschaften.

    Konzept soll Entspannung vermitteln

    Das Designkonzept stellt einen engen Bezug zur Natur her. Es soll bewusst eine Atmosphäre geschaffen werden, die von den meisten Angestellten als natürlich und entspannend empfunden wird. Dazu gehört neben beanspruchbaren Werkstoffen auch eine stimmige Materialauswahl und vor allen Dingen: ein angenehmes Licht.

    Im hinteren Bereich der Sanitärräume befinden sich die WC-Kabinen, zwei Wände werden mit Vorwandkonstruktionen auf ca. 215 cm Höhe aufgekoffert, um Technik unterzubringen. Optisch werden sie in der hohen Ausführung außerdem dazu genutzt, mittels eines LED-Bandes ein warmweißes, indirektes Licht in den Raum hineinfallen zu lassen.

    Zwei Kabinen mit einer komfortablen Breite von ca. 100 cm teilen sich das Platzangebot. Neben den notwendigen Einrichtungen wurde ein Papierhalter gewählt, der auch als Handyablage genutzt werden kann. Die WCs selber sind einfache Standardmodelle, die sehr schnell mit einem neuen Sitz versehen werden können – hier herrscht im öffentlichen und halböffentlichen Bereich reger Verschleiß.

    Das Trennwandsystem ist farblich passend zum Umfeld gewählt. Wegen der großzügigen Kabinen können alle Türen nach innen geöffnet werden, um den davor liegenden Bewegungsbereich nicht zu beschränken. Anstatt einer herkömmlichen Türklinke sind Griffstangen als Designelement auf den Türen aufgesetzt. Mit eingeplant wurde die Bodenfreiheit der Türen, denn nicht nur die Optik, sondern auch die Pflegeleichtigkeit ist in diesen Räumen wichtig. Die Kabinenhöhe wurde auf die Vorwandhöhe angepasst.

    In den Herrenanlagen befinden sich hinter der Wandscheibe zwei Urinale mit Deckeln an der Vorwand. Schon durch die Raumgeometrie wird die erforderliche Intimität geschaffen – wer noch mehr Sichtschutz haben möchte, der schiebt die angepasste Schiebetür vor den ansonsten offenen Durchgang. Die Trennung zwischen den beiden Porzellankörpern ist aus satiniertem Glas angefertigt und ebenso mit der Vorwandhöhe abgestimmt.

    Waschplatz mit intelligentem Stauraum

    Die Waschplätze im vorderen Bereich der WC-Räume werden von einem wandbündig angepassten Waschtisch dominiert (Material: Corian). Eine großzügige Waschmulde wurde nahtlos in das Material eingebettet. Die seitliche Ablagefläche ist nicht nur schön, sondern bietet auch Ausweichmöglichkeiten am Waschtisch, wenn zwei Menschen zeitgleich den Bereich nutzen möchten. Ebenso dient sie als trockene Abstellfläche für Handtaschen und andere Utensilien.

    Eine automatisch gesteuerte Wandarmatur spendet vorgemischtes Warmwasser, flankiert von einem wandhängenden Seifenspender. Mittlerweile hat sich auch ein Desinfektionsspender als Standardausstattung dazugesellt. Das darunter liegende Möbel ist vom Schreiner angepasst und passend in Lichtgrau matt lackiert. Um die üblichen Handtuchspender und -abwürfe zu umgehen, werden die Möbel entsprechend ausgestattet. Ein eingebauter Papiertuchspender – der von vorne zu befüllen ist – befindet sich im unteren Bereich.

    Daneben befindet sich eine Lade mit einer Öffnung im oberen Drittel, die die genutzten Tücher aufnehmen kann. Das ist zweckmäßig, optisch zurückhaltend und recht einfach zu nutzen. Zudem läuft man nicht Gefahr, dass die üblichen Wasserspritzer den Weg zum Spender auf der Wand zeigen. Unter der Waschmulde befindet sich ein Bereich, den die Mitarbeiter für ihre Kosmetik und Ähnliches nutzen können. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass hierfür auch Stauraum zur Verfügung gestellt werden sollte, damit nicht diverse Tuben offen herumstehen.

    Die Vorwand für den Waschplatz hat das meist übliche Höhenmaß von 120 cm. Eine abnehmbare Holzablage ermöglicht die notwendige technische Zugriffsmöglichkeit. Fluchtend zur Vorderkante erstreckt sich ein Spiegel über die gesamte Breite. Auf der Wand aufgedoppelt, verlaufen hinter dem Spiegel LED-Bänder, die indirektes Licht nach oben und unten spiegeln. Ein optisches Gleichgewicht in dem Ensemble schaffen zwei filigrane Pendelleuchten aus dunklem Holz. Ein Garderobenspiegel im Rücken ermöglicht Nutzern zusätzlich einen prüfenden Blick auf die gesamte Erscheinung.

    Die Waschplätze im vorderen Bereich der WC-Räume werden von einem wandbündig angepassten Waschtisch dominiert (Material: Corian).

    Bild: Andrea Stark-Niehaus

    Die Waschplätze im vorderen Bereich der WC-Räume werden von einem wandbündig angepassten Waschtisch dominiert (Material: Corian).

    Wand- und Bodengestaltung

    Maßgebliches Gestaltungselement im Raum ist
    die Fliese in Holzoptik. Das strapazierfähige Feinsteinzeug mit entsprechender Rutschklasse erstreckt sich auf dem Boden und an der kompletten Vorwand hinter den WCs und den Urinalen. Die Vorwandhöhe von 120 cm am Waschtisch begrenzt ebenfalls die Fliesenhöhe. Die eigentlichen Holzelemente, Türen und Möbel, passen sich mit matt lackierten Fronten dem Farbum­feld an.

    Vliestapete maßgefertigt

    Einen Wow-Effekt ruft die wandflächige Vliestapete mit einem Muster mit Naturlandschaften hervor. In jeder Etage wurde von den Mitarbeitern ein anderes Motiv aus der Themenwelt „Wald und Natur“ ausgewählt, das sich über eine Seitenwand erstreckt. Beim Betreten des eigentlichen WC-Bereiches bestimmt jeweils das Naturthema den Raum. Durch die Kombination mit den Holz­optikfliesen entlockt es dem Betrachter ein Lächeln. Gedanken an den letzten Waldspaziergang können entstehen, ein kleines Aufseufzen könnte entfleuchen. Dazu wird die Atmosphäre akustisch durch ein automatisch erschallendes Vogelgezwitscher verstärkt. Weiterer Effekt: Der Garderobenspiegel gegenüber dem Waschplatz bildet spannende Blickachsen auf das Naturthema – wenn die Zwischentür geöffnet ist.

    Alle restlichen Wand- und Deckenflächen sind mit strapazierfähiger Wandfarbe in Lichtgrau gestrichen. Das helle Grau ist das verbindende Element und der perfekte Hintergrund für die Raumgeschichten, die entstehen. Die Holzelemente sind farbgleich lackiert, um in den Hintergrund treten zu können.

    Lichtpunkte setzen den Raum in Szene

    Die passende Abrundung der Gestaltung bietet eine ausgewogene Lichtszenerie. Indirektes Licht in den Vorwänden und hinter der Spiegelfläche, Pendelleuchten am Waschtisch und zurückhaltende Gips-Wandleuchten in den WC-Kabinen illuminieren den Raum auf angenehme Weise in allen Bereichen und Winkeln. Automatisch über Präsenzmelder gesteuert, empfangen sie als „kleines Licht“ den Betrachter.

    Zusätzlich sind in der Abhangdecke dimmbare LED-Spots verbaut, die getrennt angesteuert werden. Die Position ist so gewählt, dass sich die Spots nicht über den Köpfen der Nutzer befinden, da bewirken sie am wenigsten. Vorausschauende Planung: Die Hausmeister des Objektes haben zudem die Möglichkeit, individuell die Lichtintensität anzupassen und die Steuerung zu verändern.

    Die Urinalplätze sind durch eine flächige, satinierte Glasscheibe getrennt.

    Bild: Andrea Stark-Niehaus

    Die Urinalplätze sind durch eine flächige,
    satinierte Glasscheibe getrennt.

    Autorin

    Andrea Stark-Niehaus
    Die Innenarchitektin ist seit mehr als 25 Jahren im Bäderbau mit „Starkberaten“ tätig. Sie hält Vorträge zur Ausstattung von Badezimmern, gibt Seminare zur Badplanung und -gestaltung und ist Fachautorin.

    Bild: Behrendt & Rausch

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