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Das wirkt im Bad: Blaue Metrofliesen im Fischgrät­muster einreihig verlegt

Ein Duschbad fällt einem Wasserschaden zum Opfer. Diesen Umstand nutzt die Bauherrin, um das Bad neu zu denken – es hatte ihr sowieso nicht wirklich gefallen. Die eingestellte Mittelwand, die als Abtrennung zur Dusche und Rückwand eines Waschplatzes fungierte, war zwar eine gute Idee, aber sie verfehlte in dem kleinen Raumzuschnitt ihre Wirkung. Sie vermittelte eher ein Gefühl der Enge und stellte eine optische Barriere dar.

Das neue Bad sollte einladend sein, warm, modern, individuell und auf die Bedarfe der Bauherrin zugeschnitten. Vorgabe war mehr Bewegungsfreiheit, dennoch sollten sich alle bisher vorhandenen Bereiche in der neuen Konzeption des schmalen Raums wiederfinden: große Dusche, WC und Waschtisch.

Die Aufteilung im Bad ist dann schnell geklärt. Die Duschzone wandert an die Kopfseite des Raumes vor den opulenten Rohrschacht, der etwas verbreitert wurde, um eine Duschbreite von 90 cm zu erhalten. An der rechten Wand teilen sich WC und ein kleiner Waschtisch den Platz an einer Vorwandschale.

Erste Idee verworfen

In einem ersten Entwurf wurde die Vorwand hochgezogen und mit einem überbreiten Spiegelschrank inkl. Up-down-Leuchte bestückt, um mehr optische Größe zu vermitteln. Großformatige Fliesen sollten Boden und Wände bekleiden und die Wirkung der optischen Größe verstärken. Einen Akzent im Raum sollte die linke Duschwand darstellen, die mit Holzoptik oder Metrofliesen Aufmerksamkeit auf sich zieht. Als moderne Variante kann das viele Menschen begeistern. Die Bauherrin fand sich allerdings in dem strengen Konzept nicht wieder.

Der Grundriss ließ nicht allzu viel Gestaltungsspielraum.

Bild: Stark-Nienhaus

Der Grundriss ließ nicht allzu viel Gestaltungsspielraum.

Zweite Idee mit großflächigem Metroeinsatz

Begeistert von den vielfältigen Möglichkeiten der Gestaltung bringt sich die Bauherrin nun auch mit vielen Gedanken und Recherchen in die Gestaltung mit ein. Das Thema „Metrofliesen“ wird zum Anker im Bad und soll großflächig eingesetzt werden. Es wird angedacht, die komplette rechte Wand zu fliesen, der Optik zuliebe sollte der Einbauspiegelschrank verschwinden. Traditionell im Retrostyle und dem aktuellen Farbansatz folgend waren graue Metrofliesen angedacht. Im Gegensatz dazu sollten Möbel in Eiche und Fliesen in Holzoptik Wärme vermitteln. Gepaart mit aktuellen Armaturen in den Oberflächen Schwarz, Grafit oder Edelstahl sicherlich eine moderne und stimmige Farbwahl.

Auch dieses Konzept kam so nicht in die Umsetzung. Aber die Farbe Blau war nun im Kopf der Bauherrin und wurde als Wandfarbe festgehalten. Es ist immer wieder spannend und wunderschön, mit den Bauherren gemeinsam diesen Weg zu beschreiten. Wichtig ist es dabei, genau hinzuhören, auch die Untertöne zu erspüren und im richtigen Moment daran zu erinnern. Manche Menschen werden auf dem Weg auch mutiger.

Finale Lösung in blau-goldener Farbwelt

Das Bad ist von der Aufteilung her in sich stimmig und könnte eigentlich so gebaut werden. Aber – das Attribut feminin ist noch nicht prägend in der Auswahl. Bei der Bemusterung der Fliesen sind auch blaue Varianten der Metrofliese ins Auge gefallen. Wenn Menschen das Bild vom Raum vor Augen haben, ist es einfacher, sich auch an Farben heranzuwagen. Die blauen Metros in ihrer schillernden Ausführung, in ihrer Vielfarbigkeit und Lebendigkeit haben eine ganz eigene Ausstrahlung. Planer und Kunde spielen mit Möglichkeiten und entdecken die weiche, warme Armaturenfarbe „Brushed Sunset“ als Sparringspartner zu Blau.

Die Kombination Blau-Gold war vor 40 Jahren schon mal Ausdruck von Eleganz – heute sind die Farbnuancen weicher und tiefgründiger, aber dennoch ausdrucksstark. Ein Raumkonzept mit Metrofliesen entsteht, aber nicht im typisch harten Stil des öffentlichen Raums. Großformatfliesen in 89 x 89 cm werden in einem angenehmen Sandton dazu als Kombinationsfliese am Boden ausgewählt. Mit einer farblich angeglichenen Wand- und Deckenfarbe wird weitergespielt, um den Raum in einen warmen Grundton zu tauchen.

Fischgrätverlegung als Herausforderung

Das Verlegen der Metrofliesen im Fischgrätmuster wird einreihig ausgeführt, um mehr Leichtigkeit zu vermitteln. Das Muster ist unser Tribut an die damalige Zeit, bringt die Sichtwand in den Vordergrund und lässt sie optisch größer wirken. Der Vorsprung des Rohrschachtes verbindet beide Wandscheiben mit einer ruhigen, senkrechten Verlegerichtung, um den Raum nicht im Zickzack wegfliegen zu lassen. Auf eine Shampoo­nische wird verzichtet, da sie die Gesamtwirkung unnötig unterbrechen würde. Eine auf den Millimeter exakte Verarbeitung ist Bedingung für ein perfektes Ergebnis – der Fliesenleger arbeitete in diesem Fall ausschließlich mit Lasergeräten und war extrem gefordert.

Beachtung der Gefälleneigung im Duschpodest

In der Duschzone wird eine verflieste Ablaufrinne an der Fensterseite positioniert. In diesem filigranen Konzept würde eine sichtbare Gefälleneigung unnötig stören. Eine schmale, feststehende Glaswand stellt momentan den einzigen Spritzschutz dar und bedingt natürlich austretendes Wasser. Der Optik zuliebe testet die Bauherrin diesen Umstand einige Wochen und entscheidet im Nachgang, ob noch eine nach innen wegklappbare Glastür den Spritzschutz zum Raum erweitern soll. Auch der ursprünglich geplante, elektrische Badheizkörper ist für dieses ausgefeilte Konzept zu herkömmlich. Eine Handtuchleiter oder aber einfache Haken (auch wenn damit auf Komfort verzichtet werden muss) können eine bessere Lösung darstellen.

Blau und Gold wirken elegant, der runde Spiegel mit der umlaufenden Beleuchtung trägt seinen Teil dazu bei.

Bild: Stark-Nienhaus

Blau und Gold wirken elegant, der runde Spiegel mit der umlaufenden Beleuchtung trägt seinen Teil dazu bei.

Warme Lichtwelten

Im Gegensatz zu anderen Bauherren wünscht sich die Eigentümerin wenig, extrem warmes und romantisches Licht im Bad – fernab von bekannten Deckenspots. Der Spiegel mit indirektem, rundum verlaufendem Licht ist die beste Entsprechung für diesen Wunsch und setzt zudem die Farbgestaltung in Szene. Das vielfältige, glänzende Blau und die elegante Farbe der Wandarmatur werden mit dem sanften Streiflicht akzentuiert. Wenn man genau hinschaut, wirft die Reflexion auf die komplette Wand einen schönen, umlaufenden Lichtstreifen.

Extra angesteuert und zudem auch dimmbar sorgt eine breite LED-Schiene auf der gegenüberliegenden Seite für zusätzliche Helligkeit. Mit 2400 Kelvin handelt es sich um sehr warmes Licht – ähnlich einer Glühbirne – das als Wall­washer die warm farbig gestrichene Wand illuminiert.

Eine ausgefeilte Konzeption macht es manchmal notwendig, getroffene Entscheidungen auf den Prüfstand zu stellen. Das Thema Spiegel hat uns im Nachgang noch beschäftigt. Die runde Form hat von Anfang an alle Entscheidungsvarianten mitgemacht. Sie vermittelt Ruhe durch die geometrische Grundform und einen charmanten Gegensatz zu der strengen Metroform. Eine Spiegelform in der Ausführung „­soft-edge“, der Grundform der Waschschale folgend – wäre auch eine stimmige Möglichkeit gewesen.

Das Badezimmer liefert den Beweis, dass auch in kleinen Räumen kräftige Farben verwendet werden können – aber eben mit viel Fingerspitzengefühl und Liebe zum Detail. Das Gesamtergebnis rechtfertigt die vielen Gedankenspiele, Entwürfe und Gespräche. Besondere Dinge brauchen einfach ihre Zeit.

1 Der schlauchförmige Raum: Der Duschbereich wandert ans Kopfende des Bads, Waschplatz und WC entlang der Wand zur Rechten.

2 Die Metrofliesen: Optik und Haptik der Fliesen sorgen bei großflächiger Verlegung im Fischgrätmuster für eine einzigartige Wahrnehmung des Raums.

3 Die Farbgestaltung: Eine Kombination aus blauen Flächen und Armaturen in goldähnlicher Optik vermittelt Eleganz, ohne aufdringlich zu sein.

4 Optik geht vor: Dem Anblick der Fliesen zuliebe wurde auf Shampoonische, wegklappbare Glastür und Einbauspiegelschrank verzichtet.

5 Das Licht: Hingucker ist der hinterleuchtete Spiegel am Waschplatz, ergänzt um eine LED-Schiene an der gegenüberliegenden Wand.

Das Fischgrätmuster prägt den Raum. Nur an der schmalen Stirnseite des ­Installationsschachtes ­wurde es senkrecht verlegt.

Bild: Stark-Nienhaus

Das Fischgrätmuster prägt den Raum. Nur an der schmalen Stirnseite des ­Installationsschachtes ­wurde es senkrecht verlegt.
Der Duschbereich strahlt viel ­Ruhe aus, die Gestaltung ist frei von ­überflüssigem Schnickschnack.

Bild: Stark-Nienhaus

Der Duschbereich strahlt viel ­Ruhe aus, die Gestaltung ist frei von ­überflüssigem Schnickschnack.

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Autorin

Andrea Stark-Nienhaus
ist als Innenarchitektin seit fast 30 Jahren im Bäderbau mit „Starkberaten“ tätig. Sie hält Vorträge zur Ausstattung von Badezimmern, gibt Seminare zur Bad­planung und -gestaltung und ist Fachautorin.

Bild: Andrea Stark

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