Das Projekt: Ein wunderschöner Altbau aus dem Jahr 1903 wurde vor rund 12 Jahren grundlegend modernisiert und zu Eigentumswohnungen umfunktioniert. Der Haken dabei: Die Modernisierung war fachmännisch schlecht ausgeführt. Im Badezimmer bewegten sich schon die Bodenfliesen, die eingestellten Trockenbauwände zeigten großflächige Risse. Ein Wohnungsbesitzer beschließt deshalb, das Bad komplett zu renovieren. Der Raumzuschnitt lässt zwar eine andere Aufteilung nicht zu, aber das Bad soll technisch einwandfrei und optisch im Sinne der Bauherren erneuert werden.
Der lang gestreckte Raum verfügt in den Ecken über genau zwei rechte Winkel – die kleine Wand inkl. Tür zum Schlafzimmer hin. Alle anderen Wände sind unkontrolliert schräg im Zuschnitt. Die lange Wand im Bad, an der Waschtisch und WC positioniert sind, hat sogar einen mehrere Zentimeter starken Versatz. Um Ruhe in den Raum zu bringen, muss man harmonisieren und geschickt planen, ohne an Fläche zu verlieren.
Die Duschzone im hinteren Bereich ist durch eine kleine Stichwand zum restlichen Raum hin abgetrennt. Ein großes Fenster sorgt für ausreichend Sonnenlicht beim Duschen am Morgen. Anstatt einer Duschwanne, die sofort auf die fluchtenden Wände aufmerksam machen würde, wird eine Rinne in einem verfliesten Duschpodest verwendet. Eine kleine Stufe lässt sich nicht umgehen, doch der durchlaufende Bodenbelag schafft optisch Großzügigkeit. Es ist der Kunst des Fliesenlegers geschuldet, dass er sogar den Fugenschnitt des Badezimmerbodens innerhalb der Dusche übernehmen kann und er mithilfe einer leichten Drehung in der gesamten Duschzone parallel zur Duschrinne an der Wand verläuft.
Rahmenlose Glastür ohne störende Schwallleisten
Der Badheizkörper verbleibt an seinem alten Platz vor der Dusche, es wird auch das bisherige Modell weiterverwendet. Die rahmenlose Glastür öffnet sich im täglichen Gebrauch nach innen und bleibt auch sonst offen in der Duschzone stehen, ohne weiter aufzufallen. So erhält man den Eindruck einer frei begehbaren Duschzone und hat dennoch – bei Bedarf – den notwendigen Spritzschutz zum Raum. Nur für den Notfall öffnet sich das neue Modell auch nach außen.
Durch eine kleine, durchsichtige Schwallleiste, im Auftritt verklebt, können wir auf störende Schwallleisten am Glas und auf eine Anschlagleiste verzichten.
Auch die Badewanne wird weiterverwendet. Sie behält ihren angestammten Platz und sieht nach einer gründlichen Politur wieder so schön und glänzend aus wie am ersten Tag.

Bild: Stark-Nienhaus / starkberaten.de
Vorwandschale als neue Linie im Raum
Die von zwei Seiten fluchtende Längswand im Raum wird harmonisiert, indem lediglich die halbhohe Vorwandschale penibel genau im rechten Winkel zur Wand mit der Eingangstür erstellt wird. Die Ablagefläche läuft zur Wand in unterschiedlichen Tiefen und Winkeln aus. Ein Umstand, der sich gut wegdekorieren lässt – es handelt sich immerhin um eine gewollte Ablagefläche. Aber die gerade Front der Vorwand ist für die Ausstrahlung im Raum wichtig. Mit ein bisschen Geschick und Lasermessungen rahmt sie gekonnt auch die rechtwinklige Badewanne ein.
Ein großer, rundum beleuchteter Spiegel erstreckt sich symmetrisch über dem breiten Waschtisch. Der deckenhohe Wandversatz – oberhalb der Vorwandschale – ist die Begrenzung für die gewählte Breite. Um weitere Kosten einzusparen, sollte hier keine großflächige Begradigung mehr stattfinden. Der Coup hat geklappt, der Versatz ist zwar immer noch da, fällt aber nicht mehr so stark auf.
Decke in dunklem Farbton und Pendelleuchten
Der schmale Raum mit einer Deckenhöhe von stattlichen 336 cm verlangt eigentlich nach einer abgehängten Decke. Da die aber nicht gewünscht war, tönen wir die Bestandsdecke kräftig ab und setzen sie mit einem umlaufenden Rapport von der Wandfarbe ab, um dem Raum „einen Deckel aufzusetzen“. Mit diesem Gestaltungstrick wird zumindest optisch dem Raum die Höhe genommen und er darf in sich ebenmäßiger wirken.
Als zusätzliche Lichtquelle zu dem ausreichenden Funktionslicht am Spiegel sind drei Deckenauslässe für Aufbauleuchten vorhanden. Sie werden unverändert übernommen, aber mit Pendelleuchten bestückt. So wird der Lichtschein weiter nach unten verlagert – es entsteht eine angenehme Lichtatmosphäre. Farblich passende Glasleuchten illuminieren den Raum nicht nur schön, sondern runden ihn auch farblich ab.
Das Highlight des Badezimmers stellt die Fliesengestaltung dar. Die Bauherren hatten lediglich den Wunsch, ochsenblutrote, eher kleinteilige Dekorationen einzubinden. In welchem Kontext, war offen.

Bild: Stark-Nienhaus / starkberaten.de
Fliesengestaltung in Muster und Farbe bestimmt die Aussage im Raum
Der Ansatz ist ein wenig gewagt, aber mittels raumhoher Kollagenwand wurde er den Kunden präsentiert. Schlagworte wie Urlaub, Luxushotel, Eleganz, aber auch warm und weich wurden mit der Materialkollage in Verbindung gebracht und fanden Einzug in die Planung. Der Onyx wird im Duschbereich überkopfhoch und an der Vorwandschale halbhoch verlegt. Als kräftigen Gegensatz erhält auch die dunkelrote Dekoration den passenden großflächigen Einsatz. Die Wandfliesen bringen durch ihren Glanz die Tiefenstruktur besonders zur Geltung und spiegeln mit der ebenso glänzenden Dekoration um die Wette.
Fliesenspiegel mit Dekorationsfliesen
Dem schwierigen Bodenaufbau ist es geschuldet, dass das Format maximal in 30 x 60 cm gewählt werden konnte. Zudem müssen die Steine eine Rutschsicherheit aufweisen, da nicht nur der Badezimmerboden, sondern auch der Duschbereich damit durchgehend belegt werden soll. Vom gleichen Hersteller werden passende Formate in matt angeboten, die sogar maßstabil im Fugenschnitt zu den großen Wandfliesen (120 x 60 cm) verlegt werden können. Bis ins Detail perfekt und millimetergenau verarbeitet, bringt der Fliesenleger sein gesamtes Kunsthandwerk ein, um die diversen Schwierigkeiten im Raumzuschnitt zu meistern.
Die Aufgabe lag darin, den durchlaufenden Fugenschnitt der unterschiedlichen Formate mit den entstehenden Schnittstücken an die eine, gerade verlaufende Wand anzubinden und die Schrägen möglichst großflächig zu kaschieren. Die Dekorationsfliesen werden stimmig dazu angelegt, und es passt sogar ein exakt mittig durchtrenntes Abschlussstück. Natürlich wird mit farblich passenden Kantenschienen und bei der Dekoration mit Riemchenabschlüssen in Keramik gearbeitet. Eine helle, warme Wandfarbe und Möbel in „Eiche Natur“ runden die Kombination des neuen Wohlfühlbades ab.
Ein wirklich einzigartiges Badezimmer, in dem nicht die sanitären Einrichtungselemente auffallen, sondern das Zusammenspiel von allem, vor allen Dingen aber: die faszinierende Wand- und Bodenverkleidung im harmonischen Einklang zueinander. Die Fliese bildet nicht den zurücktretenden Rahmen im Raum, sondern spielt mal die Hauptrolle.

Bild: Stark-Nienhaus / starkberaten.de

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Nach dem Umbau: edel und lebendig.
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