Die politische Großwetterlage ist nicht gerade optimistisch, ebenso wenig die Situation in Deutschland. Schaltet man die Nachrichten ein, wird neben gesellschaftlichen Krisen zusätzlich über die Folgen des Klimawandels berichtet. Man könnte fast depressiv davon werden. Ein buntes Licht am Ende des Tunnels wäre schön, Ablenkung und Aufmunterung sind gefragt. Vielleicht kann es schon ein wenig helfen, sich in frohen Farben zu kleiden? Ebenso kann eine liebevolle Einrichtung in gut ausgewählten Nuancen manchmal einen positiven Einfluss haben und Dopamin freisetzen. Was bedeutet das fürs Bad bzw. die Badausstellung?
Worum geht es eigentlich genau? In der Umgangssprache ist Dopamin ein Glückshormon, das bei bestimmten positiven Reizen ausgeschüttet wird, die Sinne anregt und Frohsinn in den Alltag bringt. Diese Reize können vielerlei Tätigkeiten oder Dinge sein, ohne die wir uns nicht recht wohlfühlen. Gutes Essen, Bewegung, schöne Musik, ein ansprechender Duft oder eben die eigenen Lieblingsfarben in Kleidung und Einrichtung können helfen, über eine Hormonausschüttung die Psyche positiv zu beeinflussen. Anzeichen für einen Dopaminmangel im Körper sind dagegen: Freud- und Antriebslosigkeit, andauernde Müdigkeit und manchmal einfach nur schlechte Stimmung. Ein Überschuss an Dopamin ist allerdings auch nicht gut. Er kann sogar negative Auswirkungen haben. Es verhält sich ähnlich wie bei einer Sucht, durch die man eine immer höhere Dosis an Reizen braucht, um sich wohlzufühlen.
In der Mode ist der Begriff „Dopamine Dressing“ seit mehreren Jahren bekannt. Er kam und blieb, ungefähr seit Beginn der Pandemie, als sich zwei gegensätzliche modische Grundhaltungen beobachten und voneinander abgrenzen ließen. Betroffen von den Einschränkungen durch Corona waren eigentlich alle, aber die Reaktionen darauf waren sehr unterschiedlich. Die einen ließen sich gehen bzw. lagen auf der Couch, waren frustriert und mochten nur noch Schwarz, Beige oder Grau in Grau und Jogginghosen tragen. Sie drückten den Grad ihrer schlechten Laune durch Kleidung und manchmal auch im Interieur aus, während die anderen sich gern „besonders schön“ anzogen, sich dann und wann einen Blumenstrauß gönnten und mit ihren Lieblingsfarben in der Einrichtung umgaben, um vielleicht dadurch zufriedener zu werden.
Dass diese Maßnahmen hilfreich sein können, belegte eine junge Professorin, Dawnn Karen aus New York, durch zahlreiche Interviews in vielen Ländern sogar wissenschaftlich. Ihr selbst fiel das Phänomen auf, als sie am Anfang der Pandemie ihre geliebten Leopardenpumps und einen schicken Leo-Mantel zur Jogginghose wählte. Sie bemerkte, dass sie selbst glücklich war und von anderen anders als zuvor wahrgenommen wurde. Sie trug etwas Legeres, in dem sie sich wohlfühlte, kombinierte es mit hübschen Accessoires und schminkte sich. Dafür musste sie sich nicht einmal verbiegen. Hört sich gut an, oder? Und ist eigentlich ganz einfach.
Nicht erst seit gestern ist das Thema der sogenannten Dopamin-Farben mehr und mehr auch in die Einrichtung übernommen worden. So war bei RAL in den „Colour Feelings“ schon 2023 zu lesen: „Verstärkt durch die Erfahrungen aus der Pandemie gewinnen höher gesättigte Nuancen online wie offline an Bedeutung. Maximalismus und Dopamin-Dekor (der bewusste Einsatz von lebendigen Farben und Kontrasten zur Steigerung von Energie und Lebensfreude) sind bei breiteren Teilen der Gesellschaft angekommen.“
Der Begriff „Dopamine Decor“ gewann an Popularität. Er bezieht sich im Allgemeinen auf bunte und lustige Farben und Muster und soll, wie gesagt, die Stimmung heben. Besonders gut funktionieren helle Farben wie Orange, Pink, Gelb und leuchtendes Grün. Der farbenfrohe Einrichtungstrend versprüht Energie und ist mittlerweile bei Einrichtern wie Ikea und Kare ebenso wie bei „Schöner Wohnen“ und in fast allen anderen Magazinen beliebt. Er steht meist in deutlichem Kontrast zum Minimalismus der klassischen Moderne, der im Bad nach wie vor als Einrichtungsstil sehr wichtig, wenn nicht der meistgefragte Stil überhaupt ist.
Genau deshalb sehen wir schlichte Eleganz und die Reduktion aufs Wesentliche auch überall und müssen aufpassen, dass die gefeierte Gradlinigkeit nicht eintönig wird. Minimalismus haben viele Kunden selbst seit Jahren daheim. Wer in eine Badausstellung kommt, ist auf der Suche nach einer Verbesserung im Vergleich zu dem, was er oder sie zu Hause schon hat. Am besten funktioniert meist eine wohlüberlegte Mischung aus Bewährtem und neuen Ideen. Den Dopamin-Style hat längst noch nicht jeder ausprobiert.
Manchmal erscheint der bunte Mix wie ein Akt der fröhlichen Rebellion gegen die gewohnte Sichtweise, ein Ausdruck von Sehnsucht nach Emotionalität. Dazu können gehören: Wellenlinien, Leoparden-, Streifen- und Karomuster, runde Spiegel statt rechtem Winkel, Plüsch und Fell, bunte Farben, Gold und Neon statt Beige, Grau, Schwarz und Weiß. Diese Gestaltungselemente dürfen nicht übertrieben eingesetzt werden, aber sie können – in angemessener Dosierung – eine Bereicherung darstellen, an die ein Interessent sich erinnert. Und zwar eher als an die 123ste Bad-Koje in Beige und Grau. Und vielleicht kommt er genau deshalb wieder zu Ihnen ins Geschäft, weil er sich durch einen individuellen Blickfang merken konnte, was er wo gesehen hat.
Kühne Deko mit einem witzigen Accessoire zur Ablenkung kann manchmal ein Lächeln hervorrufen und gute Laune machen, wenn die Auswahl des richtigen Badmöbels schwerfällt, stressig und anstrengend ist. Dopamin-Dekor wird auf unterschiedlichen Ebenen eingesetzt. Eine Überdosis davon kann allerdings auch zu Migräne und Reizüberflutung führen. Zum Beispiel, wenn es uns zu bunt wird. Also bloß nicht übertreiben!
Als ein viel beachtetes Beispiel für Pop-Art- oder Dopamin-Dekor im ganz großen Maßstab kann das „Bouquet of Tulips“, ein bunter Blumenstrauß des US-amerikanischen Künstlers Jeff Koons, interpretiert werden. Diese farbenfrohe, mehr als 10 m hohe Skulptur aus Stahl und Aluminium sollte nach den Terroranschlägen 2015 in Paris eine Geste von Freundschaft und guter Laune sein, die von vielen gefeiert, von anderen leider als geschmackloser Kitsch empfunden wird. Ich persönlich lasse mich bei „schlechter Großwetterlage“ gerne mal durch einen bunten Blumenstrauß verzaubern und ein wenig heiterer stimmen.
Jeff Koons ist übrigens auch der Künstler, der den Ballon-Hund als Skulptur zum viel beachteten Kunstobjekt gemacht hat. Sie erinnern sich vielleicht, wie auf Kindergeburtstagen aus langen Luftballons ein Hund geknotet wurde? Wie schön war es, wenn man einen davon geschenkt bekam oder auf der Kirmes einen kaufen konnte! Genau an dieses Gefühl von Glück und Freude knüpft der Ballon-Hund als designorientierte Deko-Figur an. Der Hund gilt als der beste Freund des Menschen, besonders, wenn er nicht ausgeführt werden muss und robust ist.
In der Badausstellung darf und muss – wie bereits gesagt – die Deko nicht übertrieben werden. Man kann das Thema „Humor“ auch dezent angehen, wie z. B. Küchenhersteller „Leicht“ es vor einigen Jahren auf einer Möbelmesse perfekt gezeigt hat. Und zwar hat man einige der nicht ganz so kitschigen, sondern etwas sachlicher geformten Design-Hunde eingesetzt. Inzwischen sind sie zum Klassiker mutiert und wurden sogar in leuchtenden Le-Corbusier-Farben gestrichen. Sie wirken sympathisch und bringen vielleicht ein wenig frischen Wind und gute Laune in manchmal anstrengende Planungs- oder Verhandlungsphasen.
Die Deko-Hunde gibt es in zwei Varianten, einmal in rundlicher Form, bewusst provokativ in grellen Metallics (bei ADM; Arte Dal Mondo Home Decoration), sowie etwas sachlicher, designorientiert und weniger schrill, als „Puppy“ hergestellt von der Lifestyle- und Möbelfirma Magis, die Möbel- und Designobjekte für Privathaushalte und den öffentlichen Raum entwickelt. „Wir haben den Kopf in den Wolken, während wir mit beiden Händen experimentieren“, so beschreiben die Norditaliener von Magis sich selbst. Viele der innovativen Objekte sind für den Outdoor-Einsatz und somit auch gut fürs Bad geeignet.
Wer noch nicht auf den Hund gekommen ist, versucht es mit Pflanzen, die sich im Badklima wohlfühlen, oder gleich direkt mit einer farbenfrohen Gestaltung. Wer mutiger ist, streicht eine Wand oder eine ganze Koje in der Ausstellung leuchtend pink oder grün. Wer überzeugt von der stimmungsaufhellenden Wirkung von Farben ist, traut sich sogar an farbige Fliesen und Sanitärobjekte. Sie sind noch kein eingefleischter Fan von farbiger Abwechslung? Starten Sie mit Accessoires, die man schnell und einfach austauschen kann.
Sie sind glücklich und erfolgreich mit Grau, Beige und anderen unbunten Nuancen? Machen Sie genau das weiter, was Sie gut können, womit Sie sich wohlfühlen und bei der Kundschaft gut ankommen. Aber vielleicht starten Sie in irgendeiner Form in irgendeiner Ecke einen kleinen Versuch mit einem innovativen Einsatz von Farbe? Und wenn die Ausstellung Ihnen, Ihren Mitarbeitern und den Kunden irgendwann vielleicht doch ein wenig langweilig erscheint, fällt Ihnen hoffentlich das Thema Dopamin-Dekor zur Umwandlung der ältesten und angestaubtesten Koje in Ihrer Ausstellung wieder ein. Sie entscheiden, ob Sie sich eher mit „gewagt“ oder „gefällig“ wohlfühlen. Es gibt bessere Ideen als die gelbe Quietsche-Ente.
Dopamin-Farben und Muster für den Feel-Good-Look
Kräftige helle Farben und spielerische Muster können die Dopaminausschüttung stimulieren, auch und gerade im Bad. Diese Nuancen werden mit positiven Emotionen wie Glück, Freude und Zufriedenheit assoziiert. Sie können ein wenig Frohsinn in den Alltag bringen und helfen, unsere Motivation zu verbessern. Jedoch gilt: Überdosis vermeiden!
Pink: Wenn Sie die Welt durch eine rosarote Brille sehen, steigt die Stimmung. Ein wenig Pink in einem coolen Badezimmer mit Beton und Anthrazit kann wie ein Augenzwinkern wirken und macht das gesamte Ambiente leichter und femininer. Pink in der Kombi mit Gelb und Grün ist der Klassiker für Gute-Laune-Farben. Es muss ja nicht gleich Barbie-Rosa flächig auf allen vier Wänden sein.
Orange: ist fruchtig, aktiv und steht für Lebensfreude. In ihrer reinsten Form wird die Farbe als lebensbejahend und fröhlich eingestuft. Orangefarbene Handtücher, eine braune Wand und blonde Hölzer machen selbst ein dunkles Bad warm, sonnig und gemütlich. Als Akzent dazu: gern schwarze Armaturen in matt. Stilistische Anleihen aus den 1970er- und 1980er-Jahren sind ebenfalls passend.
Gelb: symbolisiert Licht und Sonne, verströmt Energie und kann Optimismus verbreiten. Gelb mit einem Spritzer Orange wirkt warm, mit einem Schuss Grün wird es spritzig oder sogar sauer, und sauer macht bekanntlich lustig! Limetten-Gelbgrün und Oliv passen gut zu schwarzem Marmor. Auf die Kombi kommt es an.
Grün: steht für Frühling und versprüht Vitalität. Eine Fahrt ins Grüne hebt die Laune. Für den Fall, dass Sie keinen grünen Daumen haben, helfen grüne Handtücher, eine grün gestrichene Wand, und Mutige denken sogar über (wohl eher dunkel-)grüne Fliesen nach. Wenn Nachhaltigkeit dargestellt werden soll, geht es kaum ohne irgendeine Nuance von Grün.
Himmelblau: Ein wolkenloser blauer Himmel hieß früher Kaiserwetter. Klassisches Royal- und Königsblau ist übrigens exakt dasselbe. Blau ganz allgemein nennen die Deutschen am häufigsten als Lieblingsfarbe. Himmelblau wirkt vertrauenerweckend, seriös und trotzdem heiter, wenn es mit warmen Holzfarben und Weiß zusammengestellt wird. Zum Dopamin-Look würde man es wohl eher mit ein wenig Pink, schwarz-weißen Streifen oder Leo-Muster und gern auch mit goldenen Armaturen einsetzen.
Gold: steht in der klassischen Farbenpsychologie für Macht, Reichtum und Erfolg. In der modernen Raumgestaltung wirkt Messing gebürstet allerdings gar nicht unbedingt autoritär, sondern in erster Linie wärmer als Chrom glänzend. Ein Froschkönig mit Goldkrönchen, vielleicht vor orange- oder pinkfarbener Wand, könnte eine kreative Idee für einen Blickfang im Gute-Laune-Bad sein.
Schwarz-weiß kariert oder gestreift: passt gut zu Bonbonfarben auf Details. Der Look soll nicht nur für junge Familien mit Kindern kompatibel sein. Auch Rentner haben gerne gute Laune. Kariert ist richtungsfrei, während quer gestreift eine Wand länger bzw. breiter machen kann. Senkrechte Streifen oder auch Riffel betonen die Höhe eines Badezimmer-Objekts und wirken sich positiv bei geringer Raumhöhe z. B. im Gästebad aus.
Leopardenmuster: Strukturen, Muster und Unis ergänzen sich gegenseitig und bringen ein Bad in die gewünschte Balance. Leo- oder Zebra-Look müssen nicht unbedingt auf großen Flächen stattfinden, sondern eignen sich gut für Handtücher, auf Vasen oder in Form von Bildern, um ein langweiliges Badezimmer etwas aufregender zu machen. Für Mutige: Safari-, Dschungel- oder bunte Blumenmuster gibt es auch als badtaugliche Tapeten.
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