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Wie Farbkontraste die Orientierung im Bad erleichtern

Inhalt
  • Farbe ist ein wichtiges Kriterium, um unterstützend ein Bad barrierefrei zu gestalten.
  • Visuelle Barrierefreiheit sollte in öffentlichen Räumen wie auch im Privatbad geplant und umgesetzt werden.
  • Hell-Dunkel-Kontraste erleichtern das Zurechtfinden im Raum enorm.
  • Für Badnutzer mit Einschränkung oder Sehbehinderung wird das Sturzrisiko gesenkt, wenn Flächen eindeutig unterschiedlich gestaltet sind.
  • Beispielhafte Farbtemperatur-Kontraste: Ziegelrot und Cremeweiß wirken zusammen warm und gemütlich, dunkles Petrol und leuchtendes Citro frisch und sauber.
  • Ein deutlich wahrnehmbarer Hell-Dunkel-Kontrast ist eine gute Basis für die Planung.
  • Ein alters- und pflegegerechtes, barrierefreies Bad muss und sollte nicht nach Heim oder Klinik aussehen. Das Bad für den fitten Babyboomer-Kunden zu Hause erst recht nicht. Auch wenn bestimmte Kriterien als gesetzt gelten und einzuhalten sind, gibt es genügend gestalterischen Spielraum, damit das praktische, pflegeleichte und sichere Bad auch gleichzeitig ein attraktives wird. Funktion, Form und Farbe sind Aspekte, die bei der Planung bzw. beim Umbau berücksichtigt werden müssen. Persönliche Präferenzen und individuelle Farbwünsche können – zumindest im privaten Wohnhaus – ebenfalls beachtet werden.

    Nach einer Forsa-Studie („Die Deutschen und ihre Bäder“, sanitaerwirtschaft.de) liegen Entspannen und Wohlfühlen im Bad fast gleichauf mit dem Wunsch, dass ein Bad praktisch und funktional sein soll. Als wichtigster Aspekt wurde angegeben, dass das Badezimmer in jeder Lebensphase bequem zu nutzen ist. Alles leicht gesagt, aber gar nicht so einfach zu realisieren, besonders vor dem Hintergrund, dass ein Durchschnittsbad in Deutschland selten renoviert wird.

    Dusche eher als Wanne, genügend Stütz- und Haltegriffe – das sind sicher naheliegende Gesichtspunkte, die genannt werden, wenn es beispielsweise um ein zukunftsorientiertes Bad-Update für die Boomergeneration geht. Aber wie in der Vergangenheit schon öfter erwähnt, gilt auch hier: Farbe nicht zu nutzen, ist eine verschenkte Chance! Auch wenn hohe Ansprüche an Funktionalität und Sicherheit im Vordergrund stehen, spielen ästhetischer Zeitgeist und geschmackliche Ambitionen ebenfalls eine wesentliche Rolle. Und selbst Hochaltrige und Demenzkranke haben oft genug noch unterschiedlich ausgeprägte Vorstellungen darüber, was ihnen gefällt und was nicht.

    Geschmack und Funktionalität sind dabei manchmal enger verknüpft, als man zunächst denkt. Eine falsche Farbe oder das Nichtvorhandensein von Farbe kann bewirken, dass z. B. ein Alzheimer-Patient zunächst nicht gern ins ­Pflegebad kommen mag und schließlich die Pflege komplett verweigert. Er oder sie kann die Gründe zwar nicht mehr klar artikulieren, spürt aber immer noch deutlich die visuelle Kälte. Darauf basierend kann eine regelrechte Abneigung entwickelt werden, der sich bisweilen durch eine geschickte Farbwahl gut entgegenwirken lässt.

    Sie braucht Halte- und Stützgriffe, mag ihr altes Bad, will aber so lange wie möglich selbstbestimmt zuhause klarkommen.

    Bild: amazing studio - stock.adobe.com

    Sie braucht Halte- und Stützgriffe, mag ihr altes Bad, will aber so lange wie möglich selbstbestimmt zuhause klarkommen.

    Einen Raum, in dem der Nutzer sich gut zurechtfindet und wohlfühlt, wird er kaum meiden. Weil man im Voraus nicht weiß, wann welche Phase im Alterungsprozess beginnt, ist es sinnvoll, nicht erst bei Baderneuerungen für die Boomerkundschaft das Thema Altersvorsorge im Hinterkopf zu haben und zu pushen. Fangen Sie früh genug damit an, das Aufgabengebiet wird immer größer und stellt eine riesige Chance für Umsatz dar. Für den öffentlichen Raum sollten die Kriterien der visuellen Barrierefreiheit erst recht gekannt und genutzt werden, damit praktische Bäder auch für viele geschmacklich ansprechend werden. Sei es im Bereich Gastronomie, Hotel, Seniorenresidenz oder Klinik.

    Es gibt Altenwohn- und Pflegeheime, seien sie neu gebaut oder renoviert, in denen die Flure und Gemeinschaftsräume frühlingshaft und die Zimmer immerhin noch neutral bis warm cremeweiß mit hellem Bodenbelag aus (meist imitiertem) Holz gestaltet sind. Die innen liegenden Nasszellen fallen demgegenüber in Schwarz-Weiß mit vielen grauen Fugen völlig ab und wirken extrem ungemütlich. Zumindest bei Neuplanungen könnte man diese trostlose Atmosphäre durch den gekonnten Einsatz von Farbe an Boden und Wand sowie für Details verhindern. Sonniger Sand und Holzfarben wirken wärmer als klinisches Weiß und Grau.

    Der Bodenbelag, eine abgesetzte Wand und ein Streifen an der Wand könnte in naturnahen Tönen wie Grüngrau, Marineblau oder Dunkelrot gefliest sein, wohnlich wirken und dennoch in ausreichendem Kontrast zu weißer Sanitärkeramik stehen. Zur exakten Definition dieses Kontrastes kommen wir im Weiteren noch. Warum und in welchen Bereichen sind Hell-Dunkel-Unterschiede besonders wertvoll?

    Kontraste sind wegweisend! Manchmal wird im Alter die Funktion von WC, Waschbecken und Haltegriffen vergessen oder aufgrund fehlender Farbkontraste nicht mehr erkannt, da klinisches Weiß-vor-Weiß nicht für alle Patienten „lesbar“ ist. Farbe und insbesondere Hell-Dunkel-Unterschiede können in diesen Fällen die Orientierung deutlich erleichtern. WC und Waschtisch sollten sich nicht nur deutlich von der Farbe des Bodenbelags absetzen, sondern insbesondere auch von der Wandfarbe als visuellem Hintergrund. Damit sind schon zwei Aspekte im Hinblick auf spezielle Kontrast-Anforderungen genannt.

    Ebenso hilfreich ist ein dritter Kontrast, und zwar der innerhalb der Raumhülle, also der Unterschied von Wand- und Bodenbelag, da es sonst für ältere Bewohner mit kognitiver Einschränkung oder Sehbehinderung schwer ist, die Raumgrenzen wahrzunehmen. Klarer ausgedrückt: Es kann das Sturzrisiko erhöhen, wenn Nutzer nur schwer erkennen, wo der Boden aufhört und die Wand anfängt.

    Als Viertes sollte die Tür zum WC gut sichtbar sein, sei es durch Kontraste von Türblatt zu Wand oder/und von Zarge zu Wand. Punkt fünf: Kleine Elemente wie Halter für Waschlappen und Handtücher, Haltegriffe und Duschsitz und wenn möglich sogar die Armaturen sollten in ausreichendem Kontrast zur umgebenden Oberflächenfarbigkeit stehen, damit auch diese Dinge visuell barrierefrei zu nutzen sind.

    Welcher Kontrast ist der wichtigste? In den Jahren 2022 und 2023 haben wir in unserer Reihe zum Thema Farbdesign über sieben verschiedene Kontraste berichtet, die helfen, die richtigen Farben zu finden und dem Kunden gegenüber zu begründen. Für das altersgerechte Bad und in der Pflege ist bezüglich des Orientierungsvermögens für Menschen mit (Seh-)Beeinträchtigungen der Hell-Dunkel-Kontrast der wichtigste. Nach DIN geht es exakt ausgedrückt um den Leuchtdichtekontrast. Ausreichende Hell-Dunkel-Unterschiede werden meist noch erkannt, wenn das Farbensehen schon verloren ist.

    Der Helligkeitsunterschied von z. B. WC und Haltegriff zur Wand soll einem Leuchtdichtekontrast von k ≥ 0,4 entsprechen. Oder messtechnisch anders ausgedrückt: Der Hellbezugswert zwischen den beiden Oberflächen soll mindestens einen Unterschied von 0,5 oder größer aufweisen. Außer der Möglichkeit „weißes WC vor dunklem Grund“ gibt es noch die ebenfalls sinnvolle Variante, mit kontrastreichen Umrandungen zu arbeiten. Genau definiert werden verschiedene Möglichkeiten zur Berechnung der visuellen Barrierefreiheit in den DIN 18040 1-3 bzw. 32975. Starke Kontraste unterstützen Sehbehinderte und kognitiv Beeinträchtigte in Sachen Orientierung und Mobilität, im öffentlichen Raum wie im Privathaushalt, natürlich nicht nur im Bad.

    Funktionalität und Ästhetik lassen sich kombinieren! Obacht: Auch wenn deutliche Hell-Dunkel-Kontraste essenziell wichtig für die „Lesbarkeit“ eines Raumes sind, ist es nicht am besten, in ein leider allzu übliches Schwarz-Weiß-Denken zu verfallen. Farbtemperatur-Kontraste können weiter berücksichtigt werden. Ziegelrot und Cremeweiß wirken zusammen warm und gemütlich, dunkles Petrol und leuchtendes Citro frisch und sauber, während eine Balance aus zartem Rosa mit coolem Schiefergrau für sie und ihn gemeinsam passt. Alle drei Farbkombinationen sind stimmungsvolle Beispiele und haben angemessenen Kontrast. Möglich ist sogar dunkles Britisch-Racing-Grün mit hellem Apricot oder „Peach Fuzz“, der Pantone-Farbe des Jahres 2024.

    Warum nicht auch im fortgeschrittenen Alter noch trend- und designorientiertes Ambiente mögen und umsetzen lassen?! Es gibt konservative und junggebliebene Alte, sowohl ruhebedürftige als auch solche, die visuelle Anregung brauchen – sie sind wie du und ich verschieden und haben ihren individuellen Geschmack. Ein junger Vater im Rollstuhl braucht ein komfortables, behindertengerechtes Bad, will aber auf keinen Fall für seine Familie ein Zuhause mit dem Ambiente von Sanitätshaus oder Altenheim. Farbe hilft! Die Ansprüche sind je nach Aufgabenstellung unterschiedlich. Das clever geplante Seniorenbad kann Spaß machen, farbig sein und die selbstständige Nutzung fördern, solange als Basis ein guter Hell-Dunkel-Kontrast berücksichtigt wird.

    Fazit

    Eine hochgradig individualisierte, vielleicht sogar ausgefallene Gestaltung lässt sich im Privathaushalt umsetzen, aber auch für den Objektbereich gibt es Farbgestaltungsprinzipien, die das manchmal schwierige Thema Körperpflege raumatmosphärisch positiv beeinflussen können. Zwischen soften Kriterien wie Ästhetik und Raumstimmung auf der einen und Funktionalität auf der anderen Seite befindet sich das individuelle Temperaturempfinden, das durchaus über Akzeptanz oder Ablehnung von Räumen entscheiden kann.

    Das alten- und pflegegerechte Bad soll große Klarheit haben, farbig, aber nicht zu bunt sein. Kenntnisse über Farbpsychologie, Farbsättigung, Quantitäts- und Simultankontrast helfen über die im Artikel genannten Aspekte hinaus, attraktive Bäder zu gestalten. Kleiner Tipp: Was wir in den bisherigen Beiträgen zu Farbgestaltung im Bad geschrieben haben, trifft weitestgehend durchaus auch für Seniorenbäder zu.

    Behindertengerecht ist etwas anderes als altengerecht: Das Bad für den jungen ­Rollstuhlfahrer sollte gleichzeitig familientauglich gestaltet sein.

    Bild: auremar - stock.adobe.com

    Behindertengerecht ist etwas anderes als altengerecht: Das Bad für den jungen ­Rollstuhlfahrer sollte gleichzeitig familientauglich gestaltet sein.
    Diese Farbwahl ist weder gemütlich noch clever: Kalter Gesamteindruck, weiße Objekte vor weißer Fliese sind schlecht erkennbar, Blau am Boden vermittelt keine Trittsicherheit, erinnert eher an Wasser oder Luft.

    Bild: ehrenberg-bilder - stock.adobe.com

    Diese Farbwahl ist weder gemütlich noch clever: Kalter Gesamteindruck, weiße Objekte vor weißer Fliese sind schlecht erkennbar, Blau am Boden vermittelt keine Trittsicherheit, erinnert eher an Wasser oder Luft.
    Deutlich besser: Das leise Farbspiel der blauen Fliesenwand und der Eindruck von Holz am Boden schaffen eine Balance von kalt und warm. WC und Griffe heben sich gut vor dunkleren Wandzonen ab.

    Bild: ViCare von Villeroy & Boch

    Deutlich besser: Das leise Farbspiel der blauen Fliesenwand und der Eindruck von Holz am Boden schaffen eine Balance von kalt und warm. WC und Griffe heben sich gut vor dunkleren Wandzonen ab.
    Die Kombination aus grüner Fliese in kreativem Verlege­raster mit hellem Holz wirkt freundlich, aber nicht unruhig. Durch Kontraste gut erkennbar: Duschsitz, Haltegriffe und Duschgestänge in Weiß statt Chrom.

    Bild: ViCare von Villeroy & Boch

    Die Kombination aus grüner Fliese in kreativem Verlege­raster mit hellem Holz wirkt freundlich, aber nicht unruhig. Durch Kontraste gut erkennbar: Duschsitz, Haltegriffe und Duschgestänge in Weiß statt Chrom.
    Geschickte Verteilung der Farb­quantitäten, naturnahe und fröhliche Atmosphäre. Die Farbkombi entspricht den üblichen Sehgewohnheiten. Unter den Füßen ist es dunkel wie Schiefer; hellgraue Wände und blonde Holznuancen machen den Raum gut lesbar. Feiner Kontrast zu weißen Sanitärobjekten, starker Farb- und Hell-Dunkel-Kontrast für Details und alles, was Halt bietet.

    Bild: Erlau

    Geschickte Verteilung der Farb­quantitäten, naturnahe und fröhliche Atmosphäre. Die Farbkombi entspricht den üblichen Sehgewohnheiten. Unter den Füßen ist es dunkel wie Schiefer; hellgraue Wände und blonde Holznuancen machen den Raum gut lesbar. Feiner Kontrast zu weißen Sanitärobjekten, starker Farb- und Hell-Dunkel-Kontrast für Details und alles, was Halt bietet.
    Vorreiter Hewi: Serie 900 ist einfach zu montieren und verbindet Funktionalität gekonnt mit Ästhetik. Raumstimmung: frisches Alpseegrün ausbalanciert mit eleganter Steinfarbigkeit der Fliesen. Der Farbklang strahlt Hygiene aus, geeignet für Hotel und Privathaushalt.

    Bild: Hewi

    Vorreiter Hewi: Serie 900 ist einfach zu montieren und verbindet Funktionalität gekonnt mit Ästhetik. Raumstimmung: frisches Alpseegrün ausbalanciert mit eleganter Steinfarbigkeit der Fliesen. Der Farbklang strahlt Hygiene aus, geeignet für Hotel und Privathaushalt.
    In diesem Bad friert niemand: moderne Sanitärobjekte vor wohnlich-warmer ­hexagonaler Wandfliese. Highlight für Pflegeeinrichtung und anspruchsvolle ­Privatkundschaft.

    Bild: ViCare von Villeroy & Boch

    In diesem Bad friert niemand: moderne Sanitärobjekte vor wohnlich-warmer ­hexagonaler Wandfliese. Highlight für Pflegeeinrichtung und anspruchsvolle ­Privatkundschaft.
    Anthrazit vor hellem Hintergrund sorgt dafür, dass die malvenfarbige Wand nicht zu ­feminin wirkt. Haltevorrichtungen für Stützklappgriffe oder Duschsitze frühzeitig ­berücksichtigen, damit sie genau dann montiert werden können, wenn die Nutzerinnen und Nutzer sie benötigen.

    Bild: Hewi

    Anthrazit vor hellem Hintergrund sorgt dafür, dass die malvenfarbige Wand nicht zu ­feminin wirkt. Haltevorrichtungen für Stützklappgriffe oder Duschsitze frühzeitig ­berücksichtigen, damit sie genau dann montiert werden können, wenn die Nutzerinnen und Nutzer sie benötigen.
    Handläufe und viele Details gibt es bei Erlau außer in Anthrazit auch in Steingrau, ­Resedagrün, Aquablau, Rubinrot, Reinweiß, Pastellgelb und Graubeige.

    Bild: Erlau

    Handläufe und viele Details gibt es bei Erlau außer in Anthrazit auch in Steingrau, ­Resedagrün, Aquablau, Rubinrot, Reinweiß, Pastellgelb und Graubeige.
    Das Behinderten-WC muss nicht lieblos wirken. Viele Rollstuhlfahrer würden sich über diese großzügige, trend­orientierte Lösung in Restaurants oder Hotels freuen.

    Bild: ViCare von Villeroy & Boch

    Das Behinderten-WC muss nicht lieblos wirken. Viele Rollstuhlfahrer würden sich über diese großzügige, trend­orientierte Lösung in Restaurants oder Hotels freuen.

    Barrierefreiheit: Gut zu wissen

    Beleuchtung: Augen- bzw. Alterskrankheiten verursachen, dass ältere Menschen sich im Bad schlechter zurechtfinden. Das altengerechte Bad sollte heller werden als üblich, da bereits ab 40 Jahren eine Linsentrübung einsetzt. Weiter sind Bewegungsmelder nützlich, damit man nachts im Dunklen nicht erst suchen muss. Zur Orientierung helfen Positionslichter unter dem Bett, im Flur und im Bad, ehe vielleicht die Klingelmatte vorm Bett liegt, die Helfer auf den Plan ruft.

    Lichtquellen: Zusätzlich zur Hauptlampe in der Mitte des Raums, die starke Schlagschatten macht, wählen Sie weitere Lichtquellen in den wichtigsten Funktionsbereichen. Warmweiße oder neutralweiße Leuchtmittel mit guter Farbwiedergabe (hoher CRI- bzw. Ra-Wert) sind im Bad optimal, wenn sie darüber hinaus auch noch hell genug und blendfrei sind.

    Zuschüsse für Umbauten: Selbst wenn offiziell noch kein Pflegegrad festgelegt wurde, können Wohneigentümer unabhängig vom Alter im Programm 455-B der KfW für Barrierereduzierung beantragen, dass bestimmte Umbaumaßnahmen mit bis zu 10 bzw. 12,5 % bezuschusst werden. Bedingung: Durchführung der Arbeiten durch einen Fachbetrieb.

    Wohnumfeldverbessernde Maßnahmen – die Sanierung mit Zuschuss bis 4000 Euro beim Vorliegen eines Pflegegrades. Die häusliche Pflege wird durch die Umbauten erst ausführbar bzw. deutlich erleichtert und eine weitgehend selbstständige Lebensweise wird ermöglicht.

    Hilfsmittel aus der entsprechenden Verordnung bzw. Notwendigkeitsbescheinigung vom Arzt – und nur für die gibt es Zuschüsse – sind oft teuer, manchmal veraltet und ästhetisch, freundlich ausgedrückt, ein Totalausfall. Sie sind aber nicht das einzige Angebot. Falls die Kundschaft über einen gewissen finanziellen Rahmen verfügt, gibt es manchmal ähnlich funktionale, aber viel schönere Hilfsmittel für ein Drittel der Kosten, die vom Sanitätshaus für Produkte mit „Krankenhaus-Charme“ in Rechnung gestellt werden. Diese werden allerdings dann nicht von einer Kranken- oder Pflegekasse erstattet, selbst wenn sie den gleichen Zweck manchmal sogar günstiger, komfortabler und schöner erfüllen können. Beispiele: WC-Sitzerhöhung mit Armlehnen, Haltegriffe, fahrbare WC-Stühle, Duschstühle, Nutzer sind dankbar über Alternativen zum Sanitätshaus.

    WC: Es muss auf jeden Fall hoch genug bzw. sogar am besten höhenverstellbar sein, damit ein selbstständig durchgeführter Toilettengang möglichst lang zum selbstbestimmten Alltag gehört.

    Halte- und Stützgriffe: mindestens neben WC und in der Dusche. Stützklappgriffe (knapp 30 cm höher als WC) müssen unbedingt stabil genug sein, damit sie einen zuverlässigen Beitrag zur Sicherheit leisten.

    Waschtisch hoch + Spiegel niedrig: eher 80 als 70 cm, um Unterfahrbarkeit für Rollstühle zu gewährleisten, ggf. höhenverstellbar für genügend Beinfreiheit. Im gleichen Atemzug ist auch die Höhe des Spiegels anzupassen, die eher niedriger oder geneigt sein sollte, das wird selbst in Pflegeheimen gern vergessen. Die Höhe muss angemessen sein auch für sitzende Rollstuhlfahrer oder ältere Menschen, die über die Jahrzehnte aufgrund eingebrochener Wirbel und abgenutzter Bandscheiben nicht selten 10 cm und mehr an Körpergröße verlieren.

    Kleinmöbel: sollten an der Wand fest angedübelt werden, damit sie nicht umfallen, wenn sie von einer haltsuchenden Person überbelastet werden.

    Dusche: möglichst ebenerdig, muss auf jeden Fall ohne Stolperkante und rutschfest sein. Farbige „Duschfliese“ z. B. von Bette

    Badewanne: mit Türeinstieg oder niedriger Einstiegshöhe, ggf. wird auch ein Liftsystem benötigt.

    Bodenbeläge: sollten rutschhemmend sein.

    Fliesen: rutschhemmend bzw. rutschfest.

    Autorin

    Dr. Hildegard Kalthegener
    ist Farbexpertin, Seminar­leiterin und Dozentin. Sie ist in diversen Branchen aktiv: Architektur und Interieur, Produktdesign und Trend­research.
    www.farbstudio-­kalthegener.de

    Bild: Kalthegener

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