Das Wettbewerbsobjekt (siehe SBZ 13/2013) ist eine Villa aus dem letzten Jahrhundert in Stadtrandlage. Mehrere Räume im Obergeschoss standen zur Planung des neuen Wellnessbereiches zur Verfügung. Diese und viele weitere Infos rund um den Wettbewerb finden Sie auch auf https://www.sbz-online.de/tags/kreativitaet. Damit Sie, liebe Leser, sich in die Aufgabenstellung wieder besser hineinversetzen können, stellen wir Ihnen vorab die Zielgruppe des nun folgenden Siegerentwurfes ausführlicher vor.
Zielgruppe etabliertes Paar
Ralf (47) und Birgit (44) – siehe Collage oben – sind verheiratet und haben einen Sohn Philipp (20 Jahre), der nur noch zu Besuch nach Hause kommt. Beide stehen mitten im Leben und sind berufstätig. Sie haben sich nach langem Suchen für ein altes Haus mit Geschichte entschieden. Es verfügt über einen eigenen Charakter, der ihrer Idee vom Einrichten sehr nahekommt. Schon jetzt haben sie sich in die liebevollen, authentischen Details des Hauses verliebt. Für sie steht fest, dass diese stilprägenden Elemente erhalten werden müssen und respektvoll in die neue Einrichtung integriert werden.
Birgits Tätigkeit weist keine geregelten Arbeitszeiten auf. Sie betreibt seit mehr als fünf Jahren eine Boutique mit ausgewählten Textilien und Accessoires. Sie hat die Boutique ganz nach ihren eigenen Vorstellungen umgebaut und eingerichtet. Dabei hat sie einen Stil gewählt, wo sie alte Liebhaberstücke gekonnt mit moderner Architektur kombiniert. Das gesamte Ambiente ist durch dunkle Holztöne bestimmt und wirkt somit wohnlich. Einen ähnlichen Stil wünscht sie sich auch für das neue Heim inklusive Bad. Da ihr Mann oft wesentlich früher aufstehen muss, wünscht sie sich, das sie ungestört weiterschlafen kann, während ihr Mann sich fertig macht. Sie möchte in ihrem neuen Bad nicht nur die Körperpflege ungestört erledigen, sondern auch entspannen können. An langen Herbst- und Winterabenden zählt nach langem Stehen in der Boutique ein ausgiebiges Wannenbad dazu, am besten nicht allein, sondern im Beisein ihres Mannes, der ihr dann aus der Tageszeitung vorliest. Ein Wannenbad mit Ausblick in den schönen Garten mit altem Baumbestand wäre einfach traumhaft.
Ralf ist ein Technik-Freak und arbeitet als Motorenentwickler in einem großen Automobilkonzern mit entsprechender Reisetätigkeit. Zuhause genießt er es, das Aufstehen, Frühstücken und die tägliche Pflege ineinanderfließen zu lassen. Ebenso wünscht er sich, dass Baden, Ankleiden und Schlafen miteinander verschmolzen sind. Er wünscht sich ein Bad, wo er direkten Zugriff auf seine eigene Musik hat, wo er die Lichtstimmung seinen Vorlieben und Tätigkeiten anpassen kann. Aufgrund seiner umfangreichen Reisetätigkeit fehlt es ihm an ausreichender Bewegung. Daher würde er gerne zuhause etwas für die Fitness tun. Gern würde er diese Übungen auch an frischer Luft vollbringen. Eine Sauna oder Dampfdusche würde das Ganze abrunden.
Auf den folgenden Seiten stellen wir den prämierten Juniorentwurf des von den Industriepartnern Alape, Dornbracht und Duravit unterstützten Wettbewerbes vor. Vorgestellt wird die Arbeit von Jurymitglied und Innenarchitektin Nicola Stammer.
Top-Liste
Die besten Kreativ-Badplaner
1. Sieger Profiplaner in Installationsbetrieben und Badstudios Dagmar Fröhlich und Andreas Rawe, Rawe GmbH in Recklinghausen (SBZ 13/2013) Sabine Dorner, Dorner GmbH in Oberteuringen-Bitzenhofen (SBZ 13/2013)
1. Sieger Architekten, Innenarchitekten und Bauingenieure Britta Barteit, Raumkonfekt Innenarchitekur in Krempe Stephan Pöppelmann, Interior Design in Emsdetten
1. Sieger Juniorplaner in Installationsbetrieben und Badstudios Jürgen Beßler, Baqua Badkonzepte in Münster (SBZ 14/15-2013) Juliane Boddenberg, Boddenberg – Die Badgestalter in Köln (SBZ 16/17-2013)
1. Sieger Juniorplaner im Großhandel Eric Betz, Sanitär Wahl GmbH in Stuttgart (SBZ 14/15-2013)
2. Sieger Profiplaner im Großhandel Gisela Peikert, J. N. Kreiller KG in Traunstein
2. Sieger Juniorplaner in Installationsbetrieben und Badstudios Patrick Weiß, Nabenhauer GmbH in Messkirch
2. Sieger Architekten, Innenarchitekten und Bauingenieure Dirk und Melanie Meuleneers, Studio Meuleneers in Krefeld Katrin Härtel und Christoph Pontzen in Greifenberg
Außerordentliche Anerkennung Thomas Lammering, Achitekturbüro in Düsseldorf Antonie Specht, Ruppert Immobilien in Hamburg Gesa Skowranek-Dröscher, Dröscher Haustechnik GmbH in Walsrode
Hotelflair inklusive
Siegerin der Juniorkategorie Handwerk und Badstudios Juliane ▪ Boddenberg vom gleichnamigen Betrieb in Leverkusen überraschte mit einem Raumkonzept, in dem die Badewanne– losgelöst vom Bad – eine an den Nutzungsabläufen von Bauherrin Birgit orientierte Position zwischen Schlaf- und Loungebereich erhielt. Behutsam wurde dabei mit den historischen Architekturelementen der Räume umgegangen und das Design darauf abgestimmt.
Für Juliane Boddenberg stand fest, dass die verschiedenen Nutzungsbereiche zwar miteinander verwoben werden, aber dennoch eine klare funktionale Struktur, den Bedürfnissen folgend, her musste. Dabei war wichtig, dass der Schlafbereich als Ruhezone kein Durchgangszimmer wird. So platzierte sie ihn im südöstlichen Teil des Hauses mit Morgensonne für einen guten Start in den Tag. Im Schlafbereich befindet sich auch Birgits Kleiderschrank. Da Ralf oft wesentlich früher aufstehen muss, liegt seiner vorgelagert und außerhalb des Schlafzimmers. So kann Birgit ungestört weiterschlafen und Ralf sich fertig machen. Durch große Schiebetüren kann der Schlafbereich zum sogenannten Zwischenzimmer geöffnet werden. Hier befindet sich neben Ralfs Kleiderschrank eine elegante klassische Badewanne mit Art-Déco-Füßen.
Echtes Hotelfeeling
Die Kombination von Ankleiden und Baden hat etwas von einem modernen Hotelzimmer, in dem klare Strukturen aufgebrochen werden und so der Aufenthalt zu einem Erlebnis werden soll. Allerdings verschmelzen hier oft Schlafen und Baden, was den unterschiedlichen Temperaturbedürfnissen dieser beiden Nutzungen nicht entgegenkommt.
Juliane Boddenberg legte daher zwei Bereiche zusammen, in denen gleiche Bedürfnisse nach Wärme herrschen. Außerdem wollte sie keinen begehbaren (meist engen) Kleiderschrank, sondern einen großzügigen Raum schaffen. Hauptaspekt war aber, dass die Wanne zur Entspannung nach einem langen Arbeitstag von Birgit dienen sollte. Daher verortete Boddenberg die Wanne nicht ins Bad, sondern zwischen den Ruhebereichen Wintergarten und Schlafen. „So kann Birgit, nachdem sie sich entkleidet und im Bad abgeschminkt hat, in wohnlicher Atmosphäre ihr Wannenbad genießen. Noch wichtiger aber: Danach kann Sie entweder direkt in die Wintergartenlounge gehen, ein Buch lesen oder sich mit Ralf dort gemütlich austauschen – oder aber direkt wohlig entspannt und müde ins Bett hüpfen“, sagt Juliane Boddenberg. Die Wanne mit Ausblick ins Grüne wird durch die weiße Wandvertäfelung und einem Kronleuchter aus Pappe in Szene gesetzt und greift so den Stil des Hauses auf. Der Kronleuchter lehnt sich in seiner Form an das klassisch opulente Design vergangener Zeiten an, ist jedoch in der Verwendung der Materialien modern gestaltet. Ein großer Teppich in Vintage-Optik und wallende Vorhänge schaffen wohnliche Behaglichkeit.
Wohnzimmer Wintergarten
Vom sogenannten Zwischenzimmer gelangt man in den Wintergarten, der als Entspannungsbereich dient. Wie ein Wohnzimmer ergänzt er so das Raumangebot um ein zusätzliches Zimmer, das zum Ruhen, Lesen oder zur Kommunikation genutzt werden kann. Ausgestattet mit losen, individuell bezogenen Sesseln und Hockern ist der Wintergarten vielfältig nutzbar und den jeweiligen Bedürfnissen anzupassen. Die Formen sind klar, das Material ist hochwertig und elegant. Die drei Räume Schlafen, Baden/Ankleiden und Entspannen sind hinsichtlich ihrer Nutzung miteinander verwoben. Dies wird auch durch das durchlaufende Nussbaumparkett betont, das den Wunsch der Bauherrin nach dunklen Holztönen erfüllt.
Schlicht und funktional
Ablauforientiert hat das Bad einen direkten Zugang vom kleinen Bestandsflur und ist an den Wintergarten angeschlossen. Im Eingangsbereich befinden sich der Doppelwaschtisch mit zwei Aufsatzschalenbecken sowie zwei Hochschränke. „Möglich wären hier auch antiquarische Möbel, zum Beispiel eine alte Anrichte oder Kommode für den Waschplatz. Charmant wäre eine grobe, historische Anmutung mit Patina“, ergänzt Boddenberg. Hinter der eingestellten Wand des Waschtisches befindet sich sichtgeschützt der große Duschbereich mit Sitzbank und beleuchtetem Fach für griffbereite Utensilien. Auf eine Glastür kann verzichtet werden, so ist der Blick auch beim Duschen ins Grüne möglich und lästiges Abziehen der Wassertropfen entfällt.
Nebenan befindet sich in einer Nische die Sauna, so kann nach einem gesunden Schwitzen der Körper gleich in der Dusche erfrischt und abgekühlt werden. Ein Sessel in Vintage-Stil rundet das Konzept ab. Das WC wird nur durch eine halbhohe Wand abgeteilt, um die Großzügigkeit des Raumes nicht zu zerstören. Das Bad hält sich insgesamt in Weißtönen mit leichten Blau- bis Türkis-Nuancen. Ein Highlight bilden die ornamentalen Fliesen, die in den Fliesenspiegel des Bodens eingelassen sind. Vorwand des WCs und Dusche sind mit Mosaik verkleidet. Die restlichen Wände werden weiß verputzt und in Nassbereichen mit einer speziellen Spachteltechnik behandelt. Um den Raum insgesamt nicht zu kühl wirken zu lassen, sind die Hochschränke und die Platte des Waschtischs in Holz gehalten. Die Formensprache kontrastiert zwischen eckig und rund. So entsteht ein gesundes Spannungsverhältnis und die Architektursprache des Hauses mit Rundbogenfenster, abgerundeten Stuckelementen und Rosetten wird aufgegriffen. Zudem kommt durch die runden Objekte mehr Sinnlichkeit und Eleganz ins Spiel.
Viel Technik für Ralf
Ralf wünscht sich im Bad direkten Zugriff auf seine Musik und die Möglichkeit, die Lichtstimmung nach seinem Befinden einstellen zu können. Hier bietet sich ein Hausautomatisierungssystem an. Dies regelt neben vielen anderen Bereichen des Hauses auch Lichtstimmung und Musikwunsch. „Wichtig hierbei ist, dass die Leuchten unterschiedlich zu schalten sind. Neben einer Grundbeleuchtung muss auch für indirektes, atmosphärisches Licht gesorgt sein“, sagt Juniorplanerin Boddenberg. Über ein Touchpanel können eigene Szenarien programmiert werden, die festlegen, welche Leuchten aktiv sein sollen und welche Musik gespielt wird. So kann der Bauherr einfach seine Lieblingsszenarien einspeichern und mit einem Knopfdruck abrufen. Erstellt wurden die Pläne mit Vektorworks und Saniplan 3D.
Kommentar der Jury
Aus Sicht der Jury eine großartige Leistung für eine Juniorplanerin, die noch am Anfang ihrer planerischen Karriere steht. Besonders lobenswert fand die Jury, dass der bestehende Grundriss – bis auf die Nische für die Sauna – nicht verändert wurde und dennoch eine klare funktionale Trennung von Ruhe- und Aktivbereich erreicht wurde. Zudem also auch noch eine kostengünstige Lösung. Vor allem die Lage des separaten Fitnessbereiches, weit vom Schlafbereich entfernt, vermeidet akustische und Geruchsbeeinträchtigungen. Hier kann jeder seinen Bedürfnissen ohne Einschränkung nachkommen. Das schlichte, funktionale Bad erfüllt alle Wünsche. Dazu lieferte Juniorplanerin Juliane Boddenberg eine ansprechende und sehr ausgereifte Präsentation ab.
Steckbrief
Boddenberg aus Leverkusen
Gegründet wurde das Unternehmen 1924 von Aloys Boddenberg und wird inzwischen mit 32 Mitarbeitern und fünf Auszubildenden von Georg Boddenberg geführt. Der Hauptsitz in Leverkusen wird mit Filialen in Köln und Bergisch-Gladbach ergänzt. Als Mitglied von „Die Badgestalter“ der SHK in Bruchsal und Aqua-Cultura stehen bei Boddenberg Komplettbadrenovierungen im Fokus. Juliane Boddenberg studiert derzeit noch Innenarchitektur, hat ihren Bachelor abgelegt und ist nun dabei, den Master zu machen. Neben dem Studium unterstützt sie den väterlichen Betrieb und verbindet so Praxis und Theorie.