SBZ: Mit der Initiative „Pop up my Bathroom“ geht die Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft unkonventionelle Wege. Was möchten Sie damit erreichen?
Dalheimer: Unser klassisches Bad-Konzept entspricht schon heute nicht mehr der Lebenswirklichkeit. Wir wechseln so häufig wie noch nie Arbeitsplatz, Beruf, Wohnung, soziale Netzwerke, ja sogar familiäre Strukturen. Dennoch sind wir anscheinend immer noch schneller bereit, umzuziehen, als das Bad unseren Ansprüchen anzupassen, und sei es nur im Kleinen. Wir brauchen mehr Freiheit im Kopf, wenn wir uns den gesellschaftlichen Veränderungen stellen wollen. Wir brauchen mehr Wohnraum für Alleinstehende und natürlich mehr barrierefreien Wohnraum, aber auch Raum für Patchwork-Familien, Mehr-Generationen-Modelle und Senioren-WGs. Nicht nur die Arbeitsplätze, auch die Organisationsmodelle des privaten Lebens ändern sich. Wie zeitgemäß ist da noch unser traditionelles Bild vom Bad? Und wie passt sich moderne Badgestaltung künftigen Lebensmodellen und sich verändernden Ansprüchen an? Das sind die Fragen, die wir uns diesmal bei Pop up my Bathroom stellen.
SBZ: Haben Sie denn den Eindruck, dass das Thema des barrierefreien Bades in der Branche noch zu kurz kommt?
Dalheimer: Ich sehe einen Wachstumsmarkt mit viel Luft nach oben. Neben dem klassischen Barrierefrei-Konzept brauchen wir einfach mehr Variabilität. Der Trend zu einer lebensphasengerechten Badgestaltung ist eine gesellschaftliche Entwicklung, der sich eine gesamte Branche und auch alle Vertriebsstufen stellen müssen. Es ist eben nicht nur ein einzelnes Produkt, das einen Menschen in einer bestimmten Phase des Lebens im Bad unterstützen kann. Das Badezimmer verändert sich mit den Bedürfnissen seiner Bewohner. Zunehmend rückt auch das Thema Bad und Gesundheit in den Fokus, dem Bad kommt bereits bei der Prävention eine wichtige Rolle zu.
SBZ: Welche Bedeutung und Aufgabe kommt dem Handwerk dabei zu?
Dalheimer: Dem Installateur fällt eine entscheidende Rolle zu. Der Berater muss einen Draht zum Kunden aufbauen und seine Bedürfnisse, Sorgen und Vorlieben erkennen. Das ist bei einem solch intimen Thema ganz schön schwierig, auch weil in der letzten Lebensphase allen bewusst ist, dass es wohl das letzte Badezimmer für diesen Kunden sein wird.
SBZ: Dann sollte man diese Bedeutungsebene vielleicht gar nicht so betonen?
Dalheimer: Nein, aber man muss sie benennen. Das Badezimmer ist bei der Wohnungsgestaltung der Schlüssel zu langer Selbstständigkeit und zu einem unbeschwerten Leben in den eigenen vier Wänden. Das Badezimmer kann für jeden Menschen zur Wohlfühloase und zum Gesundbrunnen werden. Und das Badezimmer wird auch zunehmend gemütlich: Hier lässt es sich hervorragend lesen, relaxen oder sich pflegen. Das Badezimmer von heute und morgen verändert sich sprunghaft und erhält einen ganz eigenen gesellschaftlichen Stellenwert – das war nicht immer so. Umso wichtiger ist es, dass sich möglichst viele Besucher auf der ISH über diese aktuellen Trends informieren. Nur so können wir erreichen, dass Bäder bei Neubauten von Architekten einen größeren Stellenwert erhalten und großzügiger geplant werden.
SBZ: Sind Sie denn mit der Pop-up-Initiative auch wieder auf der ISH präsent?
Dalheimer: Ja, wir haben das Angebot sogar ausgebaut. Die vier Zielgruppen-Bäder werden in Halle 3.0 aufgebaut. An diesem Standort wollen wir auch zum Austausch über diese Entwicklungen anregen und installieren hier ein Pop-up-my-Bathroom-Atelier als ein Forum für Information und Diskussion. Hier werden Workshops, Präsentationen, Vorträge und Gesprächsrunden einen Erfahrungsaustausch einleiten. Wir sehen dieses Forum als Kommunikationsplattform für Planer, Architekten und ambitionierte Badplaner und haben ganzheitliche Badplanung, Licht im Bad und auch barrierefreie Badplanung im Programm.