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18 Bohrhämmer im Überblick

Führen statt drücken

Bohrhämmer bieten im Vergleich zu Schlagbohrmaschinen die Möglichkeit, auch Meißelarbeiten durchzuführen. Dar­über hinaus ist durch die hohe Einzelschlagstärke vor allem bei größeren Bohrdurchmessern ein deutlich schnellerer Bohrfortschritt bei merkbar geringerem Anpressdruck zu verzeichnen. Zu berücksichtigen sind bei der Geräteauswahl die Verarbeitung und der Einsatz von robusten Komponenten (etwa das Material des Getriebegehäuses und die Präzisionslagerung in Metall). Vor der Anschaffung eines neuen Bohrhammers sollte man in jedem Fall klären, für welche Anwendungen man das Gerät nutzen will, welche Bohrdurchmesser und Materialien in Betracht kommen.

Auf die Anwendung kommt es an

Soll es bei der Montage von Sanitäreinrichtungen helfen, kommt die 2-kg-Klasse in Frage. Solche Geräte (SDS-plus ohne Meißelfunktion), eignen sich für Dübellöcher von 6 bis 14 mm in Beton sowie für Überkopfarbeiten. Sobald der Hammer eingesetzt und gelegentlich auch gemeißelt werden soll, sind die leichten Geräte weniger geeignet: Schon für universelle Bohrarbeiten bis 26 mm in Beton mit leichten Meißelarbeiten kommen eher Allrounder ab der 3-kg-Klasse (SDS-plus mit Meißelfunktion) in Betracht. Schlitze klopfen oder mit einem Fliesenmeißel alte Fliesen entfernen kann man mit einem handlichen, aber leistungsstarken Kombihammer (mit den drei Funktionen Hammerbohren, Bohren ohne Schlag und Meißeln) im 3- bis 4-kg-Bereich mit SDS-plus-Aufnahme.

Sollen Wand- und Bodendurchbrüche gemacht und alte Installationen ausgestemmt werden, eignet sich eher ein Kombi-Gerät mindestens aus der 5-kg-Klasse. Für schwere Bohrarbeiten bis 40 mm in Beton mit schwerem Meißeln sollten es mindestens 6-kg-Geräte (SDS-max mit Meißelfunktion) sein. Auch die durchschnittliche Anwendungsdauer ist zu beachten, denn je länger man durchgängig am Stück arbeitet, desto eher lohnt sich zum Beispiel eine aktive Vibrationsreduktion.

SDS-plus-Hämmer unterscheiden sich je nach Bauform: Es gibt solche in Pistolen- und solche in L-Form. Diese Form ist kompakter und kürzer als die klassische Pistole; der Geräteschwerpunkt liegt somit näher an der Hand des Anwenders, und das Gerät lässt sich besser kontrollieren. Darüber hinaus bieten die neuesten Geräte Features zur Vibra­tionskontrolle: Vibrationen werden gezielt verringert, sodass vor allem dauerhafte Bohrhammer-Anwendungen wie Serienbohrungen und Meißelarbeiten weniger ermüden. Für staubsensible Baustellen, etwa Schulen, Labore, Krankenhäuser oder bewohnte Haushalte, gibt es Varianten mit integrierter Staubabsaugung.

Bei den SDS-max-Bohrhämmern geht es vor allem um Leistung und Handhabung, denn sie werden häufig zum Meißeln oder für das Bohren sehr großer Durchmesser eingesetzt. Ein gängiges Standardfeature ist auch bei diesen Bohrhämmern die Drehzahlregelung, mit deren Hilfe sich die Drehzahl des Gerätes optimal auf die Anwendung und das zu bearbeitende Material einstellen lässt. Einige Geräte verfügen über eine „Turbo Power“-Funktion für Extra-Leistung im Meißelbetrieb; damit nutzen sie zusätzlich Energie, die im Bohrbetrieb für die Drehbewegung benötigt wird.

Wichtige und weniger wichtige Funktionen

Je nach Anwendung sind einige Funktionen allerdings eher unwichtig. So benötigt man zum Beispiel für das Bohren von Dübel­löchern im 6- bis 12-mm-Bereich keinen Hammer, der schwerer ist als 2 kg, und auch auf die Meißelfunktion kann man in diesem Leistungsbereich verzichten. Einschränkungen beim Einsatz von Bohrhämmern gibt es beim Bohren von Fliesen: Hier geht die Empfehlung dahin, mit konventionellen Bohrmaschinen zu arbeiten, um ein Absplittern der Fliesen zu verhindern. Für schwere Arbeiten, bei denen Arbeitende den Vibrationen des Bohrhammers länger ausgesetzt sind, sollten Geräte mit Vibrationsdämpfung benutzt werden, für präzises Anbohren sind Elektronikschalter empfehlenswert. Wird der Bohrhammer für unterschiedliche Zwecke benötigt (etwa zum Bohren in Holz, Stahl oder Beton), ist ein Wechselfuttersystem erwägenswert. Generell sollten alle Geräte robust und damit langlebig sein.

Tipps zur Handhabung

Bei Bohrhämmern verdichtet ein Antriebskolben in seiner Vorwärtsbewegung das Luftpolster zwischen zwei Kolben in einem Zylinder, sodass der Flugkolben beschleunigt und auf den Schlagbolzen geworfen wird. Das überträgt Schlagenergie auf das Werkzeug. Bei der Rückwärtsbewegung des Antrieb­kolbens prallt der Flugkolben, gebremst vom Luftpolster zwischen den Kolben, vom Schlagbolzen ab, presst seinerseits das Luftpolster zusammen und erzeugt so weitere Schlagenergie. Zu hoher Druck auf das Gerät stört den Aufbau dieses Luftpolsters und verschlechtert die Arbeitsleistung. Daher sollte man Bohrhämmer nur führen und nicht versuchen, sie möglichst kräftig gegen das zu bohrende Material zu pressen.

Generell sollte man die Anforderungen an Arbeitssicherheit und Rücksichtnahme auf die körperliche Unversehrtheit beachten. Schwerere Geräte können zwar am meisten, aber bei kleinen Bohrdurchmessern und Arbeiten über Kopf weisen Geräte der 2-kg-Klasse eindeutig Vorteile auf. Bei Stemm- oder Abbrucharbeiten in größerem Umfang ist der spezielle Meißelhammer Kombihämmern meist überlegen (höhere Schlagenergie bei geringerem Gewicht). Das Gewicht des Bohrhammers sollte also der Anwendung immer angemessen sein.

Wichtig ist es auch, Qualitätsbohrwerk­zeuge einzusetzen. „Der beste Bohrhammer nützt nichts, wenn das Bohrwerkzeug mindere Qualität hat“, warnen zu Recht die Hersteller. Wer außerdem vor dem Einsatz des Werkzeugs immer das Bohrschaftfett auftrage, könne die Lebensdauer der Maschine wesentlich erhöhen. Im Sinn der eigenen Lebensdauer und -qualität empfiehlt sich zudem das Tragen von Schutzbrillen und Gehörschutz während der Arbeit mit Bohrhämmern.

Fazit

Die Robustheit und Langlebigkeit ist für alle Geräte wichtig, ebenso die Schlag- und Bohrleistung und damit ein hoher Arbeitsfortschritt für alle Anwendungen. Antivibrationslösungen sind dagegen eher im Bereich der großen Hämmer von Bedeutung, wenn über längere Zeit gebohrt oder gemeißelt werden soll. Die Handlichkeit und das geringe Gewicht sind vor allem bei Arbeiten über Schulterhöhe zu beachten.

Autor

Elke H. Zobel ist freie Fachjournalistin für Branchensoftware und technische Geräte, 04229 Leipzig

Telefon (03 41) 25 34 85-0

E-Mail: elk.zobel@t-online.de