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Christliche Werte im Unternehmen

Leitbilder sind Teil des Erfolgs

Inhalt

Zusammen mit seinem Bruder Achim (46) führt der 50-jährige Ingenieur für Versorgungstechnik seit gut 15 Jahren den elterlichen Betrieb in Duisburg. Dieser beschäftigt in den fünf Geschäftsfeldern Komplettbäder, Kundendienst, Neubau-Umbau, regenerative Energien und Spültechnik derzeit 42 Mitarbeiter. Und trotz 270 konkurrierender Betriebe allein in Duisburg und Wirtschaftskrise in der jüngsten Vergangenheit legte der Heizungs- und Sanitärbetrieb im Jahresschnitt um 5 bis 8 % zu.

Im Jahr 2008 gossen Jürgen Bohres und sein Bruder, ein technischer Kaufmann, die christlichen Werte, die ihnen ihre Eltern von klein auf vermittelt hatten, in ein Firmenleitbild. Weil die Brüder dieses den Mitarbeitern aber nicht überstülpen wollten, baten sie jeden in einer Auftaktveranstaltung je fünf geschäftliche und fünf persönliche Werte zu benennen, die für jeden Mitarbeiter und die Firma als Ganzes gelten sollten.

Der Wertefindungsprozess zog sich über mehrere Monate hin, damit alle Betroffenen ins Nachdenken kommen mussten und zu Beteiligten wurden, denn es gab auch Widerstände: „Wofür brauchen wir das denn?“ oder „Das machen wir doch schon alles so“. Heraus kamen am Schluss praxisbezogene Werte wie: „Wir behandeln andere Menschen so, wie wir selbst behandelt werden möchten“ oder „Wir gehen mit fremdem Eigentum genauso sorgfältig um, als würde es uns gehören“.

Bohres gibt dazu ein Beispiel: Ein neu eingestellter Monteur hatte die hochwertige Holztreppe eines Kunden mit einem Heizkörper ramponiert, den er nach oben trug. Der Schaden musste behoben werden. Und in der Reflexion mit dem Mitarbeiter kam heraus, dass er die beiden genannten Werte missachtet hatte. Denn bei sich zu Hause hätte der Monteur die Treppe abgeklebt, um Macken vorzubeugen.

Kritik bei Fehlverhalten soll zu Verbesserungen führen

Seine Werte empfindet der Chef als Herausforderung und Verpflichtung: Mitarbeiter stellt er selbst bei berechtigter Kritik nicht in den Senkel, sondern begegnet ihnen wertschätzend. Fehlverhalten wird immer offen angesprochen, aber in allererster Linie, um daraus zu lernen. So werden Mitarbeiter und Team in Summe und auf Dauer besser. Denn es sind gerade solche Mitarbeitergespräche, die den Handwerksbetrieb und die Qualität der erbrachten Arbeit besser machen. Letztlich, so die Chefs, könne man diesen Führungsstil auch als Form von Qualitätsmanagement begreifen.

Die gemeinsamen Werte spielen seither auch bei Einstellungsgesprächen eine zentrale Rolle. „Viele Bewerber finden das gut, weil es Klarheit schafft und die Verbindlichkeit erhöht“, sagt Bohres. Das nütze beiden Seiten. So erkennten Arbeitgeber wie -nehmer, ob sie zusammenpassen. Denn die Spielregeln sind vor der Zusammenarbeit klar definiert und die beiderseitigen Erwartungen sorgen später nicht für Überraschungen.

Die Chefs sorgen durch ihr Beispiel für Orientierung

Aktuell verwendet Bohres, der sich auch in seiner christlichen Gemeinde einbringt, viel Zeit auf einen Azubi, der wegen privater Probleme mit der Ex-Freundin und dem gemeinsamen Kind hohe Fehlzeiten im Betrieb und in der Berufschule hat. Statt den jungen Mann zu entlassen, sprach ihm der 50-Jährige nach einem ausführlichen Gespräch unter vier Augen das Vertrauen aus und machte ihm klar, dass er sich in der Ausbildung wieder auf seine Stärken und Talente besinnen müsse.

Das Vorbild von Bohres prägt das Betriebs­klima positiv. Schimpf­worte und Flüche fallen selbst im größten Stress nicht. Im Gegenteil: Der Umgang untereinander ist offen und fair und mit den Kunden wahrhaftig. Diese ­Atmosphäre wirkt sich in geringem Krankenstand, hoher Produktivität und zufriedenen Kunden aus. Selbst in der Krise legte der Duisburger Heizung-Sanitärbetrieb beim Umsatz zu und viele Kunden, darunter etliche Manager aus Dax-Konzernen, verzichten sogar auf Konkurrenzangebote, weil sie die Firma Bohres wollen – und ihr vertrauen.

Lesen Sie hierzu auch das Kurzinterview mit Jörg Knoblauch, stv. Vorsitzender beim Kongress christlicher Führungskräfte.

Autor

Leonhard Fromm ist Inhaber der Agentur Der-Medienberater.de. Er ist als Autor und ­Berater für Unternehmen und Verbände ­tätig, 73033 Göppingen, Tel. (0 71 61) 91 89 42, info@der-medienberater.de, https://der-medienberater.de/

Werte machen erfolgreich

Grundlagen für Wohlstand und Erfolg

Jörg Knoblauch engagiert sich für den Kongress christlicher Führungskräfte, der dieses Jahr zum siebten Mal stattfand. Unter den mehr als 3000 Teilnehmern gab es auch viele Handwerker. Der 61-jährige Protestant erklärt, warum Werte auch Schreiner, Bäcker oder Installateure erfolgreicher machen.

SBZ: Herr Knoblauch, Handwerker müssen sich mit sehr vielen Dingen herumschlagen, sollen sie sich jetzt auch noch um Werte kümmern?

Knoblauch: Es ist ein Irrglaube zu meinen, bestimmte Themen beträfen immer nur die anderen. Selbst habe man dafür keine Zeit, die Firma sei zu klein oder man brauche das nicht. Ethik und Werte sind eine Frage der Grundeinstellung. Macht der Betrieb wirklich alles gegen Rechnung oder geht auch etwas schwarz – zulasten der Allgemeinheit? Stimmen die Stunden- und Kilometerabrechnungen oder werden die zulasten des Kunden aufgerundet? Werden private Verbräuche vom Benzin bis zur Briefmarke auch privat bezahlt?

SBZ: Doch wer auf das Tricksen ganz verzichtet, gerät bei der zahlreichen Konkurrenz und den geringen Margen vielleicht schon bald unter die Räder.

Knoblauch: Es ist doch eine Frage des Blickwinkels: In den USA haben die Werte des Dienens ursprünglich Wohlstand für alle geschaffen, weil jeder zunächst sein Bestes für die Allgemeinheit gab. Seine Kunden freundlich zu grüßen, pünktlich zu beliefern oder einen Arbeitsplatz sauber zu verlassen, hat nichts mit Geld zu tun, sondern mit der inneren Einstellung.

SBZ: Und wie kann das auch im Handwerk funktionieren?

Knoblauch: Zuverlässige Handwerker werden weiterempfohlen. Wer mehr Nachfrage hat, kann seine Preise anders gestalten und Aufträge steuern. Das schafft innere Freiheit, motiviert Mitarbeiter und verbessert das Gesamtklima. Wer dient, der verdient auch ordentlich. Ich habe den Eindruck, seit wir unsere Werte über Bord geworfen haben, weil jeder nur noch clever sein wollte, verlieren wir auch unseren Wohlstand.

SBZ: Da sprechen Sie ein Thema an, über das sich eine vertiefte Diskussion lohnen würde, was aber unseren Rahmen hier sprengt. Bleiben wir beim Handwerk: Was sind die ersten Schritte für den, der seinen Betrieb werteorientiert ausrichten möchte?

Knoblauch: Er muss sich zunächst bewusst machen, welche Werte er leben will. Wenn es zum Beispiel die Zehn Gebote sind, in denen es heißt „Du sollst nicht stehlen“, muss er dies auf seinen Alltag übertragen. Das heißt dann: Lieferanten, Mitarbeiter, Kunden und Finanzamt fair behandeln und allen geben, was ihnen zusteht. Das Wichtigste ist sein Vorbild. Je klarer seine Werte sind, desto eindeutiger ist sein Verhalten. Und das kann man sehen, hören, spüren und erleben.

SBZ: Sie sind zweiter Vorsitzender des Kongresses christlicher Führungskräfte. Worum geht es dabei?

Knoblauch: Mit Partnern hatte ich die Idee, zweijährliche Treffen zu veranstalten, bei denen prominente Unternehmer über ihre Werte und Lebensstrategien referieren und die Besucher sich in Workshops und bei geselligen Abendveranstaltungen über ihre Prinzipien und Erfahrungen austauschen und gegenseitig zu mehr Ethik ermutigen. 1999 begannen wir in Fellbach mit 800 Teilnehmern. Mittlerweile kommen alle zwei Jahre stets mehr als 3000.

SBZ: Vielen Dank für dieses interessante Gespräch.

INFO

Führungskräftekongress

Alle zwei Jahre findet ein Kongress für christliche Führungskräfte unter dem Motto „Mit Werten in Führung gehen“ statt. Der Kongress zeigt Wege auf, wie sich christlicher ­Glaube und ­wirtschaftliches Handeln ergänzen können. Als großer Wertekongress in Deutschland will er Christen in ­Führungspositionen in ihrem Glauben, aber auch in ihrem ­fachlichen Wissen fördern, neue Perspektiven entwickeln und die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch bieten.

Der Kongress richtet sich nicht nur an Top-Führungskräfte, ­Geschäftsführer und Manager, sondern an jeden, der in seinem ­Beruf für andere Personen Verantwortung trägt. Derzeit wird das Programm für den 8. Kongress entwickelt, der vom 17. bis 19. Januar 2013 in Leipzig stattfinden wird. Das Programm soll im Januar nächsten Jahres erscheinen.

http://www.fuehrungskraeftekongress.de