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Fahrberichte

Drei kaum bekannte Varianten

Inhalt

Unter den Mikro-Vans, den Lieferwagen mit einem Frachtraum von etwa 2m3, hat sich der knuffige Fiorino längst einen Namen gemacht. Doch was kaum bekannt ist: Fiat bietet für diesen kleinen Stadtlieferwagen auch einen Erdgasmotor und damit eine ideale Möglichkeit, auf der Servicefahrt möglichst schadstoffarm unterwegs zu sein. Vor allem in der City vermag der Fiorino Natural Power zu punkten. Wo es auf Wendigkeit ankommt, überzeugt nicht nur die kompakte Karosserie, auch der mit Erdgas betriebene Benziner bringt dabei eine akzeptable Leistung (51 kW/70 PS) und emittiert lediglich 119 g CO2 pro km. Feinstaubemissionen fallen nicht an und andere Schadstoffe sind gegenüber herkömmlichen Benzin- oder Dieselmotoren weiter reduziert. Für einen Marktauftritt als umweltbewusster Handwerksbetrieb kann der kleine Zulieferer deshalb ein Sympathieträger sein.

Erdgasmotor mit deutlichem ­Aufpreis

Warum aber taucht diese Alternative nicht häufiger im Straßenbild auf? Das mag am höheren Anschaffungspreis liegen, da Fiat den Basis-Kastenwagen in der Variante Natural Power mit etwa 13000 Euro listet – 3000 Euro höher als den Benziner bzw. knapp 1000 Euro gegenüber dem kleinen Diesel (alle Preise zzgl. MwSt.). Auch muss die Erdgas-Variante mit einer Nutzlast von 425kg auskommen (Diesel: 585kg), da die massiven CNG-Tanks (CNG: Compressed Natural Gas) sicher untergebracht sein wollen. Für die möglichst saubere Tour durch Stadt und Umland mit ­einem Frachtraum von 2,5 m³ mag es dennoch für den Handwerksbetrieb reichen.

Das Fünfgang-Getriebe ist in den kleinen Gängen so abgestimmt, dass man im fließenden Stadtverkehr gut mithalten kann. Die Geschwindigkeit von knapp 75 km/h entspricht 2500 Umdrehungen und hier zeigt sich der schadstoffarme Zulieferer von seiner leisen und unaufdringlichen Art. Wer eine vorausschauende und verhaltene Fahrweise akzeptiert, kann bei einem Normverbrauch von etwa 4,4 kg Erdgas auf eine Reichweite von rund 250 km setzen – den Benzinvorrat nicht eingerechnet.

Sollen es 100 km/h sein, muss das Triebwerk bereits 3500 Touren drehen und es klingt bereits angestrengt. Mehr geht natürlich auch, doch die Fahreigenschaften bessern sich nicht und das Konzept der schadstoffarmen Fahrweise kommt durch den erhöhten Verbrauch nicht mehr auf seine (geringen) Kosten.

VW Caddy BiFuel: Gas spart

Unter den acht Motoren für einen Volkswagen Caddy ist ein 1,6-l-Vierzylinder, der auf den Konsum von Flüssiggas ausgelegt ist und 75 kW/102 PS leistet. Da können Treibstoffkosten von ca. 8 Euro pro 100 km reichen. Durch den alternativen Kraftstoff LPG (= Liquified Petroleum Gas, auch Autogas genannt) werden nicht nur die CO2-Emissionen um über 10 % gesenkt, sondern auch die Treibstoffkosten. Nach Werksangaben benötigt der Caddy BiFuel als Kastenwagen durchschnittlich 10,3 l Autogas auf 100 km (CO2: 167 g/km) und schafft eine Gesamtstrecke von gut 400 km im LPG-Modus.

Im Nutzfahrzeugprogramm des Caddy bleibt es bei den bekannten Laderäumen: Mit 4,2 m³ ist das Frachtraumvolumen des Caddy Maxi angegeben – ein Kubikmeter mehr als beim normalen Kasten. Dank Flexsitz-Plus (Aufpreis ca. 365 Euro) schafft es der Maxi sogar, dass bei geschwenkter Trennwand und geklapptem Beifahrersitz nochmals etwa ein halber Kubikmeter mehr hineinpasst bzw. Ladelängen bis zu 3m realisiert werden können. Heckklappe oder Flügeltüren gibt es beim Kasten ohne Aufpreis wahlweise, doch nicht bei allen Varianten. Die maximale Nutzlast ist für den Maxi sowie die Normallänge des Kastenwagens mit 740kg angegeben, im Kombi mit fünf oder sieben Sitzen reduziert sich die verfügbare Nutzlast um mindestens 75kg.

Keine Hochleistung zu erwarten

Am Testtag nahm der Caddy eher behäbig Fahrt auf. Forderungen am Gaspedal wurden mit bollernden Motorgeräuschen quittiert. Fordert man allerdings keine Hochleistung, sondern gleitet man im fünften Gang mit 80 km/h und 2500 Touren über die Bundesstraße, sind Fahrverhalten und Geräuschpegel völlig OK. Anders dagegen mit 120km/h bei einer 3600er-Drehzahl: Dann wirkt das Autogas-Triebwerk angestrengt und zu laut. Die Lösung: Runter vom Gas. Das senkt die Fahrgeräusche und entspricht auch dem Sparkonzept, um den angegebenen Verbrauchswerten nahe zu kommen. Der Basispreis für den VW Caddy BiFuel Kastenwagen in Normallänge ist mit 17010 Euro gelistet, der Maxi-Kasten kostet 1360 Euro mehr (alle Preise ohne MwSt.).

Toyota ProAce: im Markenbund der Vierte

Durch die Kooperation von Citroën, Fiat und Peugeot rollten bislang Drillinge vom Band, die markentypische Unterschiede vor allem am Kühlergrill zeigen. Jumpy, Scudo und Expert sind seit einigen Entwicklungsstufen vertraute Vertreter unter den 2,8-Tonnern. Diesem Konzept haben sich die Japaner als vierte Marke angeschlossen: Der kompakte Transporter mit normalem oder langem Radstand, mit Flach- oder Hochdach rollt beim Toyota-Händler jetzt unter dem Namen ProAce. Das war nötig, denn der Vorgänger HiAce durfte wegen seines Euro4-Motors über 2012 hinaus nicht mehr vermarktet werden.

Je nach Ausführung verkraftet der 2,7- bzw. 2,9-Tonner (zulässiges Gesamtgewicht) Nutzlasten von ungefähr 900 bzw. 1125kg. Die Ladekapazität kann, beispielsweise in Kombination mit einer integrierten Doppelkabine, nur 3,5 m³ betragen, reicht sonst aber je nach Radstand und Dachform bis 5, 6 oder 7 m3.

Kleiner Diesel für die City-Region ausreichend

Der Test startete mit dem kleinen Diesel (66 kW/90 PS, CO2: ca. 177 g/km), den es in Verbindung mit einem Fünfgang-Getriebe gibt und der für Stadt und Land als ausreichend gelten kann. Doch wer bei 90 km/h noch eine spürbare Beschleunigung erwartet, sollte sich stärker motorisieren. Beispielsweise mit dem Top-Aggregat mit 120 kW/162 PS (CO2: ca. 168g/km), der sich im Test in Kombination mit sechs Gängen (Schalter oder Automatik) als recht flott erwies. Ab etwa 110 km/h drängen sich allerdings Fahrgeräusche in den Vordergrund. Das agile Fahrwerk, die direkt ansprechende Lenkung sowie die kräftig zupackende Bremsanlage summierten sich zu einem positiven Gesamteindruck über das Fahrverhalten.

Der ProAce in Normallänge startet als geschlossener Kasten mit einem Einstiegspreis von 21770 Euro, gut 2000 Euro teurer ist die Diesel-Variante mit 94kW/163PS und weitere 2000 Euro verlangt das Top-Aggregat mit Handschaltung (Preise ohne MwSt.). Ob Normal- oder Langversion: Den spärlich ausgestatteten Frachtraum kann der Händler mit einer Werkstatteinrichtung von Würth in zwei verschiedenen Ausführungen ergänzen.

SBZ-BEWERTUNG

Fiat Fiorino (Erdgas)

Stärken:

Kompakte Außenmaße

Erdgas-Aggregat für City-Fahrten ­ausreichend

Recht agil und Fahrverhalten gutmütig

Fahrer-Arbeitsplatz ausreichend ­dimensioniert

Zahlreiche Ablagen

Große glatte Außenflächen erleichtern Werbeaufschriften

Verschiedene Trennwandoptionen zur Vergrößerung des Laderaumes

Benzinvorrat bis 45 l ist gegeben

Auch Kombi-Version im Programm

Schwächen:

Federung unkomfortabel

Fahrgeräusche ab 3500 Touren aufdringlich

Große tote Winkel in Außenspiegeln ­ohne Weitwinkelsegmente

Geöffnete Schiebetür rastet nicht sicher ein

Schiebetür und Tankdeckel nicht sicher gegeneinander verriegelt

Klemmgefahr an der Arretierung der ­Flügeltüren

Keine Verzurrmöglichkeiten im oberen Frachtraumbereich

Funkfernbedienung öffnet Front- und hintere Türen getrennt – nervend

SBZ-BEWERTUNG

VW Caddy (Flüssiggas)

Stärken:

Die breite Motorenauswahl bietet auch die LPG-Alternative

Modernes Fahrzeugkonzept auf Pkw-Niveau

Frachtraumgrößen 3,2 bzw. 4,2 m³

Mehr als 700 kg Nutzlast möglich

Beim Kombi alle hinteren Sitze ­herausnehmbar

Ausreichende Sitzfreiheit und passable Gestaltung des Fahrerplatzes

Fahrkomfort ausgewogen

Kombi-Versionen im Programm

Schwächen:

Zufriedenstellendes Geräuschniveau nur bis 100 km/h im fünften Gang

Autogasmotor wirkt bei 3600 Touren angestrengt und laut

Außenspiegel mit guter Sicht (links mit Weitwinkelsegment) im Fahrtwind zu laut

Verzurrösen nur am Frachtraumboden

Unkomfortable Arretierung der Hecktüren

Nur spärlicher Schutz der Frachtraumwände in der Grundausstattung

Große glattgezogene Seitenflächen ­leider nicht in der Maxi-Version

Scheibenwischer lassen sich zum Ent­eisen nicht abklappen

Geöffnete Schiebetür rastet nicht sicher ein

SBZ-BEWERTUNG

Toyota ProAce

Stärken:

Zeitgemäßes Transporterkonzept mit drei Diesel-Varianten

Zwei Fahrzeuglängen

In Großraum-Version mit Hochdach 7 m³ realisierbar

Handling und Agilität passabel

Gut ablesbare Instrumententafel mit zahlreichen Ablagen

Karosserie mit breiten Stoßfängern und Protektoren kombiniert

Auch Kombi-Version im Programm ­(Bezeichnung: Doppelkabine)

Schwächen:

Ansprechender Fahrerplatz, doch Beinfreiheit wird bei 190cm Länge knapp

Mittlere Sitzlehne klappbar für Ablage, Sitz ohne Beinfreiheit jedoch nicht vollwertig

Zahlreiche Ablagen, doch keine für große Trinkflasche

Weitwinkelsegmente in Außenspiegeln, doch nicht verstellbar und so kaum ­nutzbar

Viel Blech im Frachtraum bedarf der ­Verkleidung

Fahr- und Windgeräusche ab ca. 110 km/h an der Grenze zum Lauten

Keine Verzurrmöglichkeit in oberen Frachtraumbereichen

Funkfernbedienung öffnet Front- und hintere Türen getrennt – nervend

Geöffnete Schiebetür verriegelt nicht sicher