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Fahrberichte Nissan NV400 und Opel Combo

Zwei eigene Karrieren

Die Marke Nissan ist in der Transporterklasse nichts Neues: Wie schon beim Vorgänger Interstar wurde dem Duo Renault Master und Opel Movano zunächst eine Vorlaufzeit von zwei Jahren gewährt, dann durfte die zum Renault-Konzern gehörende Marke Nissan ­einen Drilling hinzugesellen. Im Modelljahr 2012 heißt der Neue NV 400 und zeigt eine markentypische bullige Front, die den Allrad-Modellen Nissan Pathfinder und Navara ähnelt. Der Transporter kann ein zulässiges Gesamtgewicht (zul. GG) von 2,8 bis 4,5 Tonnen haben. Das Ladevolumen im Kasten reicht bei drei Radständen und vier Fahrzeuglängen von 8 bis zu 17 m³ (Laderaumlänge max. 4,40 m). Wie bei den anderen Drillingen bieten sich entweder durch Heck- oder Frontantrieb maßgeschneiderte Lösungen für die unterschiedlichsten Nutzerprofile. Varianten reichen vom dreisitzigen Kastenwagen über den neunsitzigen Kombi bis zum Pritschenwagen, es gibt Kipper mit Einzel- und Doppelkabine sowie einen Kofferaufbau (22 m³).

Typisch: langer Radstand mit Hochdach

Bei diesem Fahrbericht steht der Frontantrieb im Mittelpunkt. Mit der Karosserievariante L3H2 (langer Radstand ohne Überhang, Stehhöhe 190 cm im 373 cm langen Frachtraum) ergibt sich beispielsweise ein Ladevolumen von max. 13 m³. An Nutzlast kann man beim 3,5-Tonner je nach Ausführung etwa 1,5 Tonnen Fracht an Bord nehmen. Nebenbei bemerkt: Würde man alternativ einen 3,5-Tonner mit zwillingsbereiftem Heckantrieb wählen, ließe sich der Hinterachse bei einem Schwertransport ein Plus von 200 kg zumuten und statt einer Anhängelast von 2500 können 3000 kg an den Haken.

Für den Vortrieb sorgt ein 2,3-Liter-Turbodiesel in Verbindung mit einem manuellen Sechsgang-Getriebe. Während die kleine Leistungsstufe mit 74 kW/100 PS dem 2,8- sowie dem 3,3-Tonner vorbehalten bleibt, startet der für die Ausbau-Handwerke typische 3,5-Tonner mit 92 kW/125PS oder mit 107 kW/146 PS. Entsprechend liegt das maximale Drehmoment bei 310Nm und 350 Nm (CO2: max. 227 bzw. 233 g/km).

Top-Motor gut für die Langstrecke

Auf Testfahrt ging es mit 146 PS in der Version L3H2: Die Sechsgang-Schaltung wirkte im 3,5-Tonner leichtgängig und der Top-Motor hatte (bei Leerfahrt) auf der Schnellstraße genügend Leistungsreserven, um bei 90 km/h zum flotten Überholen eines Lkw anzusetzen. Dafür schaltet man allerdings am besten zurück in den fünften Gang, damit Drehzahlen oberhalb von 2000 für Schub sorgen können. Bei 100 km/h sind die Fahrgeräusche mit 1900 Touren im sechsten Gang noch auf niedrigem Niveau, erst jenseits von 120 km/h ist es der Fahrtwind, nicht der Motor, der sich Gehör verschafft. Den Basispreis des Testwagens listet der Nissan-Händler ab 30750 ­Euro, der Diesel mit 92 kW/125 PS ist etwa 1000 Euro günstiger (Preise zzgl. MwSt.).

Opel Combo: italienische Anleihe

Statt beim Combo nach elf Jahren Präsenz das Rad neu zu erfinden, hat sich Opel einen starken Partner im Lieferwagensegment gesucht. Mit umgestalteter Front des Fiat Doblò kann der Opelaner jetzt Markentreue zeigen – und fährt nicht schlecht dabei. Auch die Motorenwahl passt zum Generationswechsel des Combo, denn es gibt nicht nur vier Diesel im Leistungsspektrum von 66 kW/90PS bis 99 kW/135PS, sondern möglich ist auch ein Benziner sowie der von Fiat entwickelte CNG-Erdgasturbo (85 kW/115PS). Der Vollständigkeit halber sei erwähnt: Den Combo gibt es zudem als Fünfsitzer-Kombi sowie in Pkw-Varianten bis zum Siebensitzer.

Agile Eigenschaften für die City

Die Wendigkeit bei Kurz- und Lang-Version ist beachtlich (Wendekreis 11,2 bzw. 12,5 m). Erstaunlich, wie agil der Fronttriebler die Anforderungen in der City meistert, sei es im laufenden Verkehr oder beim Rangieren in beengten Zufahrten.

Der schwächste Diesel schwächelt keineswegs, er erweist sich selbst bei 350 kg Nutzlast mit seinem 1,3-Liter-CDTI (CO2: ca. 130 g/km) als völlig ausreichend für die Stadt. Mit 80 km/h im fünften Gang und 2000 Touren lässt sich auch ohne schalldämmende Trennwand noch passabel unterwegs sein. Während die Leistungsbereitschaft ab 1500 Umdrehungen spürbar einsetzt, neigt der Motor erst oberhalb von 3000 Umdrehungen laut zu werden.

Im direkten Vergleich wirkt sich das Plus an Leistung beim nächststärkeren 1,6-CDTI-Diesel spürbar aus (74 kW/100PS, CO2: 144 g/km). Sowohl dieses Aggregat als auch der 2-­Liter-Motor mit 99 kW/135PS (CO2: 148 g/km) sind mit einem Sechsgang-Getriebe gekoppelt. Als harmonische Kombination erwies sich am Testtag die Lang-Version mit mittlerem Diesel bei halber Nutzlast von 450 kg: Mit komfortablen 2000 Touren ging es im sechsten Gang bei 100 km/h über die Schnellstraße und dank Trennwand wurden Geräuschemissionen zur Nebensache.

Frachtraum in drei Varianten

Die Vielfalt von Kasten oder Kombi ist gut: Der Combo mit kurzem Radstand bietet ein Volumen hinter der Trennwand von 3,4 m³ bzw. 4,2 m³ bei langem Radstand. Ordert man ein schwenkbares Trenngitter plus Klappsitz, können 0,4 m³ mehr drin sein. Mit Hochdach (nur für kurzen Radstand) steigt die Ladekapazität auf 4,0 bzw. 4,4 m³. Die Nutzlast kann max. 925 kg betragen. Für bestimmte kurze Kastenwagen lässt sich für den Transport von Leitern oder anderem Langgut auch eine Dachklappe ordern. Der Einstiegspreis für den 2,2-Tonner-Kasten mit kleinem Diesel liegt bei 14900 ­Euro, der Hochdach-Combo (Diesel mit ­1,6- bzw. 2,0-Liter-Hubraum) startet bei 17260 Euro (Preise zzgl. MwSt.).

SBZ BEWERTUNG

Nissan NV 400 Frontantrieb

Stärken:

Zeitgemäßes und vielseitiges Transporterkonzept

Agiles Fahrverhalten

Zwei geräuscharme Diesel (Euro 5)

Anhängelast beim Frontantrieb bis 2,5 Tonnen möglich

Cockpit-Ausstattung mit zahlreichen Ablagen am Fahrerplatz

Beifahrersitzbank variabel als Arbeitstisch nutzbar

Schwächen:

Frachtraumverkleidung als Standard nur halbhoch

Verzurrpunkte nur am Boden

Auf mittlerem Sitz eingeschränkte Fuß- und Beinfreiheit

Weitwinkelsegment im Außenspiegel bietet schlechte Sicht, nicht verstellbar

Warnblinktaste nahe Rückspiegel deplatziert

SBZ BEWERTUNG

Opel Combo Kasten

Stärken:

Neuzeitliches Lieferwagenkonzept mit drei Karosserievarianten

Ladevolumen bis 4,2 m³ im Frachtraum

Nutzlast bis max. 925 kg

Trennwand oder Schwenkgitter plus klappbarem Beifahrersitz möglich

Motorenkonzept mit sechs Varianten (alle Euro5)

Interieur auf Pkw-Niveau

Gutes Handling bei kurzem und langem Radstand

Niedriges Geräuschniveau vor allem mit Sechsgang-Getriebe

Schwächen:

Ausreichend dimensionierte Spiegel, die jedoch mit starrem Weitwinkelsegment große tote Winkel zulassen

Keine Verzurrmöglichkeiten im mittleren und oberen Frachtraumbereich

Funkfernbedienung öffnet Seiten- bzw. Hecktüren getrennt – hinderlich

Klemmgefahr beim Lösen der 90-Grad-Arretierung der Flügeltüren

Geöffnete Schiebetür rastet nicht ­sicher ein