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Kostensparend fahren

Drehmoment nutzen — Sprit sparen

Inhalt

Die beste und modernste Technik hilft nur begrenzt, wenn der Nutzer sie nicht richtig anzuwenden weiß. Neueste Motoren in Transportern und Lieferwagen, die der Euro5-Norm entsprechen, halten nicht nur verschärfte Abgasgrenzwerte ein, sondern zeigen sich durchweg auch weniger durstig. Nochmals ein Liter weniger auf 100 Kilometer gegen­über der Euro4-Version ist keine Seltenheit. Umfangreiche Ingenieur-Teams brauchen Jahre, um dieses ehrgeizige Ziel unter der Motorhaube zum Erfolg zu bringen. Und wie erfolgreich vermag letztlich der Fahrer dies in verlängerte Laufleistungen seines Fahrzeuges umzumünzen? „Modernste Technik mit einer Fahrweise von vorgestern passt nicht zusammen“, sagt Klaus Buhl. Er hat vor 15 Jahren mit den Mercedes-Fahrsicherheitstrainings begonnen und ist mit einer speziellen Fahrerschulung für effizientes Fahren – Eco-Training genannt – auf der Höhe der Zeit. Denn die Minimierung des Kraftstoffverbrauchs leistet gleichzeitig den vermutlich preiswertesten Beitrag zur CO2-Reduzierung. Vor allem Flottenbetreiber mit Tausenden von Kilometern an Fahrleistungen pro Monat interessieren sich für Einsparpotenzial im Tank. Doch auch im Fuhrpark eines Handwerksbetriebes dürfte es von Interesse sein, ob ein Transporter 12 oder 15 Liter auf 100 Kilometer frisst. Je nach Fahrweise lassen sich durch ein paar Effizienz-Regeln 10 oder 20 % an Sprit sparen. Wie eindrucksvoll sich dies in der Praxis demonstrieren lässt, davon konnten sich Anfang Oktober Motor-Journalisten überzeugen.

Spezifisches Training für ­Transporter-Fahrer

Im eintägigen Eco-Training ist ein Aha-Erlebnis vorprogrammiert. Konsequent gilt es, sich mit dem Grundsatz „Runter mit der Drehzahl, rauf mit der Last“ vertraut zu machen. Die erste Fahrt wird im bisherigen Fahrstil absolviert. Der Instruktor auf dem Beifahrersitz gibt keine Kommentare, sondern überwacht lediglich die Messtechnik, die Kraftstoffverbrauch, Anzahl der Schaltungen, Drehzahl und die Fahrzeit protokolliert. Im Anschluss werden theoretische Grundlagen vermittelt, wie angewandte Fahrphysik, Verbrauchskennfelder, Leistungskurven, Getriebeübersetzungen und vieles mehr. Prinzipiell braucht ein Motor für gleiche Fahrleistungen bei niedriger Drehzahl im hohen Gang weniger Kraftstoff als bei höherer Drehzahl in einem niedrigeren Gang, obwohl dann das Fahrpedal weiter durchgetreten werden muss. Unter den zehn wichtigsten Tipps darf der Reifendruck nicht fehlen. Immerhin sind rund 30 % aller Fahrzeuge mit zu niedrigem Luftdruck unterwegs, sodass erhebliches Einsparpotenzial auf lange Sicht auch hier begründet liegt.

Frühes Schalten kann ­Überwindung bedeuten

Vor der zweiten Verbrauchsfahrt, bei der Fahrzeug und Strecke identisch sind, erörtert der Instruktor, was er während der ersten Testrunde als Verbesserungspotenzial erkannt hat. In aller Regel gehört das frühzeitige Schalten dazu. Beispielsweise ist beim neuentwickelten Sprinter-Motor OM651 auf ebener Strecke der Punkt für den Gangwechsel bei 1200 Umdrehungen bereits erreicht. Kennt der Fahrer die Zusammenhänge nicht und verlässt sich auf sein Gehör, bleibt das Potenzial niedriger Drehzahlen ungenutzt und der nächste Gang wird erst bei 1600 Touren gewählt. Das ist zwar immer noch „gehört“ eine moderate Fahrweise, doch in Sachen Effizienz nur die halbe Miete. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Kraftstoffabschaltung im Schubbetrieb des Motors – etwa auf einer Gefällstrecke. Sie funktioniert bei modernen Motoren allerdings nur, wenn ein Gang eingelegt und die Gaspedalstellung „auf Null“ ist. Die (etwas Sprit verbrauchende) Leerlauf-Drehzahl wäre hier nicht günstiger, gibt der Instruktor zu verstehen. Das Herunterschalten auf einer leichten Gefällstrecke bringt wenig, lautet ein weiterer Rat. Es ist ein Schaltvorgang mehr, der Motor dröhnt und verzögert nicht in dem Maß, wie man sich dies erhofft. Stattdessen gilt es, rechtzeitig vor einer Senke bereits wieder im hohen Gang Vollgas zu geben, um möglichst effizient Schwung mitnehmen zu können. Gesagt, getan: Der Transporter quittiert dies mit sehr moderater Drehzahlerhöhung und einem Momentanverbrauch, der bei 15 Litern liegt, statt (wie des Öfteren vorher) für Sekunden 30 Liter oder mehr anzuzeigen. „Mit Weitblick fahren“ bedeutet, nicht häufig zwischen Gasgeben und Bremsen zu pendeln. Es sind verblüffend wenige Sekunden an Fahrtzeit, die selbst bei einer 20-km-Tour „auf der Strecke bleiben“, wenn man sich für eine defensive Fahrweise entscheidet. Auf der Teststrecke in Münsingen betrug der Zeitunterschied etwa eine halbe Minute zwischen der moderaten Fahrweise der ersten Tour und dem noch etwas verhalteneren Stil der zweiten. Kommt eine rote Ampel in Sicht, können neuzeitige Fahrzeugkonzepte erhebliches Einsparpotenzial ausspielen: Frühzeitig vom Gas gehen bedeutet Null-Verbrauch durch die Schubabschaltung. Ist eine Start-Stop-Automatik aktiviert, wird nach dem Anhalten ausgekuppelt. Nach drei Sekunden geht der Motor aus. Bevor Grün kommt, kann (ohne Kupplung) bereits der erste Gang eingelegt werden. Zum Losfahren gilt es lediglich die Kupplung zu treten, der Motor springt in diesem Modus sofort an und weiter gehts. „Im Dauereinsatz in der City kann sich diese Option durch viele rote Ampeln leicht amortisieren, denn oftmals läuft der Motor mindestens für 30 Sekunden nutzlos“, gibt Instruktor Klaus Buhl zu bedenken.

Spritverbrauch mindestens 10 % gesenkt

Nach der zweiten Fahrt unter Berücksichtigung der neuen Erkenntnisse und Instruk­tionen sind die Test-Kandidaten in aller Regel davon beeindruckt, wie sich das neu Erlernte direkt auf den Verbrauch ausgewirkt hat. Auch beim Autor: Mit dem Durchschnittsverbrauch von 9,9 Liter/100 km konnte sich der erste Testdurchgang zwar durchaus sehen lassen, doch in Runde zwei galt es auf viele Schaltvorgänge zu verzichten. Der Zeitpunkt des Gangwechsels lag dank Instruktor etwa 400 Touren niedriger und die Start-Stopp-Automatik wurde wann immer möglich genutzt. Das Ergebnis: Weitere 10 % des Verbrauchs ließen sich minimieren. Bei anderen Kollegen brachte das Plus an Effizienz sogar eine 25-prozentige Reduzierung der eingesetzen Energie – ohne dabei bemerkenswert langsamer das Ziel zu erreichen.

SBZ Tipp

Zehn geldwerte Hinweise zum Spritsparen

1. Frühzeitig Hochschalten

2. Hohe Geschwindigkeiten bzw. ­hohe Drehzahlen meiden

3. Gleichmäßiges Tempo – rollen ­lassen

4. Nicht unnötig bremsen – vorausschauend fahren

5. Nach dem Start sofort losfahren

6. Technische Möglichkeiten (z.B. Start-Stopp-Automatik) nutzen

7. Motor nicht unnütz laufen lassen

8. An- und Aufbauten nur verwenden, wenn sie gebraucht werden

9. Nur nötige Zuladung an Bord nehmen

10. Auf richtigen Reifendruck achten

Info

Eco-Training im Transporter

Daimler bietet das Eco-Training sporadisch gesondert an. Auch gibt es im Rahmen der Aktion „Fahrsicherheitstraining für Transporter“ einen 90-minütigen Schulungsabschnitt in Theorie und Praxis für energie­effizientes Fahren. Das Training auf Gutscheinbasis können Käufer eines neuen Mercedes-Transporters als Halb­tageskurs buchen. Seit der Einführung im Jahr 2004 ­haben rund 23000 Teilnehmer die Weiterbildung ­absolviert. Informationen zur Organisation von Eco-Trainings, die auf die konkreten Anforderungen zugeschnitten werden können, gibt es unter

https://www.bkp-gmbh.de/