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Schadstoffärmer Auto fahren

Euro 5 ist allemal drin

Sprinter und Crafter bieten ihre Dienste nicht nur als 3,5-Tonner an, sondern erreichen durch eine zwillingsbereifte Hinterachse sogar ein zulässiges Gesamtgewicht (zul. GG) von fünf Tonnen. Für neue Lastenträger oberhalb von 4 Tonnen zul. GG hat die Abgasstufe Euro 5 bereits seit Herbst 2009 Gültigkeit. Um für die Transporter-Klasse in allen Tonnagen ein zeitgemäßes Angebot machen zu können, erkannten Daimler und Volkswagen frühzeitig Handlungsbedarf in der Motorenentwicklung – auf unterschiedlichen Wegen. Die Zwillinge Sprinter und Crafter bieten zwar identische Frachträume oder Pritschen, doch für den Antriebsstrang bestehen die Marken auf Eigenständigkeit. Mercedes setzt vor allem auf die Kunst der Abgasbehandlung noch innerhalb des DieselAggregates, VW favorisiert dagegen das Know-how, indem Harnstoff (AdBlue) der Abgasnachbehandlung zugesetzt wird. Nebenbei bemerkt: Im VW Passat reicht diese Technik sogar bereits bei einem der Turbodiesel für Euro6.

Bereits im Sommer 2009 wurden die jeweils vier Dieselaggregate bei Crafter und Sprinter auf Euro5-Konformität umgestellt. Und dies gilt einheitlich vom 2,8 bis zum 5-Tonner. Während das EEV-Siegel beim Crafter generell erreicht wird, bietet man bei Mercedes zumindest diese, über Euro5 hinausreichende Schadstoffreduzierung als Option.

Aufwendige Technik unter der Motorhaube

Damit sich Euro5 einhalten lässt, muss in der Motorenentwicklung erheblich nachgelegt werden, denn Grenzwerte für Stickoxide (NOx) und Feinstaub (minus 80 %) verschärfen sich deutlich gegenüber Euro4. Für viele betagte Motorenkonzepte würde ein Partikelfilter allein bei weitem nicht reichen. Vielmehr müssen im Motoren-Management möglichst hohe Einspritzdrücke sowie für jeden Zündzyklus das jeweils ideale Luft-Kraftstoffgemisch elektronisch geregelt werden.

Ob der Sprinter die neue Technik der Motorenbaureihe OM 651 an Bord hat, verrät allenfalls das Typenschild am Heck. Beim 3,5-Tonner beispielsweise steht 310 CDI für 70 kW/95 PS, 313 CDI für 95 kW/129 PS und 316 CDI kündet vom stärksten Vierzylinder mit 120 kW/163 PS. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es darüber hinaus auch einen neuen Sechszylinder (OM 642) mit 140 kW/190 PS gibt. Alle vier Euro5-Aggregate des Sprinters sind mit einem ebenfalls neuen Sechsgang-Getriebe kombiniert.

„Blue TDI“ ist der allgemein gehaltene Schriftzug am Crafter-Heck, der auf die schadstoffreduzierte VW-Technik hinweist. Die Leistungen der Fünfzylinder-Diesel (Hubraum: 2,5 Ltr.) staffeln sich von 65 kW/90 PS über 80 kW/109 PS und 100 kW/135 PS bis hin zu 120 kW/163 PS. Stets ist der Antrieb mit einem 6-Gang-Getriebe kombiniert (teils mit Shiftmatic als Option möglich).

Schon 95 PS können in der City genug sein

Wie sich auf verschiedenen Testfahrten zeigte, erweist sich der kleinste Diesel des Sprinters (95 PS) im Standard-Kastenwagen mit Normaldach und Teilbeladung keineswegs als untermotorisiert. Die Laufruhe, das Ansprechverhalten und das zur Verfügung stehende Drehmoment sind Verbesserungen, die gegenüber der schwächeren Euro4-Generation spürbar sind. Für die kleine Handwerker-Tour durch Stadt und Umland lässt sich in punkto Agilität und Durchzugskraft durchaus bereits mit diesem Aggregat leben. Sowohl auf der Fahrt mit der Doppelkabine als auch im Großraumkasten mit Hochdach und langem Überhang erwies sich der 163-PS-Sprinter (Drehmoment max. 360 Nm) über alle Zweifel erhaben. Trotz seiner Teilbeladung ließ sich der stärkste der drei Vierzylinder in der Ebene immer noch im zweiten Gang anfahren und auch am Berg konnte er flott unterwegs sein.

Das so genannte Downsizing – hohe Leis­tung und großes Drehmoment aus einem vergleichsweise kleinen Hubraum (hier: 2,14 Ltr.) – hat auch beim Sprinter Einzug gehalten. In der Motorenentwicklung ist dies ein günstiger Weg zu geringem Verbrauch, für die damit einhergehenden niedrigen Emissionen sowie nicht zuletzt für ein günstiges Gewicht. Unterhalb von 3500 Touren gehen die beiden in Reihe geschalteten Hoch- und Niederdruck-Turbolader recht kultiviert ihren Aufgaben nach. Ob neue Luftführungen für Frischluft bzw. rückgeführtem Abgas, ob Lancaster-Ausgleich für mehr Laufkultur oder ob die neue Schmier- bzw. Kühl-Systematik in den Triebwerken: Für die Euro5-Genera­tion haben die Mercedes-Entwickler von Grund auf neu angesetzt. Mit dem Ergebnis, dass trotz Leistungssteigerungen von mehr als 10 % dennoch Einsparungen im Verbrauch von 0,6 bis 1,5 Liter pro 100 km gegenüber den Euro4-Varianten möglich geworden sind.

Ausgewogener Kombi: 135 PS für den Hochdach-Crafter

Für die Crafter-Motoren gibt VW generell an, dass eine Kraftstoffeinsparung bis zu 0,9 Liter pro 100 km allein wegen der Übersetzung durch das Sechsgang-Getriebe erreichbar ist. Für die Weiterentwicklung der Motoren hat sich VW auf den Abgasbereich konzentriert. Für die Abgasreinigung wird die Harnstofflösung in Abhängigkeit des Lastzustands kennfeldgesteuert in den Abgastrakt injiziert. Der AdBlue-Verbrauch beträgt bis zu einem Prozent des Dieselverbrauchs und erhält Nachschub aus einem separaten 29-Liter-Tank, der üblicherweise während der Inspektionen nachgefüllt wird. Die Abgasnachbehandlung wird durch einen Diesel-Partikelfilter plus einem speziellen Oxidationskatalysator ergänzt. Für Tests stand ein Hochdach-Crafter mit 135 PS zur Verfügung. Der Turbodiesel mit seinem maximalen Drehmoment von 330 Nm erwies sich als durchaus empfehlenswert für denjenigen Handwerksbetrieb, der seine Leistungen nicht nur in der Stadt, sondern auch im Umland anbietet. Zum einen ist der Geräuschpegel bei meist 1500 Touren in der City komfortabel, zum anderen ergeben sich genügend Leistungsreserven, wenn die größere Tour ansteht und die Nutzlast nicht ausgereizt werden muss.

Option für erhöhte Anhängelast von 3,5 t

Weil bei Crafter und Sprinter seit dem Modellwechsel 2006 die Vielfalt mit drei Dachhöhen bzw. drei Radständen gleich geblieben ist, kann dies hier unberücksichtigt bleiben. Doch eine Neuerung bietet das aktuelle Modelljahr für die Hängernutzung bei mittlerem und langem Radstand: Statt der bisherigen Anhängelast von 2000 kg ist für den 3,5- bzw. 5-Tonner eine Erhöhung auf 3500 kg lieferbar. Möglich ist dies durch eine integrierte ESP-Anhängerstabilisierung.

SBZ BEWERTUNG

Crafter/Sprinter mit Euro 5

Punkte der Verbesserungen:

Durch besondere Abgasrückführung (Sprinter) sowie Harnstoff­einspritzung im Abgas (Crafter) wird nicht nur Euro5 erreicht, sondern die weitere Schadstoffreduzierung gemäß EEV-Gütesiegel

Drehmomentstarke Motoren mit vier oder sechs Zylindern (Sprinter) sowie fünf Zylindern (Crafter)

Leistungssteigerungen bei geringerem Verbrauch

Sprinter besonders laufruhig dank aufwendig gelagertem Massenausgleich

6-Gang-Schaltgetriebe jetzt ­Standard

Anhängelast von 3,5 t möglich