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Über Schnupperpraktikum Lehrlinge gewinnen

Verstärkung aus Madrid

Vier spanische Jugendliche haben im April bei dem Installationsbetrieb Bruder & Feucht ein Schnupperpraktikum absolviert. Zwei der Praktikanten bildet der Frankfurter Innungsbetrieb nun zum Anlagenmechaniker aus – für beide Seiten eine große Chance.

Für Julian und Jamel begann im August ein völlig neues Leben. Fernab ihrer Heimat begannen die beiden Spanier in dem Bad Homburger Betrieb Bruder & Feucht ihre Ausbildung zum Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik. Sonja Feucht, geschäftsführende Gesellschafterin, ist sich ihrer Verantwortung bewusst: „Das ist ein Riesenschritt für die Jungs. Als kleiner, familiärer Betrieb wird sich jeder darum kümmern, dass es den beiden gut geht und sie sich entwickeln können.“

Aus vier Praktikanten wurden zwei Lehrlinge

Insgesamt vier Jugendliche hatten im April ein viertägiges Schnupperpraktikum bei Bruder & Feucht absolviert. Initiiert wurde der Austausch durch ein Projekt zur Fachkräftesicherung zwischen der hessischen Landesregierung und der Autonomen Gemeinschaft Madrid, unterstützt von der Handwerkskammer Rhein-Main. „Wir wollten diese vier Tage nutzen, um den Praktikanten eine möglichst große Bandbreite des Berufs zu zeigen“, berichtet Feucht. So haben die vier Madrilenen etwa in der Werkstatt mitgearbeitet und die Monteure auf Baustellen oder zu Wartungen in Privathäusern begleitet.

Für 2013 hatte Bruder & Feucht keine einzige inländische Bewerbung erhalten. Daher war die Hoffnung groß, über den Austausch motivierte Auszubildende zu erhalten. Diese Erwartungen haben die Praktikanten voll erfüllt. „Alle waren sehr freundlich, hilfsbereit und interessiert. Wir haben gemerkt, dass sie viel lernen wollen“, so die Inhaberin. Für Peter Paul Thoma, den Obermeister der Frankfurter Innung zeigt das zugleich: „Die Innungsbetriebe geben nicht nur den spanischen Jugendlichen eine Chance, sondern stellen zugleich ihren eigenen Nachwuchs sicher.“

Sprache als größte Barriere

Die größte Herausforderung während des Praktikums war die Sprache. Die Bewerber konnten nur wenig Deutsch. Man habe sich daher auf Englisch oder mit Händen und Füßen verständigt. Auch Spanisch-Apps hätten geholfen. Wer schließlich die beiden offenen Ausbildungsplätze im Betrieb erhalten sollte, hat das gesamte Team gemeinsam entschieden. „Vor allem die Monteure sollten mitbestimmen, denn für sie wird die Ausbildung wegen der Sprachbarrieren am Anfang eine Mehrbelastung sein“, sagt Feucht.

Bis Jamel und Julian endgültig nach Deutschland kamen, erhielten sie jedoch ­einen zusätzlichen Deutsch-Intensiv-Kurs in ihrer Heimat. Und auch während der Ausbildung steht berufsbegleitender Sprachunterricht auf dem Lernprogramm. Bei allen organisatorischen Fragen erhalten Azubis und Betrieb zudem Unterstützung von der Handwerkskammer. Sie bereitet derzeit auch die Ausbildungsverträge vor. Die beiden jungen Männer freuen sich auf ihre Zeit in Deutschland. „Die familiäre Atmosphäre bei Bruder & Feucht hat mir sehr gut gefallen. Alle waren sehr offen und es war immer einer da, der mir alles zeigen wollte“, erinnert sich der 25-jährige Jamel. Interessant war für die Jugendlichen zudem, die Arbeitsunterschiede zwischen spanischen und deutschen Betrieben kennenzulernen.

Das ganze Team hilft

Der 21-jährige Julian glaubt, dass die Organisation der einzelnen Arbeiten hierzulande besser vorbereitet werde. Und Jamel fiel auf, dass Bruder & Feucht im Gegensatz zu spanischen Betrieben wesentlich mehr Maschinen einsetzt. In Zeiten, in denen die Jugendarbeitslosigkeit in Spanien bei über 50% liegt, ist die Ausbildung in Deutschland für beide Madrilenen eine große Zukunftschance – zumal die Aussicht besteht, dauerhaft übernommen zu werden. „Unser Ziel ist es immer, die Azubis als Fachkräfte im Betrieb zu halten“, so Sonja Feucht. Auch über diese Langfristperspektive habe sie mit den Anwärtern gesprochen – ob sie sich vorstellen können, ganz in Hessen zu bleiben. „Zwar werde ich meine Familie vermissen, aber die Distanz zwischen Madrid und Frankfurt ist aufgrund der modernen Verkehrsmittel auch nicht mehr ganz so groß“, meint Jamel.

Das Team von Bruder & Feucht will den neuen Kollegen den Start auf jeden Fall erleichtern: Hilfe bei der Wohnungssuche oder beim Knüpfen sozialer Kontakte sind für sie selbstverständlich.

Mit dieser Aktion hat der Handwerksbetrieb nun zwei engagierte Mitarbeiter gewonnen und einen effizienten Weg gefunden, dem personellen Engpass entgegen­zuwirken. Ein Beispiel, das Mut macht, engagierte Jugendliche aus wirtschaftlich gebeutelten Ländern mit hoher Arbeitslosigkeit nach Deutschland zu holen und ihnen eine gute Perspektive zu bieten.

https://www.bruder-feucht.de/