Was bedeutet eigentlich BIM? Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur liefert in seinem „Stufenplan digitales Planen und Bauen“ eine kurze und klare Definition des Begriffs Building Information Modeling: „Building Information Modeling bezeichnet eine kooperative Arbeitsmethodik, mit der auf der Grundlage digitaler Modelle eines Bauwerks die für seinen Lebenszyklus relevanten Informationen und Daten konsistent erfasst, verwaltet und in einer transparenten Kommunikation zwischen den Beteiligten ausgetauscht oder für die weitere Bearbeitung übergeben werden.“
Hinter dieser Arbeitsmethode steht immer ein geometrisches, semantisches oder topologisches Modell, welches das Gebäude mit alphanumerischen Informationen abbildet. Einer der großen Vorteile ist, dass in dem Modell der Sollzustand mit dem tatsächlichen Istzustand auf der Baustelle zusammengeführt werden kann. Änderungen werden so für alle Baubeteiligten sichtbar und Schnittstellenprobleme, Gewerkeüberschneidungen oder -kollisionen können vermieden werden. Überdies sind alle Daten zum Gebäude für Planung, Bau, Wartung und Betrieb zentral verfügbar und nachvollziehbar.
Darum wird BIM ein Thema für Installateure
Der genannte Stufenplan des Bundesministeriums zeigt die politische Unterstützung für BIM insbesondere in Projekten der öffentlichen Hand. Die Planungsmethode soll über drei Stufen hinweg schrittweise implementiert werden. Hilfestellungen gibt das BIM-Portal des Bundes, das unter https://via.bund.de/bim/infrastruktur umfangreiche Erstinformationen zum Thema zur Verfügung stellt. Zudem können auf der Website über standardisierte und automatisierte Schnittstellen Vorlagen und Tools, zum Beispiel für Auftraggeber‑Informationsanforderungen (AIA), allgemeine Informationsanforderungen, Objektvorlagen und Prüfwerkzeuge abgefragt werden.
Parallel zum Bund befassen sich immer mehr Brancheninitiativen mit dem Thema. Das Deutsche Institut für Normung hat eine Strategie zur Entwicklung von BIM-Normen sowie etliche Publikationen zum Thema veröffentlicht. Mit der DIN EN ISO 19650 gibt es bereits ein Regelwerk zur „Organisation und Digitalisierung von Informationen zu Bauwerken und Ingenieurleistungen“. Mit der im Entwurf vorliegenden DIN 18290 entsteht zusätzlich ein Regelwerk zur Definition der Anforderungen an den verlinkten BIM-Datenaustausch von Bauwerksinformationsmodellen mit weiteren Fachmodellen. Auch wenn BIM im Hochbau bisher eher zögerlich angefragt wird, so zeigen die vielen Aktivitäten die Relevanz in absehbarer Zukunft – vor allem bei größeren Projekten.
Wo kommen SHK-Betriebe mit BIM in Berührung?
Bereits heute werden Handwerker mit Plänen konfrontiert, die aus BIM-Prozessen entstanden sind. In der einfachsten Form gelangen sie als ausgedruckte Pläne auf die Baustelle. In diesem Fall dienen sie dem Nutzer nur zur Information, ohne dass Anwendungskenntnisse benötigt werden. Komplexer wird es, wenn zum Beispiel in den AIA eine BIM-basierte Baufortschrittskontrolle oder die Vorfertigung bestimmter Bauteile verlangt wird. Dann muss der Fachbetrieb mit einem BIM-Tool arbeiten, um selbst Informationen in dem zentralen Modell hinterlegen zu können.
Planbare Gewerkeschnittstellen, vereinfachte Arbeitsabläufe
Ein wichtiges Thema sind Gewerkeschnittstellen. Sie lassen sich am ganzheitlichen BIM-Modell wesentlich besser planen und koordinieren. Eventuell notwendige Veränderungen fließen in das Modell ein, sodass Kollisionen frühzeitig zu erkennen sind. Improvisierte Lösungen, die spontan gefunden werden müssen, wenn sich zum Beispiel eine Sanitär- und Elektrotrasse ungünstig überschneiden, sind so weitgehend vermeidbar. Durch Tools, die aus BIM-Modellen gespeist werden, ergeben sich zudem neue Anwendungsfälle, mit denen sich exakter und effizienter bauen lässt.
Ein typisches Beispiel ist das Setzen von Bohr- und Befestigungspunkten: Damit sind üblicherweise mehrere Personen beschäftigt. Mit Laserscannern, die Daten aus dem BIM-Modell beziehen, werden die Bohrpunkte jetzt einfach angezeigt und können von einer einzigen Person gesetzt werden. Noch weiter vorausgeplant, können etwa Befestigungsschienen für Rohrleitungen bereits in den Rohbau integriert werden, sodass nachträgliche Bohrungen nicht mehr erforderlich sind.
Projekte schneller und effizienter umsetzen
Mit BIM lassen sich Projekte in vielen Fällen exakter, materialsparender, wirtschaftlicher und in kürzerer Zeit realisieren. Viele Fragestellungen, die traditionell erst auf der Baustelle gelöst und entschieden werden, können vorverlagert werden. Dadurch vereinfacht sich die Bauausführung vor Ort. Zudem kann der Materialbedarf genauer vorausgeplant werden. Verschnitt und Lagerüberhänge lassen sich reduzieren.
Teilbares Wissen, weniger Informationsverluste
Oftmals sind Wissen und Informationen bei bestimmten Mitarbeitern gebündelt und müssen bei einem Personalwechsel wieder neu aufgebaut werden. Wenn möglichst viele Informationen in einem BIM-Modell hinterlegt und abrufbar sind, verbessert sich die Weitergabe innerhalb der Firma und Wissensverluste werden verringert.
Berührungsängste und Probleme in der Anwendungspraxis
Ein großes Hemmnis bei der Einführung von BIM-Elementen im Fachhandwerk ist die Zeit: Die Auftragsbücher sind voll und das Personal in vielen Unternehmen knapp, sodass neben der Bearbeitung der laufenden Aufträge nur wenig Spielraum für ein komplett neues Thema bleibt.
In die richtigen Werkzeuge investieren
Viele Unternehmer sind sich unsicher, welche Software-Werkzeuge richtig und für ihre Aufgaben geeignet sind – zu Recht, denn nur mit den passenden Werkzeugen ist eine optimale Arbeit möglich. Die bekannteste BIM-Software „Autodesk Revit“ beispielsweise ist auf die Bedürfnisse von Planern zugeschnitten, besitzt aber nicht die erforderliche Umsetzungstiefe, um etwa fertigungsreife Stücklisten inklusive Schnittlängen, Einstecktiefen oder Schweißabständen auszugeben. Es gibt mittlerweile unter anderem von Herstellern Tools, die auf spezielle Teilbereiche, Detailplanungen und die Bedarfe des Handwerks zugeschnitten sind.
Wie gelingt der Einstieg in die Welt von BIM?
Die Voraussetzung für den Einstieg in die Welt von BIM ist das Erkennen des Potenzials. Dann beginnt die Suche nach qualifiziertem Personal beziehungsweise die Qualifikation von vorhandenem Personal. Denn der wichtigste erste Schritt in kleineren Unternehmen ist, Mitarbeitende zu finden, die sich für das Thema BIM interessieren. Ihnen muss genügend Zeit und Budget eingeräumt werden, um sich intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Zunächst muss herausgearbeitet werden, für welche Teilaufgabe im Unternehmen BIM sinnvoll oder besonders wichtig ist. Das können zum Beispiel die Kollisionsprüfung, das Setzen von Bohrpunkten oder die Planung der Vorfertigung von Sanitärwänden und Installationsregistern sein.
Der Mitarbeitende sollte sich zunächst autodidaktisch in das Thema einarbeiten. Eine Grundlagenschulung ist sinnvoll. Eine eigene Akademie für BIM hat zum Beispiel die Herbert Gruppe gegründet. Die Akademie, die mit der Hochschule Karlsruhe zusammenarbeitet, steht auch Mitarbeitern anderer Unternehmen offen. Adressen von Schulungspartnern in ganz Deutschland gibt es beispielsweise bei der Organisation „buildingSmart Deutschland“ unter:
www.buildingsmart.de.
Die passende Software: Probieren und studieren
Danach gilt es, die richtigen Software-Tools zu finden, die auf den Bedarf von Handwerkern zugeschnitten sind. Eine Grundüberlegung hierbei ist: Der Installateur muss nicht das gesamte BIM-Modell beherrschen. Er benötigt dagegen Werkzeuge, die maßgeschneidert für seine Aufgaben sind und lediglich Daten mit dem zentralen Modell austauschen können. In diesen Bereichen gibt es mit freien Softwareunternehmen sowie Herstellern viele Anbieter am Start und der Markt entwickelt sich dynamisch. Deshalb sollte Zeit investiert werden, um sich zu informieren, zu testen und auszuprobieren, was für die gestellten Aufgaben wirklich zielführend ist. Der Geberit ProPlanner etwa bietet eine einfache und übersichtliche Möglichkeit, Sanitärregister exakt und detailliert zu planen und die Daten direkt in der Umsetzung weiterzuverwenden.
Testprojekt starten und konventionell begleiten
Wenn ein Grundverständnis über Ziel und Zweck des BIM-Einsatzes sowie gute Grundkenntnisse vorhanden sind, sollte ein klar abgestecktes Testprojekt definiert werden. Im Anschluss daran kann ein echtes Projekt stehen, das zunächst parallel mit den bisherigen konventionellen Methoden bearbeitet werden sollte. So kommt es beim Auftraggeber nicht zu Problemen, falls die Planung und Umsetzung noch nicht auf Anhieb perfekt funktionieren. Wenn erste Projekte gut gelaufen sind, lassen sich die neuen Methoden weiter ausrollen. Parallel können die Verantwortlichen dann auch andere Arbeitsbereiche durch die BIM-Brille betrachten.
Fazit: Nicht zögern, erste Schritte wagen
In einigen Jahren werden voraussichtlich alle SHK-Betriebe, die sich an größeren Projekten beteiligen möchten, mit BIM-Werkzeugen arbeiten müssen. Wer dann bereits gut mit dem Thema vertraut ist und Erfahrungen vorweisen kann, wird die Nase im Wettbewerb vorn haben und kann sich attraktive Aufträge in zukunftsträchtigen Objekten sichern. Es lohnt sich daher, nicht abzuwarten, sondern möglichst bald mit kleinen BIM-Projekten zu starten.