Vorausgesetzt, man wäre – ohne das Design wahrzunehmen – ins Auto gestiegen: Es gibt im Inneren dieses Berlingo Kastenwagens nichts, was besonders wäre. Ob als Benziner mit 81 kW/110 PS, als Diesel in den beiden Leistungsstärken mit 75 kW/102 PS oder 95 kW/131 PS sowie als Stromer mit 100 kW/136 PS: Im Fahrgastraum lässt sich kein Grund finden, warum Passanten vor dem Berlingo stehen bleiben und ihn genauer betrachten oder andere Autofahrer ihn beim Vorbeifahren mit einem Lächeln zur Kenntnis nehmen sollten.
Man darf den Augen nicht trauen
Auch im Laderaum in Normallänge mit 3,3 m3 hinter der Trennwand (L2-Version: 3,9 m3) deutet nichts auf das Retrodesign hin – müsste aber erst recht. Denn schließlich kommt am hinteren Teil des Fahrzeugs das charakteristische „Wellblech“ als Hommage an die Kasten-Ente aus
den 1950er-Jahren besonders zur Geltung. Doch was an diesem Auto so besonders ist, beschränkt sich auf die Verkleidung, und die besteht weitestgehend aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK).
Es ist nicht das erste Mal, dass der in Ungarn geborene Designer David Obendorfer und der italienische Karosseriebauer Fabrizio Caselani legendäre Karosserien neu interpretiert und quasi als zweite Haut in verschiedenen Farben auf ein Fahrzeug neuester Baureihe übertragen haben.
Design von Citroën abgesegnet
Bereits zum 70. Geburtstag des Wellblechtransporters Citroën H gelang es, mit etwa 25 Anbauteilen größeren Formats und kleinteiligem Zubehör einen Citroën Jumper in einen „Oldtimer“ zu verwandeln. Das fand so großen Anklang, dass inzwischen nach dem Citroën Jumpy jetzt auch der Berlingo neu interpretiert wurde.
Vorbild ist nun der 2CV, der in seinen Anfängen ebenfalls ein Wellblechkleid zur Versteifung der Karosserie trug. Ab 1951 wurde er nicht nur als Pkw (sprich: Ente) gebaut, sondern über Jahrzehnte hinweg auch als Lieferwagen. Um das Flair dieser Epoche in gelungener Weise vom Oldtimer auf den modernen Berlingo zu übertragen, bedurfte es wiederum einer engen Abstimmung mit Citroën. Es ging nicht nur ums Design, auch umfangreiche Sicherheitsbestimmungen waren zu beachten.
Bestellungen für die geplante Kleinserie sollen über jeden Citroën-Händler in Deutschland möglich sein oder direkt beim Karosseriebauer Caselani, der dazu auf seiner Website www.caselani.com Einzelheiten und Impressionen bereithält (Preisliste in Englisch zum Download). Die Fertigung soll Anfang 2023 beginnen.
Der Hingucker hat allerdings seinen Preis: Als Basis weist die Liste netto ca. 39.000 Euro aus – damit startet der Lieferwagen gut 16.000 Euro teurer als ein herkömmlicher Berlingo (Preise plus MwSt.). Doch je nach Marketingkonzept des Handwerksbetriebs könnte der Nützling mit besonderem Charme auf ideale Weise zum Marktauftritt passen. (TD)