Als Mega-Branchenereignis hat sich die ISH eindrucksvoll zurückgemeldet. Die internationale Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnikbranche nutzte die fünf Messetage vom 13. bis 17. März zum Netzwerken, um Innovationen zu erleben und Geschäfte voranzubringen. 153.734 Besucher aus 154 Ländern zeigten sich mehr als zufrieden und ergriffen nach vier Jahren pandemiebedingter Pause die Gelegenheit, sich über die Zukunft der Wärmewende im Gebäudesektor sowie nachhaltige Wasserversorgung zu informieren. Wolfgang Marzin, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Frankfurt: „Die ISH hat die Erwartungen unserer Kunden mehr als erfüllt und kam genau zum richtigen Zeitpunkt, um den Herausforderungen unserer Zeit wie Klimaschutz und Versorgungssicherheit zu begegnen. Für die aktuellen politischen Vorgaben präsentierte die Industrie konkrete Lösungen, sodass auch das installierende Handwerk als stärkste Besuchergruppe profitiert hat.“
Die hohe gesellschaftspolitische Relevanz der ISH wurde unterstrichen durch das Interesse führender Vertreterinnen und Vertreter aus der Politik. Bundesbauministerin Klara Geywitz plädierte im Rahmen der Messeeröffnung für sinnvolle Übergangsfristen, eine soziale Abfederung und Technologieoffenheit beim Umsetzen der Wärmewende. Ebenso nahmen der hessische Ministerpräsident Boris Rhein und der hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir die Gelegenheit wahr, um sich mit der ausstellenden Industrie zu marktreifen Lösungen zu informieren. Und auch die Frankfurter Stadträtin und Aufsichtsratsvorsitzende der Messe Frankfurt Stephanie Wüst ließ es sich nicht nehmen, die ISH zu besuchen.
Topthemen der Branche
2025 Aussteller aus 54 Ländern nutzten das gesamte Frankfurter Messegelände und zeigten die neuesten Entwicklungen für den Wärmemarkt, Kälte-, Klima- und Lüftungstechnik, intelligente Haus- und Gebäudeautomation sowie nachhaltige Badgestaltung, modernes Baddesign und innovative Installationstechnik. Als wichtiger Baustein der Energiewende nahmen die Wärmepumpe, Holz als Energieträger sowie alternative Speicherformen einen besonderen Stellenwert ein. Weiter standen der Fachkräftemangel im SHK-Handwerk und der demografische Wandel, der nach alters- und pflegegerechten Bädern verlangt, im Mittelpunkt des Interesses. Innovative Belüftungssysteme und berührungslose Armaturen, die im Zuge der Pandemie an Bedeutung gewinnen, waren ebenso auf der Agenda wie neue Ideen zur Material- und Ressourcenschonung im Badbereich. Im umfangreichen Event-Programm der Messe wurden die wichtigsten Trends von Experten präsentiert und diskutiert.
Rund 154.000 Besucher, davon 44 % aus dem Ausland, fanden den Weg in die Messehallen. Zu den wichtigsten Besucherländern gehörten nach Deutschland die Niederlande, Italien, Frankreich, Schweiz, Belgien, China, Großbritannien, Polen, Österreich und die Türkei. Dass sich die Reise gelohnt hat, zeigt die hohe Zufriedenheit der Besucher. Einer Umfrage der Messe Frankfurt zufolge sahen 94 % ihre Messebesuchsziele erreicht und 96 % waren mit dem Ausstellungsangebot zufrieden. 52 % der Besucher gehen davon aus, dass sich die Branchenkonjunktur verbessert.
Die ISH 2023 wird ergänzt von der Digital Extension, die noch bis zum 30. April 2023 nutzbar ist. Hier sind u. a. Aufzeichnungen der Vorträge aus dem Rahmenprogramm On demand verfügbar. Die ISH Digital Extension verzeichnete bis zum Messeschluss 106.932 Kontakte. Übrigens: Die nächste ISH findet vom 17. bis 21. März 2025 in Frankfurt statt.
ish.messefrankfurt.com
Kommentar: Gewinner / Verlierer
Die Antwort auf die Frage, warum ich zur ISH gefahren bin, ist leicht gegeben: Nach drei bis vier Tagen Messebesuch (und zwar die komplette Breitseite Sanitär und Heizung) weiß ich ziemlich genau, wer sich mit welchen (neuen) Produkten in die Sichtbarkeit bringt, was das Unternehmen vorhat und was demnächst bei Endverbrauchern gefragt sein wird. Bei den Vorträgen und Diskussionen an den Ständen der Aussteller und auf den großen Vortragsbühnen sammle ich Informationen, an die ich so komprimiert sonst selten herankomme. Für mich steht ein Besuch der Messe deshalb gar nicht zur Diskussion. Er ist Pflicht!
Durch meine Tätigkeit als Berater kommt es vor, dass ich mit SHK-Unternehmern im Bereich der Konzentration auf Hauptlieferanten gemeinsam mit ihnen den besten Marktpartner diskutiere und Entscheidungen forciere. Die Messe ist ein Gradmesser der Leistungsfähigkeit der Branche – insbesondere, was die herstellenden Unternehmen betrifft. Schon beim Betreten der einen oder anderen Halle in Frankfurt wurde deutlich: Dieses oder jenes Unternehmen beansprucht für sich die Führungsrolle und diese oder jene Produkte werden in den nächsten Jahren im Fokus des Handwerks (und auch der Öffentlichkeit) stehen. Dadurch bilde ich mir im Messenachgang meine Meinung. Wen ich dann auf der bedeutendsten aller SHK-Messen nicht angetroffen habe, den kann ich als Berater und Coach eher schwer empfehlen. Ich weiß, dass es vielen Handwerksunternehmern ähnlich geht.
Einige bedeutende Hersteller waren auf der Messe nicht mehr. In den Gesprächen mit Handwerkern werden die Argumente (oder Ausreden?) für das Fernbleiben stets anders kommentiert, als es die „ehemaligen“ Aussteller in ihren Pressemitteilungen verkünden. Aus „Wir haben andere Wege gefunden, wie wir zielgerichteter unsere Produkte unseren Kunden vorstellen“ wird schnell: „Die haben sich während Corona die Taschen vollgemacht und denken jetzt, sie kommen ohne Messepräsenz oder Außendienst aus.“ Auch ein Argument, das mich sehr beschäftigt hat, ist: „Die haben wohl nix Neues zum Zeigen.“ Besonders schlimm wird es, wenn mir gegenüber kommentiert wird: „Denen geht es wohl nicht so gut.“ Da kann ich nur kommentieren: Wer seine Markenpräsenz leiden lässt, braucht sich nicht über sinkende Loyalität im Handwerk zu beschweren. Gerade in wirtschaftlich nicht ganz so rosigen Zeiten ist es wichtig für einen Handwerksunternehmer zu wissen, wie „seine“ Hersteller ihn bei der Gewinnung von neuen Interessenten unterstützen und welche technischen und prozessoptimierenden Lösungen ihm das Leben leichter machen werden.
Meinen Glückwunsch deshalb an diejenigen, die zur zurückliegenden ISH ihre Präsenz erhalten und ausgebaut haben: Das bietet großartige Chancen, (in rückläufigen Märkten) Kunden zu gewinnen. Wer will oder wird schon mit jemandem zusammenarbeiten, von dem man annimmt, dass er keine Neuigkeiten präsentieren kann, dass er sich die Messeteilnahme nicht leisten kann oder dass er die Nähe zum Handwerk dadurch präsentiert, dass man ihn bitte am Firmensitz zu besuchen hat?! Da kann ich nur sagen: In vielen Fällen wird der Großhandel von diesem Verhalten im höchsten Maße profitieren (nicht zuletzt mit seinen Eigenmarken). Von den Folgen für die internationale Sichtbarkeit und den Stolz der deutschen SHK-Branche will ich gar nicht erst anfangen.