Der verantwortliche Guide für die Motorradtouren von Gruppe 10 ist Frank Wittenbeck, dessen ambitionierter Tourer-Gruppe ich mich anschließe. Er ist einer von insgesamt 12 Ortskundigen, die sich bereit erklärten, die 168 Teilnehmer des diesjährigen 23. Branchen-Motorradtreffens des 1. MC SHK e. V. durch den Harz zu geleiten. Im „normalen Leben“ ist Frank Vertriebsleiter von Wita, der Wilhelm Taake GmbH aus Bad Oeynhausen. Untergebracht wurden die Teilnehmer in insgesamt 120 Zimmern im „Ahorn Hotel Braunlage“. Je nach Fahrstärke der Fahrer fanden sich diese in insgesamt 13 Gruppen mit maximal 10 Teilnehmern ein. Eine davon, mit acht Teilnehmern, nannte sich „Biker ohne Moped“. Frank erklärt: „Wir haben im Verein aktuell 243 Mitglieder. Einige davon sind schon viele Jahre dabei und kennen fast alle Mitglieder. Da sie selbst nicht mehr aktiv Motorrad fahren, aber den Austausch genießen, sind sie auch gekommen.“
Ortskundige Mitglieder fungieren als Guides
Warum sich Frank beim 1. MC SHK engagiert, liegt für ihn klar auf der Hand. Er sagt: „Ich bin begeisterter Motorradfahrer und sitze seit über 40 Jahren im Sattel. Ein ganz besonderer Reiz liegt für mich darin, mein Hobby mit Gleichgesinnten zu teilen. Tagsüber wird Motorrad gefahren und abends wird Benzin gequatscht. Durch das gemeinsame Motorradfahren bekommt das Verhältnis zu anderen, auch im beruflichen Kontext, noch einmal eine ganz andere Qualität.“ Seit über 25 Jahren organisiert er Motorradtouren und ist hier beim Branchen-Motorradtreffen (BMT) zum zweiten Mal als Guide dabei. Die Motorradgruppen konnten kurvenreiche, enge „Geheimstrecken“ genießen, die ich – abseits des Harzer Touristenstroms – nicht erwartet hätte. Flott und verkehrskonform säumten unzählige regionale Sehenswürdigkeiten unsere Fahrstrecken und selbstverständlich durfte – branchenentsprechend – ein zweistündiger Besuch der Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz GmbH nicht fehlen (siehe großes Bild).
Flache Hierarchien im Motorradclub
Die ersten Jahrestreffen des 1. MC SHK, der zur Jahrtausendwende gegründet wurde, beschreibt Frank als Promotion-Veranstaltungen der SHK-Industrie mit ihren Motorrad fahrenden Geschäftsführern. Die Anfänge lagen in Bad Zwischenahn und wurden danach an immer anderen Orten innerhalb Deutschlands durchgeführt. Der ursprünglich kommerziell geprägte Charakter des BMT ist heute kaum noch zu spüren.
Deutlich zu spüren war dagegen das hohe Engagement aller Beteiligten bei der Mitgliederversammlung, die am ersten Abend des Jahrestreffens stattfand. Der Verein mit seiner flachen Führungsstruktur hatte die alten Vorstandsmitglieder neu ernannt. Der erste Vorsitzende ist Frank Erdt, der beruflich als Vertriebschef Deutschland von Doyma unterwegs ist. Er wird von der zweiten Vorsitzenden Anja Lipinski, Geschäftsführerin der Lipinksi GmbH, einem Installationsbetrieb in Bad Fallingbostel, unterstützt. Zum Vorstand zählen außerdem Kassenwart Horst Langen, mittlerweile im Ruhestand und früherer Geschäftsführer der Langen GmbH & Co. KG in Trier sowie der Reding-Langen S. ár. L in Luxemburg. Der Schriftführer Markus Hirsch ist als Verkaufsleiter bei Doyma beschäftigt.
Darüber hinaus gibt es ein Organisationsteam, das durch regionale Mitglieder ergänzt wird, da das BMT jedes Jahr in einer anderen Ecke Deutschlands stattfindet und hierdurch die besten Fahrstrecken anbieten kann. Man spürt deutlich, dass alle mit Herzblut dabei sind und viel Zeit in die Vereinsarbeit stecken. Kleiner Spoiler: Der Motorradclub wird sich 2025 in Uslar treffen und das Weserbergland und den Westharz inklusive PS.Speicher in Einbeck erkunden.
Was bewegt die Teilnehmer?
Einer meiner Begleiter in Franks Tourer-Gruppe ist Klaus Egg von der Egg GmbH aus Kehl-Kittersburg bei Offenburg, der von seiner Frau Ulrike als Sozia begleitet wird. Augenzwinkernd verrät er: „Wir sind alle verrückte Motorradfahrer aus derselben Branche. Es ist fantastisch, neue Kollegen kennenzulernen und sich untereinander auszutauschen. Wir können hier Fachgespräche führen und offen miteinander reden. Für mich ist es eine wichtige Erfahrung festzustellen, dass wir alle die gleichen Probleme haben. Wir sind wie eine große Familie und das stärkt uns.“
Auch Jürgen Morlock aus Ispringen ist dabei. Der Geschäftsführer der Jürgen Morlock Sanitäre Anlagen GmbH & Co. KG und ist seit einem Jahr Mitglied und freut sich über gleichgesinnte Motorradfahrer, mit denen er sich entspannt in seiner Freizeit austauschen kann. Ganz neu dabei ist Lothar Franetzki aus Söllingen, der beim BMT die gelungene Kombination aus Hobby und Beruf schätzt. Er lobt den Erfahrungsaustausch mit den Kollegen, insbesondere aus dem Heizungsbereich, und erklärt: „Derzeit beschäftigt mich besonders, wie die Zusammenarbeit meiner Kollegen mit den Elektrikern funktioniert, und ich konnte einige wichtige Dinge für mich mitnehmen.“
Vereinsziele und Perspektiven
Marco und Kira Gensleitner sind mit ihrer kleinen Tochter nach Braunlage gekommen. Der Betrieb des jungen Paares befindet sich in Bad Fallingbostel. Kira berichtet, dass sie 2014 ebenfalls von ihren Eltern mit in den Motorradclub genommen wurde und ihrerseits 2019 ihren Mann Marco zu einem Treffen mitgebracht hatte. Dieser erklärt: „Unsere Industriepartner unterstützen den Club, wodurch eine enge geschäftliche Bindung entsteht. Vor allem ist der Austausch mit anderen Geschäftsführern wertvoll, weil man ganz offen fachliche Fragen in sämtliche Richtungen stellen kann. Beispielsweise beschäftigen uns gerade Fragen zu Mitarbeiterbindung oder -entlohnung. Im Alltagsgeschäft ist dafür ja kaum Zeit und hier besteht die Möglichkeit, sich mit anderen Chefs und auch Gesellen auszutauschen.“
Beobachten konnte ich, dass alle Motorrad fahrenden Mitglieder des 1. MC SHK echte „Petrolheads“ sind, denen der Verein nicht nur ein Zuhause für ihr Hobby bietet, sondern insbesondere auch einen offenen und vertrauensvollen beruflichen Austausch ermöglicht. Branchentreffen wie diese schweißen zusammen und wie Marco feststellt, entsteht durch dieses Netzwerk ein hoher Mehrwert für die SHK-Branche. Vereinspolitisches Ziel des Motorradclubs ist, diesen vor allem auch jüngeren Leuten ans Herz zu legen. Perspektivisch sollen sich hier nicht nur Geschäftsführer und Meister miteinander austauschen können, sondern auch mit Gesellen und Azubis ins Gespräch kommen.
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