Jäger: Drei Themen bestimmen aktuell das Branchengeschehen: 1) Wärmepumpen, 2) Wärmepumpen, 3) noch mehr Wärmepumpen. Da bleibt wenig Raum für alle anderen Bereiche, für die die Buchstaben SHK auch stehen. Gut so, wenn ich auf die Dringlichkeit der Energiewende schaue, oder?
Geßler: Es steht außer Frage, dass der Klimawandel und der Modernisierungsstau bei Heizungen alles überragen. Aber – und an dieser Stelle muss ein „Aber“ folgen – deshalb den Sanitärbereich zu vernachlässigen oder gar abzuschreiben, das wäre die falsche Reaktion darauf.
Jäger: Nun ja, es gab doch schon immer eine Art Zyklus. Mal hatte Heizung Oberwasser, mal waren Sanitär und Bäderbau angesagt. Jetzt wendet sich das Blatt hin zur Wärmepumpe. Flexibilität zahlt sich eben aus. Also, was soll’s?
Geßler: Moment, so einfach ist das nicht! Dazu nur zwei Beispiele: Auch bei Bädern können wir durchaus von einem Modernisierungsstau sprechen, gerade mit Blick auf die Barrierefreiheit. Außerdem stehen uns bei den Regelwerken rund um die Trinkwasserhygiene Neuerungen ins Haus, die Trinkwasserverordnung und die VDI 6023 werden und wurden aktualisiert.
Jäger: Das SHK-Handwerk orientiert sich mehr in Richtung erneuerbare Energien, Kunden investieren nur noch zögerlich in neue Bäder oder ziehen Aufträge gleich ganz zurück. Man weiß ja nie, ob das Ersparte nicht doch in einer neuen Heizung besser aufgehoben ist oder als eiserne Reserve für schlechte Zeiten sinnvoller angelegt.
Geßler: Diese Betrachtung ist mir zu einseitig. Gerade im Bereich Teilrenovierung von Bädern rechne ich fürs kommende Jahr mit deutlich mehr Aufträgen. Da gibt es vor und hinter der Wand noch genug zu tun. Wir als Branche insgesamt – also über Hersteller, Handel und Handwerk hinweg – sollten unser Know-how rund um Bad und Sanitär gerade jetzt deutlicher herausstellen, um das Geschäft in unserer Fachschiene zu halten.
Jäger: Gut, aber das steigert den ohnehin schon hohen Fachkräftebedarf noch einmal enorm. Wer soll das alles bitteschön planen und umsetzen?
Geßler: Die Situation bleibt angespannt, keine Frage. Aber im Gegensatz zu Wärmepumpen sind Zirkulationspumpen und Vorwandsysteme, Abläufe und Sanitärarmaturen, Keramiken und Co. lieferbar. Und das bedeutet: plan- und umsetzbar!