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Praktische Tipps zur besseren Funktion von Heizungsanlagen

Die Fragen zu dem Thema sind fast ausschließlich vom Fachhandwerk gekommen. Wer die unkontrollierte Belüftung von Heizungsanlagen und die nicht zu unterschätzenden Auswirkungen akzeptiert, sollte auch erklären, warum dieser unbestrittene Systemmangel hingenommen und nicht abgestellt wird. Vom Kunden wird dieser Mangel nur hingenommen, weil er nicht weiß, wie geräuscharm, sicher und sparsam Heizungsanlagen tatsächlich funktionieren könnten.

Das Wesentliche vorweg

  • Der wichtigste Systemdruck, nämlich der Anfangsdruck – umgangssprachlich Mindestdruck – ist, aus welchen Gründen auch immer, technisch nicht gesichert und deswegen können Heizungsanlagen nicht normal und schon gar nicht optimal funktionieren.
  • Das beim Fachmonteur vorhandene Systemwissen muss durch eine allgemein verbindliche und konkrete Handlungsanweisung ergänzt werden.
  • Die durch das Sicherheitsventil verhinderten Schäden sind vernachlässigbar gering gegenüber den Schäden, die durch eine fehlende Mindest-Druck-Sicherung (MDS) entstehen.

Fragen und Antworten

Warum kann der Kunde die Einhaltung des Mindestdrucks nicht selbst kontrollieren?

Der Kunde registriert bestenfalls den Betriebsdruck, aber nicht den Füll- und Anfangsdruck in der Absenk- oder Abschaltphase. Störungen und Schäden sind die häufigsten Signalgeber für das Nachfüllen von Heizungswasser. Das kann keine zufriedenstellende Lösung sein.

Ein Vorschlag zur Behebung der Probleme ist das Datenblatt 1.

Die Fachmonteure sind hervorragend ausgebildet und können die Druckhaltung nicht optimal einstellen?

Der Handlungsspielraum für den Fachmonteur ist so groß, dass jede Heizungsanlage ein Unikat ist. Das ist keine langfristige Lösung. Ein MAG-Aufkleber und ein „Technisches Datenblatt“ gemäß Vorschlag im Fachartikel ( SBZ 06-2017) oder entsprechend dem Vorschlag aus Punkt 1 führen zu eindeutig definierten Einstellwerten und ermöglichen eine unkomplizierte technische Überwachung des Mindest-Druckes.

Wer ist dafür verantwortlich, dass die Druckhaltung optimal funktioniert und technisch gesichert ist?

In der Praxis ist tatsächlich niemand verantwortlich, weil eine diesbezügliche Abstimmung zwischen den Beteiligten nicht wahrzunehmen ist. Dies könnte ein MAG-Hersteller initiieren und einfach mit „MAG-Aufkleber“ und „Technisches Datenblatt“ gemäß Vorschlag starten, zumal dieses Vorgehen wirksam wäre und konfliktfrei umzusetzen ist. Auf ein derartiges Vorgehen wartet das Fachhandwerk – bisher leider vergeblich.

Ist die Heizungsbranche nicht daran interessiert, dass ihre Versprechen zur Effizienzverbesserung auch wahrgenommen werden?

Das Interesse besteht mit Sicherheit, denn es wird mit neuer Technik und Effizienzsteigerung geworben. Trotzdem ist der Unterschied zwischen Prüfstandleistung und Anlagenleistung nicht zu leugnen. Wirklich entscheidend ist nur die Anlagenleistung im realen Betrieb. Nur eine Mindest-Druck-Sicherung führt zur sicheren Druckhaltung. Das ist der Stand der Technik.

Die aktuellen Berechnungs-Methoden und Vorschriften zur Ermittlung der MAG-Größe und der Einstellwerte müssten doch einen optimalen Betrieb von Heizungsanlagen sichern?

Die Theorien und Vorschriften gehen offensichtlich davon aus, dass sich die Betriebsbedingungen nach der Inbetriebnahme nicht so erheblich verändern, dass der Mindest-Druck unterschritten wird. Das ist eine praxisfremde Annahme. Die Anlagen-Funktionsqualität kann ohne Mindest-Druck-Sicherung nur unbefriedigend bleiben.

Welche wesentlichen Vorteile hat das PLUS-Konzept?

Das PLUS-Konzept (vgl. SBZ 06-2017) soll verhindern, dass der Mindest-Druck zu häufig erreicht wird und es zu Wassermangel oder zur Störabschaltung kommt. Das ist ein Schritt zur wartungsarmen Heizungsanlage bei gleichzeitig technischer Absicherung des Anfangsdrucks (ADS).

Optional ist es eine Möglichkeit das Plus-Konzept erst dann einzuführen, wenn die Notwendigkeit durch einen Praxistest der Mindest-Druck-Sicherung nachgewiesen ist.

Ist nicht die bereits die Störabschaltung durch den Heizkessel bei unzureichendem Systemdruck eine optimale technische Lösung?

Die Störabschaltung eines Heizkessels schützt diesen nur begrenzt, weil damit nicht der Mindest-Druck gesichert wird. Somit belastet die durch Lufteintritt verschlechterte Wasserqualität den Kessel und die Anlagen-Effizienz wird reduziert. Zwei eindeutig definierte Werte – nämlich die Mindestdrücke von 1,2 bar und 1,7 bar – ermöglichen eine einfache Anlagensicherung – statt nur einer teilweisen Kesselsicherung – durch einen modifizierten Signalgeber mit den genannten zwei Druckwerten. Das könnte eine langfristige und allgemein vorzuschreibende Störabschaltung für Neuanlagen aber auch für den Kesseltausch sein.

Wie sollen bestehende Anlagen saniert und optimiert werden?

Sanieren heißt in diesem Zusammenhang: Die Druckhaltung nach den „Standard-Daten“-„Technisches Datenblatt“ einstellen und eine MDS installieren.

Optimieren heißt: Die Druckhaltung nach den „PLUS-Daten“-„Technisches Datenblatt“ einstellen und die MAG-Größe gemäß „MAG-Plus Auswahltabelle“ bestimmen. So wird das zu häufige Ansprechen der Störabschaltung auf Ausnahmen reduziert. Trotzdem sichert nur eine MDS den Mindestdruck.

Zusatzgeschäft

Die aufgelisteten Mängel, Störungen, Schäden und Lösungsvorschläge werden nicht bestritten, sondern eher bestätigt. Damit sind die Voraussetzungen zur Umsetzung des vorgestellten Gesamtkonzeptes für die Druckhaltung erfüllt. Wenn auf die technische Kontrolle des Mindest-Druckes verzichtet und damit der unkontrollierte Lufteintritt als Primärursache für Störungen und Schäden akzeptiert wird, ist eine Heizungsanlage nicht mängelfrei und grundsätzlich nur begrenzt funktionsfähig.

Die Heizungsbranche sollte die vorgestellten Lösungen als technischen Fortschritt verkaufsfördernd vermarkten, bevor der Kunde eine mängelfreie und funktionssichere Heizungsanlage fordert.

Checkliste

Praktische Umsetzung

1. MAG-Hersteller vermerken die Mindestdrücke 1,2 und 1,7 bar sowie den Fülldruck 1,5 und 2,0 bar auf dem MAG

Jedem MAG wird vom Hersteller das „Technische Datenblatt“ für den Kunden und den Installateur beigelegt.

2. Die Kesselhersteller modifizieren die Störabschaltung auf 1,2 bzw. 1,7 bar. Damit wird für Kessel und Anlage der Mindest-Druck gesichert.

3. Die Kesselhersteller modifizieren ihre Störabschaltung als Zubehör.

4. Bei Heizungsanlagen mit Einstellwerten gemäß „Technischem Datenblatt“ und mit installierter MDS wird sich zeigen, ob das PLUS-Konzept nötig ist.

5. Die Manometer-Hersteller modifizieren die Markierungen gemäß Vorschlag.

Autor

Ehrhardt Buscher, geb. 1936, war seit 1965 als Techniker in der Pumpenindustrie, Führungskraft im Kundendienst und Vertrieb sowie zuletzt als Leiter Marketing-Engineering in der Aus- und Weiterbildung tätig.

Kontakt über: leserforum@sbz-online.de