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Ein “Weiter-so“ reicht nicht aus

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Die ermittelten Zahlen und Fakten müssen ernst genommen werden: Um die Energie- und Klimaziele 2030 zu erreichen, kann es im Gebäudebereich nicht wie bisher nur schleppend vorangehen. Laut Klimaschutzplan müssen bis dahin die Treibhausgasemissionen (THG) im Gebäudesektor auf 72 Millionen Tonnen pro Jahr sinken. Doch wenn es weitergeht wie bislang, steuert Deutschland ohne neue Maßnahmen auf eine Emissionsmarke von 100 Millionen Tonnen zu, wie aktuelle Berechnungen deutlich machen. Wie könnte sich die Lücke von 28 Millionen Tonnen pro Jahr schließen lassen?

Viele Verbände – eine Stimme

Die „geea“ (Allianz für Gebäude-Energie-Effizienz), zu der 37 Mitglieder – darunter der ZVSHK – zählen, haben durch Experten einen Fahrplan zusammengestellt, welche Maßnahmen die Energieeffizienz im Gebäudesektor deutlich verbessern würden. Die Zusammenfassung zeigt ein im März 2019 veröffentlichter sogenannter Politikbrief (www.geea.info/positionen/politikbrief). Die erforderlichen Maßnahmen bauen auf drei Säulen auf:

Förderung: Anreize sind der wichtigste Schlüssel zu mehr energetischer Sanierung. Entsprechend ist die Förderkulisse massiv auszubauen und endlich um die seit Jahren versprochene steuerliche Sanierungsförderung zu erweitern.

Beratung und Kommunikation: Investoren, Hausbesitzer und Mieter müssen besser über die Vorteile steigender Energieeffizienz im Gebäudebereich aufgeklärt werden, um die Ziele nachhaltig zu erreichen. Dafür bedarf es Beratung, Information und Kommunikation durch gut qualifizierte Experten.

Ordnungsrecht: Aufgrund tiefer Eingriffe in das Eigentum ist das Ordnungsrecht im Gebäudebereich nicht das zentrale Mittel. Es bietet jedoch Verbesserungsmöglichkeiten.

14 Maßnahmen zur CO2-Reduktion

Mit 14 Maßnahmen in der Gebäudetechnik ließen sich knapp 13 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr einsparen. Die energetische Wirkung der einzelnen Punkte wurde durch das Institut für technische Gebäudeausrüstung Dresden (ITG, Prof. Bert Oschatz) sowie durch das Forschungsinstitut für Wärmeschutz (FIW, Prof. Andreas Holm) geprüft und plausibilisiert.

 1. Steuerliche Sanierungsförderung einführen

 2. Abschreibung für Abnutzung (AfA) verbessern

 3. Förderung von Einzelmaßnahmen ausweiten

 4. Förderung von Effizienzhäusern verbessern

 5. Förderung von Nichtwohngebäuden verbessern

 6. Innovationen stark fördern

 7. Beratungsoffensive für Wohngebäude starten

 8. Beratungsoffensive für Nichtwohngebäude starten

 9. Gebäudeexpertenzentrum einrichten

10. Beratungsoffensive für Energieeinspar-Contracting starten

11. Ordnungsrecht im Neubau ab 2025 bei Bedarf anpassen

12. Umsetzung des Ordnungsrechts im Gebäudebestand verbessern

13. Anlassbezogene Durchführung eines hydraulischen Abgleichs festlegen

14. Sanierungsverpflichtung der öffentlichen Hand einführen.

Stopp für weitere 15 Millionen Tonnen CO2 nötig

Um auch die dann noch verbleibenden 15 Millionen Tonnen CO2 an jährlichem Überschuss zu eliminieren, bedarf es weiterer Maßnahmen – auch dafür hat die „geea“ entscheidende Punkte zusammengetragen:

1. Beschleunigung der Markteinführung von regenerativ erzeugten, klimaneutralen PtX-Brennstoffen durch mehrere Politikinstrumente (Förderung, Einführung einer verbindlichen Quote)

2. Einführung einer CO2-Bepreisung

3. Einführung eines THG-Zertifikatehandels (in Verbindung mit einer festgelegten Einsparverpflichtung)

4. Beschleunigung der Quartierssanierung und des Ausbaus hocheffizienter Wärmenetze

5. Beschleunigung der Marktdurchdringung smarter Lösungen, die einen effizienteren Gebäudebetrieb ermöglichen (Gebäudeautomation, Smarthome/Smart Building, Energiedatenmanagement etc.)

6. Beschleunigung der Entwicklung partizipativer Geschäftsmodelle für die Energiewende im Gebäudesektor.

Für Entscheidungen bleibt der Politik kaum Zeit

Um die Klimaschutzziele 2030 zu erreichen, müsse die Bundesregierung jetzt schnell und konsequent handeln, zeigt sich die „geea“ überzeugt und stützt sich dabei auf die eigene Gebäudestudie und eine Studie der Deutsche Energie-Agentur (dena). Vertiefende Information zum Download unter www.geea.info. Ein „Weiter-so“ werde sicher nicht ausreichen, heißt es. Das gelte insbesondere für den Gebäudebereich, in dem die energetische Sanierung und damit auch das Niveau der Treibhausgas-Emissionen stagnieren.

Ein neues Klimaschutzgesetz liegt im Entwurf vor und soll baldmöglich auf den Weg gebracht werden. Dazu plant die Regierungskoalition die Bildung eines „Klimakabinetts“.

Diskussion um den besten Weg

Doch welche konkreten Politikinstrumente können jetzt schnell helfen, die Energie- und Klimaziele zu erreichen?

Zahlreiche Akteure – auch aus der Industrie, der Energiewirtschaft oder der Finanzwirtschaft – setzen sich für eine Bepreisung von CO2 ein, die auf relativ einfache Weise die Vermeidung von THG-Emissionen anreizen könnte. Ein Ausgleichsmechanismus könnte die Belastung richtig adressieren und Marktteilnehmer vor Überforderung schützen. Allerdings ist zu untersuchen, bei welchem Preisniveau welche Wirkung zu erwarten ist.

Alternativ kommt ein Handel von Emissionsrechten im Gebäudesektor in Betracht. Hier würde der Staat eine Emissionsobergrenze festlegen, deren Einhaltung dann in der Verantwortung zentraler Marktakteure läge. Allerdings: Ebenso wie ein CO2-Preis stellt ein Zertifikatehandel einen sehr tiefen Eingriff in den Markt dar – die zu erwartenden Chancen und Risiken sind daher sorgsam abzuwägen.

Schlussbemerkung

Der Verband „geea“ wird das im März 2019 ausgearbeitete Maßnahmenpaket weiterentwickeln. Ziel ist es, durch die momentan geführten Gespräche mit Entscheidern in Politik und Wirtschaft zu einem erweiterten Maßnahmenpaket zu kommen, um die für 2030 gesetzten Ziele pro Umwelt realisieren zu können.

Wie sich der ZVSHK zum Thema CO2-Abgabe aufstellt, lesen Sie in dieser SBZ auf der nächsten Seite.

Info

Auf einen Blick

Im Gebäudebereich stagniert die energetische Sanierung, und das Niveau der Treibhausgas-Emissionen entfernt sich von den vereinbarten Klimazielen für das Jahr 2030. In welche Richtung der erfolgreiche Weg gehen kann, zeigt ein Fahrplan des Verbands „geea“ (Allianz für Gebäude-Energie-Effizienz) auf: Die Mittel sind einschneidend.