In seiner Begrüßung wünschte der Fachverbandsvorsitzende Manfred Stather den Mitgliedern „den Mut, offen und ehrlich zu diskutieren, um am Ende gestärkt die gemeinsamen Ziele zu verfolgen.“ Diesen Ratschlag befolgten die Delegierten und es ergab sich eine ergebnisorientierte Diskussion.
Stather als Vorsitzender bestätigt
Mit großer Mehrheit bestätigte die Mitgliederversammlung Manfred Stather in seinem Amt als Vorsitzender für weitere vier Jahre. Zu Stellvertretenden Vorsitzenden wurden Wolfgang Friedrich von der Innung SHK Göppingen, Hans Lanz von der Innung SHK Ravensburg und Volker Werling von der SHK-Innung Karlsruhe wiedergewählt. Neben den Vorstandsmitgliedern wurden außerdem Vertreter für die Gremien – wie den Bildungsausschuss, den betriebswirtschaftlichen Ausschuss, den sozial- und wirtschaftspolitischen Ausschuss sowie den Rechnungs- und Kassenprüfungsausschuss – gewählt.
Der alte und neue Vorsitzende skizzierte im Verlauf der Mitgliederversammlung die verbandlichen Ziele und Weichenstellungen für die neue Amtsperiode bis 2015. Angesichts des ohnehin schon harten Wettbewerbs und der wachsenden Konkurrenz durch Energieversorgungsunternehmen und andere Handwerksbereiche, müssten sich Fachverband wie Innungen gemeinsam leistungsstark präsentieren. Es gelte weiterhin, den Organisationsgrad zu steigern, um als vollwertige Partner anerkannt zu werden. „Die Mitgliedergewinnung muss eine deutlich höhere Priorität als derzeit aufweisen, selbstverständlich ohne dabei die Mitgliederbindung aus den Augen zu verlieren“, betonte Stather. Um die Innungen bei dieser Aufgabe zu unterstützen, werde der Fachverband eine breit angelegte Mitgliederwerbeaktion starten. Sehr wohl bewusst ist man sich seitens der Berufsorganisation, dass Werbung allein nicht ausschlaggebend ist. „Wir müssen ein umfangreiches Dienstleistungspaket schnüren und für unsere Mitgliedsbetriebe Markt machen“, so der Vorsitzende. Durch Information und Schulungskonzepte müsse erreicht werden, dass Innungsmitglieder in Kernbereichen de facto die kompetenteren Betriebe sind, die zu Recht den Eckring als Alleinstellungsmerkmal und Zeichen für Qualität, Kompetenz und Zuverlässigkeit tragen.
Fit für den Wandel zum Manager
Die wachsenden Anforderungen, die der „Riesenmarkt Energie und Umwelt“ mit sich bringe, erfordere wirtschaftlich stabile und gesunde Betriebe, die den Wandel vom SHK-Handwerker zum SHK-Manager vollziehen können. Der Imagewechsel weg von der reinen Installations- hin zur Gebäudetechnik müsse gefördert werden. Das bedeute, der Kunde müsse den kompletten Bereich der Gebäudetechnik angeboten bekommen, sei es eben auch durch Kooperationen. „Dienstleistungen und Plusleistungen werden zum wettbewerbsentscheidenden Kriterium werden“, prognostizierte Stather. Neben den Chancen durch den zunehmenden Einbau von BHKW und den Austausch alter Umwälzpumpen durch Stromsparpumpen, müssten auch neue Marktfelder besetzt werden.
Dass manch einem Betrieb im Alltag ganz banale Dinge Ärger verursachen, zeigte ein Referat von Albrecht Oesterle auf. Immer wieder gibt es nämlich in der betrieblichen Praxis Probleme im Zusammenhang mit Einsätzen von Werkskundendiensten, wusste der Leiter des Referats Betriebswirtschaft zu berichten. Er präsentierte den Delegierten ein Anforderungsprofil für den Werkskundendienst, in dem die Erwartungen und Forderungen der SHK-Berufsorganisation an die Marktpartner des dreistufigen Vertriebsweges definiert sind. „Vorrangiges Ziel muss sein, dass der SHKBetrieb seinen Kunden umfassend bedient und deshalb alleiniger und direkter Ansprechpartner für den Kunden ist“, so Oesterle.
Überwiegend optimistisch
Aller Konkurrenzprobleme zum Trotz ist die Stimmung gut im SHK-Handwerk. So schätzte Dr. Hans-Balthas Klein die wirtschaftliche Lage der SHK-Handwerke in Baden-Württemberg positiv ein. Die Umsätze hätten um rund 1,5 Prozent im Jahr 2010 zugenommen, so dass ein Gesamtumsatz von 5,1 Milliarden Euro erzielt werden konnte. Auch die Zahl der Beschäftigten sei mit 41500 konstant geblieben. „Über 80 Prozent aller Betriebe erwarten für die nächsten Monate eine gleichbleibende oder sogar bessere wirtschaftliche Situation“, beschrieb der Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes die Ergebnisse einer Umfrage bei Mitgliedsbetrieben. „Noch nie war die Einschätzung der Betriebe so positiv.“ Damit liege Baden-Württemberg laut der neuesten Zentralverband-Umfrage erneut im Spitzenfeld.
Als Beispiele einer erfolgreichen Interessensvertretung führte Dr. Klein unter anderem das „Klimaschutzkonzept 2020 Plus Baden-Württemberg“, das Gesetz über Endenergieeffizienz und Energiedienstleistungen sowie den Arbeitskreis Erdwärmesonden des Umweltministeriums Baden-Württemberg an. Mit Sorge beobachte der Fachverband hingegen die sinkende Zahl an absolvierten Meisterprüfungen wie auch die erneute Abnahme der Lehrlingszahlen um 2,2 Prozent.
Woran die meisten Lehrlinge scheitern
Angesichts der darüber hinaus zurückgehenden Schulabgangszahlen gilt es als Gebot der Stunde, die zur Verfügung stehenden Lehrlinge nicht nur bestens auszubilden, sondern auch zielgerichtet auf die Prüfung vorzubereiten. In diesem Zusammenhang waren die Ausführungen von Günter Hanninger sehr aufschlussreich. Der Leiter des Referates Recht und Bildung zeigte anhand von Daten des Zentralverbandes auf, woran Lehrlinge in der Prüfung scheitern. Bemerkenswert sei nicht nur die Tatsache, dass im Handwerk mehr Lehrlinge durch die Abschlussprüfung fallen als in anderen Bereichen, sondern auch, dass bundesweit zwar 10 bis 12 Prozent am Praxisteil scheitern, im theoretischen Teil aber 20 bis 30 Prozent.
Als Gründe nannte Hanninger das zum Teil geringe Niveau der Vorbildung, fehlende Motivation oder mangelnde Betreuung und Begleitung. Nach Aussagen von Berufsschullehrern kämen Defizite im schriftlichen Ausdrucksvermögen und Leseverständnis sowie Schwächen im Rechnen hinzu. Der Referatsleiter appellierte an die Betriebsinhaber: „Unterstützen Sie Ihre Lehrlinge vorzeitig bei der Prüfungsvorbereitung. Richten Sie Ihr Augenmerk vor allem auch auf die theoretischen Fachkenntnisse.““
Konsequenzen der Energiewende
Mit dem Titel „Der Wechsel beginnt“ hat die neue grün-rote Landesregierung in Baden-Württemberg im April ihren Koalitionsvertrag veröffentlicht. Hauptgeschäftsführer Dr. Klein nahm eine Bewertung aus Sicht des organisierten SHK-Handwerks vor.
Auch infolge der Nuklearkatastrophe in Japan wird sich in der Energiepolitik eine komplette Neuausrichtung ergeben – mit erheblichen Konsequenzen für das SHK-Handwerk, so lautete die Einschätzung der Berufsorganisation. Dr. Ulrich Fahl vom Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung der Universität Stuttgart bestätigte „eine zunehmende Tendenz der politischen Einflussnahme durch energiewirtschaftlich relevante Gesetze“ und stellte die energiepolitischen Ziele der EU, Deutschlands und Baden-Württembergs vor. Dabei geht es auf allen Ebenen um eine Reduzierung von CO2, Erhöhung der Energieeffizienz und einen verstärkten Einsatz von erneuerbaren Energien insbesondere bei der Stromerzeugung.
Mit Spannung folgten die Teilnehmer den Erläuterungen Fahls hinsichtlich der mittelfristigen Perspektiven bis zum Jahr 2020. Das Energiekonzept der Bundesregierung habe das Ziel, die CO2-Emission um 40 Prozent zu senken, den Primärenergieverbrauch um 20 Prozent zu reduzieren, den Stromverbrauch um 10 Prozent zu senken und den Anteil der erneuerbaren Energien in der Stromversorgung auf 35 Prozent zu erhöhen. Fahl prognostizierte beim Nutzenergiebedarf der Haushalte einen Rückgang um etwa 30 Prozent: Zwar sei bei Klimageräten mit einem Zuwachs zu rechnen, der Energiebedarf für Beleuchtung und Raumwärme werde jedoch geringer. „In Zukunft werden neue Technologien ihre Bedeutung steigern können.“ Er führte in diesem Zusammenhang beispielsweise Hybridsysteme und Mini- bzw. Mikro-KWK-Systeme an. „Aber auch mit Themen wie Lastmanagement und Smart Metering werden wir uns intensiv beschäftigen müssen.“
Ähnlich war auch die Einschätzung des Fachverband-Geschäftsführers Dietmar Zahn. „Die Energiewende kommt schneller als gedacht. Davon können wir im Bereich energieeffiziente Heiztechnik und Einsatz erneuerbarer Energien profitieren“, so Zahn. Allerdings sei mit einer wachsenden Konkurrenz durch Energieversorgungsunternehmen zu rechnen. „Dieser müssen wir durch frühzeitige und verstärkte Kooperation begegnen. Es gilt, sich als Partner auf Augenhöhe zu präsentieren.“
Wie ein derartiges Vorgehen in der Praxis zum Erfolg führen kann, zeige das Beispiel der EnBW. Das Unternehmen verfolge neue Geschäftskonzepte und engagiere sich inzwischen als Dienstleister für den Endkunden. Unweigerlich würde dabei in originäre Handwerksbereiche eingegriffen. Bei einem Spitzengespräch des Baden-Württembergischen Handwerkstages unter Beteiligung des Fachverbandes mit der EnBW sei jedoch erreicht worden, dass die Verantwortlichen ein sogenanntes Handwerkergremium gegründet haben. Dort könnten die einzelnen Projektvorhaben mit den Konsequenzen für das Handwerk angesprochen werden und auf auftretende Konfliktpotenziale frühzeitig reagiert werden.
Die SHK-Berufsorganisation informiert Sie immer aktuell unter https://www.wasserwaermeluft.de/