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DIGITALISIERUNG

Ausführliche Appelle an alle Branchenbeteiligten!

Der Fachverband SHK Nordrhein-Westfalen hat einen Appell ausgesprochen. Der Hintergrund: Digitalaffine SHK-Unternehmer stoßen rasch an ihre Grenzen, wenn die Lieferanten oder das Softwarehaus nicht mitspielen. Im Zuge ihrer Organisationsberatung macht Marie-Elis Marwitz, betriebswirtschaftliche Referentin des Fachverbandes SHK NRW, immer wieder folgende Beobachtung: „Bei der Erhebung der einzelnen Arbeitsschritte in den Unternehmen kommen mitunter skurrile Arbeitsweisen zutage. Es hat sich gezeigt, dass sie oftmals notwendig sind, weil etwas in der Branchensoftware nicht geht. Für solche Aspekte haben wir den ‚Praxistag Geschäftsprozesse – einfach digital‘ nutzen wollen, um den Softwarehäusern und Großhändlern zu zeigen: Wir wissen, was läuft, und nicht immer sind die Handwerker verantwortlich für unrunde Prozesse.“

Es gibt viele Stellschrauben, an denen einzeln und gemeinsam gedreht werden muss. Digitalisierung im SHK-Handwerk ist eine Branchenaufgabe, sie gelingt nur im Zusammenspiel von Handwerk, Lieferanten und Softwarehäusern. Daher appelliert der Fachverband SHK NRW an jeden dieser Branchenpartner, seine Hausaufgaben zu erledigen. Das Schreiben dazu im Wortlaut:

Appell an die Lieferanten

„Aus unserer Sicht liegt in der Zusammenarbeit zwischen dem Handwerk und seinen Lieferanten ein immenses Potenzial, das es auszuschöpfen gilt. Vieles ist bereits geschehen, aber zumindest genauso viel ist noch zu tun. Daher lautet unser Appell: Sorgen Sie für eine klare und transparente Preispolitik.

Der Onlineshop ist der Dreh- und Angelpunkt der SHK-Branche. Sind die Preise hier nicht zuverlässig, wird damit der gesamte digitale Prozess ausgehebelt. Preisklarheit ist eine Voraussetzung, dass ZUGFeRD auch im Handwerk erfolgreich genutzt werden kann. Was uns in der Praxis begegnet und was nicht sein darf:

  • Der Handwerker bekommt bei telefonischer Anfrage ohne Weiteres einen wesentlich günstigeren Preis, der dann womöglich nicht in der Rechnung erscheint.
  • Während einige Großhändler das Thema in den Griff bekommen, bekleckern sich andere mit wenig Ruhm und verhindern beim Handwerk wichtige Schritt hin zur Digitalisierung.
  • Halten Sie sich an die vereinbarten Definitionen der Datenfelder. Immer wieder kommt es im Rahmen der ZUGFeRD-Umstellungen aus diesem Grunde zu Schwierigkeiten. Das gilt übrigens auch für die manuelle Dateneingabe im Abhollager.
  • Sorgen Sie dafür, dass die aktuellen Schnittstellen reibungslos funktionieren. Diese Forderung bezieht sich insbesondere auf die aktuellen GAEB-Standards. Was uns im Zusammenhang mit GAEB in der Praxis begegnet und was nicht sein darf:

  • Derzeit ist es gelebte Praxis, dass eine zugesandte GAEB-Datei des Handwerkers A an den ebenfalls anfragenden Handwerker B versandt wird. Die beiden Unternehmen haben jedoch womöglich andere Standards und Ordnungszahlen vergeben. Die GAEB-Datei von A ist somit für B unbrauchbar. Das Vorgehen sorgt für erheblichen Mehraufwand.“
  • Appell an die Branchensoftwarehäuser

    „Mit vielen Softwarehäusern stehen wir seit Jahren im engen und vertrauensvollen Austausch. Wir kennen Ihren Druck und Ihre Zwänge. Und trotzdem lautet unser Appell:

  • Beleben Sie die Start-up-Mentalität in Ihren Häusern, sorgen Sie für frischen Wind. Viele von Ihnen sind bereits Jahrzehnte am Markt. Das Handwerk wünscht sich weniger Behäbigkeit und mehr Innovationsgeist und Flexibilität.
  • Seien Sie offen für neue Ideen und Entwicklungen. Beachten Sie die Entwicklungen im Markt. Verfolgen Sie die Aktivitäten der „jungen Wilden“. Welche Ideen davon können Sie in Ihre Lösungen integrieren und einen Mehrwert schaffen?
  • Achten Sie auf die Wünsche Ihrer Kunden. Wir leben in einer Zeit massiven Wandels. Auch die Wünsche Ihrer Kunden unterliegen diesem Wandel. Nehmen Sie diese Wünsche ernst. Was vor vielen Jahren das Thema Kalkulation war, sind heute die Themen Kommunikation, Kundenbindung und Vernetzung. Wir wissen auch, dass mancher Kundenwunsch nur dazu dient, gewohnte (alte) Arbeitsweisen im Betrieb sicherzustellen. Das ist es nicht, was wir meinen. Hier hilft nur Schulung.
  • Sorgen Sie für eine durchgängige Digitalisierung der einzelnen Module.“
  • Appell an das SHK-Handwerk

    „Das Handwerk steht aktuell vor immensen Herausforderungen. Die Konjunktur brummt, die Innovationszyklen der Hersteller werden immer kürzer, neue Anbieter mit neuen Geschäftsmodellen drängen auf den Markt, alte Verbündete werden zu neuen Mitbewerbern, die Mitarbeiter sind überfordert, der Nachwuchs fehlt und einiges mehr. Die Digitalisierung drängt und dazu unser Appell: Denken Sie digital, alle Arbeitsschritte.

  • Digitales Denken heißt nicht: Die Monteure bekommen ein Tablet in die Hand gedrückt und tippen. Zur Digitalisierung gehören durchdachte Prozesse, das ganze Drumherum, und das zeigt sich in funktionierenden Arbeitsabläufen.
  • Legen Sie eine digitale Strategie für Ihr Unternehmen fest. Wo drückt derzeit der Schuh am meisten? Wo erhoffen Sie sich Erleichterung in der Arbeit? Das sind sinnvolle Ansatzpunkte, um die Arbeit zu verändern.
  • Kleben Sie nicht an alten Arbeitsweisen. Stellen Sie Ihr Tun infrage.
  • Das Motto lautet: Branchensoftware first. Nehmen Sie Ihren Branchensoftware-Anbieter als ersten Ansprechpartner. Besuchen Sie EDV-Schulungen Ihres Anbieters, werden Sie fit in der Software. Es handelt sich im Regelfall um mächtige Werkzeuge. Schöpfen Sie die vorhandenen Möglichkeiten aus.
  • Vermeiden Sie Systembrüche. Informationen dürfen nicht in getrennten Silos schlummern, sie müssen im Hauptsystem, das ist die Branchensoftware, zur Verfügung stehen.
  • Optimieren Sie Ihre Prozesse.“
  • Wichtig für Innungsbetriebe (und solche, die es werden wollen) ist, zu wissen, dass die SHK-Fachverbände, wie z. B. der Fachverband Nordrhein-Westfalen, bei all diesen Schritten Unterstützung geben können. Die Organisationen bieten ein umfangreiches ­Paket an Beratung. Am Anfang stehen meist eine Erhebung und Analyse. Alleine durch das Aufschreiben wird oft schon deutlich, an ­welcher Stelle eine Veränderung sinnvoll ist. Im nächsten Schritt wird ein konkreter Weg formuliert, um den Betrieb weiterzuent­wickeln.

    MEINUNG

    Was sagen Sie, liebe SBZ-Leser: Ist der Appell begründet? Läuft es besser als angemahnt oder gar noch schlechter? Schreiben Sie der SBZ unter