Auf Einladung des Fachverbands SHK Baden-Württemberg waren rund 140 Gäste aus Politik, Verwaltung, Handwerk, Industrie und Handel, von Verbänden, von Energieversorgern sowie aus dem Bildungswesen und von Medienhäusern zu diesem Impulstreffen gekommen. Im Mittelpunkt stand das im Oktober von der Bundesregierung beschlossene Klimaschutzpaket 2030 und die Konsequenzen für die Haus- und Gebäudetechnik, aber auch die Fachkräftesituation und die Digitalisierung im SHK-Handwerk.„Wir begrüßen es, dass wesentliche Forderungen unserer Berufsorganisation im Klimaschutzprogramm 2030 berücksichtigt sind und die Energiewende im Gebäude endlich angepackt wird“, betonte Joachim Butz in seiner Rede. Als Beispiele führte er vor allem die steuerliche Förderung energetischer Sanierungen, die Austauschförderung für alte Feuerstätten und die CO2-Bepreisung an. Diese Maßnahmen könnten zusammen mit dem weitgehend technologieoffenen Ansatz dazu beitragen, dass statt der bisher bundesweit 600.000 ineffizienten Altanlagen, die pro Jahr ausgetauscht werden, künftig 1,2 Millionen ersetzen werden.
Die Berufsorganisation lehnt eine Diskriminierung einzelner Energieträger ab und empfiehlt eine schrittweise Umstellung. „Im Flächenland Baden-Württemberg sind nahezu 1 Million Ölheizungen und über 1,2 Millionen Gasheizungen in Betrieb – diese lassen sich nicht von heute auf morgen auf erneuerbare Energien umrüsten.“ Insbesondere im ländlichen Raum sei ein Wechsel auf Gas- oder Fernwärmeversorgung häufig aufgrund der fehlenden Infrastruktur nicht möglich.
Was passiert mit alten Ölheizungen?
Auch könnte das für 2025 geplante Einbauverbot von Ölheizungen eine kontraproduktive Wirkung haben: So gehen zwei Drittel der Mitgliedsbetriebe davon aus, dass dadurch alte Ölheizungen solange wie möglich weiterbetrieben werden. Laut einer Mitgliederbefragung der Berufsorganisation rechnen 18 Prozent der Befragten damit, dass kurzfristig der Austausch alter gegen neue Ölheizungen angekurbelt wird. Nur 17 Prozent glauben, dass betroffene Hausbesitzer die Ölheizung durch andere Heizsysteme ersetzen werden.
Bei aller Kritik einzelner Elemente steht das SHK-Handwerk den klimapolitischen Plänen insgesamt positiv gegenüber. Zwei Drittel der SHK-Innungsfachbetriebe sehen in den bisher bekannten Maßnahmen des Klimaschutzprogramms 2030 langfristig Chancen und zählen dabei besonders auf die positiven Impulse durch die steuerliche Förderung. Butz warnte jedoch: „Wir brauchen jetzt Klarheit. Ein politisches Gezerre zwischen Bundesrat und Bundestag, welches die Umsetzung des Klimaschutzprogrammes verzögert, hätte negative Folgen für die Umwelt, die Menschen und unsere Wirtschaft.“ Eine zu lange Entscheidungsfindung bezüglich der Fördermaßnahmen könne dazu führen, dass Immobilieneigentümer die Heizungssanierungen bis dahin aufschieben oder erteilte Aufträge gar stornieren.
Gut vorbereitet auf die Energiewende
Über 80 Prozent der Installations- und Heizungsbaubetriebe sehen sich gut vorbereitet auf die Anforderungen, welche die Energiewende mit sich bringt. Ferner entwickelt sich die Zahl der Fachkräfte und der Lehrlinge seit Jahren positiv. Trotzdem wünscht sich die Berufsorganisation mehr Unterstützung seitens der Politik, um die Ausbildung in der Gesellschaft als Option – auch für Abiturienten – aufzuzeigen. „Wir brauchen ein gesellschaftliches Klima für die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung. Unser Beruf hat sich stark gewandelt und ist heute in vielen Teilen ein Hightech-Beruf. Für Bereiche wie Smart Home und die Gebäudeautomation gibt es einen Bedarf an sehr guten, top-ausgebildeten Fachkräften“, so Butz. Als ein positives Signal wertete der Fachverband-Vorsitzende, dass bei einer Landtagsdebatte in der Vorwoche alle Fraktionen die Einführung einer Meisterprämie im kommenden Doppelhaushalt gefordert hatten. Scharfe Kritik wurde hingegen laut, weil die Digitalisierungsprämie nicht in den Regierungsentwurf aufgenommen wurde. Damit sei ein äußerst erfolgreiches Förderinstrument gestrichen worden, dass bisher vor allem von kleinen Unternehmen genutzt wurde.
Impulsredner Dr. Michael Kopatz (Dozent und Projektleiter im Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie) wies in seinem humorvollen, aber auch hintergründigen Vortrag darauf hin, dass sich Verhältnisse und Strukturen ändern müssten, damit sich das Verhalten der Verbraucher ändere. „Denn Menschen tun nicht das, was sie für richtig halten. Es muss sich besser anfühlen, das Richtige zu tun.“ Aufgabe der Politik sei es daher, die Bedingungen vorzugeben. „Heben Sie die Standards und definieren Sie Limits.“ So seien Elektrogeräte, Häuser und Autos erst effizienter geworden, als die gesetzlichen Standards erhöht wurden. An die Verbraucher appellierte Kopatz, Druck auszuüben: „Politischer Protest ist wichtiger als privater Konsumverzicht. Seien Sie Teil der kritischen Masse!“