Der hessische Landesinnungsmeister Uwe Loth äußert sich zur aktuellen Diskussion rund um die Quickfix-Produktserie für Heimwerker von Grohe:
„Mit vielen hessischen SHK-Handwerkern habe ich sicherlich gemeinsam, dass mein beruflicher Werdegang stark mit der Firma Grohe verbunden ist. Vor 40 Jahren die erste Ausbildung zum Gas- und Wasserinstallateur, danach zum Zentralheizungs- und Lüftungsbauer, anschließend Meisterschule und Übernahme des elterlichen Betriebs. Grohe war damals nicht irgendein Hersteller, Grohe war der Armaturenhersteller. Qualitativ über jeden Zweifel erhaben, der Vertriebsweg selbstverständlich über den örtlichen Großhandel, dem Handwerk als Partner stark verbunden, dafür stand Grohe mit seinem Namen. Gemeinsam mit dem Großhandel hat das SHK-Handwerk in Deutschland Grohe zu einer führenden Stellung im Markt verholfen. Eine Partnerschaft auf Augenhöhe, von der alle profitierten.
In den 90er-Jahren lagen plötzlich Grohe-Europlus-Armaturen in den Baumärkten, rückblickend hat Grohe bereits damals den gemeinsamen Erfolgsweg mit dem Handwerk verlassen. Im Laufe der Jahre folgten weitere Aktionen und Kampagnen, die die bestehende Marktpartnerschaft mehrfach auf die Probe stellten. Beispielhaft zu erwähnen sind die ‚Smart-Serie‘, die Infotrucks vor Baumärkten, ein separater Showroom für Baumarktprodukte auf der ISH und eben zu guter Letzt: Quickfix, die neue Heimwerkermarke für den Selbsteinbau aus dem Baumarkt.
Ehrlich gesagt frage ich mich, was das soll. Mir tun die kompetenten Grohe-Außendienstmitarbeiter leid, die sich aktuell wieder einmal für eine Sache rechtfertigen müssen, die sie nicht zu verantworten haben.
Zuletzt hatte ich durch die gemeinsame Zusammenarbeit im Rahmen unserer Ausbildungsinitiative ‚Zeit zu starten‘ sowie des Grohe-Bekenntnisses zum ‚ZVSHK-Qualitätszeichen‘ die Hoffnung, dass wieder eine echte Partnerschaft entsteht. In dieser Phase, in der das organisierte SHK-Handwerk das Gefühl hatte, dass die Grohe-Geschäftsführung aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat, setzt Grohe auf Heimwerker statt auf Handwerker! Wie oft will Grohe seine Fehler noch wiederholen?
Merke: Nur weil man etwas immer und immer wieder macht, ist es noch lange keine gute Tradition. Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob die Selbstverständlichkeit, mit der Grohe Produktserien und Produktkampagnen gegen die Interessen des SHK-Handwerks im Markt positioniert, einfach nur Blauäugigkeit oder aber Kalkül ist.
Es ist wohl die logische Vorgehensweise eines Herstellers, der scheinbar jegliches Verständnis für seine Partner aus dem Handwerk in Deutschland verloren hat und den offensichtlich nur noch seine internationale Strategie interessiert. Damit wir uns nicht falsch verstehen, wir leben im Jahr 2022 und der Markt verlangt stetige Veränderungen, das wissen und leben wir im Handwerk jeden Tag. Dennoch sollte man langjährige Marktpartner, bei allem Verständnis für neue Vertriebswege, nicht derart vor den Kopf stoßen.
Vielleicht wären die aktuell anhaltenden Lieferschwierigkeiten bei Grohe dadurch zu lösen, dass man das Fachhandwerk zukünftig einfach nicht mehr beliefert. Dann wäre mehr Quantität für die Baumärkte, Heimwerker und den weltweiten Markt übrig!
‚Partnerschaft braucht Vertrauen‘, hat unser Präsident Michael Hilpert in seinem ZV-Statement gesagt (siehe auch Seite 8 in dieser SBZ-Ausgabe), das kann ich nur unterstreichen. Nur leider ist dieses Vertrauen zu Grohe bei vielen Handwerkern nachhaltig gestört.
In der aktuellen Diskussion zu behaupten, man wolle das Fachhandwerk mit der Quickfix-Serie entlasten, schlägt meiner Meinung nach dem Fass den Boden aus. Das hessische Fachhandwerk steht seinen Kunden selbstverständlich auch für den Ein- und Ausbau von Armaturen zur Verfügung. Auch das ist ein Geschäftsbereich, auf den das SHK-Handwerk weder verzichten will noch verzichten kann. Nicht jeder Kunde ist in der Lage, eine Armatur eigenständig einzubauen, auch wenn die Marketingaussagen der Firma Grohe mit Blick auf die Quickfix-Serie genau dies suggerieren.
Vielleicht mache ich mir auch einfach nur zu viele Gedanken. Eigentlich regelt sich der Markt von ganz allein. Denn der Kunde entscheidet und setzt dabei in der Regel auf Qualität und Sicherheit. Genau dafür steht das Fachhandwerk in Hessen sowie die gesamte SHK-Organisation. Und genau das sollte auch der Anspruch eines Herstellers sein und nicht nur quick und fix!“