Ein Fokus beim Forum Wärmepumpe lag neben den Herausforderungen der Branche (Qualitätssicherung, Digitalisierung) auf der Sektorkopplung. Paul Waning, Vorstandsvorsitzender des BWP (Bundesverband Wärmepumpe), bezog in seiner Eröffnungsrede klar Position: „Elektrifizierung ist immer ein Synonym für Fortschritt und Komfort gewesen. Vermisst irgendjemand die Erleuchtung mit Fackeln oder die Züge mit Kohlewaggon? Elektrifizierung und Dekarbonisierung sind zwei Seiten derselben Medaille.“ Um die Sektorkopplung voranzutreiben, forderte der Verbandschef vor allem wettbewerbsfähige Strompreise: „Dazu muss nicht nur die Stromsteuer fallen, sondern auch die Industrieprivilegien im EEG künftig aus dem Haushalt finanziert werden.“
Prof. Dr. Klaus Töpfer unterstrich in seiner Keynote den Appell: „Die Energiewende ist bisher eine Mogelpackung.“ Die Senkung der CO2-Emissionen in den 90er-Jahren sei primär auf die Schließung der Kohlekraftwerke in der ehemaligen DDR zurückzuführen. Seitdem hätten drei Bundesregierungen in Folge die Klimaschutzvereinbarungen nicht annähernd eingehalten. Der ehemalige Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (Unep) und Bundesumweltminister a. D. betont, dass für eine erfolgreiche Sektorkopplung auch eine Finanzierungskopplung zwingend erforderlich sei.
Trotz eines recht erfolgreichen Klimagipfels in Bonn können die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens nach aktuellem Stand nur noch erreicht werden, wenn es effektive politische Schritte zur CO2-Einsparung gibt. Angesichts der Unklarheit im politischen Berlin ist die Verwirklichung der notwendigen Maßnahmen in den Bereichen Energiepreise, Energieeinsparrecht und Förderung jedoch ungewisser denn je. Der Wandel im Wärmemarkt und die Erwartungen an die Politik und an die Branche waren auch Themen der Beiträge unter anderem von Manfred Greis, dem Präsidenten des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie (BDH), und von Sascha Müller-Krenner, dem Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe. Einblick in die europäische Perspektive auf die Energiewende gab Thomas Novak, der Generalsekretär der European Heat Pump Association.
Digitalisierung im Gebäudesektor
Einen Einblick in die Energiewirtschaft der Zukunft lieferte Markus Meyer, Leiter Strategie und Politik beim Bundesverband Neue Energiewirtschaft e. V. „Der Umbau der Energiewirtschaft in Richtung CO2-Neutralität ist ein riesiger Innovationstreiber. Digitale Anwendungen spielen eine maßgebliche Rolle, denn ein Energiesystem mit Millionen dezentralen und erneuerbaren Einspeisern, Verbrauchern und Speichern lässt sich nur über IT managen“, ist Meyer überzeugt. Die Fachbeiträge zum Thema Digitalisierung im Wärmesektor lieferten Einblicke und Lösungsansätze für smarte Wärmepumpenlösungen aus verschiedenen Perspektiven. Es referierten unter anderem: Robert Spanheimer vom Bitkom (Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V.), Dr. Barbara Priesching von der Vaillant Deutschland GmbH und Dr. Steffen Robbi vom Austrian Institute of Technology.
Wärmepumpenmarkt entwickelt sich stetig
Erfreulich für die Branche bleibt das kontinuierliche Wachstum des Wärmepumpenmarktes. 2017 könnte erneut ein Rekordjahr werden – ein Absatz von mehr als 70 000 Heizungswärmepumpen für das laufende Jahr ist realistisch. „Die Branche bleibt, aller schwierigen politischen Umstände zum Trotz, optimistisch“, resümiert BWP-Geschäftsführer Dr. Martin Sabel die Veranstaltung. „Wir setzen weiterhin auf ein gesundes, nachhaltiges Wachstum und sehen unsere Verbandsaufgabe – neben der politischen Arbeit Seite an Seite mit den Erneuerbare-Energie-Verbänden – primär in der Abstimmung der Industriebelange mit dem SHK- und Elektrohandwerk. Damit sich die Wärmepumpe auch in der Modernisierung, also bei Heizungstausch, durchsetzen kann und damit auch Projekte im größeren Stil (Großwärmepumpen, Wärmenetze, Quartierslösungen) unkompliziert umgesetzt werden können, ist zum einen die nachhaltige Aufklärung der Hausbesitzer, Architekten und Planer über die Vorteile eines erneuerbaren Heizsystems weiterhin entscheidend und zum anderen die Motivation und Entwicklung des Fachhandwerks. Das Gleiche gilt für die Themen Smarthome und Digitalisierung – es bleibt viel zu tun.“