Für das Heizen von Gebäuden und zur Bereitstellung von Warmwasser wird in Deutschland über ein Drittel des gesamten Energiebedarfs verbraucht. Laut einer aktuellen Studie des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) ist jede dritte Heizung in Deutschland älter als 20 Jahre, mehr als ein Fünftel sogar älter als 25 Jahre. Obwohl die Dämmung von frei zugänglichen Heizungs- und Warmwasserrohren zu den Sanierungspflichten aus dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) gehört, werden nicht oder unzureichend gedämmte Rohrleitungen selbst beim Austausch der Heizungsanlage oft nicht nachgerüstet. Dadurch entstehen hohe Energieverluste, die mit geringem Aufwand vermieden werden können. Die Kosten amortisieren sich in der Regel innerhalb eines Jahres.
Gesetzliche Anforderungen
Die Dämmung von Heizungs- und Warmwasserleitungen sowie Kälte- und Kaltwasserleitungen ist im GEG gesetzlich verankert. Der Anhang 8 des GEG schreibt vor, wie dick die Dämmung aufgebracht werden muss. Bild A zeigt die Anforderungen an die Wärmedämmung von Rohrleitungen und Armaturen (Dämmschichtdicken) in Abhängigkeit des Rohrinnendurchmessers. Daraus ergeben sich die bekannten Anwendungsbereiche:
Nach der im Januar 2024 in Kraft getretenen Novelle des GEG sind Kälteverteilungs- und Kaltwasserleitungen bei einem Innendurchmesser von bis zu 22 mm mit einer Mindestdämmschichtdicke von 9 mm zu dämmen und ab einem Innendurchmesser von mehr als 22 mm muss die Mindestdicke der Dämmschicht 19 mm betragen. Diese Mindestanforderungen für Kälteverteilungs- und Kaltwasserleitungen beziehen sich auf eine Wärmeleitfähigkeit des Dämmstoffs von 0,035 W/(m · K) bei einer Mitteltemperatur von 10 °C. Die Anforderungen an Heizungs- und Warmwasserleitungen dagegen auf eine Mitteltemperatur von 40 °C.
Die korrekten Dämmschichtdicken für abweichende Werte der Wärmeleitfähigkeit lassen sich auf der Grundlage der VDI 2055 Blatt 1 „Wärme- und Kälteschutz von betriebstechnischen Anlagen in der Industrie und in der Technischen Gebäudeausrüstung – Berechnungsgrundlagen“ errechnen bzw. aus den Tabellen 15 und 16 der DIN 4108‑4 „Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Teil 4: Wärme- und feuchteschutztechnische Bemessungswerte“ entnehmen. Eine zusammenfassende Darstellung zu den Anforderungen des neuen GEG kann zudem unter www.armacell.com/de-DE/GEG_2024 heruntergeladen werden.
Für den Fußbodenaufbau bietet das GEG weiterhin eine Erleichterung: Wenn mit einer verstärkten Dämmung zur Kaltseite die gleiche Dämmwirkung wie bei einer konzentrischen Ausführung („Rundum-Dämmung gleicher Dicke“) erreicht werden kann, können hier auch exzentrische Rohrdämmungen, sogenannte Dämmhülsen, eingebaut werden. Die Gleichwertigkeit exzentrischer Dämmungen ist vom Hersteller nachzuweisen.

Bild: Armacell
Weitere normative Anforderungen an die Rohrdämmung
Kaltgehende Trinkwasserleitungen unterliegen nicht dem GEG, sondern der DIN 1988‑200 „Technische Regeln für Trinkwasser-Installationen – Teil 200: Installation Typ A (geschlossenes System) – Planung, Bauteile, Apparate, Werkstoffe“ (Bild B). Trinkwasserleitungen sind zur Vorbeugung einer Legionellenkontamination vor einer unzulässigen Erwärmung (Trinkwasser kalt) bzw. Abkühlung (Trinkwasser warm) zu schützen.
Gemäß DIN 1988‑200 dürfen nur Dämmstoffe eingesetzt werden, die vor Feuchtigkeit geschützt sind, da Feuchtigkeit die Dämmwirkung reduziert und zu Korrosionsschäden an den gedämmten Rohrwerkstoffen und Bauteilen führen kann. Daher sollten auf Kaltwasserleitungen geschlossenzellige Dämmstoffe mit einem hohen Wasserdampfdiffusionswiderstand installiert werden. Sie minimieren das Tauwasserrisiko und mögliche Folgeschäden, wie Korrosion und Schimmelbildung.
Durch ungeschützte Rohrleitungen wird zudem Körperschall auf Wand- und Deckenbauteile und angrenzende Räume übertragen. Dämmstoffe reduzieren die Körperschallübertragung, wobei die schalltechnischen Verbesserungen häufig mit der erforderlichen wärmetechnischen Dämmung verbunden werden können. Eine Ausnahme bilden Abwasserleitungen. Hier dient die Dämmung vornehmlich dem Schallschutz.
Wie Beispiele aus der Praxis zeigen, werden nicht immer und überall die gesetzlich vorgeschriebenen Dämmschichtdicken eingesetzt. Durch Einhaltung der Mindestdämmung (Bild C) oder sogar eines höheren Dämmniveaus kann die Energieeffizienz der technischen Anlagen erheblich verbessert werden. Dieses Einsparpotenzial summiert sich über die Laufzeit der Heizungsanlage auf nicht unbeträchtliche Summen, wie exemplarische Berechnungen der Energie- und Kosteneinsparung unterschiedlicher Dämmdicken zeigen (Bild D).

Bild: Armacell
Fachgerechte Verarbeitung
Um eine hohe Energieeffizienz der Anlage zu erreichen, ist neben der Wahl eines geeigneten Dämmstoffs mit einer auch langfristig guten Performance die fachgerechte Verarbeitung entscheidend. Bei Neuinstallationen können flexible Dämmschläuche auf der Basis von Elastomerschaum oder Polyethylen in der Regel einfach über die Rohrleitungen geschoben werden (Bild E). Bei der Dämmung bereits bestehender Leitungen werden die Schläuche zunächst geschlitzt und um die Rohre gelegt. Anschließend wird die Naht mit einem systemkompatiblen Kleber geschlossen.
In der Praxis ist leider immer wieder zu beobachten, dass Nähte nicht professionell verklebt, sondern nur mit einem selbstklebenden Band geschlossen werden. Da sich die Naht unter dem Tape jedoch leicht öffnen kann, führt diese Art der Verarbeitung zu Energieverlusten und kann auf kaltgehenden Leitungen Tauwasserschäden verursachen.
Abhängig vom Durchmesser der Rohrleitungen und der Dämmschichtdicke sollte im Bereich von Rohrbögen auf Formteile zurückgegriffen werden. Stauchungen im Kehlbereich von Bögen können zu einer Reduzierung der Dämmschichtdicke und bei kaltgehenden Leitungen zur Tauwasserbildung auf der Dämmstoffoberfläche führen. Daher sollten Installateure zum Sortiment passende Bögen einsetzen oder die Formteile selbst fertigen. Bögen lassen sich schnell und mühelos beispielsweise aus ArmaFlex‑Schläuchen oder -Platten schneiden und mit der anschließenden Dämmung verkleben (Bild F).
Für die nachträgliche Dämmung bestehender Leitungen haben sich selbstklebende Dämmschläuche bewährt. Diese Produkte sind bereits geschlitzt und mit Selbstklebeverschluss ausgestattet. Dadurch lassen sich die Montagezeiten nochmals erheblich reduzieren.
Zum Schutz der gedämmten Leitungen vor mechanischer Beanspruchung werden neben PVC- und metallischen Ummantelungssystemen inzwischen auch sehr einfach zu installierende hochflexible Ummantelungen angeboten. Die selbstverschweißende Ummantelung Arma-Chek Wrap etwa wird einfach mit einer Überlappung auf dem gedämmten Rohr verklebt. Das UV-resistente Material vulkanisiert nicht sofort und die Installation kann innerhalb von 10 bis 20 Minuten nach dem Aufbringen noch angepasst werden.

Bild: Armacell
Auch Armaturen müssen gedämmt werden
Da die Dämmung von Rohrhalterungen und Armaturen ein wenig aufwendiger ist als das einfache Überschieben bzw. Herumlegen von Schläuchen, werden diese in der Praxis häufig nicht professionell gedämmt. Aber Achtung! Frei zugängliche Armaturen, Bögen, Abzweige, T-Stücke und Rohrhalterungen zählen zu Wärmeverteilungs- und Warmwasseranlagen und müssen gemäß GEG gedämmt werden (Bild G). Bleiben sie ungedämmt, entstehen erhebliche Energieverluste. Abhängig vom Rohrdurchmesser und der Mediumtemperatur kann der Wärmeverlust einer ungedämmten Rohraufhängung dem Verlust von bis zu 1 m ungedämmter Rohrleitung entsprechen.
Wie dreidimensionale Wärmestromberechnungen des Passivhaus Instituts (Darmstadt) zeigen, verursacht eine ungedämmte Rohrschelle eines DN-20-Rohres (Rohraußendurchmesser: 26,9 mm) mit einer Isolierstärke von ca. 27 mm einen „Wärmebrückenverlustkoeffizienten“ von 0,06 W/K. Für eine dauerhaft betriebene Zirkulationsleitung mit 60 °C außerhalb der thermischen Hülle entstehen so allein durch eine einzelne ungedämmte Rohrhalterung Kosten von 2,60 Euro pro Jahr. Bei 40 Rohraufhängungen im unbeheizten Keller können durch eine korrekte Dämmung also 104 Euro im Jahr gespart werden.
Installationsfreundliche Lösungen für Solar- und Split-Anwendungen
Dämmstoffe für thermische Solarleitungen müssen höheren Mediumtemperaturen standhalten, wind- und wetterbeständig sowie UV-resistent sein. Als besonders anwendungsfreundlich haben sich hier mit einem Hochtemperaturdämmstoff vorisolierte Edelstahlwellrohre oder auch Kupferrohre erwiesen, die mit einer integrierten Temperaturfühlerleitung und einer robusten Polyolefin-Copolymer-Beschichtung ausgestattet sind. Die Doppelrohre lassen sich zum Anschluss einfach trennen und wieder verbinden. Viele Hersteller bieten auch speziell zugeschnittenes Zubehör wie Schnellkupplungen zum sicheren und einfachen Anschluss der Rohre.
Auch für den Anschluss von Split- und Multisplit-Klimageräten haben sich solche 2-in-1-Leitungen etabliert. Diese Anlagen bestehen aus einem Außenkondensator und einem oder auch mehreren Innengeräten. Produkte wie die vorisolierten Kupferrohre ArmaLight Tubolit Split und Tubolit DuoSplit schützen die Leitungen vor Tauwasser und Energieverlusten und sind UV- und wetterbeständig. Auch sie werden als Systemlösung mit einem umfangreichen Zubehör an Fittingen, Wandanschlüssen, Halterungen, Abdeckungen, Kanälen und vielem mehr angeboten.
Paketlösungen für Wärmepumpen
Für den Anschluss von Luft/Wasser-Wärmepumpen werden mittlerweile sogar komplette Paketlösungen für gängige Maße angeboten (Bild H). So enthalten z. B. die Sets ArmaFlex Fastlink abhängig vom Rohrdurchmesser vorisolierte Wellrohrdoppelleitungen oder zwei Einzelleitungen (Vor- und Rücklauf) sowie vier passende Schnellkupplungen für herkömmliche Wärmepumpenanschlüsse. Das flexible Wellrohr mit geringer Aufbauhöhe lässt sich auch unter schwierigen Baustellenbedingungen sicher und einfach installieren.
Auch für den erdverlegten Anschluss gibt es entsprechende Komplettlösungen zur einfachen Montage. In der Praxis werden Rohre für den Anschluss von Wärmepumpen oft ungeschützt im Erdreich oder in nicht flexiblen Rohren wie Kanalgrundrohren verlegt. Durch Gefälle, eindringende Baumwurzeln und Undichtigkeiten an Anschlüssen, Abzweigungen oder Verbindungen besteht bei diesen unsachgemäßen Konstruktionen jedoch die Gefahr, dass Feuchtigkeit eindringt und hohe Energieverluste entstehen.
Bei der Erdverlegung von Wärmepumpenleitungen sollten daher flexible, speziell für diese Art der Anwendung entwickelte 2-in-1-Produkte verwendet werden. AustroPEX-Rohre etwa bestehen aus korrosionsbeständigen Mehrschichtmaterialien (PE-Xa). Mit ihren Dämmeigenschaften und dem robusten Außenmantel bieten sie einen hohen Rohrsystemschutz. Die einbaufertigen Montagepakete enthalten vorgedämmte Rohre in unterschiedlichen Längen sowie Klemmringverschraubungen und Endkappen. Zu den Systemkomponenten zählen Wanddurchführungen zur druckwasserdichten Abdichtung, Ringraumdichtungen für Kernbohrungen und ein umfangreiches Zubehörprogramm.
Energiesparpotenziale ausschöpfen
Vorschriftsmäßig gedämmte Heizungs- und Warmwasserleitungen sowie Kälte- und Kaltwasserleitungen helfen, Energie zu sparen. Bei den Dämmarbeiten dürfen Armaturen, Bögen, Abzweige, T‑Stücke und Rohrhalterungen nicht vernachlässigt werden. Sie gehören zu den Heizungs-, Trinkwasser- oder Klimaanlagen und müssen wie die Rohrleitungen entsprechend den gesetzlichen und normativen Vorgaben gedämmt werden, um Energieverluste zu vermeiden. Viele Dämmstoffhersteller bieten montagefreundliche Produkte an, die sich auch bei der nachträglichen Installation einfach verarbeiten lassen. Für zahlreiche Anwendungen gibt es sogenannte 2-in-1-Produkte oder sogar Komplettlösungen als einbaufertige Montagepakete.
Eine „eingebaute Sicherheit“ gibt es dennoch nicht. Erst durch die Einhaltung der Verarbeitungsrichtlinien kann ein sicheres Dämmsystem geschaffen werden. Neben Montageanleitungen und Videos bieten einige Hersteller auch Berechnungsprogramme, Dämmschichtdickenrechner und Verarbeitungsschulungen an, in denen die gesetzlichen Anforderungen und der professionelle Einsatz der Produkte erläutert werden.
1 Anforderungen an die Dämmung von Heizungs- und Warmwasserleitungen sowie Kälte- und Kaltwasserleitungen schreiben das GEG und die DIN 1988-200 vor.
2 Praxisbeispiele zeigen, dass nicht immer und überall die gesetzlich und normativ vorgeschriebenen Dämmschichtdicken eingesetzt werden. Dabei verbessert sich durch Einhaltung der Mindestdämmung oder sogar eines höheren Dämmniveaus die Energieeffizienz der technischen Anlagen erheblich.
3 Die Energieeffizienz der Anlage hängt auch von der Wahl eines geeigneten Dämmstoffs und der fachgerechten Verarbeitung ab.
4 Dämmstoffe für thermische Solarleitungen und Anschlüsse für Außeneinheiten von Klimageräten müssen für die besonderen Mediumtemperaturen konzipiert, wetterbeständig und UV‑resistent sein.
5 Bei der Erdverlegung von Wärmepumpenleitungen ist zum Schutz vor eindringenden Baumwurzeln und dadurch entstehenden Undichtigkeiten der Einsatz speziell für diese Anwendung entwickelter Lösungen notwendig.

Bild: Armacell

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