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Abschreibung als favorisierte Lösung

Branche und Politik gefordert

Von der ERP-Effizienzkennzeichnung für Heizungssysteme über die Verbraucherkampagne „Intelligent heizen“ bis hin zum Social Web, beim zweiten VdZ-Projektforum für die Fachöffentlichkeit, am 24. Februar 2012 in Berlin, referierten Experten der Branche vor einem interessierten Fachpublikum der Heizungs-, Klima- und Lüftungstechnik. VdZ-Präsidentin Barbara Wiedemann freute sich über die Teilnahme von mehr als 90 Besuchern und betonte, dass die Projekte des Branchenverbands ein stabiler Faktor sind und auch künftig das Aushängeschild der erfolgreichen Verbandsarbeit sein werden.

Die 14 Referenten deckten ein breites Themenspektrum ab. So stellte Peter Rathert vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, die Instrumente der Bundesregierung zur Überwindung des Modernisierungsstaus vor. Weitere Vorträge befassten sich mit ganzheitlichen Gebäudekonzepten für Heizen, Wohnen und Klimatisieren, Hybridsystemen oder einheitlichen Rahmenbedingungen für die Energieeffizienzanforderungen in Europa. Der designierte VdZ-Geschäftsführer Dr. Michael Herma nutzte das Projektforum, um sich der Branche vorzustellen und seinem Vorgänger Horst Eisenbeis für den freundlichen Empfang in der Branche und die große Unterstützung zu danken.

Verlässliche Förderung statt hoher Auflagen

Ihren Abschluss fand die Fachveranstaltung in einer lebhaften Podiumsdiskussion in der VdZ-Beiratsmitglieder und weitere Energieexperten ihre Erwartungen an die Energiewende debattierten. Die ersten Wochen des Jahres hatten es aus umwelt- und energie­politischer Sicht schon in sich. Doch damit nicht genug: Jüngst schreckten die angeblichen Pläne des BMU zur Verschärfung der Auflagen bei der Gebäudesanierung und den Ökostandards von Heizkesseln im Rahmen des neuen EEWärmeG die Gebäude- und Energietechnikbranche auf.

Dabei zeigen aktuelle Zahlen aus Baden-Württemberg, dass verschärfte Anforderungen wie der zehnprozentige Zwangsanteil an erneuerbaren Energien bei der Heizungssanierung nicht zur Erreichung der Effizienzziele führen, sondern im Gegenteil den Modernisierungsstau im Heizungskeller sogar noch verschärfen. Dies machte Prof. Chris­tian Küchen, Sprecher der Verbändeinitiative Energieeffizienz und Klimaschutz, in seinem Impulsvortrag zur Podiumsdiskussion „Erwartungen an die Energiewende“ deutlich. Er verglich dabei bundesweite Absatzzahlen mit denen von Baden-Württemberg: Im Jahr 2009 hatte das Bundesland einen Anteil von 12,4 % aller Heizungssanierungen, was dem Anteil der Gesamtbevölkerung entspricht. Dieser brach durch das EEWärmeG im Jahr 2010 auf 5 % ein, was die Landesregierung versucht als Erfolg zu verkaufen, denn der Anteil der Erneuerbaren hat dabei zugenommen, was aber nur eine logische Folge des Nutzungsszwangs ist. Dafür fiel die CO2-Minderung in diesem Bundesland im Vergleich geringer aus. „Was wir insbesondere brauchen, ist eine einfache, langfristige, degressive und vor allem verlässliche Förderung“, so Küchen. Die Heizungssanierung an hohe Auflagen oder zwingend an umfangreiche Dämmmaßnahmen im Vorfeld der Heizungsmodernisierung zu knüpfen, sei nicht nur aus Effizienzgründen, sondern vor allem auch unter sozialen Aspekten alles andere als zielführend. Letzterem stimmte Holger Krawinkel, Energieexperte bei der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV), uneingeschränkt zu. Heizungssanierungen müssten für die breite Masse bezahlbar sein und sich auch für ältere Bevölkerungsschichten lohnen. Die Komplettsanierung sollte deshalb nicht immer oberste Priorität haben, sowohl aus finanziellen, aber auch aus städtebau­lichen Gründen, so der gelernte Stadt- und Regionalplaner.

Energieeffizienz als Akt der Selbstbefreiung

Einen etwas anderen Ansatz vertrat der Architekt Prof. Ingo Gabriel. Seiner Ansicht nach sei das Geld für Heizungsmodernisierungen in Deutschland durchaus vorhanden, nur werde es eben im Gebäudebereich lieber für Dinge eingesetzt, die mehr Komfort versprächen und aus Lifestyle-Gründen attraktiver seien, etwa Raumausstattung oder neue Küchen. Er plädiert daher vor allem dafür, Heizungs- und Klimathemen attraktiver und mit mehr Begeisterung zu kommunizieren und vor allem mit dem Thema Wohnkomfort zu verknüpfen. Sich unabhängiger von den Energiepreisen zu machen sei auch ein Akt der Selbstbefreiung, für den sich insbesondere auch Jüngere begeistern könnten.

Dass neben finanziellen Anreizen auch andere Ansätze erfolgversprechend sein können, schilderte Prof. Klaus-Dieter Clausnitzer vom Bremer Energie Institut an einem außergewöhnlichen Beispiel aus dem Emsland. Hier konnte ein Energieversorger 150 Haushalte für ein Projekt gewinnen, bei dem das Prinzip des Handels mit CO2-Emissionszertifikaten auf private Haushalte übertragen wurde. Die Motivation ist dabei in erster Linie nicht das gesparte Geld – für jede eingesparte Tonne CO2 erhalten die Haushalte 20 Euro – sondern die nachweisliche Einsparung von Emissionen, die jeder Teilnehmer in Form von Urkunden bescheinigt bekommt. Weiter spricht sich Clausnitzer dafür aus, Energieausweisen dezidierte Modernisierungsempfehlungen zu einzelnen Bauteilen und -maßnahmen zu geben. Es müsse deutlich werden, welche Maßnahme sich für den Hausbesitzer am meisten lohne.

Förderprogramme – eine komplizierte Materie

Dr. Rudolf Hennes von der KfW-Bankengruppe machte deutlich, dass sein Haus den von Prof. Küchen angeführten Forderungen der Branche nach einfachen, degressiven, langfristigen und verlässlichen Förderprogrammen gerne entsprechen würde. Die komplizierten strukturellen Begebenheiten und politischen Zusammenhänge würden es der KfW aber nicht leicht machen. Auch er plädierte dafür, dass die Branche ihre innovativen Gebäudetechniklösungen besser kommunizieren müsse. Dafür ist auch die Qualifikationen der Ausweisaussteller im Blick zu behalten, denn nur über Qualität komme man auch zu sinnvollen Sanierungskonzepten.

Prof. Küchen fasste in seinem Schlussplädoyer das Fazit der Diskussion, durch die der SBZ-Redakteur Dr. Uwe Bolz führte, aus Sicht der Branche noch einmal zusammen. Neben einer aktiveren und offensiveren Interessenvertretung in Richtung Politik müsse die Gebäudetechnikbranche auch in Richtung Endverbraucher selbstbewusster auftreten und ihre Lösungen attraktiver kommunizieren – eben auch im Hinblick auf Komfort und Life-Style. Technische Innovationen wie Smart-Grids, aber auch die neuen Kommunikationskanäle wie Facebook oder Twitter können einen Beitrag leisten.

Horst Eisenbeis, Geschäftsführer der VdZ, resümiert im Anschluss an die erfolgreiche Veranstaltung: „Der heutige Tag hat wieder gezeigt, dass sich das VdZ-Projektforum in den vergangenen Jahren als Dialog- und Lösungsplattform des Branchenverbands etabliert hat.“ Seit 2004 ist das Projektforum die Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit der einzelnen Verbände in der Heizungs-, Klima- und Lüftungsbranche.

zur Sache

Ideologen am Werk

Als das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz für Baden-Württemberg noch ganz frisch war, meinten Kritiker auf der einen oder anderen Branchenveranstaltung, dass damit vor allem die Entwicklung eines Schwarzmarktes für Ersatzteile von Uraltkesseln begünstigt würde, weil keiner mehr seine Heizung sanieren will. Die aktuellen Zahlen von Prof. Küchen zeigen, dass diese recht hatten. Hier offenbart sich einmal mehr eine Politik, die sich parteiübergreifend nur noch über Gängelung, Enteignung und verbohrte Ideologien definiert.

Meiner Meinung nach geht es um etwas anderes: Die Bürger sollen Geld ausgeben – möglichst viel und auf Pump – damit das Schneeballsystem des Papiergeldes befeuert wird. Nur so lässt sich der Offenbarungseid des Systems noch eine gewisse Zeit hinausschieben. Dabei mag es Überschneidungen zwischen den Zielen der Politik und denen unserer Branche geben. Aber das sind Zufälle, die günstig am Wegesrand liegen. Auf lange Sicht lässt sich nur das verkaufen, was sich ohne Subventionen und andere Manipulationen rechnet und/oder für das sich der Kunde begeistern lässt. Uwe Bolz

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