Beim technisch bedingten Austausch von Heizkörperventilen oder der Kesselanlage ist der hydraulische Abgleich vorgeschrieben und eigentlich selbstverständlich. Oft sind es aber auch Wärmeprobleme und lästige Geräusche, die Kunden veranlassen, beim Fachhandwerksbetrieb ihres Vertrauens anzurufen. Sie beklagen sich über Heizkörper und Flächenheizungen, die trotz Entlüftung entweder nicht richtig warm werden oder zum Überheizen neigen. Weitere typische Symptome, die in solchen Heizungsanlagen auftreten, sind:
- Verlängerung der Wiederaufheizzeiten
- Strömungsgeräusche im Leitungssystem
- Pfeifgeräusche an den Heizkörperventilen
- regelungstechnische Probleme
Immer mehr gut informierte Modernisierungskunden beschweren sich, dass ihre neue Brennwertheizung nicht die Höhe der Energieeinsparung erbringt, die ihnen der Handwerker in Aussicht gestellt hat.
Abgleich als Chance nutzen
Anstatt solche Probleme und Störungen an der Wurzel zu packen, versucht der Monteur vor Ort häufig, die Symptome zu kurieren:
- durch den Einbau einer größeren Pumpe oder die Wahl einer höheren Drehzahlstufe
- durch die Erhöhung der Heizkurve
- durch eine Verkürzung der Absenkphasen
Diese Versuche scheitern aber regelmäßig, weil es sich nicht um Temperatur- oder Pumpenleistungsprobleme handelt, sondern um Verteilprobleme innerhalb des hydraulischen Systems. Das Unangenehme für den Kunden dabei ist, dass durch die aufgezählten Maßnahmen der Energieverbrauch für Wärme und Strom nicht wie gewünscht sinkt, sondern sogar noch ansteigt.
Bis vor zwei oder drei Jahren war im Privatkundenbereich das Thema hydraulischer Abgleich nahezu unbekannt. Denn was der Kunde nicht kennt, fordert er nicht ein. Deshalb konnte der Handwerker, wenn er wollte, das Thema aussitzen. Doch die Zeiten haben sich geändert. Zum einen sind verschiedene KfW- und BAFA-Förderprogramme zwingend an einen hydraulischen Abgleich geknüpft, dessen Durchführung der Fachhandwerker schriftlich bestätigen muss. Hinzu kommen zahlreiche Presseveröffentlichungen, Untersuchungen sowie die Info-Kampagne „Meine Heizung kann mehr“ von Co2online. Letztere hat nachweislich für eine verstärkte Sensibilisierung bei den Hausbesitzern gesorgt. Laut einer Handwerkerumfrage zum Startzeitpunkt der Kampagne im Januar 2012 sprach nur jeder zehnte Kunde von sich aus den Heizungsfachmann auf einen hydraulischen Abgleich an. Im Januar 2013 fragte bereits jeder fünfte Kunde.
Installateure sind gut beraten, aktiv mit dem Thema hydraulischer Abgleich umzugehen und bei Bedarf Schulungen oder Webinare zu besuchen. Aktive SHK-Fachbetriebe nutzen längst die Gunst der Stunde. Sie bieten die Dienstleistung offensiv an, weil sie wissen, dass sich dadurch weitere Umsatzchancen ergeben: zum Beispiel durch den Austausch von Heizflächen und Ventilen, durch den Einbau von Funk-Einzelraumregelsystemen und von Hocheffizienzpumpen bis hin zur kompletten Heizungsmodernisierung. Und das Potenzial ist noch groß, denn laut Erhebungen von Co2online fehlt bei etwa 85 % aller Wohngebäude in Deutschland der hydraulische Abgleich.
Fünf Abgleichverfahren für den Altbau
Doch weshalb scheut ein Großteil der Heizungsfachhandwerker, trotz Vorgaben der VOB Teil C – DIN 18380, noch immer den hydraulischen Abgleich, insbesondere im Altbau? Meist wird der hohe Aufwand für die Rohrnetz- und Heizlastberechnung (gemäß DIN EN 12831) als Hauptursache angegeben. Denn in Bestandsbauten fehlen oft die hierfür erforderlichen Daten und Angaben: Raumheizlast, Massenströme, Rohrreibungs- und Armaturenwiderstände sind dem Handwerker ebenso unbekannt wie die Druckverhältnisse bzw. der Rohrleitungsverlauf und die Rohrdimensionen.
Beim Abgleich in Bestandsbauten sind also Verfahren für den Installateur gefragt, die sich vor Ort beim Kunden einerseits möglichst einfach und schnell umsetzen lassen. Andererseits muss die Ergebnisqualität so gut sein, dass sie dem exakten hydraulischen Abgleich, basierend auf der Heizlast- und Rohrnetzberechnung, möglichst nahe kommt. Die gute Botschaft für den Praktiker lautet: Es gibt diese Annäherungsverfahren in verschiedenen Abstufungen hinsichtlich Genauigkeit und Aufwand. Unterteilen lassen sich diese in fünf Verfahren, die nachfolgend genauer beschrieben werden:
- Abgleich nach Rudimentär-Methode
- Abgleich nach installierter Heizkörperleistung
- Abgleich nach überschlägiger Heizlastermittlung
- Abgleich mit softwarebasierten Näherungsverfahren
- Abgleich nach exakter Heizlastermittlung (DIN EN 12831) und Rohrnetzberechnung
Hinweis: Voraussetzung für einen hydraulische Abgleich sind voreinstellbare Ventileinsätze. Sie müssen bei Bedarf nachgerüstet werden. Mit Blick auf die Energieeffizienz lohnend ist zudem der Austausch der alten gegen moderne Thermostatköpfe mit PI-Regler. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, programmierbare Ventilköpfe und elektronische Einzelraumregelsysteme einzusetzen, die den Bedienkomfort verbessern und die Heizkosten noch weiter vermindern.
Rudimentär-Methode: Bereits mit der einfachen Rudimentär-Methode erreicht der Installateur etwa 30 % des Potenzials einer genauen Berechnung. Sie basiert z.B. auf einer Voreinstellung der Ventile anhand einfachster Klassifizierung: Größe der Heizkörper (klein/mittel/groß) bzw. Länge der Anbindungen (kurz/mittel/lang). Einschätzung: Die Rudimentär-Methode ist besser als nichts zu tun. Allerdings ist sie weder förderfähig noch repräsentiert sie die allgemein anerkannten Regeln der Technik.
Abgleich nach installierter Heizkörperleistung: Diese Methode basiert auf der Annahme, dass die installierte Heizkörperleistung der tatsächlichen Raumheizlast entspricht. Trifft diese Annahme zu, liefert diese Methode exakte Ergebnisse. Doch Achtung: Wurde das Gebäude z.B. nachträglich gedämmt oder mit neuen Fenstern ausgestattet, kommt es zu einer fehlerhaften Voreinstellung der Ventile. Gänzlich ungeeignet ist die Methode, wenn die Heizlast des Gebäudes um mehr als 25 % verringert wurde. Eine zweite naheliegende Fehlerquelle ist die Tatsache, dass Heizkörper früher sehr großzügig ausgelegt wurden, was zu teilweise erheblichen Überdimensionierungen führte. Die Konsequenz in solchen Fällen wären zu große Wassermengen und falsche Ventileinstellungen. Und auch für die Pumpenauslegung wäre die Datenbasis dann unzulänglich.
Nach überschlägiger Heizlastermittlung: Zur Erinnerung: Die Heizlast ist die Heizleistung bei Auslegungsbedingungen, die erforderlich ist, um eine bestimmte Raumtemperatur konstant zu halten. Eine vereinfachte Bestimmung ist z.B. mit dem Datenschieber oder der App von Honeywell möglich. Dabei werden in jedem Raum alle wichtigen Bauteile betrachtet und auch eventuelle energetische Verbesserungen (Dämmung, neue Fenster etc.) berücksichtigt. Nachfolgend die Vorgehensweise in Einzelschritten im Überblick:
1. Klassifizieren des Gebäudes (Baujahr, Zustand, durchgeführte Modernisierungsmaßnahmen etc.) sowie Ausmessen der Flächen Raum für Raum
2. Mit Datenschieber oder App eine vereinfachte Heizlastermittlung nach DIN EN 12831 durchführen; ermittelte Werte zur Dokumentation in Tabelle eintragen
3. Heizsystemtemperaturen (Vor-/Rücklauf) bestimmen
4. Ermittlung der Wassermengen und der Heizkörper-Ventilvoreinstellwerte (mit Ventilschieber). Konkret zeigt der Datenschieber eine auf die Baureihe des Ventils bezogene Voreinstellung. Bei einer Heizlast von 1kW und einer Temperaturspreizung von 15K ergibt sich ein Volumenstrom von 56l/h. Die Voreinstellung beim Thermostatventil VS von Honeywell beträgt dann 2,8.
5. Auswahl der Heizkörperventile
6. Förderhöhe der Pumpe ermitteln
7. Ermittlung der Strangwassermenge (ggf. pro Strang); bei Bedarf Auswahl der Strangregulierarmatur(en) und Ermittlung der Einstellwerte
8. Sorgfältiges Spülen der Anlage (voll geöffnete Armaturen)
9. Armaturen (Thermostatventile, Strangarmaturen) gemäß Datenermittlung einstellen
10. Thermostatregler oder ggf. elektronische Einzelraumregler montieren und auf Wunschraumtemperatur einstellen
11. Übergabe der Dokumentation über die Durchführung des hydraulischen Abgleichs (z.B. mit Einstellprotokollen, Tätigkeitsnachweisen, Fachunternehmererklärung bzw. ausgefülltes Bestätigungsformular)
Tipp: Den Heizkörper-Ventildatenschieber von Honeywell gibt es auch als App fürs Smartphone: Man gibt die Heizkörperleistung und die Temperaturspreizung zwischen Vorlauf- und Rücklauftemperatur ein. Nach Auswahl des passenden Ventiltyps werden dessen kv-Wert sowie die erforderliche Voreinstellung angezeigt. Einschätzung des Verfahrens „Abgleich nach überschlägiger Heizlastermittlung“: Der Zeitaufwand für den hydraulischen Abgleich dürfte bei einem Einfamilienhaus mit zwölf Heizkörpern bei etwa drei Stunden liegen. Die Qualität der Maßnahme beträgt etwa 80 % im Vergleich zur genauen Berechnung des hydraulischen Abgleichs.
Mit softwarebasierten Näherungsverfahren: Im Rahmen der Optimus-Studie wurde für Bestandsimmobilien die Relevanz des hydraulischen Abgleichs untersucht und nachgewiesen. Ausgangspunkt war ein 1998 erbautes Mehrfamilienhaus in Braunschweig mit 18 Wohneinheiten und einer Wohnfläche von 1250 m2. Die Optimierung erfolgte allein durch
- die Voreinstellung der vorhandenen Thermostatventile,
- die Anpassung der Pumpenförderhöhe,
- die Anpassung der Regelungseinstellung (Vorlauftemperatur).
Ergebnis: Eine Verbrauchsreduzierung an thermischer Energie von 99 auf 78 kWh/m2a, das entspricht einer Einsparung von 21 %. Im Rahmen dieser Studie wurden auch Verfahren zur Anlagenoptimierung von bestehenden Ein- und Mehrfamilienhäusern erarbeitet. Die Umsetzung kann heute mithilfe von leistungsfähiger Software durchgeführt werden, z.B. mit dem Programm Optimus Duo der Firma ETU/Hottgenroth. Bei solchen Softwarelösungen werden die Transmissions- und Lüftungswärmeverluste eines Gebäudes mit sehr hoher Genauigkeit ermittelt. Die Anlagenoptimierung umfasst, neben der Einstellung der Armaturen und der richtigen Auswahl und Einstellung der Pumpe, auch die Optimierung der Vorlauftemperatur und weiterer Anlagenparameter. Einschätzung: Der Aufwand beim Abgleich mit softwarebasierten Näherungsverfahren geht in Richtung einer klassischen Planungsaufgabe. Die Qualität dieser Maßnahme liegt bei über 90 % im Vergleich zur genauen Berechnung des hydraulischen Abgleichs.
Nach exakter Heizlastermittlung (DIN EN 12831) und Rohrnetzberechnung: Die Heizlastberechnung nach DIN EN 12831 ist die exakteste, aber auch aufwendigste Berechnungsmethode. Die Berechnung erfordert genaue Kenntnisse über die Gebäudegeometrie und den Aufbau der wärmeübertragenden Bauteile. Diese Methode lässt sich im Gebäudebestand bei fehlender Datenbasis ohne Vereinfachungen nur sehr schwer und aufwendig umsetzen. Zur exakten Ermittlung der Druckverluste des Rohrleitungssystems ist zudem eine Berechnung erforderlich, die im Bestand ebenfalls mangels Auslegungsdaten kaum umsetzbar ist.
Pumpentechnik auf aktuellen Stand bringen
Im Altbau trifft der Fachhandwerker meist auf eine ungeregelte Heizungspumpe oder auf ein manuell in Stufen einstellbares Modell, das oft mit Volllast läuft. Hauptnachteile der ungeregelten Pumpe sind der zu hohe, nicht mehr zeitgemäße Stromverbrauch sowie die Tatsache, dass die Förderhöhe mit abnehmendem Förderstrom zunimmt. Wenn also das Thermostatventil, z.B. bei Sonneneinstrahlung, den Volumenstrom am Heizkörper drosselt, erhöht die ungeregelte Pumpe gemäß ihrer Kennlinie die Förderhöhe. In ungünstigen Fällen können dann Strömungsgeräusche auftreten.
Neue, regelbare Hocheffizienzpumpen amortisieren sich allein aufgrund ihres deutlich geringeren Stromverbrauchs nicht nur in kürzester Zeit. Sie passen zudem ihre Drehzahl automatisch dem bei Heizungsteillastbetrieb schwankenden Volumenstrom an. So werden Strömungsgeräusche vermieden. Übrigens: Durch die am 1.1.2013 in Kraft getretene EU-Richtlinie 641 ist die drehzahlgeregelte Heizungsumwälzpumpe de facto zum gesetzlich vorgeschriebenen Standard erhoben worden. Im Beratungsgespräch sollte der Installateur seinen Kunden unbedingt darauf hinweisen, dass es bereits heute Pumpenmodelle gibt, die nicht nur den aktuellen bzw. künftig gesetzlich vorgeschriebenen Energieeffizienzindex (EEI) von 0,27 bzw. von 0,23 ab 2015 erfüllen. So erreichen z.B. die Grundfos-Pumpen Alpha2 und Magna3 einen EEI von unter 0,20 (Beispiel: EEI = 0,15 beim Alpha2-Modell 25–40).
Im Zusammenhang mit dem hydraulischen Abgleich ist Folgendes zu beachten: In nicht abgeglichenen Systemen stellt sich häufig ein höherer Förderstrom ein als tatsächlich nötig. Die Ursache dafür sind die zu geringen Widerstände aufgrund fehlender Ventil-Voreinstellungen. Dieser unnötige Förderstrom schlägt mit zusätzlichen Energiekosten zu Buche. Im Extremfall kann dies sogar dazu führen, dass eine Pumpe außerhalb des zulässigen Kennlinienbereichs läuft und Schaden nimmt. In letzter Konsequenz bedeutet dies, dass der hydraulische Abgleich auch für einen sicheren und energieoptimalen Pumpenbetrieb unabdingbar ist.
Betriebssicherheit und Effizienz sicherstellen
Um ein Maximum an Betriebssicherheit und Energieeffizienz sicherzustellen, bieten die Alpha2 und Magna3 interessante Funktionen. Neben den üblichen Regelungsarten verfügen beide Pumpentypen über die bewährte Autoadapt-Technologie. In diesem Regelungsmodus überprüft die Pumpe die Anlagenverhältnisse und passt die Steigung der Proportionaldruck-Kennlinie selbsttätig an die hydraulischen Gegebenheiten an. Hierdurch wird unnötiger Energieverbrauch, aber auch die Gefahr der Geräuschbildung deutlich reduziert. Hinzugekommen ist bei der Magna3 die Funktion Flowlimit, mit der ein Maximalwert für den Förderstrom vorgegeben werden kann. Diese Förderstrombegrenzung kann in den unterschiedlichen Betriebsmodi zugeschaltet werden.
Anwendungsbeispiel: Sind die Kesselleistung und die Temperaturdifferenz bekannt, kann davon der maximal notwendige Förderstrom abgeleitet werden. Mittels Flowlimit lässt sich die Pumpe nun auf diesen maximalen Förderstrom begrenzen. Je nach Anlagenverhältnissen spart die Begrenzung des Förderstroms zusätzlich Energie und macht den Einsatz von Regelarmaturen teilweise überflüssig. Sogar im Autoadapt-Modus lässt sich die Volumenstrombegrenzung mittels der Funktion Flowadapt einstellen.
Eine weitere neue Funktion ist die integrierte Wärmemengenerfassung. Die Magna3 verfügt über einen kombinierten Differenzdruck-/Temperatursensor. In Verbindung mit einem zusätzlichen (externen) Temperatursensor im Rücklauf kann die Pumpe damit sogar die geförderte Wärmemenge und die Wärmeleistung erfassen. Diese Funktion erlaubt Rückschlüsse auf die Betriebsweise und auf die Hydraulik.
Praktisch ist das auf dem Pumpenkopf platzierte, farbige TFT-Display mit übersichtlicher Menüstruktur und Klartext-Meldungen. Es zeigt die aktuellen Betriebsparameter an und bietet schnellen Zugang zu den Einstellmöglichkeiten. Mit der (optionalen) Parametrier- und Diagnoselösung Grundfos GO lassen sich die neuen Magna3-Modelle drahtlos per Android-Smartphone bzw. per iPhone, iPad oder iPod Touch bedienen. Gleichzeitig ist über diese Geräte der Zugriff auf alle Informationsquellen möglich, die Grundfos dem Anwender über das Internet zur Verfügung stellt. Im Zusammenhang mit dem hydraulischen Abgleich ist eine Analyse-Funktion der Magna3 von besonderem Interesse: Die Pumpe sammelt im Abstand von acht Minuten eine Vielzahl von Betriebsdaten. Hieraus lässt sich per Knopfdruck ein Lastprofil erstellen, das die verschiedenen hydraulischen Lastzustände der Anlage visualisiert. Die Auswertung dieses Lastprofils liefert wichtige Hinweise auf weitere Optimierungsmöglichkeiten innerhalb einer Anlage.
Unverzichtbarer Bestandteil
Der hydraulische Abgleich ist unverzichtbarer Teil eines energieeffizienten und störungsfrei funktionierenden Heizsystems. Mit überschaubarem Zeitaufwand kann der Fachhandwerker mittels des vorgestellten Näherungsverfahrens „Abgleich nach überschlägiger Heizlastermittlung“ im Gebäudebestand eine Qualität von etwa 80 % erreichen (im Vergleich zur genauen Berechnung des hydraulischen Abgleichs).
Der Handwerker muss sich darauf einstellen, dass aufgeklärte Hausbesitzer, insbesondere im Modernisierungsbereich, den hydraulischen Abgleich in Zukunft deutlich aktiver einfordern werden. Nicht zuletzt sind damit auch staatliche Förderungen und Zuschüsse von der KfW und vom BAFA verknüpft. Heizungsfachbetriebe sollten sich deshalb nicht passiv verhalten, sondern Fachkompetenz signalisieren, indem sie das Potenzial von energetischen Optimierungsmöglichkeiten offensiv anbieten. Nicht selten entstehen daraus neue Kundenbeziehungen und größere Aufträge. Dies bestätigt auch die Fachhandwerkerumfrage der Kampagne „Meine Heizung kann mehr“ von Co2online: Bei 50 % aller hydraulisch abgeglichenen Bestandsanlagen werden gleichzeitig auch Thermostatventile und die Heizungspumpe getauscht. Als Einzelmaßnahme erfolgt der hydraulische Abgleich lediglich bei 11 % der Anlagen. Somit lohnt sich der hydraulische Abgleich sowohl für Kunden als auch für Handwerksbetriebe; eine typische Win-win-Situation.
Software
Mit Optimus Duo abgleichen
Mit dem Programm Optimus Duo bietet die Software des Kölner Unternehmens Hottgenroth/ETU Software die Möglichkeit, sowohl Heizkörper als auch Fußbodenheizungen hydraulisch abzugleichen. Es werden alle relevanten Gebäude- und Anlagendaten erfasst und die überschlägigen Heizlasten der einzelnen Räume berechnet. Darauf aufbauend ermittelt die Anwendung die günstigsten Werte für Vorlauftemperatur sowie Pumpen- und Thermostatventileinstellungen des Heizsystems. Anhand dieser Daten kann der hydraulische Abgleich durchgeführt und nachgewiesen werden. Die Ergebnisse können ausgedruckt und für KfW- und BAFA-Anträge zur Kreditvergabe genutzt werden.
Darüber hinaus ist es mit Optimus Duo möglich, über den Sanierungsassistent Vorlauftemperaturen sowie energetische Verbesserungen am Gebäude oder der Anlagentechnik zu berechnen. Weitere Informationen gibt es bei Hottgenroth/ETU:
Telefon (02 21) 70 99 33 40 E-Mail: vertrieb@etu.de Telefax (02 21) 70 99 33 44 http://www.hottgenroth.de
EXTRAS
Unter http://www.gentner.de/Webinar haben wir hilfreiche Arbeitsmittel hinterlegt. Hilfsmittel und Zusatzinformationen finden Sie auch unter den Extras auf der SBZ-Homepagesbz-online.
Leitfaden zum hydraulischen Abgleich im Bestand
Tabellen zur Heizlastberechnung/ Ermittlung der Ventilvoreinstellung
EDV-Datenschieber zur Abschätzung der Heizlast nach DIN 12831
EDV-Datenschieber zur Ermittlung der Ventilvoreinstellung
Pumpenhandbuch
Pumpentauschliste und vieles mehr
SBZ TIPP
Keine Angst vorm hydraulischen Abgleich!
Selbst die effizientesten Produkte bringen nur begrenzte Einsparungen, wenn die Hydraulik nicht stimmt. Damit die Anlage ihre Wirkung entfalten kann, ist ein Abgleich zwingend erforderlich. Das kostenlose Webinar gibt praxisnahe Tipps und zeigt anhand von Beispielen, welche konkreten Maßnahmen erforderlich sind und wie sich die Anforderungen mit möglichst geringem Aufwand umsetzen lassen. Nicht die Theorie, sondern die Herausforderungen der täglichen Praxis stehen im Vordergrund.
Mit Jürgen Lutz und Frank Räder erläutern zwei praxiserprobte Experten der Firmen Honeywell und Grundfos alle wichtigen Aspekte für die erfolgreiche Durchführung – Praxistipps zu Anlagenhydraulik, Pumpentechnik, Armaturen und Regelungstechnik inklusive.
Das 75-minütige Webinar, das speziell für SHK-Handwerker und Fachplaner entwickelt wurde, können Sie via Internet im Büro oder zu Hause verfolgen. Per Live-Chat erhalten Sie zudem die Möglichkeit, Ihre individuellen Fragen zum vorgetragenen Thema einzubringen. Downloads, Checklisten und Argumentationshilfen ermöglichen die Vertiefung des Themas.
Melden Sie sich gleich für den 11.11.2013 oder 27.11.2013 unter http://www.gentner.de/webinar an. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme. Ihr SBZ-Team wünscht Ihnen schon jetzt neue Erkenntnisse und viel Spaß beim Webinar.
Dirk Schlattmann SBZ-Chefredakteur und Handwerksmeister
Info
Fördergeld für den Abgleich
KfW-Förderung : Die KfW Förderbank fordert den hydraulischen Abgleich nicht nur, sie fördert ihn auch: Hauseigentümer können zwischen einem Zuschuss oder einem günstigen Kredit für die Optimierung der Wärmeverteilung wählen. Einen Zuschuss im Rahmen des Programms 430 (Energieeffizient Sanieren) gibt es beispielsweise ab einer Gesamt-Investitionssumme von 3000 Euro. Dies ist vor allem für Wohnungseigentümer-Gemeinschaften in Mehrfamilienhäusern interessant. Aber auch Eigentümer von Einfamilienhäusern, die zusammen mit dem hydraulischen Abgleich den Heizkessel tauschen oder im großen Stil dämmen, können von den Fördertöpfen profitieren: All diese Maßnahmen unterstützt die KfW Förderbank mit einem Zuschuss von 10 %. Wichtig: Fördermittel für eine bestimmte Maßnahme gibt es nur wahlweise vom BAFA oder von der KfW.
Regionale Förderung: Einige lokale Energieversorger, Kommunen und Energieagenturen fördern den hydraulischen Abgleich pauschal mit attraktiven Zuschüssen, zum Beispiel die Stadtwerke Emden und die Stadt München. Eine aktuelle Liste dazu gibt es im Internet unter http://www.meine-heizung.de/service/faqs (FAQ-Nr. 21).
RECHT + GESETZ
Was sagt das VDMA-Einheitsblatt 24199 zum hydraulischen Abgleich?
Hydraulisch abgeglichene Strömungskreise sind eine Voraussetzung für einen bestimmungsgemäßen Betrieb von Heizungsanlagen. Eine wirtschaftliche und ökologische Betriebsweise (Energieeinsparung, CO2-Minderung) wird damit sichergestellt.
Hydraulisch abgeglichene Strömungskreise vermeiden typische Mängel wie ungleichmäßige bzw. nicht bestimmungsgemäße Wärme-/Kälteverteilung, zu hohe oder zu geringe Pumpenleistung, falsche Ventilautorität, falsche Heizkennlinieneinstellung, Reduzierung des Wärme- oder Kälteerzeugerwirkungsgrades, Geräuschbildung, sowie die Nichterfüllung der technischen Anschlussbedingungen bei Fernwärmeanlagen.
Was sagt die EnEV 2009?
Hydraulischer Abgleich: Die Anforderungen an das Referenzgebäude nach Anlage 1 bzw. 2 der EnEV2009 umfassen ein hydraulisch abgeglichenes Rohrnetz.
Drehzahlgeregelte Pumpen: EnEV § 14 Verteilungseinrichtungen und Warmwasseranlagen Abschnitt 3: In Zentralheizungen mit mehr als 25kW Nennleistung sind die Umwälzpumpen der Heizkreise beim erstmaligen Einbau und bei der Ersetzung so auszustatten, dass die elektrische Leistungsaufnahme dem betriebsbedingten Förderbedarf selbsttätig in mindestens drei Stufen angepasst wird, soweit sicherheitstechnische Belange des Heizkessels dem nicht entgegenstehen.
Was sagt die VOB C – DIN 18380?
Der SHK-Fachhandwerker ist laut BGB- bzw. VOB-Werkvertragsrecht verpflichtet, ein mangelfreies Werk abzuliefern, wozu auch der hydraulische Abgleich gehört. Er ist eine Nebenleistung der VOB C – DIN 18380 und bei Anlagen in Neubauten sowie bei Heizungsmodernisierungen nach den anerkannten Regeln der Technik zu erwarten:
„3.1.1. ...Armaturen und Rohrleitungen sind durch Berechnungen so aufeinander abzustimmen, dass auch bei den zu erwartenden wechselnden Betriebsbedingungen eine ausreichende Wassermengenversorgung sichergestellt ist...“
„3.5.1. ...Der hydraulische Abgleich ist mit den rechnerisch ermittelten Einstellwerten so vorzunehmen, dass bei bestimmungsgemäßem Betrieb, also z.B. auch nach Raumtemperaturabsenkung oder Betriebspausen der Heizungsanlage alle Wärmeverbraucher entsprechend ihrem Wärmebedarf mit Heizwasser versorgt werden...“
Autoren
Dipl.-Ing. Frank Räder ist Schulungsingenieur und Teamleiter Kundenschulung der Grundfos GmbH in Erkrath, E-Mail: fraeder@grundfos.com, http://www.grundfos.de
Heizungsbaumeister Jürgen Lutz leitet das Seminar- und Schulungswesen bei Honeywell in Schönaich, E-Mail: juergen.lutz@ honeywell.com, https://www.honeywell.com/de/de