Etwa 480 Teilnehmer aus 37 Nationen zeigten Präsenz beim „8. Industrieforum Pellets“, das vom 28. bis 29. Oktober 2008 auf dem Gelände der neuen Stuttgarter Messe stattfand: Die Fachleute haben vor allem die Bedingungen des deutschen und europäischen Pelletmarkts diskutiert.
Nachfolgend lesen Sie Auszüge aus dem informativen Vortrag „Entwicklung des deutschen Pelletmarktes“ von Beate Schmidt, der Vorsitzenden des Deutschen Energie-Pellet-Verbands (DEPV; https://depv.de/). Schmidt kommentierte nicht nur die Marktlage, sondern gab auch Einblicke ins Stimmungsbild der Branchenakteure.
Marktentwicklung in Deutschland
Besonders stark nachgefragt wurden in diesem Jahr Heizsysteme die erneuerbare Energien nutzen. Die Festbrennstoffkessel weisen einen kräftigen Aufwärtsschub gegenüber dem Vorjahr auf. Die Biomassekessel allgemein legten im ersten Halbjahr 2008 um 33 % zu. Die Pelletkessel verzeichnen ein Plus von 50 %, die Scheitholzkessel 26 %, die Hackschnitzelheizungen verlieren 8 %.
Kesselabsatz
Dem bisherigen Aufwärtstrend folgend werden in diesem Jahr wieder 15000 bis 20 000 Anlagen verkauft (Bild 1). Verstärkt werden die Anlagen auch von Kommunen und Gewerbebetrieben nachgefragt. Bei den regionalen Absatzzahlen stehen nach wie vor die süddeutschen Bundesländer Bayern mit über 40 % und Baden-Württemberg mit ca. 20 % an der Spitze des deutschen Pelletmarktes.
Der DEPV prognostiziert, dass Ende 2008 der Gesamtbestand bei 105000 Pelletheizungen in Deutschland liegen wird (2007: 83000); das Ziel für 2009 wird mit 140000 Einheiten angegeben.
Pelletproduktion
Die Zahl der Pelletproduktionen liegt in Deutschland heute bei 60 Unternehmen. Die installierte Produktionskapazität beläuft sich auf über 2,3 Mio. t (Bild 3). Nach Einschätzung der deutschen Produzenten werden in diesem Jahr etwa 1,4 Mio. t. Pellets gepresst. 45 % der heimischen Presslinge werden derzeit noch mangels Inlandsabsatz exportiert. Zurzeit beläuft sich der Inlandsbedarf auf etwa 700000 t Pellets.
Pelletpreis
Seit dem Sommer 2007 sind die Preise für Pellets stabil. Die massive Ausweitung der Produktionskapazitäten, die auf der einen Seite die Grundlage für eine langfristige und nachhaltige Versorgung der Märkte bietet, hat andererseits durch die entstandenen Überkapazitäten den Pelletpreis in diesem Sommer enorm unter Druck gesetzt. Bundesweit liegt der Durchschnittspreis bei rund 180 Euro pro Tonne. Zum Herbst 2008 hin ist bei sinkenden Einschnittkapazitäten in den Sägewerken, dem vermindertem Spananfall und steigenden Rohstoffkosten, wieder mit einer Preisanpassung zu rechnen. Mit Blick auf das Vertrauen der Konsumenten muss die Pelletversorgung in optimaler Brennstoffqualität, langfristig, zu vernünftigen Preisen auf einem stabilen Niveau sichergestellt sein.
Stimmungsbild der Pelletbranche
Um ein Stimmungsbild der deutschen Pelletbranche in einem sich ständig wandelnden Markt zu erhalten, führte die Solar Promotion GmbH in Kooperation mit dem Deutschen Energie-Pellet-Verband (DEPV) erneut die jährliche Umfrage unter Händlern, Herstellern und Installationsfachbetrieben durch. Das Branchenbarometer spiegelt in diesem Jahr die Meinung von 120 Herstellern und Händlern sowie von 200 Handwerksbetrieben wider. Nachfolgend einige Ergebnisse der Befragung, zunächst aus der Sicht von Herstellern und Händlern.
Wachstumserwartungen
43 % der befragten Händler und Hersteller gehen von einem Marktwachstum größer 25 % aus (Bild 4). Knapp die Hälfte der Beteiligten gab für dieses Jahr eine Wachstumserwartung bis 25 % an. Dieser Trend setzt sich auch für das nächste Jahr fort. Für das kommende Geschäftsjahr rechnen nahezu 60 % der Unternehmen mit einer Steigerungsrate bis 25 %.
Für das Jahr 2009 erwarten alle Pellet-Branchensparten, bis auf die Kesselindustrie, ein Wachstum bis 25 %. Über 50 % der befragten Kesselhersteller stellen höhere Erwartungen an den Markt. Im Gegensatz dazu gehen 25 % der Abgassystemhersteller von einem Marktrückgang aus.
Bei den Rahmenbedingungen, die sich am positivsten auf den künftigen Absatz von Pelletheizungen auswirken werden, steht deutlich die Preisentwicklung fossiler Energien im Vordergrund, gefolgt vom Marktanreizprogramm. Vom neuen Wärmegesetz und von der Energieeinsparverordnung erwartet die Branche keine großartigen Impulse.
Negativfaktoren
Bei der Frage nach den Faktoren mit negativem Markteinfluss, dominiert noch deutlich das Informationsdefizit beim Endkunden und bei den Planern. Im Vergleich zu den Vorjahren, in denen das Thema Versorgungssicherheit an der Spitze stand, ist bei diesem Einflussfaktor auf den Markt ein überproportionaler Rückgang zu verzeichnen.
Bei der Nachfrage nach den praxisrelevanten Ursachen für Betriebsstörungen gaben 50 % der Befragten die Brennstoffqualität und die in der Vergangenheit aufgetretenen Probleme durch Versinterungsfälle an. Ein Drittel der Teilnehmer sieht bei der Pelletfördertechnik Verbesserungsbedarf. Deutlich unkomplizierter ist die Pelletlagerung geworden.
Pelletversorgung
Der Ausbau der inländischen Produktionen schafft eine Versorgungssituation, die von 92 % der Befragten für das Jahr 2008/2009 als gesichert eingestuft wird. Auch für die Jahre 2009/2010 sehen hier zwei Drittel der Branchenteilnehmer keine Probleme hinsichtlich der Verfügbarkeit.
Bei der Frage, welche Rolle den „alternativen Rohstoffen“ für den Einsatz in Kleinanlagen zukommen wird, spricht nahezu die Hälfte der Befragten dem Waldrestholz die größte Rolle zu. 50 % sehen in diesem Leistungsbereich für Pellets aus Kurzumtriebsplantagen, Miscanthus und den Mischpellets geringe Chancen.
Meinungsbild im Handwerk
Da die Beteiligung des SHK-Handwerkes an der Umfrage sehr gering war, zeigen die folgenden Ergebnisse lediglich Tendenzen in der Branchensicht auf:
- Die größten Wachstumspotenziale sehen die Fachbetriebe bei Solarthermie und Pelletheizung.
- 85 % der Installationen sind Zentralheizungen.
- 2007 lag die Anzahl der Sanierungen etwa 35 % über der Installation im Neubau. In diesem Jahr wurden im Vergleich zum Neubau, gut 45 % mehr Pelletheizungen im Bestand errichtet.
- Bisher wurde in 2008 die Hälfte aller Pelletkessel mit Solaranlagen kombiniert.
- Die Zufriedenheit des Handwerks ist nach wie vor sehr hoch: 75 % bewerteten ihre Erfahrungen beim Einbau und beim Betrieb der Anlagen mit „zufrieden“ oder „sehr zufrieden“.
- Aus Sicht des Handwerks liegen die Beweggründe der Kunden für den Kauf eines Pelletkessels in erster Linie an den hohen Energiekosten der fossilen Brennstoffe Öl und Gas (Bild 5). 40 % der Befragten nannten als Kaufanreiz auch die guten Förderprogramme sowie das Argument, dass Pellets ein heimischer und nachwachsender Rohstoff sind.
Kommunikation ist Daueraufgabe
Mit Blick auf die Pelletbranche formulierte Beate Schmidt folgendes Fazit: „Gerade mit Blick auf das Vertrauen der Konsumenten muss die Pelletversorgung in optimaler Brennstoffqualität, langfristig, zu kalkulierbaren Preisen sichergestellt sein (Bild 6). Abrupte Preisentwicklungen wie im letzten Winter 2006/2007würden erneut zu Imageverlusten führen und ein deutliches Absinken des Konsumenteninteresses zur Folge haben. Die Vorzüge des Heizens mit Pellets müssen in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt werden, mit dem Ziel die innovative Heiztechnik kontinuierlich dem Konsumenten nahe zu bringen. Kommunikation und Marketing sind wichtige Daueraufgaben, die aufgrund positiver Marktentwicklungen und erfreulicher Rahmenbedingungen nicht vernachlässigt werden dürfen. Mit der Gründung des Deutschen Pelletsinstitutes (DEPI) GmbH hat der DEPV die entsprechenden Weichen gestellt. Mit dem Pelletinstitut wird ein Kompetenzzentrum geschaffen, das für die heimische, mittelständische Branche kontinuierlich die Aufgaben Kommunikation, Information, PR und Marketing auf überregionaler Ebene wahrnimmt.“