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Entwicklungen und Probleme im Pelletheizungsmarkt

Imagewerbung als Daueraufgabe

Vom 10. bis 12. Oktober 2007 präsentierten 136 Aussteller (2006: 110) der Pelletsbranche auf 7000 m2 (2006: 5000 m2) ihre Neuheiten aus der gesamten Wertschöpfungskette auf der „Interpellets 2007“. Über Kessel und Öfen, über Lagermöglichkeiten bis hin zur Pelletpresse und zum Rohstoff selbst informierten sich dort insgesamt rund 4600 Besucher, also etwa 6 % weniger als im Vorjahr. „Als Spiegelbild der Pelletsbranche spürt die Interpellets dieses Jahr vor allem die Zurückhaltung der Handwerker“, sagte Horst Dufner, Projektleiter der Interpellets 2007. „Es gilt gerade in dieser Phase den Endverbraucher wieder von den zahlreichen Vorteilen der Pelletsheizung zu überzeugen. Nur so gewinnt der Markt wieder an neuer Dynamik“, ergänzte Dufner.

So viele Fachleute wie nie zuvor zeigten jedoch Präsenz beim „7. Industrieforum Pellets“, das vom 9.–10. Oktober 2007 ebenfalls auf dem Gelände der neuen Stuttgarter ­ Messe stattfand. Rund 450 Experten aus 33 Natio­nen diskutierten über die Marktentwicklungen, Neuigkeiten aus Produktion und Feuerungstechnik sowie über internationale Normen und Verordnungen.

Entwicklung des Pelletmarkts

Nachfolgend lesen Sie Auszüge aus dem sehr informativen Vortrag „Der Holzpelletmarkt in Deutschland“ von Beate Schmidt, der Vorsitzenden des Deutschen Energie-Pellet-Verbands (DEPV). Schmidt kommentierte nicht nur die Marktlage, sondern gab auch Einblicke ins Stimmungsbild von Herstellern, Händlern und Installateuren.

Gerade in den Jahren 2005 und 2006 verzeichnete die Branche ihre bisher verkaufsstärksten Jahre und setzte im vergangenen Jahr rund 26000 Pelletkessel und wassergeführte Öfen am Markt ab. Mit diesen Absatzzahlen, die deutlich über den Erwartungen der Hersteller lagen, stieg der Bestand an Pelletheizungen in Deutschland auf rund 70000 Anlagen. Und obwohl der Sanierungsbedarf in deutschen Heizkellern weiterhin enorm hoch ist, ist der gesamte Heizungsmarkt tendenziell rückläufig und dürfte im Jahr 2007 seinen Tiefststand erreichen. Sehr stark davon betroffen war auch der gesamte Biomassesektor. Der Markteinbruch bei den Pelletkesseln lag – nach Angaben von Paradigma – bei 75 % im Zeitraum Januar bis August 2007; in Summe seien nur 2900 Kessel abgesetzt worden. Der DEPV hat für Ende 2007 einen Bestand von 90000 Heizungen prognostiziert.

Gründe für die schwache Marktentwicklung

Als Gründe für die aktuelle Marktentwicklung nannte Beate Schmidt u.a.:

– Durch die Abschaffung der Eigenheimzu­lage verzeichnet der Neubausektor im Ein- und Zweifamilienhausbereich in der ersten Jahreshälfte 2007 einen Rückgang um fast 50 %.

– Vorzieheffekte im Herbst 2006 wegen der Mehrwertsteuererhöhung am 1.1.2007.

– Wegen des niedrigen Ölpreises im Herbst 2006 haben die Endkunden ihre Öltanks befüllt und nach dem milden Winter sind noch Brennstoffvorräte vorhanden.

– Keine Investitions- und Planungssicherheit durch die unstete Förderpolitik der Bundes­regierung beim Marktanreizprogramm.

– Verunsicherung der Bürger im Pelletmarkt durch undifferenzierte Berichterstattung der Medien zum Thema Feinstaub.

– Verunsicherung der Bürger durch den, in diesem Maße nicht vorhersehbaren Anstieg der Pelletpreise.

– Sanierungswillige Modernisierer reagieren auch auf Grund der Technologievielfalt und den verschiedensten Maßnahmenangeboten zum Klimaschutz mit Kaufzurückhaltung.

Basisinformationen zum Markt

  • Der Pelletkesselmarkt in Deutschland fokussiert sich nach wie vor auf den Ein- und Zweifamilienhausbereich mit einem Brennstoffbedarf von etwa 3 bis 5 t pro Anlage.
  • Der Pelletmarkt konzentriert sich nach wie vor auf Bayern und Baden-Württemberg, wo über 60 % aller Kessel verkauft werden.
  • Seit etwa drei Jahren verzeichnet der Markt bundesweit einen rasanten Zuwachs an Herstellern, Produktionskapazitäten und Pelletmengen, um die Nachfrage nach Pellets langfristig zu decken. In diesem Jahr wurden bereits an über 40 Standorten Holzpellets produziert. Laut einer Verbandserhebung haben sich die Produktionskapazitäten von über 900000 Tonnen auf etwa 1,8 Millionen Tonnen verdoppelt. Die tatsächlichen Produktionszahlen liegen im Schnitt bei 50 bis 60 % des technisch Machbaren.

Stimmungsbild der Pelletbranche

Um ein Stimmungsbild der deutschen Pelletbranche zu erhalten, führte die Solar Promotion GmbH in Kooperation mit dem DEPV erneut eine Umfrage unter Händlern, Herstellern und Installationsfachbetrieben durch. Das Branchenbarometer spiegelt die Meinung von 144 Herstellern und Händlern sowie 230 Handwerksbetrieben wider.

Markterwartung

Durch die eingetretene Marktentwicklung müssen alle im Herbst 2006 geäußerten Erwartungen an das Jahr 2007 revidiert werden. Im Herbst 2006 ging bei der Frage nach der Markterwartung für 2007 gerade mal 1 % der Befragten von keinem Wachstum und niemand von einem Marktrückgang aus. Die diesjährige Befragung spiegelt die aktuelle Marktsituation wider. Über 45 % der Hersteller und Händler gaben einen Marktrückgang für 2007 an, während 32 % von einem Wachstum von bis zu 25 % ausgehen.

Die Einschätzungen für 2008 sehen positiv aus: Über 60 % der Branche erwarten ein Marktwachstum von bis zu 25 %. Nur 10 % sehen im kommenden Jahr kein Wachstum.

Negativfaktoren

Bei der Frage nach den wesentlichen Negativ-Faktoren bezüglich der Marktentwicklung gaben nahezu die Hälfte der Befragten „zu hohe Pelletpreise“ an. Und fast 40 % meinten, dass die Feinstaubdiskussion sowie die negative Medienberichterstattung sich hemmend auf die Absatzzahlen auswirken.

Dennoch gehen etwa 2/3 der Branchenteilnehmer davon aus, dass das Vertrauen der Kunden in Brennstoff und Technik entweder nicht (6 %) oder nur kurzfristig (58 %) negativ beeinflusst wurde.

Hilfreiche Aktivitäten

Als wirkungsvollste Maßnahmen, um das Vertrauen in Brennstoff und Anlagentechnik weiterhin zu sichern, sehen über 60 % der Beteiligten „Marketingkampagnen“ und „aktive Pressearbeit“ als sinnvollste Maßnahme an. Etwa 40 % der Akteure sehen diese Maßnahmen als Aufgabe des Verbands; knapp 30 % meinen, dass die Kampagnen Aufgabe der Hersteller sei.

Über 50 % der Befragten sehen Preisgarantien beim Brennstoff als vertrauensbildende Maßnahme an. Interessant: Nur 30 % nannten die politischen Rahmenbedingungen als wirkungsvolle Maßnahmen.

Versorgungssituation

Die Versorgungssicherheit mit Holzpellets wird für das Jahr 2007 von 90 % der Befragten als gesichert eingestuft. Auch für die Jahre 2008/2009 sehen hier 2/3 der Branchenteilnehmer keine Probleme hinsichtlich der Verfügbarkeit.

Pelletpreis

Die Umfrageergebnisse hinsichtlich der Entwicklung des Pelletpreises unterscheiden sich zur letztjährigen Umfrage nur geringfügig. Für die nächsten ein bis zwei Jahre geht über die Hälfte der Befragten von einem Pelletpreis zwischen 200 und 250 Euro aus. Auffällig zum letzten Jahr ist, dass nur noch etwa 25 % von diesem Preisniveau innerhalb der nächsten drei bis zehn Jahre ausgeht. Ebenfalls 25 % prognostizieren innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre einen Pelletpreis unter 200 Euro.

Meinungsbild der Installateure

Die an der Umfrage beteiligten 230 Fachhandwerksbetriebe gaben zu 70 % an, bereits seit 2004 oder länger Erfahrung mit der Installation von Pelletheizungen zu haben. Somit können hier gute Branchenkenntnisse vorausgesetzt werden. Die Hälfte dieser Unternehmen hat bereits zehn oder mehr Anlagen in Betrieb genommen.

Markterwartung

Die allgemeine Markterwartung spiegelt sich auch in den Umfrageergebnissen des Installationshandwerks wider. Für das Jahr 2007 rechnen 50 % der Fachbetriebe mit einem Marktrückgang und 30 % gehen von keinem weiteren Wachstum aus. Doch wie bei den Herstellern und Händlern schaut man optimistischer in die Zukunft: 41 % der Befragten gaben eine Wachstumserwartung bis zu 25 % für das Jahr 2008 an. 34 % erwarten kein Wachstum und nur 2 % einen Rückgang.

Art und Einbauort

Bei fast 90 % der Installationen handelt es sich um Zentralheizungen. Dieser Trend hat sich im Vergleich zum Vorjahr, minimal zugunsten des Wohnraumofenmarktes verändert.

Leicht angestiegen ist die Zahl der Heizungssanierungen im Bestand: In 2007 lag die Anzahl der Sanierung etwa 30 % über der Installation im Neubau. In diesem Jahr wurden im Vergleich zum Neubau knapp 40 % mehr Pelletheizungen im Bestand errichtet.

Die Anzahl der Kombination beim Einbau einer Pelletheizung mit einer Solaranlage hat wieder zugenommen und liegt aktuell bei ca. 60 % (2006: rund 50 %).

Zufriedenheit und Defizite

Von den befragten Unternehmen bewerten 73 % ihre Erfahrungen beim Einbau und beim Betrieb der Anlagen mit „zufrieden“ oder „sehr zufrieden“. Nur 4 % der Firmen gab an, mit Pelletheizungen schlechte Erfahrungen gemacht zu haben. Als Ursachen für die schlechte Erfahrungen (bzw. die Störungen) wiesen die Betriebe in erster Linie auf Probleme bei der Feuerungs- und Regelungstechnik sowie bei der Fördertechnik hin.

80 % der Befragten sagten, dass der Pellets-Preisanstieg im Winter 2006/2007 dazu geführt hätte, dass Aufträge nicht zustande gekommen sind. Zum Thema Feinstaubdiskussion gaben 44 % (2006: 40 %) der Installateure an, dass sich diese Diskussion negativ auf das Geschäft auswirkt.

Was muss sich ändern?

Dazu die DEPV-Vorsitzende Beate Schmidt: Wenn Industrie und Politik es schaffen, den vorhandenen Modernisierungsstau aufzulösen, wird sich der Pelletmarkt in den kommenden Jahren weiterhin positiv entwickeln und kann mittelfristig bis zum Jahr 2015 auf über 500000 Pelletheizungen anwachsen. Dazu müssen aber die richtigen politischen Signale gesetzt und verlässliche Rahmen­bedingungen geschaffen werden.“

Und ergänzend meinte Beate Schmidt: „Vorrangigste Aufgabe der Branche wird es sein, Pellets wieder attraktiv in den Fokus des Endverbrauchers zu bringen. Die gemeinsam vom DEPV und BDH gestartete, bundesweite Pressekampagne soll hierzu als erste unterstützende Maßnahme dienen. Wichtig ist, dass die Branche Imagewerbung als Daueraufgabe verstehen muss und sich nicht auf Notfallmaßnahmen in absatzschweren Zeiten beschränkt. Dann wird es gelingen Holzpellets und Pelletheizungen dauerhaft als ein modernes, zuverlässiges und komfortables Heizsystem im Markt zu etablieren. Die Produktionskapazitäten für Pellets und Heizkessel sind in diesem und im letzten Jahr deutlich ausgeweitet worden, so dass die Verfügbarkeit und die Liefersicherheit gewährleistet sind.“

Das Fazit der DEPV-Vorsitzenden weist den richtigen Weg: Zum einen die Politik ermahnen, informieren und in die Pflicht nehmen. Gleichzeit aber auch als Heizungs- und Pelletbranche in geschlossener Formation selbst aktiv werden und zwar mit Zielrichtung „Endkunde“, wobei unbedingt auch das „Fachhandwerk“ einbezogen werden muss. Die ökonomischen Rahmenbedingungen sind jedenfalls (wieder) günstig: eine attraktive Förderung sowie ein hoher (und steigender) Ölpreis und vergleichsweise niedrige Pelletpreise. Nun liegt es an der (Heiztechnik)Branche, diese Chancen zu nutzen. Es bleibt zu hoffen, dass den Worten von Beate Schmidt auch Taten folgen werden, die sich nicht nur auf die Gründung eines Internetportals sowie auf einzelne Pressemitteilungen beschränken. JW

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