Ein zentrales Element der Energieeinsparverordnung (EnEV 2009) und des neuen Energiekonzeptes der Bundesregierung ist die deutliche Reduktion des Energiebedarfs von Wohnimmobilien. Eine Sanierung ist dazu nicht immer die sinnvollste Lösung, zumal dabei die Einsparpotenziale zum Teil erheblich überschätzt werden. Zu diesen Ergebnissen kommt das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) mit Hilfe von Daten aus der Erfassung und Abrechnung von Energiedaten. Neben anderen Maßnahmen liegt auch im individuellen Verhalten der Verbraucher ein Einsparpotenzial, sofern hinreichende Transparenz über die jeweiligen Energiekosten besteht.
Die Ergebnisse der Studie basieren auf einem umfangreichen Datensatz aus der Energieausweisdatenbank der Ista Deutschland GmbH. Als Grundlage dienten etwa 200000 Gebäude in Deutschland, einschließlich der Informationen über den Stand der Sanierung der jeweiligen Gebäude. Die Auswertung der Daten zeigt, dass Wohngebäude mittlerer Größe, die um die Jahrhundertwende erbaut wurden (1900–1918), aus energetischer Sicht vergleichsweise gute Bestandseigenschaften aufweisen. Das liegt unter anderem an den starken Außenwänden aus Vollziegel, die im Vergleich mit anderen Gebäudetypen weniger Wärme entweichen lassen. Eine Sanierung würde hier eine Senkung des Heizenergiebedarfs von durchschnittlich zuvor rund 141 auf 126 kWh pro m2 Wohnfläche bewirken. Der Energiekennwert verändert sich dabei lediglich um 10 %. Die Kosten der Sanierung sind hier vergleichsweise hoch, da beispielsweise die Außenfassaden häufig mit wertvollen Ornamenten gestaltet sind.
Im Gegensatz dazu werden durch die Sanierung von Bauten der späten 1950er- und 1960er-Jahre wesentlich größere Energieeinsparungen erreicht: Die Sanierungsmaßnahmen sind sehr viel günstiger und der Energiekennwert sinkt um durchschnittlich 27%, wie die Daten belegen.
Das Baujahr und die Gebäudesubstanz spielen somit eine wichtige Rolle bei der Frage, ob eine Sanierung sinnvoll ist. Diese Punkte werden bei der Energieeinsparverordnung (EnEV 2009) allerdings nicht ausreichend berücksichtigt. „Die spezifischen Eigenschaften der Immobilien sollten sich auch in den Vorgaben der Förderpolitik niederschlagen. Nur so lassen sich Investitionsanreize für die Immobilieneigentümer setzen“, erklärt Professor Martin T. W. Rosenfeld, Leiter der Abteilung Stadtökonomik am IWH.
Anstelle von kostenaufwendigen Sanierungen sind somit alternative Lösungen im Hinblick auf die Energiesparziele der Bundesregierung sinnvoll. Die Akteure in Politik, Wissenschaft und Immobilienwirtschaft sind sich zunehmend einig, dass unter Kosten-Nutzen-Aspekten im individuellen Verbrauchsverhalten das größte Potenzial für Einsparungen liegt. Dabei ist der Einsatz moderner Mess- und Erfassungstechnik zur energieartenübergreifenden (d.h. Wärme, Wasser und Strom) Auslesung und Visualisierung von Verbrauchsdaten Voraussetzung.
Rechnergestützte Energiedatenerfassung
Das Ista-Energiedatenmanagement (EDM) könnte eine sinnvolle Möglichkeit für die Erhöhung der Energieeffizienz sein. Die Mieter werden über verschiedene Medien wie z.B. einem Web-Portal über ihren Energieverbrauch regelmäßig informiert, damit sie in der Lage sind, ihr Verbrauchsverhalten anzupassen. Pilotprojekte haben gezeigt, dass durch das EDM Mieter ihren Energieverbrauch für Raumwärme und Warmwasser durchschnittlich um fast 20% reduzieren konnten. Die Ergebnisse zeigen, dass die höhere Transparenz und die zeitnahe Bereitstellung der Verbrauchsdaten einen erheblichen Beitrag zur Verbrauchs- und Kostenkontrolle leisten und vom Mieter tatsächlich genutzt werden.
Die Kooperation von Ista Deutschland und dem IWH bei der Auswertung von Energiekennwerten besteht seit zwei Jahren. Jährlich werden die Ergebnisse des aktualisierten Ista-IWH-Energieeffizienzindex präsentiert, der regionalisiert Auskunft über den durchschnittlichen Energieverbrauch von Mehrfamilienhäusern liefert.
Extras
Den neuen Ista-IWH-Energieeffizienzindex und einen Link zum IWH finden Sie bei den Extras: