Lange Zeit hatten Holzvergaser-Blockheizkraftwerke gegen das Bastler-Image zu kämpfen. Viele Entwicklungen wurden von Idealisten initiiert, die sich im wahrsten Sinne des Wortes nicht scheuten, die Hände schmutzig zu machen. Sowohl der Teer, der beim Vergasungsprozess entsteht, als auch die Staubbelastung durch das Abgas führten anfänglich zu Betriebsstörungen und verunsicherten Hersteller und Kunden gleichermaßen. Anlagen mit kundenfreundlichem Dauerbetrieb kamen erst ab Anfang 2010 auf den Markt und noch 2012 hieß es auf einschlägigen Tagungen: „Wir sind in einer Phase vorsichtiger Etablierung“. Inzwischen werden Holzvergaser-BHKW als echte Alternative zu Holzheizkraftwerken und Hackschnitzelfeuerungen gehandelt. Anlagen mit elektrischen Leistungen von 1 MW und höher sind bereits am Markt vertreten, allerdings erst in geringem Umfang.
Die Nachfrage nach Holzvergasern zieht an
Marktführer nach Stückzahlen ist nach eigenen Angaben die Spanner Re2 GmbH aus Neufahrn in Niederbayern. „Wir können inzwischen auf die Felderfahrung mit rund 300 Holzvergaser-BHKW zurückgreifen. Seit sechs bis acht Jahren spüren wir eine stärkere Nachfrage, wobei sich der Markt noch sehr volatil verhält“, erklärt Thomas Bleul, Leiter Entwicklung und Produktion bei Spanner Re2. Mit dem neu ins Portfolio aufgenommenen Modell HK20 mit einer Leistung von 20 kWel und 48 kWth deckt das Unternehmen mit nunmehr drei Baureihen den Leistungsbereich bis 45 kWel und 108 kWth ab. Zukünftig wolle sich Spanner Re2 allerdings von den Unwägbarkeiten des KWK-Bonus und des Erneuerbare-Energien-Gesetzes abkoppeln und mit anderen Energieerzeugern konkurrieren. „Unser neues Modell HK20 ist speziell für die Zielgruppe land- und forstwirtschaftliche Betriebe, mittelgroße Wellness- und Biohotels sowie Seniorenheime zugeschnitten“, sagt Bleul. Verkaufsargument sei, dass die Energieautarkie auf der Basis regionaler Ressourcen mittels Holzhackschnitzel-angetriebener Holzvergaser-BHKW gestärkt und eine größere Unabhängigkeit von Energiepreissteigerungen erlangt werde. Wichtig sei, dass der Kunde sowohl den selbst erzeugten Strom als auch die Wärme für sich nutzt.
Die Wirtschaftlichkeit eines Holzvergaser-BHKW rechnet sich, bezogen auf die aktuellen Rahmenbedingungen, aus Sicht von Spanner Re2 so: Aus einem Schüttraummeter (srm) Hackschnitzel erzeugt die neue Holz-Kraft-Anlage HK 20 rund 200 kWh Strom im Wert von insgesamt 30 bis 50 Euro. Dazu kommen 550 kWh Wärmeenergie pro srm im Wert von 15 bis 35 Euro, je nachdem, ob Brennholz oder Heizöl ersetzt wird. Das ergibt einen Gesamtbetrag von 50 bis 90 Euro pro srm. Die laufenden Kosten für Hackschnitzel, Wartung und Eigenstrombedarf liegen nach Angaben des Herstellers bei rund 40 Euro pro srm.
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Info
Steckbrief
Derzeit beschäftigt Spanner Re2 rund 110 Mitarbeiter, hält sechs Patente und ist in sieben Ländern tätig. Im Jahr 2004 gründete die Otto Spanner GmbH das Tochterunternehmen, um wirtschaftlich attraktive Technologien im Bereich der regenerativen Energieerzeugung durch den Einsatz von Holzvergasern zu entwickeln und kommerziell nutzbar zu machen.
Das zweite Standbein von Spanner Re2 ist die Fertigung kompletter Biomasse-Heizsysteme für namhafte Heizungshersteller wie Biotech, Buderus, Brunner, KWB und Wolf. In modernen Produktionshallen fertigt das Unternehmen Pellet- und Hackschnitzelheizungen, Stückgutkessel und Kachelofeneinsätze, die unter der Marke des jeweiligen Heizungsherstellers vertrieben werden.