Die Kinder im Augsburger Süden erhielten im Jahr 2011 eine architektonisch besonders ansprechende Erweiterung ihrer Kindertagesstätte: Mit einem modern anmutenden Komplex aus unterschiedlich hohen hölzernen Kuben mit etwa 600 m2 Nutzfläche erweitert die Einrichtung ihre Kapazität erheblich. Künftig können statt zwei gleich fünf Kindergartengruppen parallel betreut werden.
Für die neue Kindertagesstätte war den Planungsbeteiligten eine ökologisch verantwortungsvolle Umsetzung mit Zukunftsperspektive wichtig. „Die klare Zielsetzung war, die Gebäude-Energiewerte mindestens gemäß EnEV 2009 zu erreichen“, erklärt Projektleiterin Birgit Reim vom Hochbauamt der Stadt Augsburg. „Die Option Wärmepumpe schied aufgrund einer eventuellen Grundwasserabsenkung aus, Solarkollektoren waren für die Größe des Gebäudes nicht leistungsstark genug. Und da die Bauweise der Kita naturbelassene Materialien ins Zentrum rücken sollte, fügte sich die Pelletsheizung sehr gut in das Gesamtkonzept ein.“
Nachhaltigkeit und Effizienz bestimmen die Planung
Die Architektin Regina Schineis von der Hiendl_Schineis Architektenpartnerschaft mit Sitz in Augsburg und Passau erläutert das grundlegende Konzept des Neubaukomplexes: „Eine Symbiose aus Nachhaltigkeit und größtmöglicher Energieeffizienz waren unsere zentralen Anliegen beim Entwurf der neuen Kindertagesstätte. Darum kamen auch nur Materialien zum Einsatz, die recyclebar und baubiologisch unbedenklich sind.“ So entstand die neue Kindertagesstätte ausschließlich aus nachhaltigen, lösungsmittelfreien Baustoffen mit natürlichen Oberflächen wie Filz, Linoleum und eben in erster Linie Holz. Massive Holzelemente formen die Würfel, aus denen sich der neue Komplex zusammensetzt. Diese enthalten neben den Gruppenräumen und einem Multifunktionsraum für die Kindergärten auch die Kinderkrippe sowie eine Küche, Toiletten, Technik- und Betreuerräume. Im Inneren der Quader entwickeln sich die Räume mit Treppen, Höhlen, Stufen, Brücken und Bänken sowohl vertikal wie auch horizontal. Durch die vielen Nischen und Durchblicke in den Wänden entsteht innerhalb der großen Räume eine die Phantasie anregende und kindgerechte Atmosphäre.
Auch der Brennstoff passt zum Gebäudekonzept
„Passend zum naturbelassenen Konzept des Baukörpers war es uns wichtig, auch im Bereich der Wärmeversorgung auf eine nachhaltige und umweltschonende Technologie zu setzen, die gleichzeitig eine hohe Energieeffizienz aufweisen kann“, erklärt die Architektin ihre Entscheidung, den Kita-Komplex mit einer Pelletsanlage zu beheizen. „Wir haben mit dieser Technologie bereits bei vielen Sanierungen sehr positive Erfahrungen gemacht. Und auch bei diesem Neubau boten sich Holzpellets aus einer Reihe von Gründen als Ideallösung an. Zunächst ist der Betrieb der Systeme sehr benutzerfreundlich und wartungsarm. Außerdem handelt es sich um einen CO2-neutralen Brennstoff ohne chemische Zusätze. Darüber hinaus sprechen wir hier von einem wirklich regenerativen Heizen mit einem nachwachsenden Rohstoff.“ Nachdem die Entscheidung für eine Pelletsheizung getroffen war, führte die Stadt Augsburg eine öffentliche Ausschreibung durch. Dabei fiel die Wahl auf einen Pelletskessel des Herstellers Ökofen. Wie sich zeigte, war für den Gebäudekomplex, der energetisch dem KfW 60-Standard bzw. der EnEV 2009 entspricht, ein Heizkessel vom Typ Ökofen PES 25 mit einer Leistung von 25 kW ausreichend. „Mit dem Hersteller hatten wir bisher nur positive Erfahrungen“, so der zuständige Installateur Andreas Vogg, Meister im Heizungs- und Sanitärhandwerk, von der Firma Neudert & Vogg aus Neusäß bei Augsburg. „Der Einbau der Heizanlage bei der Kindertagesstätte erfolgte reibungslos durch nur zwei Monteure innerhalb von einer Woche.“ Das Brennstofflager mit einem Gesamtvolumen von 6,5 Tonnen konnte unterirdisch im Außenbereich eingelassen werden und beeinträchtigt somit die Nutzfläche des Gebäudes nicht.
Heizung ist auf Zuwachs ausgelegt
Und von einem weiteren zentralen Positivaspekt der neuen Pelletsheizung weiß Architektin Schineis zu guter Letzt zu berichten: „Unsere Berechnungen zeigen, dass die Stadt durch die Wärmeversorgung der Kita mittels Holzpellets in den nächsten 20 Jah-ren mit Heizkosteneinsparungen von rund 200000 Euro gegenüber fossilen Brennstoffen wie Gas rechnen kann.“ Mittelfristig ist zudem geplant, auch den alten Kita-Pavillon durch ein modernes Bauwerk zu ersetzen. Mit Blick auf die Zukunft wurde die neue Pelletsheizung bereits gezielt so ausgelegt, dass diese dann auch den neuen Bauabschnitt effizient und nachhaltig mit Wärme versorgen kann.
Info
Objektdaten
An der Planung und Durchführung der Arbeiten zur Erweiterung der Kindertagesstätte in der Josef-Felder-Straße in Augsburg waren die folgenden Parteien beteiligt:
Bauherr: Stadt Augsburg, Fachbereich Kindertagesstätten, kita.stadt@augsburg.de
Projektleitung: Stadt Augsburg, Hochbauamt, hochbauamt@augsburg.de
Architekten: Hiendl_Schineis Architekten, Im Sack 3a, 86152 Augsburg und in der Lederergasse 2, 94032 Passau, buero@hiendlschineis.com, http://hiendlschineis.com/
Ausführung der Haustechnik: Neudert und Vogg GmbH, 86356 Neusäß bei Augsburg, http://www.neudert-vogg.de
Eckdaten des Projekts:
Planungsbeginn: November 2008
Baubeginn: April 2010
Fertigstellung: Juni 2011
Nutzfläche: 592,90 m2
Umbauter Raum: 2434,80 m³
Pelletskessel: Ökofen Pellematic PES25 mit 25 kW Heizleistung
Volumen Pufferspeicher: 1250 l
Volumen Brennstofftank: 6,5 t