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Robuste Technik für die Verbrauchserfassung

Buskabel gehören in jeden Neubau

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SBZ: Ihre Firma WDV/Molliné ist als spezialisierter Großhändler runde zwei Jahrzehnte auf dem Zählermarkt. Da haben Sie schon einige Entwicklungen mitgemacht. Welche sind für die Installateure die wichtigsten, die auch in der Zukunft eine entsprechende Rolle spielen werden?

Molliné: Offiziell habe ich mich 1993 selbständig gemacht, in der Zählerbranche bin ich aber schon seit 1984. Was uns von Anfang an begleitet hat, ist eine extreme ­Ausweitung des Zähleran­gebots. Am Anfang hatten wir ein kleines Lager im ­Keller mit ein paar Typen. Die Abrechnungsfirmen bringen aber gerne Produkte auf den Markt, die mit den Geräten anderer Hersteller nicht kompatibel sind, um im Tauschgeschäft Abhängigkeiten zu schaffen. Es gibt Abrechnungsfirmen, die in den letzten Jahren bis zu fünf verschiedene Zähler herausgebracht haben. Ob diese Viel­zahl von Produkten sinnvoll ist, möchte ich bezweifeln. Bei uns hat das jedenfalls zu ­einem rasanten Anstieg der Produktpalette geführt, aber wir sind jetzt diejenigen, die im Prinzip für alles eine Lösung ­liefern können. Nicht nur logistisch stellt das eine Herausforderung dar, auch die Anforderungen an unsere Beratungskompetenz sind mitgestiegen. Oft schicken uns Handwerker nur ein Foto von Altzählern. In der Regel können wir aber die Geräte identifizieren und ­Ersatz anbieten.

SBZ: Diese Art von Vielfalt kann man beklagen, aber die Branche wird notgedrungen weiter damit leben müssen. Kommen wir vielleicht etwas mehr zu den technischen Entwicklungen.

Molliné: Eine wichtige Entwicklung der letzten zwei Dekaden sind die Ultraschallzähler. Die gab es zwar schon vorher, aber sie wurden nur im Labor und in der Industrie eingesetzt, weil sie sehr teuer waren. Heute löst der Ultraschallzähler den Flügelradzähler zunehmend ab, weil Massenproduktion die Kosten erheblich gesenkt hat. Vorteile der Ultraschalltechnik sind geringe Druckverluste, keine beweglichen Teile im Volumenstrom, vor allem aber deckt die Ultraschalltechnologie einen wesentlich breiteren Messbereich ab. Das erleichtert die Auslegung – insbesondere im Altbau, wenn dem Handwerker keine Dokumentationen zur Verfügung stehen, was der Regelfall ist. Auch die Montage vereinfacht sich, denn die Zähler können beliebig eingebaut werden – waagrecht, senkrecht, steigend, fallend.

SBZ: Gibt es noch weitere technische Entwicklungen mit Marktpotenzial?

Molliné: Hier möchte ich die magnetisch induktive Messung, also den MID-Zähler, nennen. Das Verfahren ist sehr robust, hat keine beweglichen Teile und ist auch für Abwasser geeignet. Diesen Zähler bieten wir verstärkt für Kraftwerke und die Industrie an. Allerdings ist er sehr erklärungsbedürftig, vor allem weil diese Technik im normalen SHK-Großhandel nicht präsent ist, wo die Fachhandwerker auch kaum noch eine Beratung zum Thema Messtechnik erhalten. Das ist eben bei der Produktvielfalt kaum noch möglich. Auch die Messdienstleister wollen vor allem ihre Standardprodukte verkaufen und beraten entsprechend, obwohl in vielen Fällen MID sinnvoll wäre.

SBZ: Funktechnologie beim Ablesen war mal ganz groß in Mode. Da ist es etwas ruhiger geworden. Haben sich die Erwartungen nicht erfüllt?

Molliné: Vor etwa 20 Jahren hieß es noch, dass bis in zehn Jahren alles über Funk laufen würde. Das hat sich so nicht erwiesen, weil die Technik nicht immer zuverlässig funktioniert: Funkzähler dürfen nur eine geringe Sendeleistung haben und wenn etwas davorsteht, da reicht manchmal ein Sofa, funktioniert es unter Umständen nicht mehr sicher. Schon wenn ein Aufzug im Haus ist, kann es zu Störungen kommen. Die Verfahren sind in der Theorie gut, in der Praxis treten aber immer wieder Schwierigkeiten auf.

Dafür erlebt der M-Bus schon einige Zeit eine echte Renaissance. In Neubauten wird jetzt immer häufiger ein zweiadriges Buskabel mitverlegt, was kaum Mehrkosten verursacht. Im Altbau ist das natürlich problematisch, allerdings hilft dort der wireless M-Bus weiter, der sich mit dem kabelbasierten M-Bus kombinieren lässt. Unserer Meinung nach liegt in der Vernetzung der Zähler mit M-Bus-Technologie die Zukunft. Das ist günstig und hinterher hat der Betreiber ein stabiles System. Das ist in den letzten Jahren extrem gekommen.

Die Bus-Technologie ermöglicht auch die Vernetzung weiterer Gewerke im Haus. Neben den Zählern lassen sich automatische Rollos mit Einstellung der Lamellen, Schließmechanismen für Fenster, Lüfter und Klimaanlagen einbinden. Neben dem M-Bus gibt es weitere Systeme wie den Profi-Bus oder LON. Ebenso gibt es übergeordnete Systeme wie BACnet oder KNX. Unser Vorteil ist, dass wir mit den Geräteherstellern eng zusammenarbeiten und die Systeme leicht kombinieren können.

Im Bestand favorisieren wir aber immer noch die Funktechnologie, wo es eben geht. Wir machen auch kombinierte Anlagen, was die wenigsten können. Hierbei führen wir die Informationen vom wireless M-Bus und dem kabelgebundenen M-Bus auf dem Rechner zusammen. Der Markt für die Vernetzung der Zähler hat sich in den letzten Jahren stürmisch entwickelt, dennoch ist er vom Gesamtvolumen her noch in den Anfängen. Es gibt im Neubau immer noch Ausschreibungen, wo das Bus-Kabel vergessen wird. Hier beraten wir viele Bauherren und legen die Anlagen auch aus.

SBZ: Und mit welchen Argumenten überzeugen Sie Ihre Bauherren?

Molliné: Wir haben gerade ein Objekt mit 400 Wohnungen und 200 Läden. Dafür waren zunächst Zähler ohne Bus-Technologie ausgeschrieben. Denken Sie mal darüber nach, wie viele Abrechnungen Sie in einem solchen Objekt aufgrund von Umzügen machen müssen. Bei den Wohnungen klingelte früher der Ableser und es war in der Regel jemand zu Hause. Heute ist das die Ausnahme. Oder im Ladengeschäft: Wenn ein Mieter zu einem unpassenden Datum kündigt, kann es über ein Jahr dauern, bis er die Endabrechnung bekommt. Wie oft ist er dann nicht mehr auffindbar oder schlicht pleite? Mit einem klassischen Messdienstleister lassen sich solche Aufgaben nicht mehr sinnvoll und kostengünstig bewältigen. Bei der Erfassung mit M-Bus kann der Betreiber im Prinzip jederzeit eine exakte Abrechnung in Eigenregie machen, wenn er mit dem Versorger die Daten austauschen kann. Hat er in eine vernünftige Softwarelösung investiert, dann ist das kein schwieriges Problem mehr. Der Verwalter eines solchen Objekts kann theoretisch sogar auf monatliche Abrechnungen umstellen. Dann könnte es mit den Energiekosten so funktionieren, wie wir es vom Telefon gewohnt sind. Für solche Lösungen gibt es derzeit zwar noch datenschutzrechtliche Probleme, aber auch diese werden lösbar sein.

Kurze Mess- und Abrechnungszyklen wirken sich positiv auf den Verbrauch aus, weil ein schnelles Feedback den bewussten Umgang mit Energie enorm fördert. Die Praxis lehrt, dass hier durchaus 20 bis 25 % Kosteneinsparungen erreicht werden können. Die Vorteile von monatlichen Abrechnungen werden deshalb auch in politischen Kreisen diskutiert. Die vernetzte Messtechnik bietet dem Betreiber von Immobilien noch weitere Vorteile: Beispielsweise lassen sich Leckagen automatisch erkennen. Auch ein umfassendes Monitoring der Energieverbräuche ist möglich. Wir selbst begleiten auch mehrere Forschungsprojekte zu diesen Themen.

SBZ: Sie haben seit einem guten Jahr auch ein mobiles Messgerät für die Erfassung von Wärmeströmen in Rohrleitungen auf Ultraschallbasis im Angebot. Können Sie unseren Lesern ein paar Informationen dazu geben?

Molliné: Die Analyse von Bestandsanlagen hat sich immer mehr zu einem interessanten Markt entwickelt. Mit dem Clamp-On haben wir ein mobiles Messgerät, das sich außen am Rohr anschnallen lässt. Industrie und Kommunalbetriebe haben großes Interesse, weil sie Energie einsparen wollen. Dazu sind zunächst einmal Energiebilanzen erforderlich. Der Einbau von Zählern lohnt sich jedoch selten, weil die Messungen meist nur über einen kurzen Zeitraum gehen sollen. Außerdem muss man die Rohrleitungen öffnen. Stellen Sie sich vor, Sie wollen eine Produktion unterbrechen, um irgendwo in 14m Höhe einen Zähler einzubauen. Der Clamp-On ist zwar kein billiges Gerät, aber er rentiert sich bei entsprechendem Einsatz sehr schnell. Eine Datenlogger-Funktion ist integriert und die Messwerte lassen sich per ­M-Bus auf einen Rechner übertragen.

Mit solchen Geräten lassen sich ganze Geschäftsideen entwickeln. Ein Handwerker oder Energieberater kann die Erstellung von Energiebilanzen als Dienstleistung im Rahmen von Tagessätzen anbieten. Er kann Betreibern dann genau sagen, welche Energieströme er in seinem Betrieb hat. Oft fließen zum Beispiel nur 100l/h durch ein Rohr, das für den zehnfachen Strom dimensioniert ist. Da lässt sich bei der Sanierung dann einiges einsparen. Auch der Abgleich von Energieströmen ist mit einer solchen Messtechnik möglich. Ich kann das Gerät in der Abwasserwirtschaft, in Kraftwerken, in der Gebäudetechnik einsetzen. Mit Zubehör kommt die Ausrüstung auf rund 8000 Euro – abgespeckt liegt sie bei 5000. Wie gesagt, billig ist es nicht, aber es gibt immer mehr Installateure und Heizungsbauer, die der Überzeugung sind, dass solche Dienstleistungen Zukunft haben. Und die kaufen sich dann auch einen Koffer mit der Ausrüstung. Wir bieten die Geräte aber auch zum Mieten an.

SBZ: Wir haben jetzt einiges über neue Technologien gehört, die alle auch entsprechend anspruchsvoll sind. Wie soll der Installateur diese ganzen Herausforderungen bewältigen und wie soll er beispielsweise seinen Kunden davon überzeugen, dass er von einer alten Zählertechnik auf Ultraschall umsteigt?

Molliné: Die Ultraschall-Technik ist immer noch etwas teurer, aber wenn der Zähler über die Eichgültigkeit gerechnet keine 10 Euro mehr pro Jahr kostet, aber die alte Technologie dafür 1000 Euro Energiekosten zu viel oder zu wenig misst, dann steht das in keinem Verhältnis mehr.

Das Problem unserer Branche ist immer wieder, dass die Produkte sehr erklärungsbedürftig sind, was auch ein starkes Spezialistentum zur Folge hat. Das gilt sowohl für uns als spezialisierten Großhändler als auch für unsere Kunden aus dem Fachhandwerk. Die Firma WDV/Molliné hat heute gut 100 Mitarbeiter. Etwa die Hälfte davon ist im Bereich Schulung und Beratung im Innen- und Außendienst tätig. Wir haben einen Schulungsleiter und machen praktisch jeden Tag Schulungen für unsere Mitarbeiter, weil die Sachen so komplex sind. Dieses Know-how ist unser Kapital. Wir haben Ingenieure, wir haben Heizungstechniker, Heizungsbaumeister und wir haben EDV-Spezialisten. Um den Markt für unsere Produkte vorzubereiten, gehen wir in Kliniken, Industrie, kommunale Einrichtungen, Schwimmbäder und zu Fachingenieuren. Immer mehr Betreiber wollen wissen, wie sie ihre Verbräuche besser kontrollieren können, wie sie ein Monitoring machen können und wie das mit der Vernetzung funktioniert. Auch den Schulungsbereich für Installateure bauen wir parallel dazu immer weiter aus.

SBZ: Können Sie Ihren Kunden aus dem Fachhandwerk beim Einstieg in die automatisierte Messwerterfassung auch praktische Unterstützung anbieten? Ich denke, hier ist die Einstiegshürde besonders groß.

Molliné: Dieser Einstieg lässt sich sicher nur in enger Zusammenarbeit leisten. Wenn wir nach dem Zählereinbau den Schritt weiter gehen, also die Aufschaltung in eine Datenverarbeitung, programmiert das unser Servicetechniker in Zusammenarbeit mit dem Handwerker. Dieser Markt wird immer wichtiger, denn Wohnbaugesellschaften und Facility-Manager wollen sich unabhängig von der Abrechnungsbranche machen.

Bei der kompletten Hausautomation kommt auf den Handwerker noch ein weiteres Problem zu, denn jeder Hersteller formatiert seine Daten anders. Damit die Datenkommunikation am Schluss funktioniert, ist der Handwerker auf die Zusammenarbeit mit Profis wie uns angewiesen. Zurzeit wollen Verbände und große Firmen ihre Standards durchsetzen. Entscheidend ist aber, dass Kommunikation künftig hauptsächlich über Kabel geht, weil der Funk eben nur bis zu bestimmten Grenzen geht. Wandstärken, Armierungen und andere Faktoren entscheiden darüber, ob es in der Praxis funktioniert.

SBZ: Was empfehlen Sie unseren Lesern für das Tagesgeschäft?

Molliné: Die Installateure sollten nicht nur einfach den Zähler austauschen, sondern sie sollten zunächst einmal beraten, was die Technik heute kann. Das hat sich bei weitem noch nicht herumgesprochen. In den Zeitungen wird zwar viel über Fernauslesung berichtet, aber bei den Kunden ist es noch nicht überall angekommen. Glücklicherweise gibt es schon einige innovative Installateure, aber das müssen noch mehr werden. Besonders wichtig sind die Busleitungen für den Neubau. Ein paar zusätzliche Kabel, das sind Cent-Beträge. Aber wenn ich die nicht drin habe, verschlafe ich die Zukunft. Ob das nachher M-Bus, Profibus, Lonbus oder etwas anderes wird, ist zweitrangig, aber ich muss eine geeignete Verkabelung in den Wänden haben. Wir favorisieren den M-Bus, der sich mit wireless M-Bus sehr gut kombinieren lässt. Wo ich mit dem Kabel nicht hinkomme, kann ich einfach mit Funktechnik überbrücken – oder umgekehrt.

SBZ: Wie wird sich der Markt in den nächsten zehn Jahren verändern?

Molliné: Ich gehe davon aus, dass es immer weniger mechanische Zähler geben wird. Was leider bleiben wird, sind die vielen verschiedenen Standards. Die Unternehmen wollen ihre eigenen Bussysteme, ihre eigenen Messkapseln, ihre eigenen Gewinde usw. am Markt platzieren. Ich persönlich finde das nicht gut, auch wenn wir davon leben, dass wir diese ­Nischen bedienen. Schön wäre es, wenn wenigstens die Installateure auf Standards fokussieren würden. Bei Zählern wäre dies das Koax-2“-System, das z.B. in Hamburg schon lange Pflicht ist. Dieses setzt sich im Markt auch immer mehr durch und jeder Anbieter hat dafür Zähler im Programm. Dann sollten sich Installateure an Standard-Einbaumaße halten, damit die Betreiber der Gebäude unabhängig bleiben. Das vereinfacht den Eichaustausch und verringert Folgekosten. Wenn etwas Exotisches eingebaut wurde, muss der Handwerker oft mehrmals anrücken. Mit Standardmodellen hat er es einfacher und die Geräte sind oft sogar gleich im Auto vorrätig. Deshalb mein Appell: Halten Sie sich an Normen!

SBZ: Ihr Geschäft ist sehr beratungsintensiv. Daraus können Internethändler ihren Profit schlagen. Haben Sie damit Probleme?

Molliné: Die Beratung kostet enorm viel Geld und es gab natürlich Fälle, wo Handwerker dann beim Garagenhändler im Internet kauften. Andererseits kommt unser Geschäft niemals ohne intensive Beratung aus. Dazu möchte ich festhalten, dass ich nicht der Meinung bin, dass die Installateure von heute schlechter qualifiziert seien als früher. Das Gegenteil ist der Fall. Die Gewerke sind ungeheuer komplex geworden und mit dem Wissen, das Installateure heute haben müssen, ziehen sie sicher mit den meisten Akademikern gleich.

Damit wir uns weiterhin unsere Beratungsintensität leisten können, verwenden wir Eigennamen und haben uns diese auch schützen lassen. Auf eine ähnliche Weise können es auch Handwerker der Billigkonkurrenz etwas schwerer machen. Müssen in den Angeboten unbedingt die exakten Bezeichnungen der Hersteller verwendet werden, mit denen sich innerhalb von zehn Minuten die billigsten Angebote im Internet recherchieren lassen? Wenn der Installateur einfach nur Wärmezähler oder Badewanne in sein Angebot schreibt, erschwert das die Schnäppchenjagd schon einmal erheblich.

SBZ: Herzlichen Dank für das interessante Gespräch und Ihre Tipps.

Info

Terminsache HKVO

Die Heizkostenverordnung (HKVO) schreibt die Erfassung der Wärmemengen für die Warmwasserbereitung in Mietshäusern mit einem Wärmezähler vor. Stichtag für die Nachrüstung ist der 1.1.2014. Wo noch nichts geschehen ist, wird es also Zeit. Einen umfangreichen Fachbeitrag hierzu haben wir bereits in der SBZ 5/2012 veröffentlicht. Sie finden ihn auf der SBZ-Homepage im Archiv mit der Suchabfrage „Schluss mit Bestandsschutz“.

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