Die gemeinnützige Bau- und Siedlungsgesellschaft GmbH (GBS) in Dillingen verfügt als städtischer Wohnungsanbieter über rund 350 Wohneinheiten. Drei Wohnblöcke mit insgesamt 80 Wohneinheiten und ein weiterer mit 24 Wohneinheiten wurden in den 1970er-Jahre gebaut. Anfang der 1990er-Jahre hat das Wohnungsunternehmer umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen wie neue Fenster, Dacherneuerung Balkoninstandsetzung und Wärmedämmung an den Außenwänden durchgeführt. Die Heizung der Wohnungen erfolgte über Einzelöfen in den Fluren und Wohnzimmern. Es gibt verschiedene Wohnungen mit Flächen von 30 bis 75 m². Für die die Warmwasserversorgung sind Gasthermen installiert.
Da sich trotz Wärmedämmung der Fassaden immer wieder Schimmel an den Außenwänden der Wohnungen einstellte und darüber hinaus sich die Räume mit den Einzelöfen bei niedrigen Außentemperaturen nicht ausreichend erwärmen ließen und die Klagen deswegen nicht verstummten, entschloss sich die neue Geschäftsleitung aus Gründen der Mieterzufriedenheit und auch wegen einer vereinfachten Abrechung Kombithermen für Warmwasser sowie Heizwärme nachzurüsten.
Ein Referenzprojekt zeichnet den Weg vor
Da bereits Erfahrungen von einer umgebauten und modernisierten Wohnanlage mit 36 WE im benachbarten Saarlouis vorlagen, wurde der Geschäftsleitung hinsichtlich der Heizungswärmeverteilung vorgeschlagen, Sockelheizleisten anstatt der sonst üblichen Heizkörper einzubauen.
Besuche bei einigen der Nutzer dieser Technik und Nachfragen zu den Erfahrungen überzeugten letztlich die Geschäftsleitung der GBS Dillingen. Den Ausschlag gaben die Berichte der Bewohner über ein gutes Behaglichkeitsempfinden und die günstigeren Verbrauchsdaten, die durch Vergleich von Abrechnungen des Fernwärmeanbieters zahlenmäßig belegt wurden.
Daraufhin wurden die Wohnungen in Dillingen hinsichtlich ihres baulichen Zustandes und insbesondere der vorhandenen Heizung erfasst. Die Planung der Sockelheizleisten hat Franz-Josef Schrapper, Geschäftsführer von Energy-Com aus Cloppenburg, fachlich begleitet. Das Unternehmen stellt die Sockelheizleisten her und vertreibt diese an das Fachhandwerk. Für die Wärmeverteiler ließ das Wohnbauunternehmen vier Lose ausschreiben und beauftragte schließlich zwei Firmen mit der Ausführung. Die Arbeiten sollen bis Ende September 2013 fertiggestellt sein.
Möglichst geringe Eingriffe in die Bausubstanz beim Sanieren
Die vorhandenen Thermen werden ebenso wie alle sonstigen Wärmeerzeuger demontiert und entsorgt. Im Austausch kommen jetzt Kombithermen von Vaillant zum Einsatz. Die vorhandenen Leitungen für die Warmwasserversorgung lassen sich weiter nutzen und an die neuen Thermen anschließen. Danach erfolgt die Installation des Vor- und Rücklaufs der Wärmeverteilung. Die Rohrleitungen werden zu den einzelnen Wohnräumen unter dem vorhandenen Estrich im Flur und an den Innenwänden der übrigen Räume auf Putz in Kunststoffleisten (HZ Hans Weitzel) zu den Außenwänden geführt. Dort werden die Sockelheizleisten von Energy-Com auf der Außenwand montiert. Vorhandene Heizkörpernischen werden zunächst mit einem Trockenbausystem 2-lagig bündig mit den Anschlusswänden geschlossen.
Die Sockelheizleisten bestehen aus einer Basis-Wandblende aus Aluminium mit einer Dicke von 2 mm. Darauf wird das vorgefertigte Heizregister bestehend aus zwei Kupferrohren (Durchmesser 15 mm) sowie aufmontierten Kupferlamellen in Kunststoffklipse eingedrückt. Die Verbindung der einzelnen Rohre erfolgt über Pressfittings. Am Schluss wird die Abdeckblende, ebenfalls 2 mm dick, aufgeklippt. Diese ist jederzeit und ohne großen Aufwand demontierbar.
Zum Ausgleich der Längenausdehnung werden an den Wandecken und am Ende des Vorlaufes Umlenkkompensatoren aus Edelstahl eingearbeitet. Die Wärmeregulierung der einzelnen Räume erfolgt jeweils über in den Vorlauf eingebaute handelsübliche Thermostatventile sowie einer elektronischen Steuerung der Kombitherme, die in einem Referenzraum – in der Regel das Wohnzimmer – montiert ist. Da die Gebäude bewohnt sind und die Mieter die Küchen völlig unterschiedlich eingerichtet haben, sind jeweils vor Ausführung individuelle Lösungen zwischen ausführendem Unternehmen und Bauüberwachung erforderlich.
Dort, wo die geplante Verlegung einer Sockelheizleiste, z.B. in der Küche zur Zeit ohne größeren Aufwand nicht realisierbar ist, werden Anschlussmöglichkeiten für eine spätere Nachrüstung bei einem Mieterwechsel vorgesehen.
Nutzen der Wärmeverteilung über Sockelheizleisten
Der Heizungsbauer Alfred Eisenschink schreibt in seinem Buch: „Falsch geheizt ist halb gestorben“, dass die Strahlungsheizung mit Sockelheizleisten eine bereits seit langem bekannte, jedoch in der Heizungsbranche überwiegend ignorierte Technik ist. Haustechnikingenieure lernen in ihrem Studium nichts über die Berechnungsmöglichkeiten dieser Art der Wärmeverteilung. Und was man nicht berechnen kann, kann auch nicht funktionieren – so die Aussage so mancher Planer.
Der Architekt Prof. Dr.-Ing. Claus Meier von der TU Berlin schreibt seit Jahren über dieses Thema in Fachzeitschriften und nicht zuletzt in seinem Buch „Energiesparen am Gebäude“ sowie dem 2010 erschienenen Buch „Phänomen Strahlungsheizung“. Dieses werde, so der Autor, oft als Spinnerei abgetan, dabei gebe es zahlreiche Hinweise, in der Hauptsache von Anwendern, Bauherren und Nutzern, dass die Strahlungsheizung durchaus die Wärmeverteilung der Zukunft sein könnte. Hüllflächentemperierung heiße das Gebot der Stunde, wenn man den krankheitsfördernden und sich ständig ausbreitenden Schimmel in den nach EnEV-Vorgaben gedämmten Wohnungen verhindern wolle. Als Hüllfläche wird dabei die Gesamtheit aller Innenflächen des Raumes bezeichnet, also Wände, Decke und der Fußboden.
Konvektionsheizungen erreichen nicht die Ecken
Die Forderung nach Hüllflächentemperierung ist nur durch eine Strahlungsheizung und nicht durch Konvektionsheizungen erfüllbar. Die warme Luft von Heizkörpern (Konvektion) erreicht nicht die Ecken der Wohnraumwände und häufig nicht einmal den Übergang von der Wand zur Decke direkt über dem Heizkörper. Die aufsteigende Luft bewegt sich gemäß der physikalischen Strömungsgesetze eben nicht bis in die Ecke und dann rechtwinklig unter der Decke fort. Sie bildet Konvektionswalzen aus und bewegt sich in entsprechenden Kurven. Aus diesem Grunde bleiben bei Konvektionsheizungen meistens auch die Ecken kälter und werden so anfällig für den Schimmelbefall.
Temperaturen unter 12,6 °C und relative Raumluftfeuchten über 70 % lassen bei entsprechendem Nahrungsangebot (in der Regel organische Stoffe wie Tapeten und Farben) sofort den Schimmelpilz sprießen. Dieser ist nicht nur unansehlich, sondern gefährdet mit seinen toxischen Abbauprodukten die Gesundheit der Menschen. Lungenfachärzte bestätigen diese Zusammenhänge, wenn man sie auf dieses Thema anspricht. Unternehmen wollen sie selbst jedoch selten etwas dagegen, da dies nach ihrer Auffassung nicht ihre Aufgabe sei.
Architekt Claus Meier schreibt in seinem Buch, dass die physikalischen Vorzüge der Strahlungsheizung, gemeint sind hier im einzelnen Sockelheizleisten, offenes Feuer, Deckenstrahler und Flächenheizsysteme für Wand, Fußboden oder Decke derart gravierend sind, dass es nach wie vor unverständlich bleibe, wieso diese gegenüber den Konvektionsheizungen immer noch eine derart geringe Verbreitung finden. Der Grund liege meist in einer fehlerhaften Bewertung und Beurteilung der Strahlungsheizungen durch die etablierte Heiztechnik.
Auch der Energieverbrauch lässt sich signifikant senken
Strahlungsheizungen erwärmen weniger die Luft, sondern überwiegend feste Substanz. Beim Erwärmen der Luft mit Konvektionsheizungen wird für das Erreichen des Behaglichkeitsempfindens wesentlich mehr Energie benötigt, als bei einer Strahlungsheizung. Und so berichten die Nutzer von Sockelheizleisten auch fast einhellig, dass bereits bei einer Raumtemperatur von 18°C ein ausreichendes Behaglichkeitsempfinden vorhanden sei. Dies sei vorher erst bei 21 bis 22°C der Fall gewesen. Verbrauchsvergleiche vor und nach dem Einbau von Sockelheizleisten ergaben, dass der Energieverbrauch um 25 bis 30 % reduziert wurde – alles ohne den Austausch von Fenstern oder anderen Maßnahmen zur Wärmedämmung.
In diesem Zusammenhang sei noch zu erwähnen, dass eine Innendämmung mit Polystyrol aus physikalischen Gründen kontraproduktiv ist. Die massive Wand erwärmt sich durch die größere Wärmeleitfähigkeit gegenüber leichteren Baustoffen über die an der Wand aufsteigende Luftströmung (Wärmebeschleierung) aus der Sockelleiste besser als wärmedämmende Baustoffe. Die Wand strahlt diese Wärme in den Raum bis auf die gegenüberliegende Wand, wo sie teils absorbiert und teils reflektiert wird. Dieser Strahlungsaustausch findet mit Lichtgeschwindigkeit statt. Dies ist auch eine Erklärung dafür, dass das Behaglichkeitsempfinden der Bewohner bereits nach einer relativ kurzen Heizzeit eintritt.
Gegenüber Heizkörpern oder Konvektoren aus Stahl haben Sockelheizleisten einen höheren Preis allein schon durch die höherwertigen Werkstoffe Aluminium oder Kupfer. Im Betrieb ergeben sich dafür aber wesentlich geringere finanzielle Aufwendungen durch die Energieeinsparung. Der Mehrpreis beim Einsatz dieses Heizsystems amortisiert sich deshalb relativ schnell.
Gute Verkaufsargumente bei der Wohnungswirtschaft
Wohnungsbauunternehmen und gewerbliche Vermieter können Mietkürzungsausfälle wegen Schimmelpilzbildungen durch den Einsatz von Sockelheizleisten drastisch vermindern. Das Wachstum der Schimmelpize ist nichts anderes als ein Hinweis aus der Natur, dass die dichten Fenster, die Wärmedämmverbundsysteme und letztlich auch die Konvektionsheizung falsche Maßnahmen sind, um energiekostenreduziert und gesund zu leben bzw. zu wohnen.
Qualifizierte Heizungsbauunternehmen haben bei Wohnbauunternehmen mit der Anwendung der Strahlungswärme über Sockelheizleisten eine gute Problemlösung parat, insbesondere, wenn eventuelle Schadensersatzforderungen durch Schimmel zu erwarten sind. Die Technik bietet aber auch dem normalen Hausbesitzer gute Möglichkeiten, in eine gesunde und wirtschaftliche Heizungstechnik zu investieren.
Info
Zweigleisiger Vertrieb
Die Heizleisten werden von der Firma Energy-Com, 49661 Cloppenburg, hergestellt und vertrieben. Der Vertrieb über das Handwerk in Deutschland und Österreich erfolgt auch über die der Würth-Gruppe zugehörigen IVT Installations- und Verbindungstechnik, 91189 Rohr.
Autor
Dipl.-Ing. Hans-Günter Leidinger ist Sachverständiger für Bauausführungen und Inhaber des gleichnamigen Sachverständigen- und Ingenieurbüros, 66386 St. Ingbert, sibleidinger@web.de