Der Anteil der Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Energien steigt in Deutschland schnell an. Wesentliche Gründe für diese dynamische Entwicklung sind die zunehmenden Kosten für fossile Brennstoffe, die staatliche Förderung für die regenerativen Wärmetechnologien und die steigende Relevanz einer umweltverträglichen Energieerzeugung. Bei vielen anstehenden Modernisierungen und Neubauten werden Biomasseanlagen, Solarthermie oder Wärmepumpen zum Einsatz kommen. Das Potenzial für ein weiteres Wachstum der erneuerbaren Energien im Wärmemarkt ist langfristig gegeben. In deutschen Haushalten gibt es aktuell circa 17 Mio. Wärmeerzeuger, von denen nur 10 % dem aktuellen Stand der Technik entsprechen. Die aktuelle Studie „Erneuerbare Energien im Wärmemarkt bis 2020“ von Trend:research analysiert die Entwicklung der erneuerbaren Energien bei der Wärmeerzeugung und vergleicht die Einsatzmöglichkeiten und Potenziale von Biomasseanlagen, Solarthermie und Wärmepumpen (siehe Kasten).
Gesetzliche Rahmenbedingungen beschleunigen Veränderungen
Der Wärmemarkt ist derzeit noch von der Nutzung konventioneller Energieträger mit einem Anteil von über 90 % geprägt. Trotzdem werden bereits über eine Million Wohnungen mit Biomasse, Sonne oder Wärmepumpen beheizt. Vor allem Eigenheimbesitzer nutzen diese Energien zur Wärmeversorgung. Im Jahr 2008 lag der Anteil der betrachteten Technologien, die erneuerbare Energieträger nutzen, gemessen am Wärmeverbrauch, bei circa 7,3 % des Gesamtwärmemarktes (Bild 1). Der Gesamtwärmebedarf hatte dabei einen Umfang von rund 1,35 Mio. GWh.
Das ab 1. Januar 2009 in Kraft getretene Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) hat das ambitionierte Ziel, bis zum Jahr 2020 einen Anteil von 14 % der Wärmeversorgung aus erneuerbaren Energien zu erreichen. Dies würde einer Verdoppelung des derzeitigen Marktanteils im Wärmemarkt von circa sieben Prozent entsprechen. Dafür schreibt das Gesetz eine Nutzungspflicht für erneuerbare Energien zur Wärmeversorgung für Gebäude vor, die nach dem 31.12.2008 fertiggestellt werden. Den Anforderungen des EEWärmeG kann vor allem durch den Einsatz von Solarthermie und Umweltwärme (in Form von Wärmepumpen) sowie fester Biomasse (z.B. Holzpellets) entsprochen werden. Andere durch das Gesetz geförderte klimaschonende Maßnahmen sind die Verbesserung der energetischen Dämmung von Gebäuden und die Versorgung von Haushalten durch Abwärme oder Wärme aus Kraft-Wärme-Kopplung zu mindestens 50 %.
Solarthermie und Wärmepumpen haben das größte Potenzial
Für die Studie wurde das Potenzial der derzeit auf dem Markt am häufigsten vertretenen Technologien, die erneuerbare Energien nutzen, in einem Ranking von Trend:research bewertet. Die Bewertung erfolgte anhand eines Technologiepotenzialindex (TPI). Die Basis für diesen Index bilden die unterschiedlich gewichteten Kriterien Betriebskosten, Technologiestatus, theoretisches und technisches Potenzial, Investitionskosten pro kW, Kostenentwicklung, Exportpotenzial, Kenntnisstand sowie Akzeptanz der Technologie in Politik und Gesellschaft. In den TPI fließen einerseits die Einschätzungen der Befragungsteilnehmer der Studie und andererseits Informationen aus dem Desk Research ein. Aus der Punktzahl und der Gewichtung ergibt sich eine maximal zu erreichende Zahl von 500 Punkten.
Mit 381 von 500 möglichen Punkten erreichte die Solarthermie in dem technologieübergreifenden Ranking den ersten Platz, vor den Wärmepumpen mit 364 Punkten (Bild 2). Anzumerken ist noch, dass der praktische Einsatz der Technologie auch von den spezifischen Anforderungen des zu versorgenden Objekts abhängig ist. Dies kann die Wahl der einen oder anderen Technologieart stark begünstigen. Die Aussage des Technologiepotenzialindex wertet die jeweilige Technologie lediglich anhand der verwendeten, marktnahen Kriterien.
Öffentliche Förderung wird das Marktwachstum antreiben
Ausgehend von der Bewertung der Technologiepotenziale ermittelt die Studie den Anteil der erneuerbaren Erzeugungstechnologien im Wärmemarkt anhand von drei Szenarien („progressives“ Szenario, Referenzszenario, „degressives“ Szenario). Bei diesen Prognosen werden neben den Potenzialen auch die Faktoren betrachtet, die die Marktentwicklung behindern, so dass eine realistische Entwicklung des Marktes aufgezeigt wird. Wesentliche Prämissen, von denen der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien im Wärmemarkt abhängt, sind neben den Neubauraten von Gebäuden, der allgemeine konjunkturelle Verlauf und die gesetzlichen Rahmenbedingungen. In der Einschätzung von Trend:research wird die kommunale und staatliche Unterstützung erneuerbarer Energien zur Erzeugung von Wärme in den kommenden Jahren weitergeführt werden. Insbesondere in den Jahren bis 2012 wird die öffentliche Förderung den Markt für erneuerbare Wärmetechnologien stark unterstützen und das Marktwachstum antreiben.
Beim Wohnungsbau ist in den kommenden Jahren nach überstandener Wirtschaftskrise mit einer Steigerung beim Neubau von Wohnungen pro Jahr zu rechnen. Nach einem kleinen Boom im Wohnungsbau wird die Neubaurate nach 2012 wieder etwas zurückgehen und es wird nur geringe Veränderungen bei den jährlich neu gebauten Wohneinheiten geben.
Im Folgenden wird der prognostizierte Zubau der im Ranking von Trend:research zweitplazierten Technologie der Wärmepumpen aufgezeigt. Dies stellt beispielhaft die ansteigenden Zubauraten der erneuerbaren Energien im Wärmemarkt dar (Bild 3). Im Falle der Wärmepumpen wird das Wachstum durchschnittlich 6 % betragen. Die Steigerung verläuft dabei bis zum Jahr 2014 relativ gleichbleibend, danach wird ein leichter Rückgang im Zubau prognostiziert.
Zuwachs von Wärmepumpen, Solarthermie und Biomasseanlagen
Gegenüber der Solarthermie und der Biomasseanlagen hängt die Zahl der zugebauten Wärmepumpen besonders stark von der Neubaukonjunktur ab, da insbesondere Sole/Wasser-Wärmepumpen fast ausschließlich im Neubau zum Einsatz kommen. Wie die Anzahl der Wärmepumpen steigt auch die Anzahl der solarthermischen Anlagen und somit die installierte Leistung in den kommenden Jahren weiter stark an. Ausschlaggebender Grund für die weitere Steigerung der Absatzzahlen ist bei der Solarthermie die zunehmende Wirtschaftlichkeit der Anlagen. Eine vollständige Versorgung mit der Solarthermie ist aber noch kein „großes“ Thema in der Branche. Im Rahmen der aktuellen Befragung zur Studie gaben nur vereinzelte Interviewteilnehmer an, dass Solarthermie als autarkes System sinnvoll einsetzbar wäre. Vor allem für den hohen Bedarf in der winterlichen Heizperiode wäre ein Quantensprung bei den Speichertechnologien notwendig.
Der Zubau von Biomasseanlagen steigt in den kommenden Jahren noch wesentlich an und wird dann aufgrund des begrenzten Potenzials holzartiger Biomasse ab circa 2014 geringer ausfallen. Jedoch wird es verstärkt zu Ersatzinvestitionen in dem Sektor kommen. Wie aus der Abbildung 4 ersichtlich wird, steigt durch den geringeren Zubau die installierte Leistung bei den Biomasseanlagen nach 2014 nur noch leicht an, die dargestellte kumulierte Leistung wird deshalb nur geringfügig größer. Der Anteil der Biomasseanlagen am gesamten Wärmemarkt steigt, da der Wärmebedarf insgesamt geringer wird.
Die politische Zielsetzung wird übertroffen werden
Hinsichtlich der Entwicklung der durchschnittlichen Anlagenleistung der einzelnen Anlagen aller drei betrachteten Technologien prognostiziert Trend:research, dass diese konstant bleiben wird. Aufgrund besserer Dämmung wird die notwendige Leistung für Einfamilienhäuser zwar leicht sinken. Im Gegenzug wird eine höhere Anzahl von größeren Anlagen für gewerbliche Zwecke installiert. Bei den erneuerbaren Energien im Wärmemarkt wird somit das Leistungsspektrum der Anlagen immer vielfältiger.
Die politische Zielsetzung, wonach im Jahr 2020 erneuerbare Energien im Wärmemarkt mindestens einen Anteil von 14 % erreichen sollen, wird übertroffen. Bild 5 zeigt, dass nach Prognose von Trend:research der Wärmemarkt zwar noch von konventioneller Wärmetechnik dominiert wird; die Erneuerbaren erreichen 2020 jedoch im Referenzszenario bereits einen Anteil von 16,2 %. Die Wärmeerzeugung aus Bioenergie kann sich trotz begrenzter Biomassevorkommen in etwa verdoppeln, während Solarthermie (1,6 %) und Geothermie (1,3 %) ihren Anteil relativ gesehen jeweils fast vervierfachen können. Dabei wird ein nur leicht abnehmender Gesamtwärmebedarf mit rund 1,29 Mio. GWh zugrunde gelegt.
Zunehmende Wettbewerbsintensität unter den Anbietern
Trotz des Anstiegs der Anlagenanzahl und der installierten Leistung weisen die Befragungsergebnisse auf eine mittelfristig sehr hohe Wettbewerbsintensität bei den Anbietern von erneuerbaren Energieanlagen im Wärmemarkt hin. Bild 6 zeigt beispielhaft die erhöhte Wettbewerbsintensität im Bereich der Solarthermie: Im Bereich Solarthermie stellen 80 % der Befragten gegenwärtig mindestens eine hohe Wettbewerbsintensität fest, während nur 8 % von einer mittleren Wettbewerbsintensität und lediglich 12 % von einer niedrigen Wettbewerbsintensität ausgehen.
Bei den Einschätzungen für die Entwicklung der Wettbewerbsintensität bis 2010 gehen insgesamt wieder 80 % der Befragten von einer mindestens hohen Wettbewerbsintensität aus. Wie in Bild 5 zu sehen ist, ist dabei der Anteil derjenigen, die die Intensität 2010 als sehr hoch angeben, auf 65 % angestiegen. Dieser sprunghafte Anstieg der Nennungen, die eine sehr hohe Wettbewerbsintensität im Jahr 2010 erwarten, lässt auf einen besonders starken Wettbewerb unter den Anbietern von erneuerbaren Energieanlagen im Wärmemarkt schließen.
Trotzdem blicken die Hersteller von Heizungsanlagen, die mit regenerativer Energie betrieben werden, sehr optimistisch in die Zukunft. Die Entwicklungen der vergangenen Jahre haben für den Durchbruch der erneuerbaren Energien im Wärmemarkt gesorgt. Viele Hersteller sind der Ansicht, dass selbst die aktuelle Finanzkrise positive Auswirkungen auf ihren Bereich haben werde, da sie hoffen, von den Konjunkturprogrammen der Bundesregierung profitieren zu können.
Aktuelle Studie
Erneuerbare Energien im Wärmemarkt bis 2020
Die aktuelle Studie „Erneuerbare Energien im Wärmemarkt bis 2020” von Trend:research, Institut für Trend- und Marktforschung, analysiert die Entwicklung der erneuerbaren Energien bei der Wärmeerzeugung und vergleicht die Einsatzmöglichkeiten und Potenziale von Biomasseanlagen, Solarthermie und Wärmepumpen. Dabei werden u.a. Marktentwicklung und Wettbewerb betrachtet. Die Anforderungen der Zielkundengruppen sowie die Entwicklung von Angebot und Nachfrage bis 2020 werden im Detail dargestellt und untersucht.
Trend:research führte u.a. 158 strukturierte Interviews. Die Studie (1137 Seiten; Preis: 5600 Euro) richtet sich vor allem an Hersteller von Wärmeerzeugungsanlagen, an Systemanbieter und Großhändler sowie Wärmeversorger.
Trend:research ist seit über elf Jahren in der Energiewirtschaft und in angrenzenden Märkten tätig und hat mehr als 350 Studien im Angebot.
Weitere Infos sowie Bestellmöglichkeit:
Trend:research
28209 Bremen
Telefon (04 21) 43 73 0-0
Telefax (04 21) 43 73 0-11