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Eine unsichtbare  Legionellenwelle

„Als mögliche Gefahrenquellen galten vor allem die geschlossenen Hotels und Schwimmbäder.“

Jetzt ist es also doch passiert. Trotz eindringlicher Warnungen und Vorsichtsmaßnahmen wurden im Sommer deutlich mehr Legionellenerkrankungen erfasst als gewöhnlich. Das Robert Koch-Institut (RKI) hat für den Monat Juli 2021 einen signifikanten Anstieg an Legionellenerkrankungen festgestellt. Insgesamt wurden dem RKI bis dahin 313 Krankheitsfälle gemeldet, also im Schnitt 78,25 pro Woche. Im Jahr 2020 betrug die Zahl der Erkrankungen dagegen durchschnittlich 31,2 ­Fälle pro Woche.

In Baden-Württemberg zum Beispiel ist die Zahl der durch Legionellen ausgelösten Infektionen laut Landesgesundheitsamt (LGA) deutlich gestiegen. Von Juni bis Anfang August wurden 97 Fälle registriert, sieben davon mit tödlichem Ausgang. Das ist laut LGA die höchste Zahl an Erkrankungen im Vergleich zu den gleichen Zeiträumen der Jahre 2001 bis 2020. Eindeutige Verursacher konnten bisher nicht ausgemacht werden. Dazu sind die einzelnen Fälle regional zu weit verbreitet. Eine mögliche Ursache können Trinkwasseranlagen sein, in denen sich Legionellen während des Stillstands stark vermehrt haben. Es besteht zudem der Verdacht, dass verunreinigte Rückkühlanlagen oder Kühltürme Ursache der Infektionen sind. Nicht ganz auszuschließen ist weiter, dass es sich bei den gestiegenen Fallzahlen um Reiserückkehrer handelte, die sich eine Infektion am Urlaubsort eingefangen hatten.

Das Robert Koch-Institut (RKI) hatte bereits im vergangenen Jahr vor einer Ausbreitung von Legionellen nach längerem Stillstand gewarnt – auch in Trinkwassersystemen. Als mögliche Gefahrenquellen galten vor allem die geschlossenen Hotels und Schwimmbäder, in denen die Warmwassersysteme aufgrund des Lockdowns möglicherweise nicht gespült und desinfiziert wurden. Darüber hinaus hat das Institut aber auch die Rückkühlsysteme identifiziert, die während Produktionsschließungen nur unzureichend gewartet wurden.

Klar ist aber auch: Nach dem Ende des Lockdowns konnten selbst regelmäßige Spülungen an den Entnahmestellen nicht zwingend eine einwandfreie Trinkwasserhygiene gewährleisten. Dafür konnten sich Legionellen in der „Ruhephase“ zu unbehelligt vermehren und „Schlupfwinkel“ (Biofilme als Rückzugsort) ausbauen. Das Risiko eines Legionellenbefalls in der Installation hat sich meiner Meinung nach deutlich erhöht, aufgetürmt wie bei einer unsichtbaren Welle. Daran sollten Sie denken, liebe SBZ-Leser, wenn Sie mit Kunden bzw. Auftraggebern zu tun haben. Gerade bei großen Objekten und Liegenschaften. Unser Schwerpunkt „Trinkwasserhygiene“ versorgt Sie mit aktuellen Handlungsempfehlungen ab Seite 12 in dieser Ausgabe 14-2021.

Bleiben Sie gesund, Ihr

Dennis Jäger
SBZ-Chefredakteur

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