„Allzu leichtfertig wird der Begriff allgegenwärtig angebracht.“
Wie viel Panikmache ist angebracht, wenn das Thema Personalausstattung im SHK-Handwerk zur Sprache kommt? Fachkräfteknappheit, Mitarbeiterengpass – an Wortkompositionen jedenfalls mangelt es nicht, um die Situation zu beschreiben. Je nachdem, wer sich an welcher Stelle dazu äußert, steht entweder der Untergang der westlichen Zivilisation bevor oder mindestens ein Zusammenbruch jeglicher Infrastruktur in Deutschland, und das noch in diesem Jahr. Die meisten dieser Äußerungen beziehen kaum (bisweilen: gar nicht) tatsächliche Zahlen mit ein oder setzen sie ins Verhältnis zueinander.
Ein Beispiel: Allzu leichtfertig wird der Begriff Fachkräftemangel allgegenwärtig angebracht. Jüngst vermeldete das Statistische Bundesamt: „Die Zahl der Erwerbstätigen im Sanitär- und Heizungsbau innerhalb der vergangenen zehn Jahre war rückläufig: Bundesweit waren im Jahr 2021 insgesamt rund 275 000 Menschen in Sanitär- und Heizungsberufen beschäftigt – ein Rückgang von 9,4 % gegenüber 2012. Damals gingen knapp 303 000 Menschen einem solchen Beruf nach. Im Vergleich dazu ist die Zahl aller Erwerbstätigen im selben Zeitraum gestiegen.“ Und, um noch einen draufzusetzen, wurde von den Statistikern schnell noch eine düstere Prognose nachgeschoben: „Mehr als jeder fünfte (22,4 %) Erwerbstätige in Berufen des Sanitär- und Heizungsbaus war 2021 zwischen 55 und 64 Jahren alt und dürfte daher in den nächsten Jahren aus dem Berufsleben ausscheiden.“ Solche Aussagen ohne eine tiefergehende Betrachtung in die Welt zu setzen, halte ich für unverantwortlich.
Denn die Wahrheit ist eine andere: Im Jahr 2021 schlossen bundesweit ca. 7000 Menschen die Ausbildung zum Anlagenmechaniker SHK erfolgreich ab – Tendenz steigend, es werden Jahr für Jahr zunehmend mehr Azubis unter Vertrag genommen (trotz aller Schwierigkeiten bei der Suche nach geeigneten Kandidaten). Das überkompensiert die „errechneten“ Rentenabgänger. Auch dann, wenn man aus den 7000 noch die Personen rausnimmt, die nach bestandener Prüfung dem Handwerk (vorerst) den Rücken zukehren, um in einem anderen Zweig der SHK-Branche zu arbeiten oder um sich hochschulisch weiterzubilden.
Meine Meinung ist: Es wird zu oft und oft unpassend kritisiert, manchmal absichtlich übertrieben, manchmal unüberlegt. Fachkräftemangel, Fachkräftemangel, Fachkräftemangel! Dazu wird noch mit zweierlei Maßstäben gemessen. Wartezeiten von bis zu zwölf Monaten auf einen neuen Pkw (Mittelklasse, ab 30 000 Euro aufwärts) sind kein Problem, werden sogar eher stolz verkündet. Im Sinne von: „Hört her, ich bekomme einen begehrten XYZ, dauert gerade nur ein Jahr bis zur Auslieferung . . . “ Während dagegen das neue Bad in acht Wochen fertig zu sein hat und die neue Heizung bitte schon nächste Woche installiert sein soll.
Ja, es gibt unfassbar viel zu tun und ja, mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wären äußerst hilfreich. Aber, um die Frage zu Beginn des Textes noch zu beantworten: Die Panikmache ist überhaupt nicht angebracht. Die Weichen für mehr und für mehr qualifiziertes Personal im SHK-Handwerk sind schon lange gestellt, gerade die Verbände der Berufsorganisation (zeitzustarten.de) und andere Institutionen sind das Thema frühzeitig angegangen. Es dauert eben, bis die Effekte spürbar sind.
Wir sollten diese Botschaft als Branche geschlossen nach außen tragen und uns alle in mehr Geduld üben!
Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit, Ihr
Dennis Jäger
SBZ-Chefredakteur