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Kommt jetzt die Legionellen-Krise?

Eine schwierige Aufgabe brennt auf den Nägeln: kontaminierte Trinkwasser­installationen.

Das muss ich an dieser Stelle einfach loswerden: Ich ziehe meinen Hut vor jedem einzelnen Handwerksunternehmer. Wie Sie Ihre Betriebe durch dieses wirtschaftlich schwierige Fahrwasser lotsen – verantwortungsvoll ausgerichtet an der Gesundheit Ihrer Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten – das verlangt hohen Respekt. Oder besser noch: höchsten Respekt. Der Autor dieser Zeilen neigt selten zum Superlativ, in diesem Fall ist er aber zwingend angebracht.

Während wir SBZ-Macher aus der vermeintlich bequemen Perspektive des Homeoffice heraus die allgemeine Entwicklung und insbesondere das SHK-Branchengeschehen verfolgen, sind Sie vollauf damit beschäftigt, Ihre Unternehmen auf Kurs zu halten. Die Auswahl der Methoden bewegt sich allerdings zwischen zwei extremen Positionen. Vom totalen Stillstand (sprich: Betriebsruhe, Jahresurlaub nehmen und 100 % Kurzarbeit) über reduzierte Tätigkeitsumfänge (nur Wartungsaufträge, kleinere Projekte, Reparaturen und Notdienste) bis hin zu weiterhin vollem Einsatz – bei erhöhter hygienischer Sorgfalt. Gerade letztgenannte Unternehmergattung greift mit einer Jetzt-erst-recht-Mentalität zum Steuerrad, wie ich sie bisher selten wahrgenommen habe. Ich hoffe und wünsche mir, dass alle Ansätze in einen gesundheitlich und wirtschaftlich sicheren Hafen führen.

Eines ist sicher: Wenn der Corona-Sturm vorübergezogen ist, werden Sie und Ihr Know-how als SHK-Fachbetriebe mehr denn je benötigt. Das am Horizont wartende Klimaschutzpaket will endlich aus- und die Heizungsmodernisierung angepackt werden. Eine mindestens ebenso schwierige Aufgabe brennt allerdings aktuell schon auf den Nägeln: durch Legionellen kontaminierte Trinkwasserinstallationen. Die Zahl der Anlagen in Schulen, Sportstätten und Hotels, die seit Beginn der Corona-Schutzphase ungenutzt stillstehen, dürfte knapp bis an die Hunderttausend heranreichen. Da drängt sich schon die Frage auf: Stehen wir vor einer Legionellen-Krise? Auf Ihre Meinungen/Erfahrungen dazu bin ich gespannt – schreiben Sie mir (jaeger@sbz-online.de).

Dem Thema Trinkwasserhygiene haben wir weite Teile dieser SBZ-Ausgabe 6-2020 gewidmet. Neben dem Top-Thema (ab Seite 12) möchte ich Ihnen den Beitrag „Legionellen vorbeugen“ ab Seite 34 empfehlen. Unser geschätzter Autor Dietmar Stump beschreibt den Zustand während des Shutdowns und wie es zur Verkeimung der Rohrleitungen kommen kann. Dabei geht er auf Möglichkeiten ein, die Trinkwassergüte trotzdem aufrechtzuerhalten.

Kommen Sie gut durch die Krise,

Ihr

Dennis Jäger
SBZ-Chefredakteur