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SHK-Fachhandwerk als Anwalt der guten Raumluft

Inhalt

Mit der im Mai 2009 veröffentlichten Überarbeitung der Lüftungsnorm DIN 1946-6 gehören Kontrollierte-Wohnraumlüftungs-Anlagen (KWL-Anlagen) de facto zum allgemein anerkannten Stand der Technik. Selbst ohne energetische Maßnahmen an der Gebäudehülle führt schon der Einbau einfacher Abluft-Anlagen im Bestand zu Heizkostenersparnissen von knapp 20 %. KWL-Anlagen mit Wärmerückgewinnung erzielen Reduzierungen von fast 60 %, so das Ergebnis einer Studie im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung.

Auch für Mietobjekte sind KWL-Anlagen von Vorteil

Damit wird die kontrollierte Wohnungslüftung auch zunehmend für die Nachrüstung in Mietobjekten interessant. Denn sinken die Energiekosten einer Wohnung, profitiert von der besseren Marktstellung auch der Vermieter. Ein weiterer Vorteil: Löst die maschinelle Lüftung die Zufallslüftung durch den Mieter per Fensteröffnung ab, ist der Feuchteschutz der Bausubstanz gewährleistet – sogar in Phasen des Leerstands. Außerdem werden aufwendige Gerichtsverfahren vermieden. Denn der Mieter beklagt sich nach einer energetischen Sanierung durch die fehlende natürliche Lüftung über Schimmelbildung, empfindet den Aufwand für das Fensterlüften aber als unzumutbar. Und erhält damit vor Gericht häufig Recht.

Viele SHK-Fachhandwerker verfügen bereits über Erfahrung bei der Installation von KWL-Anlagen in Neubauten, vornehmlich in Eigenheimen. Wird eine mechanische Wohnungslüftung in vermieteten Bestandsobjekten eingebaut, kommen zu den technischen Anforderungen noch weitere Aufgaben auf Fachhandwerker zu. Beispielsweise die Beantwortung von Fragen der Wohnungsnutzer zum Hygieneerhalt der Lüftungsanlage oder der Eigentümer zu einer möglichen Mehrbelastung bei den Betriebskosten. Durch gezielte Aufklärung sowie fachgerechte Planung und Ausführung von KWL-Anlagen kann der SHK-Fachhandwerker zu einer Win-win-Situation aller Beteiligten beitragen.

Grundlage: das Lüftungskonzept

Für Neubauten verlangt die DIN 1946-6, ein Lüftungskonzept zu erstellen. Bei Renovierungen von Mehrfamilienhäusern ist ein solches Konzept notwendig, wenn ein Drittel der Fensterfläche ausgetauscht wird. Wichtigster Ansatzpunkt hierbei ist: Wie lassen sich die vier in der DIN 1946-6 definierten Lüftungsszenarien unter Berücksichtigung der Leckrate des Gebäudes, der spezifischen Windbelastung am Objektstandort und des zumutbaren Lüftungsverhaltens durch den Nutzer gewährleisten?

In den meisten Fällen ergibt die Analyse, dass eine maschinelle Unterstützung der Wohnungslüftung notwendig ist. Welche Bauart einer KWL-Anlage für das jeweilige Gebäude und die Einbausituation geeignet ist, muss sachkundig geplant werden. Hersteller von KWL-Anlagen unterstützen mit einer objektbezogenen Darstellung der unterschiedlichen technischen Optionen dabei das Fachhandwerk. Eine solche detaillierte Vorplanung führt zur optimalen Wirtschaftlichkeit beim Invest und den Betriebskosten. So ist beispielsweise für eine kostengünstige Wartung, aber auch für den Erhalt von Funktion und Hygiene der KWL-Anlage die optimale Auslegung von Kanalnetzen und die Rohrwahl entscheidend.

Teil der Planung: Hygiene und Energieeffizienz

Generell gilt für Kanalnetze: Einige wenige kurze Rohrabschnitte mit größerem Durchmesser sind besser als viele lange Leitungsstrecken mit kleinem Durchmesser. Kanalsysteme mit kurzen Strecken und ausreichend bemessenen Rohrweiten lassen sich zum einen besser reinigen und tragen zum anderen auch zu mehr Komfort und weniger Energieverbrauch bei. Denn ein großer Leitungsquerschnitt mit einer kurzen Distanz zwischen KWL-Anlage und Auslass macht geringere Luftgeschwindigkeiten erforderlich, die automatisch mit einer reduzierten Energieaufnahmeleistung des Ventilators einhergehen und dadurch auch weniger Schallentwicklung aufweisen.

Großen Einfluss auf die Reinigungsaufwendungen im laufenden Betrieb hat die Auswahl der Lüftungsleitung an sich. Glattwandige Rohre, möglichst ohne Ecken und mit großem Durchmesser, sind zu bevorzugen, denn Verunreinigungen haben dort weniger Punkte, an denen sie sich festsetzen können.

Hürden für eine spätere Reinigung des Kanalnetzes können auch bei der Montage unbedacht eingebaut werden: Häufig kommt es vor, dass Verzweigungen dort platziert werden, wo sie später nicht mehr zugänglich sind. Solche Knotenpunkte sind jedoch herstellerseitig mit Revisionsöffnungen ausgestattet, damit Leitungen leicht abschnittsweise zu säubern sind. Die Position von Verteilern sollte also nicht erst bei der Ausführung vor Ort entschieden, sondern schon im Voraus festgelegt werden.

KWL-Anlagentechnik: gesundheitsfördernd

Ein oft gehörter Vorbehalt vorweggenommen: Die kontrollierte Wohnraumlüftung stellt kein gesundheitliches Risiko durch die Verbreitung von Keimen dar. Ganz im Gegenteil: KWL-Anlagen gewährleisten durch den kontinuierlichen Luftwechsel den Abtransport von Keimen sowie von zu hoher Feuchtigkeit, die Schimmelbildung in Räumen begünstigen würde.

Die für Wohnungen typische KWL wird mit trockenen Anlagen realisiert. Da mit solchen Geräten in der Regel nicht aktiv gekühlt, sondern lediglich der Luftaustausch sichergestellt wird, fällt in der Zuluft kein Kondensat an. Das reduziert das Risiko verkeimter Raumluft praktisch auf null, denn Feuchtigkeit ist die Grundvoraussetzung für die Bildung von Nährböden, auf denen beispielsweise Schimmelpilze gedeihen.

Kondensat aus der Abluft ist gesundheitlich unkritisch. Es wird je nach Anlagentyp sogar zur Befeuchtung trockener Zuluft im Winter genutzt oder andernfalls aus dem Gerät abgeleitet. Sammelt sich aufgrund einer Funktionsstörung Kondensat im Gerät, wird dadurch aber keinesfalls die Zuluft kontaminiert, solange das Kondensat nach kurzer Zeit wieder austrocknet. Bleibt es über längere Zeit stehen, kann sich Schimmel bilden, der das Gerät auf längere Sicht schädigt. Eine einwandfreie Kondensatableitung der Abluftfeuchte sollte also bei jeder Wartung unbedingt mit geprüft werden.

Wartung und Reinigung: Was, wie und wie oft?

Informationen zu Wartungs- und Reinigungsintervallen sowie Inspektionspunkten finden sich in der Gerätedokumentation der Anlagenhersteller. Hinweise enthält auch die DIN 1946-6 im Kapitel 12 und den Anhängen D bis F. Weitere Anhaltspunkte liefert die Richtlinie VDI 6022, allerdings vornehmlich für groß dimensionierte Raumlufttechnische Anlagen (RLT), wie sie in öffentlichen und gewerblichen Gebäuden eingesetzt werden.

Global lassen sich die Empfehlungen zur Reinigung und Wartung so zusammenfassen:

  • <b>Inspektion:</b> Eine Inspektion der Anlage sollte jährlich erfolgen. So lassen sich Folgeschäden und hygienische Risiken vermeiden. Zu den Inspektionspunkten gehören die Funktionskontrolle, die Sauberkeit der Ansaugöffnung und die Trockenheit der Ansaugleitung. Darüber hinaus ist die einwandfreie Kondensatableitung auf der Abluftseite des Wärmeübertragers zu prüfen. Dient zur Wärmerückgewinnung ein Gegenstromtauscher, sollten die Flächen von Ablagerungen gesäubert werden, um den Wirkungsgrad zu erhalten. Kommt ein Rotationswärmeübertrager zum Einsatz, stellt die Luftströmung die Selbstreinigung sicher. Allerdings sollte dabei der Antrieb auf Funktion überprüft werden.
  • <b>Filterwechsel:</b> Ein- bis zweimal jährlich sollten die Filter der Anlage gewechselt werden. Das Reinigen von Filtern ist in der Regel nicht vorgesehen und hygienisch sehr bedenklich. Ist ein Filter nass oder feucht geworden, muss er umgehend ausgetauscht werden, da sich dort ein Nährboden für Schimmel oder andere Keime bildet. Darüber hinaus ist die Ursache für die Nässe herauszufinden.
  • <b>Filterwahl:</b> Je hochwertiger die Filter, umso weniger Staubablagerungen ergeben sich im Gerät und den Leitungen. Als optimal haben sich F7-Filter für die Zuluft und G4-Filter für die Abluft erwiesen. Hersteller erleichtern den regelmä&szlig;igen Wechsel der richtigen Filter durch ein sogenanntes Filterabo. Dabei werden Betreibern, Nutzern oder mit der Wartung beauftragten SHK-Fachhandwerkern in den vorgesehenen Intervallen automatisch die zum Anlagentyp passenden Filter zugesandt. So gerät der erforderliche Wechsel nicht in Vergessenheit.
  • <b>Leitungsreinigung:</b> Bei konsequentem Filterwechsel sind die Verunreinigungen in den Leitungen gering und fallen hygienisch praktisch nicht ins Gewicht. In der Regel ist es ausreichend, bedarfsgemä&szlig; nach einer optischen Kontrolle groben Schmutz raumseitig aus den Abluftkanälen abzusaugen. Der lagert sich üblicherweise bis 0,5 m hinter dem Ventil ab. Feinstaub wird mit dem Luftstrom abgeführt und gelangt in den Filter.

Qualifizierung für das Fachhandwerk

Für die Wartung und Reinigung von Lüftungsanlagen sollten sich Fachhandwerker am besten durch entsprechende Schulungen qualifizieren. Dazu zählt vor allem eine Hygieneschulung der Kategorie A nach VDI 6022, die insbesondere bei Arbeiten an größeren RLT-Anlagen eine Voraussetzung ist. Für kleinere KWL-Anlagen in Wohnungen genügt meistens jedoch ein Schulungsnachweis des Anlagenherstellers.

Die notwendige Fassadensanierung des vielfach alten Gebäudebestands von Mietobjekten in Deutschland besteht in der Regel in einer energetisch sinnvollen Dämmung. Spätestens dann ist auch eine kontrollierte Wohnungslüftung zu installieren, um ein unangenehmes Raumklima und Feuchteschäden zu verhindern. SHK-Handwerker sind allerdings nicht nur für die fachgerechte Installation von KWL-Anlagen verantwortlich, sondern auch, wenn es um die Wartung und den Hygieneerhalt geht – notwendige Arbeiten für eine gute Atmosphäre in der Wohnung und zwischen allen Beteiligten.

Info

Die vier Lüftungsformen nach DIN 1946-6

Die DIN 1946-6 definiert vier Lüftungsszenarien, die in Wohnungen gewährleistet sein müssen, um die Gesundheit der Bewohner, aber auch die Bausubstanz zu schützen. Sind diese Lüftungsstufen nicht über die vorhandene Luftinfiltration durch die Gebäudehülle und eine zumutbare Fensterlüftung durch die Nutzer sicherzustellen, ist eine maschinelle Unterstützung – eine kontrollierte Wohnungslüftung – erforderlich.

  • <b>Lüftung zum Feuchteschutz (FL):</b> Notwendige Lüftung zur Gewährleistung des Bautenschutzes (Feuchte) bei reduzierten Lasten z. B. während zeitweiliger längerer Abwesenheit der Nutzer oder Leerständen.
  • <b>Reduzierte Lüftung (RL): </b>Notwendige Lüftung zur Gewährleistung des hygienischen Mindeststandards (Schadstoffbelastung) und Bautenschutzes (Feuchte) bei zeitweiliger Abwesenheit des Nutzers.
  • <b>Nennlüftung (NL):</b> Notwendige Lüftung zur Gewährleistung der hygienischen und gesundheitlichen Erfordernisse bei Anwesenheit der Nutzer (Normalbetrieb); dies schlie&szlig;t den Bautenschutz (Feuchte) mit ein. (Hinweis: Hier ist auf jeden Fall die Mindestluftwechselrate nach EnEV 6 (2) zu beachten.)
  • <b>Intensivlüftung (IL):</b> Zeitweilig notwendige erhöhte Lüftung zum Abbau von Lastspitzen (Lastbetrieb).

Die Stufe FL muss unabhängig vom Nutzer funktionieren. Bei welchen weiteren Lüftungsstufen im Lüftungskonzept die aktive Fensterlüftung durch den Nutzer einberechnet wird und in welchem Umfang, sollte dokumentiert und insbesondere gegenüber Mietern kommuniziert werden.

Tipp

Diese Fragen begegnen Fachhandwerkernzu nachgerüsteten KWL-Anlagen

Allein aufgrund der gesetzlichen Rahmenbedingungen werden zunehmend KWL-Anlagen auch im Bestand nachzurüsten sein. Bei der Montage oder Wartung stellen Wohnungsnutzer Fachhandwerkern vielfach Fragen zur Hygiene und Gesundheit – die sich aber überzeugend beantworten lassen:

  • Steigt die Gefahr von Erkältungen aufgrund von Zugluft? &ndash; Nein, das wird nicht der Fall sein. Im Gegenteil: Wenn keine Lüftungsanlage installiert ist, muss per Durchzug gelüftet werden, damit in kurzer Zeit die Luft ausgetauscht wird. Eine Lüftungsanlage arbeitet aber ständig. So ist die Luftbewegung so gering, dass man sie nicht spürt. Au&szlig;erdem ist die Luft vorgewärmt. Das ist bei Fensterlüftung nicht der Fall.
  • Ist das denn hygienisch, wenn sich der ganze Staub in der Anlage festsetzt? &ndash; Die Anlage ist mit Filtern ausgestattet, die regelmä&szlig;ig ein- bis zweimal im Jahr gewechselt werden. Dabei wird auch kontrolliert, ob die Leitungen sauber sind. Der meiste Staub setzt sich allerdings direkt in den Filtern fest. Das funktioniert so ähnlich wie bei einer Lüftung im Auto und ist auch genauso hygienisch, wenn die Inspektionsintervalle auch wirklich eingehalten werden.
  • Ist Frischluft durchs offene Fenster nicht gesünder? &ndash; Mit einer Lüftungsanlage wird die Luft im Raum deutlich frischer. Bei manueller Lüftung wäre es optimal, die Fenster alle zwei Stunden für etwa zehn Minuten weit zu öffnen &ndash; auch nachts. Das macht niemand. Deshalb wird die Raumluft durch Gerüche, Feuchtigkeit und sogar Keime angereichert. Durch die Lüftungsanlage wird diese schlechte Luft aber ständig abgeführt. Au&szlig;erdem erwärmt die abgesaugte Raumluft die zugeführte frische Luft von au&szlig;en nahezu wieder auf die Zimmertemperatur. So geht kaum kostbare Heizenergie verloren, denn die Wärmerückgewinnung liegt in der Regel bei 80 % oder höher. Besonders spürbar wird der Kostenvorteil, wenn man die Fenster zuvor oft in Kippstellung belassen hat.

Autor

Klaus Lang ist „Product Area Director Residential Ventilation” bei der Systemair GmbH in Boxberg-Windischbuch.E-Mail: info@systemair.de,Telefon: (0 79 30) 92 72 - 0,www.systemair.de