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Den Nachwuchs früh ansprechen und begeistern

Inhalt
  • Ein Mittel, um Kandidaten für einen Ausbildungsplatz zu bekommen, ist, sie zum Praktikum einzuladen. Das sagt mehr aus als eine Bewerbungsmappe.
  • Während der Ausbildung bietet es sich an, auf digitale Lernunterstützung zurückzugreifen. Wie zum Beispiel das Azubi-Lern-Tool.
  • Was, wenn die Abschlussprüfung in die Hose geht? Es gibt Möglichkeiten, um auch diese Arbeitskräfte im SHK-Handwerk zu halten.
  • Dieser Text über das Thema Ausbildung könnte mit Allgemeinplätzen beginnen. Mit solchen wie: „Handwerk hat goldenen Boden“ oder „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ oder „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“. Alle schon oft geschrieben, noch öfter ausgesprochen. Das würde aber dem Gewicht, das die Lehre zum Anlagenmechaniker SHK mittlerweile auf die Branchenwaage bringt, nicht annähernd entsprechen. Es ist unzutreffend, eine so vielschichtige und komplexe – und deshalb anspruchsvolle – Ausbildung mit altbackenen Umschreibungen in Verbindung zu bringen. Der Beruf ist auf die Zukunft ausgerichtet, auf die immerfort währenden Bedürfnisse der Menschen: sauberes Trinkwasser und ein wohltemperiertes Haus.

    Eher angebracht ist es, diesem Text ein klares Statement voranzustellen: Jede Person ist Gold wert, die den Weg ins SHK-Handwerk findet und dort ihre berufliche Erfüllung findet. Das Fundament dazu wird in der Regel über die Ausbildung zum Anlagenmechaniker SHK gelegt. In diesem Sommer werden schätzungsweise annähernd 15.000 junge Menschen ihre Lehre beginnen. Vermutlich durchbricht damit die Zahl der Auszubildenden insgesamt die Schallmauer von 40.000 Azubis, verteilt auf vier Lehrjahre. Das sind Werte, die in der Höhe letztmals rund um die Jahrtausendwende registriert wurden.

    Das ist ein Erfolg, er gründet auf harter Arbeit, guten Ideen und natürlich der gestiegenen gesellschaftspolitischen Bedeutung, angeheizt durch Faktoren wie Energiewende, Trinkwasserhygiene, Badmodernisierungen, Lüftung und Klima. All der Glanz sollte eine trübe Stelle jedoch nicht überdecken. Sie wird sichtbar, wenn man den etwa 15.000 Azubis in diesem Sommer die ca. 42.000 SHK-Handwerksbetriebe gegenüberstellt, die bundesweit aktiv sind: Da ginge noch viel mehr in Richtung Ausbildung!

    Anlagenmechaniker SHK: Dreieinhalb Jahre Lehrzeit sind eine gute Basis, um sein Können später auf besonderem Gebiet in der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik unter Beweis zu stellen.

    Bild: ZVSHK

    Anlagenmechaniker SHK: Dreieinhalb Jahre Lehrzeit sind eine gute Basis, um sein Können später auf besonderem Gebiet in der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik unter Beweis zu stellen.

    Mit Praktika und Präsentationen bei Schülern punkten

    Um sich als ausbildende Firma ins Gespräch zu bringen, bieten sich zwei eng beieinanderliegende Wege an. Der Kniff ist, junge Menschen frühzeitig mit dem SHK-Handwerk in Berührung zu bringen. Früh, das bedeutet: Am besten noch während der Schulzeit, lange bevor in der Abschlussklasse die Überlegung ansteht, welcher Berufsweg eingeschlagen werden soll.

    Weg Nr. 1: Rein in die Schulen! Es gibt Handwerksunternehmer, die nehmen sich die Zeit und stellen die SHK-Branche, den Ausbildungsberuf und letztlich auch ihren Betrieb in den umliegenden allgemeinbildenden Schulen vor. Je nach Aufwand kommen da einige Stunden, manchmal auch Tage zusammen, aber die Zeit ist gut investiert. Kontakt lässt sich meist ganz einfach über die Schulleitung herstellen, als Anknüpfungspunkt bietet sich an, quasi eine Orientierung bei der Berufswahl zu geben. Unternehmer wie Alfred Keller (aus Überlingen am Bodensee) beteiligen sich dabei an einem Netzwerk aus mehreren Gewerken, die gemeinsam das Handwerk vorstellen. Manche SHK-Innungen berufen für diesen Job auch einen Ausbildungsbeauftragten. Der Fachverband SHK Bayern arbeitet für genau diesen Schwerpunkt sogar mit einer Agentur zusammen, die das Handwerk professionell präsentiert.

    Weg Nr. 2: Praktikumsplätze anbieten! In den vergangenen Jahren hat kein Verfahren so viel Erfolg bei der Azubisuche eingefahren wie das Modell, Praktikumsplätze im Betrieb für Schüler anzubieten (gerne auch über das schulische Pflichtpraktikum hinaus). Beide Seiten lernen sich auf diese Art kennen, können gegenseitig erste Erwartungen abklopfen. Stehen die Vorzeichen auf „geeignet“, steht einer frühzeitigen Bindung wenig im Wege. Motor dieser Entwicklung ist die Nachwuchswerbung „Zeit zu starten“ (www.zeitzustarten.de). Die vom Zentralverband SHK initiierte und von der Berufsorganisation getragene Initiative treibt kampagnengleich das Image der Ausbildungsberufe in der SHK-Branche voran und wirbt massiv für Betriebspraktika. Sie stellt Werbe- und andere Hilfsmittel, um Betriebe ins rechte Licht zu rücken. Auch und gerade bei Schülerinnen und Schülern.

    Wir müssen den an der Gesellenprüfung gescheiterten jungen Menschen eine Alternative bieten, um sie in der Branche zu halten!

    Erich Schulz junior, SHK-Unternehmer und LIM Bayern

    Bild: XXX

    Digitale Lernunterstützung während des Ausbildungszeit

    Das liest sich alles gut. Aber es reicht ja nicht, nur die angebotenen Ausbildungsplätze adäquat zu besetzen. Wichtig ist, dass die jungen Menschen durch die dreieinhalb Jahre gut geführt werden, Wissen aufbauen und sich Fertigkeiten aneignen. Ergänzend zu den internen Abläufen während der Ausbildung, zur Berufsschule und zu den ÜBAs (überbetrieblichen Ausbildungen) haben sich im SHK-Handwerk einige Konzepte etabliert. Konzepte, die dabei unterstützen, die Breite und Tiefe des Anlagenmechanikers SHK besser abzubilden. Zu nennen wäre da zum Beispiel das elektronisch unterstützte Lernen mittels Videoclips. Martin Sommer von www.e-leraning-plus.de greift das Thema auf, zugeschnitten auf die Bedürfnisse der SHK-Branche. Um den Lernerfolg zu erhöhen, ergänzen interaktive Elemente die Videos– wie das Beantworten von Fragen. Letztlich kann auf diese Art sogar der Lernfortschritt erfasst werden.

    Mit Blick auf die Qualität der Ausbildung hat sich ein weiteres digitales Angebot etabliert, um Unterstützung zu bieten. Die Rede ist vom Azubi-Lern-Tool. Die App ist ein Werkzeug zur Überprüfung des Wissensstandes rund um den Anlagenmechaniker SHK. Von den Grundlagen bis hin zum Stoff der Gesellenprüfung deckt die App das vielfältige Spektrum ab. Mehr als 5000 hinterlegte Fragen orientieren sich an den 15 Lernfeldern, die in der Berufsschule Schritt für Schritt vermittelt werden. Für Updates und Erweiterungen sorgt ein Expertengremium des Anbieters, des Fachverbandes SHK Nordrhein-Westfalen.

    Was ist mit Azubis ohne Abschluss und Quereinsteigern?

    Bliebe noch die Frage zu klären: Was geschieht nach der Abschlussprüfung? Vor allem mit denjenigen, die nicht bestanden haben? Es ist ja dennoch davon auszugehen, dass auch bei ihnen nach der Lehrzeit einiges an Wissen und Fertigkeiten vorhanden ist. „Wir müssen den an der Gesellenprüfung gescheiterten jungen Menschen eine Alternative bieten, um sie in der Branche zu halten!“, sagt zum Beispiel Erich Schulz junior, SHK-Unternehmer aus Augsburg und Landesinnungsmeister in Bayern. Aktuell stellt sich das so dar, dass betreffende Personen ein Schreiben erhalten, welches ihnen immerhin die absolvierte Ausbildungszeit bestätigt. Das ist nicht viel, aber es ist doch mehr, als gar nix in der Hand zu haben. Auch sehen die Tarifverträge innerhalb der Berufsorganisation auf Ebene der Landesfachverbände eine Eingruppierung dieser Klientel vor. Damit keiner verloren geht.

    Was die Öffnung der Ausbildungslandschaft für Quereinsteiger betrifft, lohnt sich der Blick nach Berlin. Dort wird ein Modell mit der Bezeichnung „Vom Helfer zum Gesellen“ angeboten. Es ermöglicht den Aufstieg und die Qualifizierung zum Anlagenmechaniker SHK in zwei Ausbildungsjahren – unter bestimmten Voraussetzungen (www.shk-berlin.de). Es wird in der Bundeshauptstadt als eine Möglichkeit angesehen, dem Fachkräftemangel auf diesem ungewöhnlichen Weg etwas entgegenzusetzen. Neben der klassischen Ausbildung junger Menschen, versteht sich.

    Das Azubi-Lern-Tool ist ein digitales Werkzeug zur Überprüfung des Wissensstandes rund um den Anlagenmechaniker SHK.

    Bild: FV SHK NRW

    Das Azubi-Lern-Tool ist ein digitales Werkzeug zur Überprüfung des Wissensstandes rund um den Anlagenmechaniker SHK.
    In Berlin wird ein Modell mit der Bezeichnung „Vom Helfer zum Gesellen“ angeboten. Es ermöglicht den Aufstieg und die Qualifizierung zum Anlagenmechaniker SHK in zwei Ausbildungsjahren.

    Bild: photo 5000 - stock.adobe.com

    In Berlin wird ein Modell mit der Bezeichnung „Vom Helfer zum Gesellen“ angeboten. Es ermöglicht den Aufstieg und die Qualifizierung zum Anlagenmechaniker SHK in zwei Ausbildungsjahren.

    SHK-Handwerk: Mit Kampagnen Nachwuchs gewinnen

    Die Nachwuchsinitiative „Zeit zu starten“ des ZVSHK will mit Kampagnen, unter anderem in den sozialen Medien, junge Menschen für die Ausbildung im SHK-Handwerk begeistern. „Das SHK-Handwerk ist ein unverzichtbarer Partner, wenn es um die Erreichung von Zielen der Klimaneutralität seitens der Bundesregierung und seitens der Gesellschaft geht. Nachhaltigkeit, erneuerbare Energien, aber auch Raumlufthygiene und Barrierefreiheit sind Themen, die unsere Gesellschaft bewegen und in denen junge Menschen viel bewegen können. Deshalb wollen wir sie von einer spannenden und gleichzeitig sicheren Karriere im SHK-Handwerk begeistern!“, sagt Helmut Bramann, Hauptgeschäftsführer des ZVSHK. Die Initiative umfasst die vier Ausbildungsberufe des SHK-Handwerks: SHK-Anlagenmechaniker/-in, Behälte- und Apparatebauer/-in, Klempner/-in und Ofen- und Luftheizungsbauer/-in.

    www.zeitzustarten.de

    Bild: ZVSHK

    Autor

    Dennis Jäger
    ist Chefredakteur der SBZ.

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