Robert Habeck und die Coronapandemie sind schuld daran, dass so wenig Badaufträge vergeben werden. Diese steile These zu begründen fällt leicht. Die Ausgangslage im Jahr 2024 ist da ziemlich eindeutig. Es werden zu wenig Bäder in Deutschland gebaut. Weniger, als das Handwerk gewohnt ist; deutlich weniger, als die SHK-Industrie erwartet hat – allen voran die Bereiche vor der Wand: Sanitärarmaturen, Keramik, Wannen, Badmöbel. Die Hersteller haben einen starken Umsatzrückgang zu bewältigen, prozentual betrachtet mitunter zweistellig. Etwas einfacher formuliert: Das Badgeschäft erlebt eine herbe Flaute.
Eine Ursache dafür ist in der Corona-Hochphase zu finden. Zu jener Zeit investierten Eigenheimbesitzer verstärkt ins Aufhübschen der eigenen vier Wände. Das betraf auch Bäder. Die Entscheidung für eine Modernisierung wurde unter den damaligen Umständen deutlich leichter getroffen. Außerdem kamen auch schon Bäder an die Reihe, die dem Alter nach noch gar nicht im nächsten Modernisierungszyklus angelangt waren. Kurzum: Die Aufträge, die in den Coronajahren vermehrt vergeben wurden, fehlen heute.
Dieser Umstand alleine wäre vermutlich gut zu verkraften gewesen, wäre im allgemeinen Branchenrauschen untergegangen. Nur leider lief es nach Corona nicht weiter wie gewohnt. Der Wille der aktuellen Bundesregierung, Deutschland endlich in allen Bereichen klimaneutral aufzustellen, brachte die SHK-Branche ordentlich durcheinander. Plötzlich lagen Aufmerksamkeit und tatsächliche Tätigkeitsschwerpunkte auf den Erneuerbaren Energien, allen voran der Wärmepumpe. Heizung erhielt ein deutliches Übergewicht. Beim Handwerk, aber auch bei den Verbrauchern. Das Vorgehen des von Robert Habeck geführten Wirtschaftsministeriums glich dabei vor allem in den Anfangsmonaten der Methode „Holzhammer“. Auch die Kommunikation der an sich guten Absicht, den Gebäudebestand endlich auf weniger klimaschädliche Beheizung umzustellen, ging des Öfteren gehörig schief. Am Ende standen – und stehen immer noch – verunsicherte Verbraucher, die nicht abschätzen können, wann oder wie und ob überhaupt sie in eine neue (teure) Heizung investieren müssen. Also halten sie ihr Geld beisammen. Dazu kommt: Eine schwer einzuschätzende weltpolitische Lage, Krieg in Europa und wirtschaftlich eher trübe Aussichten in Deutschland verstärken die Unsicherheit noch. Eine Badmodernisierung landet da bei vielen nicht mehr an erster Stelle auf der Wunschliste. Auch nicht auf der zweiten oder dritten Position.
Genauso wenig wie übrigens der Kauf einer Wärmepumpe, aber in diesem Artikel soll es ja nur ums Bad gehen. Wütend allerdings macht eine Aussage von Robert Habeck. In einem Beitrag auf Focus Online vom 2. Juli 2024 wird er zitiert: „Die Debatte um das Gebäudeenergiegesetz, also wie heizen wir in Zukunft, war ja auch ehrlicherweise ein Test, wie weit die Gesellschaft bereit ist, Klimaschutz – wenn er konkret wird – zu tragen.“ Dieser „Test“ unter realen Bedingungen hat, so kann man es mit Blick auf die Lage im Bad- und Heizungsbereich schonungslos sagen, eine ganze Branche lahmgelegt. Es kommen zunehmend weniger Aufträge beim Handwerk an.
So bewertet Michael Hilpert, Präsident des ZVSHK, die aktuelle Situation: „Es ist realistisch, dass das Badgeschäft wieder anzieht. Aber euphorische Luftsprünge bleiben bei mir und meinen Kollegen noch aus. Wir stellen einen Aufwärtstrend bei Teilmodernisierung fest, es gibt dahingehend mehr Aufträge. Die Komplettmodernisierung schwächelt dagegen noch.“ Einen ähnlichen Tenor schlägt der Badexperte André Höbing an (deincreativlab.de): „Die Nachfrage nach Badrenovierungen und auch nach Teilbadsanierungen steigt wieder. Viele Teilnehmer in unseren Seminaren bestätigen, dass wieder mehr Endkunden in die Ausstellungen kommen. Man muss aber auch dazu sagen, dass die Vorlaufzeiten und Anzahl an Anfragen nach wie vor weit weg sind von der Hochphase der Jahre 2020 und 2021. Wir nähern uns wieder einem Normalniveau wie vor der Corona-Zeit.“
Damit spätestens ab 2025 wieder mehr und lukrativere Aufträge ins Haus stehen, können jetzt die Weichen gestellt werden. Dazu bieten sich drei Hebel an: in Werbung investieren; Abläufe optimieren; Beratung und Angebot strukturieren.
In Werbung investieren
Ein wichtiger Punkt dafür ist: endlich wieder verstärkt Endkundenwerbung zu betreiben. Die Zeiten, in denen potenzielle Kunden beim Fachhandwerk Schlange standen, weil sie sich für ein tolles neues Bad interessierten, sind passé. Gute Werbung, gedruckt und digital, für tolle Bäder aus der SHK-Fachschiene sollte und muss jetzt wieder anrollen. Sonst ziehen Baumärkte und Onlinehandel zunehmend Kunden ab, die sich dann im „do it yourself“ probieren, statt Fachleute ranzulassen.
Um dieses Jahr noch ein Ausrufezeichen zu setzen, empfiehlt sich der „Tag des Bades 2024“. Es handelt sich um eine branchenweite Veranstaltung, bei der es u. a. gutes Werbematerial gibt, um gezielt Aufmerksamkeit bei Endkunden zu erzeugen. Am 21. September 2024 ist es wieder so weit: Die bundesweite Promotion-Aktion der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS) lädt zum Besuch der Badstudios des SHK-Handwerks und der Ausstellungen des Großhandels ein. Die VDS sorgt für entsprechendes Rauschen im medialen Blätterwald. Mehr Infos und Werbematerial unter: www.sanitaerwirtschaft.de/tag-des-bades-2024.
Abläufe optimieren
Ein weiterer Punkt, um auch künftig noch wirtschaftlich erfolgreich im Badgeschäft unterwegs zu sein, betrifft die Installationsgeschwindigkeit. Die Zeit, in der ein Bad gebaut wird, muss sich verringern. Zum einen, um die Kosten zu senken. Aber auch, um den Aufenthalt bei Auftraggebern vor Ort zu reduzieren. So lassen sich eher potenzielle Kunden vom „do it yourself“ abhalten.
Möglichkeiten dazu gibt es schon. Die Vorfertigung von Installationswänden wäre so ein Thema, wie es z. B. Geberit und Tece anbieten. Aber auch kleine Montagevereinfachungen vor Ort können schon helfen, wie etwa das vormontierte Duschmodul von Grohe.
Beratung und Angebot strukturieren
Es kann sich auszahlen, sich jetzt mit den Angeboten zu beschäftigen und die eigenen Arbeitsabläufe im Betrieb zu hinterfragen bzw. neu aufzustellen. Das betrifft nicht nur die Montage auf der Baustelle. Im Raum steht auch die Frage: Wie viel Zeit darf denn ein Badprojekt in Anspruch nehmen – gerade in der Beratungs- und Angebotsphase? Und an welchem Punkt und aus welchen Gründen unterschreibt der Kunde den Auftrag? Gerade an diesen Punkten gibt es noch Möglichkeiten, Betriebe zu optimieren. So kann es ziemlich erleichternd sein, bereits im ersten Gespräch die Budgetvorstellung abzufragen. Damit Gesprächsinhalte und die späteren Entwürfe auch zu den Preisen passen, die sich Kunden vorstellen.
Wie es da im Detail aussieht, weiß der SHK-Marktforscher Hans-Arno Kloep (Querschiesser): „Drei Viertel aller Bäder werden intensiv beraten, ca. ein Fünftel wird eher nicht beraten. Grundsätzlich haben wir aber festgestellt, je mehr Bäder ein Betrieb macht, desto besser ist die Beratung.“
Klar ist, das Fachhandwerk muss wieder zeigen, was es im Bad zu leisten im Stande ist. André Höbing: „Sehr deutlich wird, dass Endkunden mutiger sind als noch vor einigen Jahren. Sie müssen aber durch gute Badplaner geführt werden, dann sind sie bereit, über Farbe und Tapete im Bad nachzudenken. Badgestaltungen, wie sie vor einigen Jahren nur in Hochglanzmagazinen und Herstellerkatalogen zu finden waren, werden mittlerweile auch in den klassichen 6 bis 9 m² großen Bädern realisiert.“
Außerdem ist es unverzichtbar, gerade in den ersten Momenten des Kontaktes mit potenziellen Kunden, sich unverwechselbar zu machen. Im besten Sinne merkwürdig zu bleiben, wie es André Höbing gerne formuliert. Das Besondere muss ja nichts Großes sein, aber ein kleiner „Haken“, der hängen bleibt, etwa ausgefallene Beleuchtung und besondere Farbgestaltungen, sorgen dafür, dass Kunden viel eher und auch lieber wieder in der Fachschiene – beim Fachhandwerk – Bäder ordern. Das schmälert auch die Unsicherheit.